Gut für alle? Das BIP als Wohlstandsindikator VORANSICHT
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- Volker Kramer
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1 Wirtschaft und Wirtschaftspolitik Beitrag 16 BIP und Wohlstand 1 von 30 Gut für alle? Das BIP als Wohlstandsindikator Zeichnung: Bernd Wössner / toonpool.com Dr. Peter Kührt, Nürnberg Dauer: Inhalt: 6 Stunden Definition und Berechnung des Bruttoinlandsprodukts, Entstehungsrechnung, Verwendungsrechnung, Verteilungsrechnung, Kritik am Bruttoinlandsprodukt Ihr Plus: leicht umsetzbare methodische Tipps für einen abwechslungsreichen Unterricht
2 4 von 30 BIP und Wohlstand Wirtschaft und Wirtschaftspolitik Beitrag 16 Ergänzendes Material Arte Mit offenen Karten: Bhutan und das Bruttonationalglück Der kurze Videoclip zeigt ein Porträt des Landes Bhutan. Er geht auf seine geografischen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Besonderheiten ein. Außerdem zeigt der Film, in welchen Punkten sich der Index vom Bruttoinlandsprodukt unterscheidet und wie sich der Staat Bhutan für die Steigerung des Bruttonationalglücks seiner Bürgerinnen und Bürger einsetzt. Wie kann man Wohlstand messen? Welches Wachstum wollen wir? Und was ist mit der Entkopplung von Wohlstand und Umweltverbrauch gemeint? Die Autoren fassen die Debatten um die zentralen Fragestellungen der Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität Wege zu nachhaltigem Wachstum und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft zusammen. Materialübersicht Stunden 1/2 Unser BIP woher es kommt und was es ausdrückt M 1 (Fo) Glück statt Leistung ein Blick nach Bhutan M 2 (Tx) Alle reden vom BIP aber was ist das? M 3 (Ab) Unser BIP wer macht es und wer bekommt es? Stunden 3/4 Das Bruttoinlandsprodukt als Wohlstandsindikator? M 4 (Ab) Mit dem BIP muss man immer rechnen M 5 (Ab) Die Wirtschaft wächst die Armut auch M 6 (Tx) Wachstum um jeden Preis? Stunden 5/6 Wohlstand? Wir setzen Maßstäbe! M 7 (Ab) Alles zu unserem Wohl? Kann man mit dem BIP den Wohlstand messen? M 8 (Ab) Wirtschaftsleistung ist mehr als das BIP wie kann man sie besser fassen? Lernkontrolle M 9 (Lk) Das BIP und die Messung unseres Wohlstandes Vorschlag für eine Klausur M 10 (Gl) BIP und Wohlstand ein Glossar Minimalplan Wenn Sie weniger Zeit zur Verfügung haben, können Sie folgendermaßen planen: Stunde 1 Positives oder negatives Wachstum? Wir rechnen mit dem BIP M 2, M 4 Stunde 2 Ein besseres Leben was heißt das? M 7, M 1
3 8 von 30 BIP und Wohlstand Wirtschaft und Wirtschaftspolitik Beitrag 16 M 2 Alle reden vom BIP aber was ist das? BIP ist die Abkürzung für Bruttoinlandsprodukt. Was das ist und wie man es berechnet, erfahren Sie hier. Was beinhaltet das BIP? Wie man auf das BIP kommt die Entstehungsrechnung Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein wichtiges Maß für die wirtschaftliche Leistung eines Landes. Es misst den Wert aller Güter und Dienstleistungen, die innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft erwirtschaftet werden. Nach: lexikon-der-wirtschaft Die Entstehungsrechnung ist eine Möglichkeit, das BIP zu ermitteln. Dieser Ansatz betrachtet das BIP aus der Perspektive der Produktion von Gütern und Dienstleistungen. Um das BIP zu ermitteln, muss zunächst die Bruttowertschöpfung berechnet werden. Die Bruttowertschöpfung ergibt sich aus einer einfachen Minusrechnung: Zuerst nimmt man den Wert der produzierten Waren und Dienstleistungen (= Bruttoproduktionswert) und zieht davon die Kosten für die notwendigen Vorleistungen ab. Mit Vorleistungen sind alle Güter und Dienstleistungen gemeint, die erbracht werden müssen, um das Produkt herzustellen. Anschließend werden zur Bruttowertschöpfung die Gütersteuern (Beispiele: Tabak-, Mineralöl- oder Mehrwertsteuer) hinzugezählt und die Gütersubventionen abgezogen. Das Ergebnis ist das BIP. Bruttoproduktionswert Wert der hergestellten Waren und Dienstleistungen (in jeweiligen Marktpreisen) = Vorleistungen Bruttowertschöpfung Wert der Produktionsgüter, die Unternehmen für die eigene Produktion einkaufen und verwenden. Dazu zählen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Fertigteile, Halbfabrikate, Handelswaren und Dienstleistungen. + Gütersteuern abzüglich Subventionen = Bruttoinlandsprodukt Grafik: Nach: (Stand ) 1. Betrachten Sie die Grafik. Welche Güter und Dienstleistungen sind abgebildet? 2. Nennen Sie weitere Beispiele für Güter und Dienstleistungen, die im BIP enthalten sind. 3. Lesen Sie den Text. Beschreiben Sie mit eigenen Worten, was das BIP ist. 4. Erklären Sie, was man unter Vorleistungen versteht. Finden Sie ein Beispiel dafür.
4 10 von 30 BIP und Wohlstand Wirtschaft und Wirtschaftspolitik Beitrag 16 M 3 Unser BIP wer macht es und wer bekommt es? Sowohl Güter als auch Dienstleistungen zählen zur wirtschaftlichen Leistung eines Landes. Wie verteilt sich die wirtschaftliche Leistung auf die verschiedenen Sektoren? Die Wirtschaftssektoren Tertiärer Sektor Sekundärer Sektor Primärer Sektor Dienstleistungsbereiche (Handel, Verkehr, Gaststätten, Dienstleistungen aller Art) Produzierendes Gewerbe und Baugewerbe (Weiterverarbeitung, Industrie und Handwerk) Land- und Forstwirtschaft (Rohstoffgewinnung) Aussagen über die Leistung unserer Wirtschaft Richtig Falsch Das BIP ist zwischen 2001 und 2011 immer gestiegen. Der Großteil des BIP wird im Dienstleistungsbereich erwirtschaftet. Das produzierende Gewerbe gehört zum tertiären Sektor. Der größte Teil des BIP wird für Staatsausgaben verwendet. Das BIP wird zu 30 Prozent im sekundären Sektor erwirtschaftet. Gewinne und Löhne sind zu gleichen Teilen auf das BIP verteilt. 1. Sind die Aussagen in der Tabelle richtig oder falsch? Kreuzen Sie an. 2. Warum brach das Wirtschaftswachstum im Jahr 2009 ein? 3. In welchem Bereich wird das BIP überwiegend erwirtschaftet? Zu welchem Sektor gehört der Bereich? 4. Deutschland versteht sich noch immer als Industrienation. Wie beurteilen Sie diese Bezeichnung?
5 Wirtschaft und Wirtschaftspolitik Beitrag 16 BIP und Wohlstand 15 von 30 M 5 Die Wirtschaft wächst die Armut auch Ein steigendes BIP gilt als wichtiges wirtschaftliches Ziel. Aber: Wirtschaftswachstum bedeutet nicht automatisch, dass dann auch das Einkommen der Beschäftigten steigt. Um diese Frage nach der Lohnentwicklung und der Verteilung geht es hier Die Armut steigt Trotz wirtschaftlicher Spitzenwerte leben in Deutschland immer mehr Menschen an der Armutsgrenze. Von Armut betroffen sind insbesondere Kinder und Jugendliche. [...] Mehr als zwölf Millionen Menschen leben heute an der Armutsgrenze und sind damit stark von Armut gefährdet. Wer an der Armutsgrenze lebt, gilt noch nicht als arm, kann seinen Lebensunterhalt aber nur noch knapp bestreiten. An der Grenze zur Armut lebt, wer lediglich 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens zur Verfügung hat. In: ( ) Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auseinander. Die Kluft zwischen denen, die viel haben, und denen, die am Rande stehen, klafft tief Die Zahlen zu diesen Wortbildern lauten so: Das oberste Zehntel der Bevölkerung besitzt immer mehr, zuletzt 53 Prozent des gesamten Nettovermögens. Die untere Hälfte der Haushalte dagegen hat nicht mehr als ein Prozent. Während die Löhne in den oberen Einkommensgruppen in den vergangenen zehn Jahren satt anstiegen, sind sie am unteren Ende inflationsbereinigt gesunken. Über 4 Millionen Menschen arbeiteten im Jahr 2010 für einen Bruttolohn von unter sieben Euro in der Stunde. Wer einmal arm ist, der hat zunehmend Schwierigkeiten aufzusteigen: 65 Prozent der Haushalte im untersten Einkommenssegment verbleiben dort auf Dauer. Noch bis in die späten 1980er-Jahre war die deutsche Gesellschaft wesentlich durchlässiger. In: Julia Friedrichs: Die Kluft. Was Deutschland teilt. In: ( ) Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm! Bertolt Brecht, Dreigroschenoper (1928) 1. Wie ist es zu erklären, dass in einem so reichen Land wie Deutschland die Zahl der Armen zunimmt? Nennen Sie mögliche Ursachen. 2. Beschreiben Sie die Grafik. Welche Entwicklung wird deutlich? 3. Nennen Sie zwei Gründe, warum eine 5-prozentige Steigerung des BIP nicht gleichbedeutend mit einem erhöhten Wohlstand der Bevölkerung ist. 4. Was halten Sie von dem Zitat von Bertolt Brecht? Stimmen Sie dieser Ansicht zu? Begründen Sie Ihre Meinung.
6 20 von 30 BIP und Wohlstand Wirtschaft und Wirtschaftspolitik Beitrag 16 M 7 Alles zu unserem Wohl? Kann man mit dem BIP den Wohlstand messen? Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft was aber versteht man unter Wohlstand? Und wie kann man ihn messen? Darum geht es hier. Warenkonsum und Müllberge zwei Seiten einer Medaille Wachsendes BIP = wachsender Wohlstand? Fotos: Thinkstockphotos/Ingram Publishing (links) Thinkstockphotos/Top Photo Group Das BIP misst als Summe aller erbrachten Waren- und Dienstleistungen die wirtschaftliche Leistung bzw. Leistungskraft eines Landes. Es liegt daher nahe, diese Messgröße auch als Indikator für den Reichtum bzw. Wohlstand eines Landes zu nehmen. Andererseits gibt es auch Einwände dagegen: 1. Das BIP vernachlässigt die ökologischen und sozialen Folgekosten der Wirtschaftsleistung (Beispiele: Umweltschäden, Krankheitskosten). 2. Das BIP ignoriert die Voraussetzungen, die meist vom Staat finanziert werden müssen, um diese wirtschaftliche Leistung erbringen zu können (Beispiele: Infrastruktur, Schulen und Ausbildung). 3. Das BIP berechnet die tatsächliche Wirtschaftskraft nur unzureichend, da es zahlreiche volkswirtschaftliche Leistungen (insbesondere unbezahlte Hausarbeit oder Kindererziehung) nicht einbezieht. 4. Das BIP ignoriert, dass der gesellschaftliche Reichtum nicht gleichmäßig auf die Einwohner eines Landes verteilt wird. Andere Versuche, Wohlstand zu messen Daher gibt es seit Langem Versuche, den Wohlstand eines Landes umfassender zu messen und mit anderen Ländern vergleichbar zu machen. Human Development Index (HDI): Die Vereinten Nationen* veröffentlichen jährlich einen Bericht über die menschliche Entwicklung. Der darin verwendete HDI misst die Situation in einem Land mit Blick auf folgende Punkte: 1. Lebenserwartung der Bevölkerung, 2. Zugang zu Bildung (Alphabetenquote bei Erwachsenen und Schuljahre), 3. reale Kaufkraft (BIP pro Kopf). Sieben Schlüsselindikatoren: Der seit 2001 bestehende Nachhaltigkeitsrat der Deutschen Bundesregierung geht sogar von sieben Schlüsselindikatoren aus: Klima, Ressourcen, Artenvielfalt, Innovationsfähigkeit, Nachhaltiges Wirtschaften, Verteilungsgerechtigkeit und Bürgerschaftliches Engagement. Alle Schlüsselindikatoren sind noch vielfach untergliedert. So enthält beispielsweise der Indikator Nachhaltiges Wirtschaften Unterkategorien wie Rohstoffproduktivität, Treibhausgasemissionen, Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch, Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche, Schadstoffbelastung der Luft. * abgekürzt VN; englisch UNO für United Nations Organization
7 Wirtschaft und Wirtschaftspolitik Beitrag 16 BIP und Wohlstand 27 von 30 M 9 Das BIP und die Messung unseres Wohlstandes Vorschlag für eine Klausur 1. Was versteht man unter dem Bruttoinlandsprodukt eines Landes? 2. Was versteht man bei der Berechnung des Bruttoinlandsprodukts unter Vorleistungen und warum müssen sie bei der Ermittlung des BIP herausgerechnet werden? Zeichnung: Harm Bengen / toonpool.com 3. Nennen Sie zwei Tätigkeiten, die im BIP nicht enthalten sind. 4. Wie unterscheiden sich reales und nominales BIP?
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