Das Geistliche Wort. Sonntag, 17. Januar Uhr 8.20 Uhr, WDR 5. Wasser zu Wein Wunder im Stundentakt??!
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- Petra Schulz
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1 1 Achim Hoppe Paderborn Das Geistliche Wort Sonntag, 17. Januar Uhr 8.20 Uhr, WDR 5 Wasser zu Wein Wunder im Stundentakt??! [Jingel] Das Geistliche Wort Heute mit Achim Hoppe. Guten Morgen, verehrte Hörerinnen und Hörer. Ich arbeite als Schulseelsorger und geistlicher Studienrat an den St. Michaelsschulen in Paderborn. Seit 351 Jahren werden hier Mädchen in Verantwortung der Augustiner-Chorfrauen unterrichtet, einem katholischen Frauenorden, der zu diesem Zweck gegründet wurde. Letzte Woche habe ich Schülerinnen einer fünften Klasse gefragt, wie sie sich einmal ihre Traumhochzeit vorstellen. Eine Schülerin antwortet: Ich möchte auf jeden Fall ein wunderschönes weißes Brautkleid mit einem langen Schleier. Für ein anderes Mädchen ist es wichtig, dass ihre besten Freundinnen als Brautjungfern mit dabei sind. Eine andere Fünftklässlerin war gerade Blumenmädchen auf der Hochzeit ihrer Tante. Sie war begeistert von der festlich geschmückten Kirche und dem feierlichen Orgelspiel. Falls Sie verheiratet sind oder waren, können Sie sich sicher noch an ihre eigene Hochzeit erinnern. Ein befreundetes Ehepaar erzählt mir, sie hätten sehr viel Stress im Vorfeld der Trauung gehabt. Das Kleid und der Anzug! Das Fotoshooting. Die frisurtechnischen Details. Die Festlegung des Menüs und die Saaldekoration. Die richtige Kirche und ein Pfarrer, der gut predigt. Und dann weitere Fragen: Wen lädt man ein? Wen besser nicht? Wen setzt man zu wem an welchen Tisch? Wie teuer darf das Ganze werden, und welcher Schwiegervater bezahlt? Schließlich und endlich muss auch noch das Wetter mitspielen! Tausend Dinge sind zu klären, und viele Leute wollen mitreden. 1
2 2 Völlig gestresst und trotzdem glücklich gehen die beiden dann in ihre Ehe, und der Hochzeitstag bleibt ihnen unvergesslich, auch wenn es ununterbrochen regnete und längst nicht alles perfekt war. Musik I Ich kann mir vorstellen, dass das vor etwa 2000 Jahren mit den Hochzeitsvorbereitungen gar nicht so viel anders war. Damals war die Feier nicht auf den Tag der Hochzeit beschränkt. Eine ganze Woche lang dauerte das Fest mit großer Verwandtschaft und dem kompletten Dorf. Mehrere hundert Leute kamen da zusammen. So macht man das heute noch in der Türkei und im Orient: eine Hochzeit dauert viele Tage! So war das auch zur Zeit Jesu in Kana in Galiläa. Man kann heute historisch nicht ganz sicher sagen, wo sich das ursprüngliche, biblische Kana befand, und gleich mehrere Orte haben den Anspruch, das richtige Kana zu sein. Für den Evangelisten Johannes ist der Anlass jedenfalls so wichtig, dass er ihn gleich im zweiten Kapitel seines Evangeliums, unmittelbar nach der Berufung der ersten Jünger durch Jesus, erzählt: Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. (Joh 2,1f.) Mit Fug und Recht kann man sagen, dass auch bei dieser Hochzeitsfeier nicht alles perfekt war: Der Wein geht aus. Eine unvorstellbare Blamage für die Familie, die die Hochzeit ausrichtet. Ohne Wein kein gemeinsames Feiern! Das Festgetränk der Freude darf nicht fehlen! An dieser Stelle tritt Maria, die Mutter Jesu, auf den Plan. Sie sieht, was die anderen und auch Jesus noch gar nicht bemerkt haben, und sie sagt zu ihrem Sohn: Sie haben keinen Wein mehr! (Joh 2,3) Für diese Bemerkung holt sie sich von Jesus eine gewaltige Abfuhr: Was hat das mit dir und mir zu tun, Frau? Meine Stunde ist noch nicht da. (Joh 2,4) Jesus will offensichtlich nicht in die Rolle eines Wundertäters gedrängt werden. Er bleibt souverän. Er macht deutlich, dass sein Handeln ausschließlich von Gott, seinem Vater, bestimmt wird, und nicht durch andere Menschen. Das wird auch an späteren Stellen im Evangelium deutlich, wenn Jesus den Menschen immer wieder gebietet, seine Wunder nicht 2
3 3 weiterzuerzählen und darüber zu schweigen. Nicht das Wunder steht im Vordergrund, sondern der, durch den es bewirkt wird. Hinter dem Wunder steht Gottes rettende Macht. Er will, dass Menschen leben können. Musik II Auch wenn Maria in Kana von Jesus ziemlich barsch behandelt wird: sie wendet sich an ihren Sohn. Sie vertraut seinen wunderbaren Möglichkeiten. In Maria sehen wir das Bild der fürbittenden und fürsorgenden Kirche. Sie weist von sich auf den Herrn. Die entscheidende Kraft, die von Jesus ausgeht, kann nicht magisch manipuliert werden. Sie ist ein freiwilliges Geschenk der größeren Gnade Gottes. Maria spürt das. Und sie weist auch die Diener entsprechend an: Was immer er euch sagt, das tut! (Joh 2,5) Maria hat von ihrem Sohn noch keine Wunder gesehen. Es genügt ihr in dieser Situation, ihm ganz zu vertrauen. Und mit diesem Vertrauen führt sie auch andere zu Christus. Das eigentliche Wunder lässt dann nicht lange auf sich warten: Sechs steinerne Krüge stehen da, und Jesus befiehlt den Dienern, sie mit über 600 Litern Wasser zu füllen. Schöpft jetzt, und bringt sie zu dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. (Joh 2,8) Schließlich stellt sich heraus: das Wasser ist zum köstlichen Wein geworden, besser noch als der, der bisher auf der Hochzeit vorgesetzt und getrunken wurde. Und mit 600 Litern gutem Wein kann man eine ganze Weile weiterfeiern! So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn. (Joh 2,11) Nichts steht im Text davon, dass außer den Jüngern irgendjemand die Verwandlung des Wassers in Wein mitbekommen hätte. Der Speisemeister ist von der Weinqualität begeistert, aber er macht nicht Jesus dafür verantwortlich, sondern er lobt den Bräutigam. Nur wer glaubt und vertraut, wird begreifen, dass sich in den Wundern Jesu die Größe Gottes zeigt. Wunder sind nicht in erster Linie das, was man sieht, sondern das, was Menschen zum Glauben führt! Die frühchristliche Tradition stellt die Hochzeit zu Kana in einen ganz engen Zusammenhang mit der Geschichte der Huldigung durch die Sterndeuter und der 3
4 4 Taufe Jesu. Dreifach zeigt sich in Jesus Gottes Herrlichkeit: vor den Magiern aus dem Osten, die ihm, dem neugeborenen König, ihre Gaben bringen und ihn anbeten; unmittelbar nach seiner Taufe durch Johannes im Jordan, als eine göttliche Stimme aus einer Wolke Jesus den Sohn Gottes nennt und schließlich hier, in dem äußerlich so unbedeutenden Kana, wo Jesus Wasser in Wein verwandelt. Aller guten Dinge sind drei! Wunder über Wunder geschehen da. So ist dieser Sonntag mit dem Evangelium von der Hochzeit zu Kana noch ganz nah dran an Weihnachten. Das größte Geschenk hat uns Gott bereits gemacht: Er ist in Jesus Christus Mensch geworden, und er hat unser Menschsein wirklich geteilt! Er hat auf Hochzeiten mitgefeiert. Er hat mit anderen gegessen und getrunken! Und er schenkt den Menschen, die an ihn glauben, Lebensfreude und Zuversicht! Der Wein spielt auch heute in jeder Eucharistiefeier und beim Abendmahl eine zentrale Rolle. Hier wird nicht nur Wasser in Wein verwandelt, sondern der Wein wird zum Blut Christi. Blut bedeutet in der Sprache der Bibel immer Leben. Wenn wir sagen, dass Jesus sein Blut für uns vergossen hat, dann heißt das einfach: durch seinen Tod am Kreuz hat er den Weg zu Gott endgültig geöffnet. Das größte Wunder ist die Lebenshingabe Jesu für uns. Dieses Geschenk gilt nicht nur dort, wo Menschen fröhlich sind und Feste feiern. Es gilt auch den Verlassenen, Einsamen, Trauernden und Verfolgten. Der österreichische Priester und Lyriker Martin Gutl fasst das Wunder zu Kana in folgendes Gedicht: Sie haben keine Kraft, keinen Geist, keinen Antrieb. Sie hungern nach Wundern. Sie haben keinen Wein mehr. Als sie die leeren Krüge sehen, sind ihre Gesichter erstarrt. 4
5 5 Jesus wandelt Wasser in Wein. Wo Gott wirken darf, wird das Wasser zu Wein, die Klage zum Loblied. (Martin Gutl, Loblied vor der Klagemauer, Styria 1978, Seite 49.) Wo Gott wirken darf, da kann ich auch meine Lebenswasser in köstlichen Wein verwandeln lassen, da wird die Klage zum Lobpreis. Musik III [Darin] Das war das geistliche Wort. Heute aus der katholischen Kirche. Aus Paderborn verabschiedet sich Pastor Achim Hoppe. Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag! 5
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