Sprachen. Anja Szibalski. Die sorbische Minderheit und ihre. Sprachen. Situation, Schutz und Förderung. Studienarbeit
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- Harry Pfaff
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1 Sprachen Anja Szibalski Die sorbische Minderheit und ihre Sprachen Situation, Schutz und Förderung Studienarbeit
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3 DIE SORBISCHE MINDERHEIT UND IHRE SPRACHEN -Situation, Schutz und Förderung- ANJA SZIBALSKI European Studies WS2010/2011 Seminar: Sprachsituation und Sprachenpolitik an ausgewählten Beispielen in Mittel- und Osteuropa Institut für fremdsprachliche Philologien Fakultät für Geistes Sozial und Erziehungswissenschaften Inhalt 1. Einleitung: Sorben, wo liegt das denn? 2 2. Die sorbische(n) Sprache(n) Obersorbisch 2.2. Niedersorbisch 2.3. Gegenwärtige Sprachsituation 3. Gesetzliche Anerkennung, Schutz und Förderung Europa und Völkerrecht 3.2. Nationale Gesetzgebung 3.3. Ländergesetzgebung 4. Spracherhalt und Sprachförderung: Institutionen und Projekte Fazit: Sie und Wir Die Mauer soll weg 15 Literaturverzeichnis 18 Gesetzestexte 19 Internetquellen 19 Informationsbroschüren 19
4 Einleitung: Sorben, wo liegt das denn? 2 1. Einleitung: Sorben, wo liegt das denn? 1 Sorben, wo liegt das denn? Diese und andere Reaktionen erhielt die Zeitung Die Welt bei ihrer Umfrage zum Thema Sorben im Juni So waren einige Befragte der Meinung, bei Sorben handele es sich um ein Land in der Nähe von Polen, andere wiederum konnten sich zumindest an sorbische Traditionen wie das Hahnrupfen, Fastnacht und das Osterreiten erinnern. Auch eine Feldstudie aus dem Jahre 2008 zur Wahrnehmung der Sorben/Wenden in der Niederlausitz 2, durchgeführt in Cottbus, dem sorbischen/wendischen Zentrum Brandenburgs, bestätigt den Eindruck einer mangelnden Wahrnehmung der Sorben/Wenden in der Öffentlichkeit: so gab beispielweise die Hälfte aller Befragten an, im vorangegangenen Jahr die Sorben/Wenden nicht in der öffentlichen Diskussion wahrgenommen zu haben 3, bzw. nur 3 der 16 Befragten unter 20 Jahren ordneten sie als Minderheit ein 4. Selbstverständlich sind die Sorben oder auch Wenden genannt wobei der Begriff sorbisch wissenschaftlich exakter, die Bezeichnung wendisch volkstümlicher ist 5 - kein Land, sondern ein westslawisches Volk ohne eigenen Staat, dessen Vorfahren im 6.Jahrhundert zur Zeit der Völkerwanderung in dem Gebiet östlich von Elbe und Saale siedelten. Unter den rund 20 sorbischen Stämmen befanden sich die Lusici 6, welche um Cottbus und im Spreewald in der Niederlausitz im heutigen Brandenburg sesshaft wurden, und die Milzener, die sich am Schnittpunkt von Spree und der Handelsstraße von Köln nach Kiew, im heutigen Sachsen niederließen. Sie gaben ihrem Siedlungsgebiet den Namen Lausitz, welcher slawischen Ursprungs ist, so viel wie Wasserloch bedeutet und auf eine wasserreiche Gegend verweist 7. Nur die Lusici und die Milzener waren in der Lage der Kolonisation von fränkischen, flämischen, thüringischen und sächsischen Bauern im 12. und 13. Jahrhundert standzuhalten und sich ihre nationale Identität weitgehend zu bewahren. Dieses gefestigte ethnische Bewusstsein half ihnen, den Assimilierungsbestrebungen der Herrschenden und antisorbischen Tendenzen entgegenzuwirken. Diese traten in verstärktem Maße im 17.Jahrhundert zur Zeit des Deutschen Reiches auf, als Minderheiten als Gefahr für den ethnisch homogenen Nationalstaat angesehen wurden und in den Jahren 1920 bis 1945 als im Zuge der nationalsozialistischen Germanisierungspolitik sorbische Aktivitäten und der Gebrauch der sorbischen Sprache verboten und sorbische Führungskräfte inhaftiert worden waren 8. Auch in der Zeit nach 1871 kann keinesfalls von einer liberalen Minderheitenpolitik die Rede sein. Zwar wurde den fremdsprachigen Volksteilen des Reiches in Artikel 113 der Weimarer Verfassung das Recht auf freie, volkstümliche Entwicklung gewährt, was 1 Welt Online: Bitte, was sind eigentlich die Sorben? unter ( ). 2 Kisser,C./Hoy,T.: Cottbus und seine Bürger. Ein Stimmungsbild zur Wahrnehmung der Sorben/Wenden in der Niederlausitz. In: Norberg,M./Kosta,P: (Hrsg.): Potsdamer Beiträge zur Sorabistik Nr.9. Domownja/Heimat. Sorbische/wendische Perspektiven auf die Lausitz. Universitätsverlag Leipzig S Ebd. S Ebd. S Adam,H.: Sorben oder Wenden? In: Die Sorben in der Niederlausitz. Serby w DolnejŁužycy. (Informationsbroschüre) S.4. 6 Zu Deutsch: Lusizer. 7 Kowar,M.: Witajće k nam do Lužicy! Herzlich willkommen in der Lausitz! In: Kleine Information zu den Sorben/Wenden in Deutschland. (Informationsbroschüre). 8 Elle,L.: Unter staatlichem Schutz. Die Sorben und die deutsche Minderheitenpolitik. In: Osteuropa. Minderheiten in Osteuropa. Ansprüche, Rechte, Konflikte. Ed. 11/2007 S
5 Einleitung: Sorben, wo liegt das denn? 3 besonders den Gebrauch ihrer eigenen Sprache garantieren sollte, jedoch blieb diese Regelung rein deklaratorisch, ohne das ausführende Gesetze gefolgt wären. Es kann also bestenfalls von einem duldendem Nationalitätenrecht gesprochen werden 9. Erst nach 1945 in der sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR wurde offiziell eine Politik der Förderung der sorbischen/wendischen Sprache 10 betrieben.die sorbische Sprache war in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, in Schulen, Medien, in der Kultur, in Kunst und Wissenschaft ebenso präsent, wie auf zweisprachigen Ortstafeln, Straßenschildern, in staatlichen Institutionen und Dokumenten 11. Auch wenn einige Experten resümieren, dass die Stellung der Sorben in der DDR im Vergleich zu anderen sozialistischen Staaten vorbildhaft war 12, so blieb ihnen ein politisches Mitwirkungsrecht weiterhin verwehrt und auch der sorbische Dachverband Domowina war nicht vielmehr als ein Transmissionsriemen 13, welcher der Durchsetzung der ideologischen Ziele der SED zu dienen hatte. Heute sind die Sorben neben den Dänen in Schleswig-Holstein, den Friesen und den Sinti und Roma als nationale Minderheit in der Bundesrepublik Deutschland anerkannt und werden gefördert. Da das von Deutschland 1995 unterzeichnete und 1997 ratifizierte Rahmenübereinkommen des Europarates zum Schutz nationaler Minderheiten keine Definition des Begriffes Minderheiten enthält, hat die Bundesrepublik folgende Kriterien für die Minderheiten in Deutschland aufgestellt: - ihre Angehörigen sind deutsche Staatsangehörige, - sie sind traditionell in Deutschland heimisch, - sie leben hier in angestammten Siedlungsgebieten, - sie unterscheiden sich vom Mehrheitsvolk durch eigene Sprache, Kultur und Geschichte, also eigene Identität, welche sie bewahren möchten 14. Besonders für die Sorben ist der Erhalt ihrer Sprache, ihrer Kultur und Geschichte eminent wichtig für die Bewahrung ihrer Identität, da sie kein eigenes Mutterland besitzen, das identitätsstiftend wirken könnte. Daher soll sich die nachfolgende Arbeit mit den Besonderheiten und der Entwicklung beider sorbischen Sprachen befassen, sowie mit Institutionen und Projekten, welche im besonderen Maße dem Erhalt und auch der Weiterentwicklung der selbigen dienen. Dabei soll auch begrenzt auf die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für den Schutz und die Förderung der sorbischen Minderheit eingegangen und ein Eindruck von der heutigen Situation der Sorben und ihrer Sprache in Deutschland vermittelt werden. 9 Elle,L.: Unter staatlichem Schutz. Die Sorben und die deutsche Minderheitenpolitik. In: Osteuropa. Minderheiten in Osteuropa. Ansprüche, Rechte, Konflikte. Ed. 11/2007 S Neumann,M.: Minderheitenpolitik im toleranten Brandenburg und das sorbische/wendische Siedlungsgebiet. In: Norberg,M./Kosta,P: (Hrsg.): Potsdamer Beiträge zur Sorabistik Nr.9. Domownja/Heimat. Sorbische/wendische Perspektiven auf die Lausitz. Universitätsverlag Leipzig S Longerich,M.: Sorben in Deutschland. Familie Handrick in Wendischbaselitz. In: Leiserowitz,R. (Hrsg.): Die unbekannten Nachbarn. Minderheiten in Osteuropa. Ch.Links Verlag Berlin S Vgl. Elle,L.: Unter staatlichem Schutz. Die Sorben und die deutsche Minderheitenpolitik. In: Osteuropa. Minderheiten in Osteuropa. Ansprüche, Rechte, Konflikte. Ed. 11/2007 S.209, sowie Longerich,M.: Sorben in Deutschland. Familie Handrick in Wendischbaselitz. In: Leiserowitz,R. (Hrsg.): Die unbekannten Nachbarn. Minderheiten in Osteuropa. Ch.Links Verlag Berlin S Elle,L.: Unter staatlichem Schutz. Die Sorben und die deutsche Minderheitenpolitik. In: Osteuropa. Minderheiten in Osteuropa. Ansprüche, Rechte, Konflikte. Ed. 11/2007 S Ebd. S.198.
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