Die runde Schachtel 1

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1 Die runde Schachtel 1 Die runde Schachtel Am schwierigsten von den hier behandelten Schachtelformen ist die runde Schachtel herzustellen. Diese erfordert schon sehr viel handwerkliche Geschicklichkeit. Da die beiden Kreisstücke, Boden und Deckel, nicht aus dünner Pappe gemacht werden dürfen, ist das Aufzeichnen mit dem Zirkel und das Ausschneiden mit der Schere unmöglich. Eine genaue glatte Schnittkante wird man auf diese Art nie er zielen. Eine sichere Methode, Kreisstücke mit dem Ritzer auszuschneiden, ist folgende: Man schneidet einen 3 cm breiten, dicken Papp streifen zu, welcher mindestens 5 cm länger sein muß als der Radius der Schachtel! Durch das eine Ende, 2 cm vom Rande, sticht man eine Ahle. Von diesem Punkt aus trägt man den Radius auf dem Streifen ab. Nun wird ein dickes Pappstück, aus dem man das Kreisstück ausschneiden muß, unter den Pappstreifen mit der Ahle gelegt, so daß die Spitze derselben auf die Mitte der Pappe trifft. Mit einem Hammer schlägt man die Ahle auch durch das große Pappstück und zugleich fest in die Tischplatte. Dadurch sind nun beide Pappstücke auf der Tischplatte festgehalten. Durch den zweiten Radiuspunkt, am anderen Ende des Pappstreifens, sticht man jetzt den Ritzer durch, und zwar nur so weit, daß die Spitze ca. 1 1/2 mm heraus steht (Abb. 92). Wenn man den Ritzer nun an sich zieht (schneidet) und die untere Pappe mit der linken Hand festhält, bildet die Schnitt-

2 Die runde Schachtel 2 linie einen Bogen (Kreisstück). Ohne den Ritzer in seiner Stellung zu ver ändern, dreht man die Pappe mit Streifen und Ritzer gegen a die Schnittrichtung so weit zurück um die Achse (Ahle), daß man den Schnitt b weiterführen kann. So macht d man das Stück für Stück. c Bis die Pappe ganz durchgeschnitten ist, muß sie wohl einigemal um die eigene Achse gedreht werden. Beim Schneiden bleibt die Pappe unverändert auf dem Tisch liegen, und nur der Führungsstreifen mit dem Ritzer drehen sich um die Achse. Aber wenn man zum neuen Schnitt ausholt, muß die Pappe mit Führungsstreifen und Ritzer zurückgedrehtwerden. Abb. 93 zeigt die 1. Die runde Schachtel vor dem Überziehen

3 Die runde Schachtel 3 2. Wie die runde Schachtel gefüttert wird. 3. Das Bekleben der Bodenkante mit Leinwandstreifen 4. Wie die Schachtelwand mit dünnen Pappstreifen geklebt wird. schematische Darstellung dieses Arbeitsganges: a = Achse, b = Schnittpunkt, c = Schnittlinie und d = Stellung des Führungsstreifens nach dem Schnitt. Um eine genaue senkrechte Schnittkante zu erhalten, ist eine senk rechte Messerführung unbedingt erforderlich. Wenn

4 Die runde Schachtel 4 das Kreisstück für den Boden ausgeschnitten ist, muß man das Loch, welches durch die Ahle ent standen ist, mit einem Hammer niederklopfen. Dann schneidet man die Pappe für die Schachtelwand zu. Diese macht man aber nicht aus einer dicken Pappe, sondern klebt so viele Schrenzpappen um den Schachtel boden, bis die Wand dick genug ist. Diese Wandstücke schneidet man aus einer möglichst langen Pappe, damit diese, wenn die Schachtel klein ist, gleich einigemal um den Boden reichen. Wichtig ist, daß die Streifen genau gleich breit geschnitten werden. Das eine Schmalende muß mit dem Messer ausgeschärft oder mit einer Glaspapierfeile dünn geschliffen werden. Nun legt man den Pappstreifen so um den Boden, mit dem ausgeschärften Ende angefangen, daß er fest an der Schnittkante des Bodens anliegt. An der Stelle, wo die Pappe übereinandergreift, macht man ein Zeichen und zieht danach an der Stelle einen Strich, der im rechten Winkel zur Längskante steht (Abb. 94). Die Fortsetzung der Pappe von dem Strich an muß nun mit dickem Leim bestrichen werden, ebenso die eine Längskante des unbestrichenen Teiles, welche direkt an die Schnitt kante des Bodens geklebt wird. Mit demselben Erfolg kann auch die Schnittkante des Bodens selbst angestrichen werden. Beim Ankleben der Wand um den Boden

5 Die runde Schachtel 5 ist darauf zu achten, daß er ganz f lach aufliegt. Außerdem muß der Wandstreifen sehr fest angezogen werden, damit der Boden sozusagen festgeklemmt wird. Wichtig ist auch, daß die Schrenzpappe fest zusammenklebt. Um dies zu erreichen, muß man die Schachtel umlegen und mit dem Falzbein die Pappe von der Innenseite fest anreiben. Auf diese Weise bietet der Tisch als Unterlage guten Widerstand. Wenn man mehrere Streifen um den Boden kleben muß, um die nötige Wandstärke zu erreichen, streicht man den zweiten und die übrigen Streifen jeweils in der ganzen Länge mit Leim an. Diese Streifen müssen dann immer an das Ende des vorigen Streifens angesetzt, nicht aufgesetzt werden, damit auf der Wand keine Erhöhungen entstehen (Abb. 95). Die Endkante des letzten Streifens muß vor dem Anstreichen und Aufkleben ausgeschärft werden. Eventuell muß man nach dem Auf kleben mit der

6 Die runde Schachtel 6 Glaspapierfeile egalisieren. Um dem Boden mehr Halt zu geben, faßt man die Bodenkante mit einem Papierstreifen ein. Zu diesem Zweck legt man die Schachtel wieder auf die Seite und klebt den Streifen erst zur Hälfte auf die Schachtelwand. Nun kann man denselben aber nicht einfach auf den Boden einschlagen, sondern man muß vorher die vorstehende Hälfte mit der Schere in Abständen von l 1/2 bis 2 cm, je nach der Größe der Schachtel, einschneiden. Die Schnitte macht man bis zur Bodenkante (Abb.96). Die nun entstandenen Fransen können mit Leichtigkeit auf den Boden geklebt werden. Der Deckel wird auf die gleiche Art angefertigt. Das Kreisstück muß hier entsprechend größer geschnitten werden, in demselben Verhältnis wie bei den schon beschriebenen Schachteln. Wenn beide Schachtelteile so weit fertig sind, müssen sie an Boden- und Deckelkante mit Leinwand eingefaßt werden, genau so, wie erst mit den Papierstreifen. Dann kann die Schachtel überzogen werden. Das Überzugpapier wird ca. 1 1/2 cm breiter als die Schachtelhöhe zugeschnitten. Für große Schachteln wird die Länge eines Buntpapierbogens nicht für den Umfang ausreichen, falls dasselbe nicht extra angefertigt wurde. Wenn dies nicht der Fall ist, muß man zwei, womöglich drei Streifen zuschneiden und sie beim Aufkleben etwa 1 1/2 cm übereinandergehen lassen. Es ist gut, wenn man vor dem Aufkleben des Papiers auf die Schachtelwand eine senkrechte Linie zieht, an die man das Papier ansetzt. Auf diese Weise hat man die Gewähr, daß das Papier nicht schief darauf kommt, was sonst bei einer runden Schachtel sehr leicht vorkommt. Die Leinwandeinfassung, welche durch das Papier bis auf einige min nun abgedeckt wird, soll um die ganze Schachtel gleichmäßig breit sichtbar sein. Wenn das Papier so aufgeklebt ist, kann der überstehende Band desselben, ohne vorher Einschnitte zu machen, in die Schachtel eingeschlagen werden.

7 Die runde Schachtel 7 Deckel und Bodenstück werden mit einem Zirkel aufgezeichnet, unter Berücksichtigung der sichtbaren Leinenkante, mit der Schere ausgeschnitten und mit Leim aufgeklebt. Gefüttert wird die runde Schachtel nach dem gleichen Prinzip wie die viereckige. Die beiden Kreisstücke für Boden und Deckel werden entsprechend größer mit Zirkel und Schere geschnitten. Der zu große Band muß nun, wie schon der Einschlag der Papiereinfassung, ausgefranst, d. h. in kurzen Abständen eingeschnitten werden. Um das Papier genau zuzuschneiden, zeichnet man erst mit dem Zirkel das innere Schachtelmaß auf (Abb. 97). Beim Einkleben mit Kleister muß das Papier so eingepaßt werden, daß es auf die beabsichtigte Weise auf den Boden zu liegen kommt. Die Fransen müssen dann sorgfältig auf die Schachtelwand geklebt werden (Abb. 91/2). Der Streifen für die innere Schachtelwand wird ca. 4 mm schmäler als die Schachtelhöhe zugeschnitten (inneres Maß) und auch mit Kleister eingeklebt, was folgendermaßen zu geschehen hat: Man klebt den Streifen an einem Ende an und reibt ihn dann von der Ansatzstelle aus Stück für Stück auf die Schachtelwand. Auf diese Weise werden am besten hohle Stellen vermieden. Damit ist die runde Schachtel fertig. Bibliographie: Papparbeit und Bucheinband Ein Werkbuch von F. Morf Verlag Otto Maier Ravensburg