Geld aus dem Nichts macht nix auf seine Verwendung kommt es an
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- Laura Kneller
- vor 8 Jahren
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1 Geld aus dem Nichts macht nix auf seine Verwendung kommt es an Tagung Sparzwang trotz Geldschwemme des Club of Vienna am 5. Mai 2015 in Wien
2 Der lange Weg in die große Krise und die Rolle der Finanzalchemie Zwei Hauptdiagnosen: Überblick Geldsystem: Banken schaffen Kreditgeld > kassieren Seigniorage & Anstieg der Verschuldung & Befeuerung von Spekulation; langfristig schafft Zins einen Wachstumszwang. Anreizsystem: Instabile Wechselkurse, Rohstoffpreise, Aktienkurse, Zinssätze plus Derivate als Spekulationsvehikel > Finanzalchemie durchdringt das Gesamtsystem. Zwei Haupttherapien: Neues (Voll)Geldsystem: Geldschöpfung nur durch Zentralbank via Staat (zinsen- und schuldenfrei), Trennung Geld/Kredit: Nicht real investiertes Geld muss auf Vollgeldkonten ruhen. Neues Anreizsystem: Stabile Wechselkurse, Zinssätze (i<g), Preispfad für fossile Energieträger, Auktionen statt Fließhandel auf allen Finanzmärkten. Ergänzungen und Schlussfolgerungen
3 In % In % In % Langfristige Entwicklung in (West)Europa Arbeitslosenquote (linke Skala) Lohnquote (rechte Skala) Staatsschuld brutto in % des BIP Realzins 1) Wachstumsrate, real 1) ) Gleitender 3-Jahresdurchnitt
4 1986 = 100 In $ Dollarkurs und Ölpreis Effektiver Dollarkurs (linke Skala) 1) Erdölpreis in $ (rechte Skala) Q: Wifo-Datenbank. 1) Gegenüber DM, Franc, Pfund, Yen
5 1986 = 100 Dollarkurs und Welthandelspreise Effektiver Dollarkurs Welthandelspreise Wifo-Datenbank
6 Spekulationssystem für den Dollar-Euro-Kurs 1.6 Tageskurs 4/22/2008, Tage-Durchschnitt 12/1/2009, /3/2011, /30/2004, /3/2011, /14/2005, /27/2008, /7/2010, /26/2000, /31/2002,
7 "Schnelles Spekulationssystem für den Dollar/Euro-Kurs 5-Minutendaten 35-Perioden-Durchschnitt /9:10 13/21: /13:10 11/13:45 13/12: /14:15 9/6:55 11/1:
8 Dollar per Barrel Spekulationssystem: Erdölfutures 150 WTI Futures Preis (NYMEX) 50-Tage-Durchschnitt / / / / / / / / / /
9 Cents per hundredweights Trading system for rice futures 25 Daily price 50-days moving average /3/2003 1/3/2004 1/3/2005 1/3/2006 1/3/2007 1/3/2008 1/3/2009 1/3/2010 1/3/
10 02/01/2005 = 100 Futurespreise von Rohstoffen 380 Oil 360 Wheat 340 Corn 320 Rice m2000 7m2001 1m2003 7m2004 1m2006 7m2007 1m2009 7m
11 1995 = 100 Aktienkurse in Deutschland, Großbritannien und den USA 550 DAX FTSE 250 S&P /90 01/95 01/00 01/05 01/10 01/
12 In % der Netto-Wertschöpfung Akkumulation der nicht-finanziellen Kapitalgesellschaften in Deutschland Realvermögen Finanzvermögen 260 Aktien, Investmentzertifikate, sonstige Beteiligungen
13 In % of GDP Finanzierungssalden in Deutschland 10 Private Haushalte Unternehmen Staat Ausland
14 1995 = =100 Drei Bären und die große Krise 300 Aktienkurse S&P 500 (linke Skala) Immobilien-Preise USA (rechte Skala) Rohstoffpreise (S&P GSCI - rechte Skala) q1990 3q1994 1q1999 3q2003 1q2008 3q
15 % Zinsen für Staatsanleihen der großen Euro-Länder 8,0 7,0 Deutschland Spanien 6,0 Italien Frankreich 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 1/2010 1/2011 1/2012 1/2013 1/2014 1/
16 GDP = Handelsvolumen auf den globalen Finanzmärkten Europe America Asia
17 In % In % In % Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung in Westeuropa Arbeitslosenquote (linke Skala) Staatsschuld brutto in % des BIP (rechte Skala) Realzins 1) Wachstumsrate, real 1) ) Gleitender 3-Jahresdurchnitt
18 Realkapitalismus und Finanzkapitalismus Realkapitalismus Finanzkapitalismus Implizites Bündnis Arbeit & Realkapital Realkapital & Finanzkapital Unternehmer/Gewerkschaften Korporatismus Konflikt Verhältnis Staat/Markt Komplementär Antagonistisch Wirtschaftspolitische Ziele Viele: von Vollbeschäftigung bis zur Einkommensverteilung Wenige: Geldwertstabilität, solide Staatsfinanzen, sinkende Staatsquote Wirtschaftspolitisches Machtzentrum Regierungen Notenbanken Wirtschaftswissenschaftliches Modell Keynesianismus Monetarismus/Neoliberalismus Diagnose/Therapie Systemisch Symptomorientiert Finanzielle Rahmenbedingungen Zinssatz<Wachstumsrate, ruhige Finanzmärkte Zinssatz>Wachstumsrate, boom und bust auf Finanzmärkten Gewinnstreben fokussiert auf Realwirtschaft (Positivsummenspiel) Finanzwirtschaft (Nullsummenspiel) Wirtschaftsmodell Soziale und regulierte Marktwirtschaft ( Reine ) Marktwirtschaft Technische/soziale Innovationen Inkohärenz (tendenzielle) Kohärenz Gesellschaftspolitische Ziele Chancengleichheit, individuelle Entfaltung, sozialer Zusammenhalt Rahmenbedingungen schaffen für: Jeder ist seines Glückes Schmied
19 Vollgeldsystem: Ziele und Umsetzung Geldmenge steuern durch Monopol der Zentralbank auf Geldschöpfung Ziele: Stabilisierung von Konjunktur und Inflation (Güter- und Vermögenspreise) sowie Verhinderung von privater Geldschöpfung, insbesondere zum Zweck der Finanzspekulation Methode: Vollgeld geht zinsenfrei an den Staat ( Seigniorage ) und via Staatsausgaben an Unternehmen und Haushalte ( Private ). Private halten ihre (kumulierten) Überschüsse in Zinsenfreien Gelddepots (kein Teil der Bankbilanz) Verzinsten Sparkonten > Kreditpotential der Bank Trennung in ruhendes Geld und arbeitenden Kredit
20 Kritik des Vollgeldsystems I Übernahme der monetaristischen Haupt-Illusion: Durch Geldmenge lassen sich Konjunktur und Inflation auf Güter- und Vermögensmärkten (annähernd) steuern In der Quantitätsgleichung: M * V = P * Q ist die Umlaufsgeschwindigkeit die instabilste Komponente Beispiele: Geldschwemme und Null-Inflation, Geldmenge & Finanztransaktionen & Boom-Bust-Zyklen Ursachen: Horten geht immer (Dagobert-Duck-Effekt), Geld öfter verwenden auch (besonders im Casino) Kreditgeldschöpfung erhöht die Schulden: Das ist gut/notwendig zum Ausgleich der Überschüsse. Entscheidend ist, wofür Schulden gemacht werden. Hängt vom Anreizsystem ab, nicht von der Geldschöpfung an sich
21 Kritik des Vollgeldsystems II Staat bekommt Geld von der Zentralbank als Geschenk: Was er damit tut, bleibt offen (Public- Choice-Thesen, Art der Demokratie, Regierung, etc.) Kreditpotential beschränkt durch: Geldschöpfung der Zentralbank Staatsausgaben Niveau und Struktur (Bildung, (Hoch)Kultur, Sozialtransfers, Rüstung, etc.) Sparen, Investieren, Überschuss/Defizit von Unternehmen und Haushalten Aufteilung der Überschüsse auf Gelddepots und Sparkonten Gesamteffekt unklar, eher prozyklisch Investitionen/Kreditbedarf dezentral, weichen ab vom dezentralen Kreditpotential, Zentralbank und Regierung können die Mittel nicht hinlenken
22 Kritik des Vollgeldsystems III Macht der (Europäischen) Zentralbank enorm: Welche Staaten bekommen wieviel Vollgeld? Nach welchen Kriterien? Prüfung der Staatsausgaben? Fundamentales Problem: Sparen der Privaten wird zu einem Teil im Gelddepot eingelegt, nur der Rest wird am Sparkonto angelegt > Investitionskreditpotential > Geplantes Sparen übersteigt das Investitionspotential (durch Finanzierung beschränkt trotz Eigenmittel) > Deflatorische Lücke = makroökonomisches Ungleichgewicht bei Unterauslastung als Dauerzustand? Umso gravierender, je mehr die Privaten ihr Geld im sicheren Depot halten > depressive Rückkoppelung
23 Kritik des Vollgeldsystems IV Vollgeld beschränkt Kreditvergabe durch Banken, egal ob für Realinvestitionen oder Finanzspekulation Unternehmer und Haushalte unterliegen selbst keinen Beschränkungen von Finanzspekulation: Sie setzen dafür ihr Vollgeld ein. Generell haben Finanzinvestitionen der Unternehmen (bes. Konzerne) und Haushalte enorm zugenommen, direkt und indirekt via Investitions-/Pensions-Fonds. Vollgeldsystem: Versuch, Geld (Transaktionsmittel) konzeptuell und funktionell von Kredit (Finanzierungsmittel = Vermögen und Schuld) zu trennen, basieren aber auf gleichem Wertzeichen. Diese Problematik durchzieht die Theoriegeschichte von der Geldentstehung (Smith/Graeber) bis zum Versuch einer Abgrenzung von Geld/Kredit (Anleihen) bei Keynes ( Liquiditätspräferenz )
24 Reformalternative: Finanzalchemie radikal einschränken I Bildung der langfristigen (Anleihe)Zinsen wird den Märkten entzogen durch Gründung eines Europäischen Währungsfonds als gemeinsame Finanzierungsagentur der Eurostaaten > Zinsen stabil unter Wachstumsrate Feste Wechselkurse zwischen Dollar, Euro, Renminbi und Yen durch Zielwerte (technisch leicht) > Vorläufer zu einer globalen Verrechnungswährung ( Globo ). Andere Länder werden Zielzonen zum Globo festlegen. Supervision durch IWF. Übergang vom Fließhandel zu elektronischen Auktionen auf sämtlichen asset markets. Auf Börsen wird dies zur Bestimmung der Eröffnungskurse derzeit schon praktiziert, für die OTC-Märkte werden derzeit durch die central counterparty platforms die technische Voraussetzung dafür geschaffen
25 Reformalternative: Finanzalchemie radikal einschränken II Preispfad fossiler Brennstoffe wird in EU auf stetigüberdurchschnittlicher Steigerungsrate stabilisiert, Preispfad ist langfristig (~ 15 Jahre) festgelegt: Erschöpfbarkeit (fossiler) Ressourcen und ihr umweltschädigender Verbrauch > soziale Kosten > Markt muss versagen, zusätzlich durch Spekulation destabilisiert > Investitionen in Energieeffizienz erfordern Verlässlichkeit der Entwicklung der Energiepreise (lange Amortisation). Einschränkung für spekulative Positionen auf den Derivatmärken Rückblick in die Prosperitätsphase ~1950 bis 1971 Theoretische Fundierung: Alternativer Geldbegriff
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