Dienstleistungsökonomie und E-Business Stefanie Eberhardt

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1 Lehre 13 Dienstleistungsökonomie und E-Business Stefanie Eberhardt Im Wintersemester 2003/04 wurde erstmals die Veranstaltung Dienstleistungsökonomie und E-Business als A-BWL Vorlesung im Hauptstudium von den Lehrstühlen für Versicherungsbetriebslehre und Wirtschaftsinformatik angeboten, die die Veranstaltung Dienstleistungs- und Internetökonomie von Professor Schulenburg und Professor Wiedmann ersetzt hat. Auch in diesem Semester wurden zur Vermittlung der theoretischen Lehrinhalte der Dienstleistungsökonomie zahlreiche Bezugspunkte aus der Versicherungswirtschaft und dem Bereich der Sozialversicherung aufgegriffen. Ein besonderer Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf dem Thema Dienstleistungsqualität und hierbei insbesondere auf der Fragestellung, welche Ansatzpunkte ein Unternehmen zur Gestaltung der vom Kunden wahrgenommenen Qualität der angebotenen Dienstleistung hat, um eine hohe Kundenbindung zu erreichen. Dienstleistungsnetzwerke bildeten einen weiteren Schwerpunkt innerhalb der Vorlesung. Ein Anwendungsfeld aus dem Bereich der Sozialversicherung, in dem die Ausgestaltung von Dienstleistungsnetzwerken praktische Relevanz besitzt, ist die nach dem Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG) mit dem 140 SGB V stärker herausgestellte Möglichkeit der integrierten Versorgung. Ein besonders gelungener Abschluss der Veranstaltungsreihe zur Dienstleistungsökonomie war der Praxisvortag von Dr. Robert Pohlhausen am 28. Januar Mit dem Thema Strategische Herausforderungen an einen großen öffentlichrechtlichen Versicherer, die VGH Versicherungen wurde der praktische Bezug der in der Vorlesung behandelten Aspekte sehr gut verdeutlicht. Dr. Robert Pohlhausen Vorstandsvorsitzender der VGH Versicherungsgruppe Hannover

2 14 Lehre Zukunftsfragen der Gesellschaft Christoph Vauth Das schon traditionelle Universitätsseminar fand im Jahr 2003 im Haus am Steinberg in Goslar statt. Oberthema des von der Karl Heinz Nixdorf Stiftung sowie der Hanns Martin Schleyer Stiftung geförderten Seminars waren die Zukunftsfragen der Gesellschaft: Die Absicherung des Risikos, krank zu werden hat die Diskussion zur Pflegeversicherung eine besondere Aktualität erlangt. Prof. Dr. B. Raffelhüschen, Universität Freiburg / Breisgau, Mitglied der Rürup-Kommission Der erste Tag begann mit einem Einblick in die Überlegungen der Rürup-Kommission durch Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg im Breisgau. Er stellte in seinem Referat insbesondere die demographische Entwicklung sowie die intergenerative Gerechtigkeit anhand von Generationenbilanzen in den Vordergrund. Ein besonderes Dilemma sah Prof. Raffelhüschen in der Pflegeversicherung. Diese sei nicht mehr zu reformieren und sollte daher durch staatliche Fürsorgeleistungen ersetzt werden. Aus Sicht vom Februar An diesen Expertenvortrag schlossen sich studentische Referate zu den Themen Risikoselektion in der Krankenversicherung, Die Rolle von Kommissionen in der Steuerung der Gesundheitsversorgung sowie Patientenführung und Prozessmanagement von Patientenkarrieren an. Im Anschluss an das Frühstück begann der zweite Tag mit weiteren studentischen Referaten. Der Themenbogen reichte von der Frage der Zukunft der Finanzierung der Krankenhäuser über Empirische Erfahrungen, Anbieter bzw. Versichertenverhalten zu steuern bis hin zur Frage nach der Zukunft der privaten Krankenversicherung. Anhand der sehr intensiven Diskussionen zeigte sich, dass die Studenten vielfach über ihr selbst bearbeitetes Themengebiet hinaus interessiert und informiert waren.

3 Lehre 15 Der Nachmittag des zweiten Tages war der Exkursion vorbehalten. Zunächst einmal ging es zum Weltkulturerbe Bergbaumuseum Mit seinem Reichtum von fast 30 Millionen Tonnen Erz hat der Rammelsberg die Geschichte und Entwicklung der Stadt Goslar Rammelsberg. Das Erzbergwerk geprägt. Der Silberreichtum des Rammels- Rammelsberg ist als einziges Bergwerk der Welt kontinuierlich über 1000 Jahre in Betrieb gewesen. Zusammen mit der mittelalterlichen Altstadt Goslars und ihrer Kaiserpfalz wurde es 1992 in die Liste Weltkulturerbe der UNESCO eingetragen. berges war Anfang des 11. Jahrhunderts Auslöser für die Gründung der Pfalz durch Kaiser Heinrich II.; im Jahre 1009 fand die erste Reichsversammlung in Goslar statt. Goslar war Residenzstadt deutscher Könige und Kaiser bis Durch den Metallhandel hatte die Stadt Goslar eine bedeutende Stellung innerhalb der Hanse eingenommen. Weltkulturerbe Rammelsberg Zehn Jahrhunderte Bergbaugeschichte dokumentiert der 1988 stillgelegte Rammelsberg mit seinem großen Bestand an Bergbaudenkmälern: die Abraumhalden (10. Jh.), der Rathstiefste Stollen (einer der ältesten und besterhaltenen Stollen des deutschen Bergbaus, 12. Jh.), das Feuergezähe Gewölbe (ältester gemauerter Grubenraum Europas, 13. Jh.), der Maltermeisterturm (das älteste Tagesgebäude des deutschen Bergbaus, 15. Jh.), der Roeder-Stollen (18./19. Jh.) mit zwei originalen Wasserrädern und den Übergangsanlagen aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Torbogen in Goslars historischer Altstadt Anschließend ging es in die historische Altstadt von Goslar, die ebenfalls als Weltkulturerbe der UNESCO geführt wird. Neben der Kaiserpfalz beeindruckten die vielen weiteren Sehenswürdigkeiten: Marktplatz, Rathaus mit Huldigungssaal sowie die kaum zu zählenden Fachwerkhäuser mit ihren imposanten Torbögen. Der Freitagmorgen wurde durch einen Vortrag von Jörg Niemann, Leiter der VdAK Landesvertretung Niedersachen, zum The-

4 16 Lehre Thema Die Gesundheitsreform aus Sicht aktuelle Debatte zum Gesundheitssystem des VdAK eröffnet. Aus Sicht des VdAK ist aus dieser Perspektive mit dem Dilemma behaftet, nie alle drei Ziele gleichzeitig fehle es auch dieser Reform an den notwendigen strukturellen Veränderungen. So vollständig erfüllen zu können. Die Frage sei das Ziel eines echten Kassenwettbewerbs nach wie vor noch unerreicht. Gera- dieses Zielkonfliktes aussehen könnte. ist also, wie ein akzeptabler Kompromiss de Betriebskrankenkassen nutzen die sich bietenden Möglichkeiten der Risikoselektion aus. suchte die Frage Was wissen wir von den Das letzte Thema des Seminars unter- ökonomischen Aspekten der Prävention? Auch dieses Thema hat vor dem Hintergrund der aktuellen gesundheitspolitischen Debatte eine besondere Würze. Insbesondere, da der nahe liegende Schluss: Prävention zahlt sich immer aus aus rein ö- konomischer Perspektive so nicht immer bestätigt werden kann. Prof. Dr. J.-M. Graf von der Schulenburg mit Herrn J. Niemann, Leiter der VdAK Landesvertretung Niedersachsen Nach der intensiven Diskussion der Standpunkte des VdAK wurde der Vormittag mit dem letzten Durchgang der studentischen Vorträge weitergeführt. Das Thema Internationales Benchmarking: Ansätze, Erkenntnisse, Probleme stellte die neuesten Ergebnisse internationaler Studien vor. Interessantes Ergebnis: Deutschland gibt überdurchschnittlich viel Geld für sein Gesundheitssystem aus, bei relativ unterdurchschnittlichen Ergebnissen. Als Fazit kann auch für dieses externe Seminar festgestellt werden, dass die Exkursionen mit den Studenten jedes Jahr aufs Neue ein besonderes Highlight im Lehrkanon des Instituts darstellen. Die Vorträge der Studenten und insbesondere die Diskussionen mit den externen Wissenschaftlern und Referenten tragen dazu bei, Interesse an einer gezielten themenspezifischen wissenschaftlichen Auseinandersetzung und an der politischen Diskussion zu wecken. Der nächste studentische Referent stellte Ansätze zur Lösung des Zieldreiecks Freiheit - Gleichheit - Sicherheit vor. Die

5 Lehre 17 Spartenseminar Michael Blanke, Christa Claes Das Spartenseminar ist ein Klassiker am Institut für Versicherungsbetriebslehre. Jedes Jahr im Wintersemester erstellen Vertiefungsfachstudenten innerhalb von acht Wochen eine schriftliche Prüfungsleistung zu ausgewählten Themen. Im Wintersemester 2003/04 wurde von den Betreuern Dipl.-Ök. Michael Blanke und Dipl.-Ök. Christa Claes die Auswahlliste mit aktuellen Themen der Sachversicherung bestückt: Alternativer Risikotransfer in der Rückversicherung Deckung von Terror-Risiken Micro-Insurance Lebensversicherungen im Strudel der Wirtschaftskrise Riester-Rente Top oder Flop Implikationen der Abschaffung der Privaten Krankenversicherung Lösegeld-/Erpressungsversicherung und ihre Besonderheiten Schadenmanagement bei Haftpflichtversicherungen Gebäudeversicherung in Risikogebieten D&O-Versicherung Zur Vervollständigung der Seminarleistung erbringen die Studenten zwei weitere eigenständige Teilleistungen. Die zweite Prüfungsleistung ist in Form eines Referats zu erbringen. Hierzu erhalten die Kandidaten Minuten Zeit, ihr Thema vor einem kritischen Publikum aus Kommilitonen und Dozenten zu präsentieren. Die schriftliche Prüfungsleistung geht mit 50 % und das Referat mit 25 % in die Bewertung eingeht. Die dritte Leistung bestand bis dato aus einer 60-minütigen Klausur. Da die Diplomprüfungsordnung für Seminarleistungen auch andere Leistungen anerkennt, wurde von Seiten des Instituts ein zehnminütiges Ko-Referat eingeführt. Die Erstellung eines Ko-Referats zu einer wissenschaftlichen Arbeit stellt einen wichtigen Bestandteil der kritischen, qualifizierten Auseinandersetzung mit den vorgestellten Inhalten wissenschaftlicher Arbeiten dar und dient als Anregung zur Diskussion. Die Aufgabe der Ko-Referenten besteht nicht darin, die Arbeit zusammenzufassen, sondern diese vor dem Hintergrund der zugrunde liegenden Literatur kritisch zu kommentieren und mit eigenen Thesen zu konfrontieren, um dann die eigene Position zu entwickeln. Der Ko- Referent kann einen Vorschlag erarbeiten, worüber anschließend diskutiert werden soll, um auf diese Weise den Einstieg in die Diskussion zu eröffnen. Nach dem Ko- Referat hat zunächst der Referent die Gelegenheit, sich kurz zu der Kritik zu äußern. Im Rahmen des Spartenseminars wurde diese Aufgabe von den Vertiefungsfachstudenten sehr gut bewältigt, so dass wir dieses Verfahren auch für künftige Seminarveranstaltungen empfehlen können.