Einmal Tuberkulose mit allem
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- Fabian Burgstaller
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Einmal Tuberkulose mit allem Drum und Dranansteckende Lungentuberkulose bei einer Lehramtsstudentin Silke Reimann, Gesundheitsamt Leipzig
2 So fing es an (Freitagnachmittag): Anruf einer Hausarztpraxis Junge Frau ( geb. 1994) mit Husten sei zum Röntgen geschickt worden; radiologische Praxis habe in Absprache mit Hausarzt bei pathologischem Befund sofort Thorax-CT nachgeschoben Dringender Verdacht auf Lungentuberkulose Weitere ambulante Diagnostik? Sofortige stationäre Einweisung empfohlen!
3 Nach dem Wochenende : telefonische Vorabinformation durch Klinik Sputum: mikroskopisch positiv +++ (PCR positiv) Therapie bereits eingeleitet Quelle: MiQ 5/2010 (2. Auflage)
4 Thorax in 2 Ebenen
5 Anamnese Seit Anfang 12/2014 Husten mit gelblichem Auswurf, Leistungsknick, kein Gewichtsverlust, aktuell Nachtschweiß Auslandsaufenthalt: lediglich 1 Woche Badeurlaub Tunesien Großvater, zu dem enge Kontakte bestanden, ist 2009 an Tbk verstorben! Damals über externes GA untersucht worden ( : THT 5mm; : Thorax-Rö. regelrecht) Hauptwohnsitz: Leipzig studiert hier Lehramt Grundschule Lebt in einer WG mit häufig wechselnden Bewohnern Hält sich häufig am Heimatwohnsitz bei Eltern und Freund auf
6 eine fleißige Studentin! Besuchte regelmäßig alle Vorlesungen und drei Seminare Seit 10/2014 Praktikum 1x wö. für jeweils 90 min in einer 3. Klasse (LRS- Klasse: 7 Schüler) Unterrichtete seit 10/2014 1x wö. für jeweils 45 min in einem Kindergarten Englisch (Teilnahme von 5 Kindern) Unterrichtete seit 01/2015 1x wö. für jeweils 45 min außerhalb der Unterrichtszeit an einer Grundschule Englisch (Kurs 1: 8 Teilnehmer; Kurs 2: 7 Teilnehmer) Begleitete eine Klassenfahrt/ Schüleraustausch vom nach Frankreich (Teilnehmer: 20 Kinder und 3 Betreuer)
7 UU für Kindergartenkinder Quelle: Diel R et al. Neue Empfehlungen für die Umgebungsuntersuchungen bei Tuberkulose Pneumologie
8 UU für Kindergartenkinder 5 Kinder zwischen 5 und 6 Jahren Relativ enge Kontakt, bei Sprechübungen erhöhtes Risiko für Tröpfcheninfektion 5x kurzfristige persönliche Gespräche mit den Eltern, Aushändigung der Unterlagen für Kinderarzt/ Ambulanz Universitätsklinik 3 Kinder erhielten über 3 Monate eine INH- Prophylaxe 2 Kinder erhielten keine INH-Prophylaxe: Mutter eines Kindes war selbst Ärztin; wurde durch niedergelassenen Pneumologen restriktiv beraten; Kind erhielt aber initial Thorax-Rö. und IGRA; nach drei Monaten erneut IGRA (jeweils negativ) Mutter des anderen Kindes lehnte ebenfalls Prophylaxe ab; Kind erhielt initial Thorax-Rö. und THT; Nachtestung THT nach mehreren Mahnungen über Gesundheitsamt negativ
9 UU für größere Kinder (5 bis < 15 Jahre) Quelle: Diel R et al. Neue Empfehlungen für die Umgebungsuntersuchungen bei Tuberkulose Pneumologie
10 UU für größere Kinder (5 bis < 15 Jahre) UU fakultatives Englisch an Grundschule Insgesamt 15 Kinder (im Alter von 7 Jahren) Kurs lief erst ab 01/15 (!); pro Kind max. 4 Unterrichtseinheiten á 45 Minuten Erschwerend: Sachsen hat zwei Wochen Winterferien ---> alle Kinder erhielten 04/15 einen THT, der jeweils negativ ausfiel UU Grundschule / Klasse mit LRS Insgesamt 7 Kinder (im Alter von 10 Jahren) Unterricht seit 10/14 1x wö. für 90 Minuten 7x kurzfristige persönliche Gespräche mit den Eltern, Aushändigung der Unterlagen für Kinderarzt/ Ambulanz Universitätsklinik 6 Kinder erhielten über 3 Monate eine INH-Prophylaxe 1 Kind mit psychischen Auffälligkeiten wurde zweimalig untersucht (Rö. und THT)
11 UU für Kontaktpersonen ab 15 Jahren Quelle: Diel R et al. Neue Empfehlungen für die Umgebungsuntersuchungen bei Tuberkulose Pneumologie
12 UU für Kontaktpersonen ab 15 Jahren Sofortiges Röntgen für ehemalige und aktuelle Mitbewohner der WG sowie für 6 enge Freundinnen (gleichzeitig Lehramtsstudentinnen) IGRA (QFT) für alle KP, einschl. der Kommilitonen (3 Seminargruppen), Lehrkräfte und ambulante Ärztin 4/2016, fiel jeweils negativ aus Studenten/innen insgesamt : 68 (davon 9 an zust. GA weitergemeldet) 1 WG-Mitbewohner: gesicherte LTBI (QFT: pos., 2,25 IU/ml; 3x Rö. mit regelrechtem Befund); hat sich bewusst gegen Prävention entschieden; letzte Kontrolle ausstehend
13 Externe UU Zuständiges Gesundheitsamt außerhalb Sofortiges Röntgen für Eltern und Freund 10jährige Schwester: Prophylaxe wurde abgelehnt; 2x THT und QFT jeweils negativ QFT für 7 Verwandte und 8 Freunde: jeweils negativ Busreise nach Frankreich: QFT für Busfahrer und 2 Erzieher jeweils negativ, 28 Kinder THT 2x negativ Länderübergreifende Untersuchung in Frankreich (deutsch-französischschweizerische Zusammenarbeit) Untersuchung von 26 Kindern, THT 2x negativ Untersuchung von 18 Betreuern (Lehrer, Begleiter des Schul-/ Bildungsvereins, Personal des kommunalen Jugendzentrums), vermutlich IGRA, jeweils negativ
14 Fazit der Untersuchungen Leipzig 102 Kontaktpersonen, davon 27 Kinder 9 von 12 Kindern erhielten eine INH-Prophylaxe 1 gesicherte LTBI bei WG-Mitbewohner Kein Nachweis einer Folgeerkrankung Externe UU 100 Kontaktpersonen, davon 55 Kinder Kein Nachweis einer LTBI oder Folgeerkrankung Insgesamt: 202 Kontaktpersonen, davon 82 Kinder
15 und die Studentin? Stationäre Behandlung über knapp 6 Wochen Kulturelle Bestätigung im Sputum nach 2 Wochen (+++); M. tuberculosis Volle Sensibilität im Resistogramm (INH/ RMP/ PZA/ EMB/ SM) Zum Entlassungszeitpunkt noch nicht vollständig debazilliert (mikroskopisch noch 1-3 Stäbchen/Präparat; später kulturell bestätigt) Entlassung zu den Eltern (separate Einliegerwohnung); zunächst Fortführung der häuslichen Isolierung Regelmäßige Sputumkontrollen über das dortige Gesundheitsamt Therapie wurde erfolgreich nach 6 Monaten beendet Zwischenzeitliche Unterbrechung des Studiums Subjektives Wohlbefinden, radiologisch sehr gute Regredienz
16 Thorax in 2 Ebenen
17 Was gab es noch so? Informationsschreiben an Dekan bzw. Dekanatsrätin der Fakultät Lehramt über geplante Untersuchungen bei Studenten Information durch Amtsleiterin des Gesundheitsamtes Leipzig an Bürgermeister und Beigeordneten für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Zahlreiche Telefonate mit verängstigten Studenten/innen nach Eintreffen des Briefes mit Aufforderung zum QFT bis hin zur Anfrage seitens der Universität, ob Headsets/ Kopfhörer desinfiziert werden müssen und es gab eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem externen Gesundheitsamt und der nachbetreuenden pneumologischen Praxis
18 Dank an Herrn Chefarzt PD Dr. med. Köhnlein und Mitarbeiter der Robert-Koch-Klinik Leipzig/ Klinikum St. Georg GmbH Gemeinschaftspraxis Dres. Ziebuhr und Richter in Plauen Frau Grimm vom Landratsamt Saale-Orla-Kreis/ Fachdienst Gesundheit und Tuberkulosefürsorge Herrn Dr. med. Pfaff vom Regierungspräsidium Stuttgart/ Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg Frau Delhostal/ Agence Régionale de Santé Alsace, Champagne-Ardenne, Lorraine und natürlich an die Mitarbeiterinnen der Tuberkulosefürsorge der Stadt Leipzig!
19 Gesundheitsamt Gustav-Mahler-Str Leipzig Tel.: +49 (341) Fax.: +49 (341) silke.reimann@leipzig.de
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