Rituale. 20 LeA-Schule
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- Gudrun Koenig
- vor 7 Jahren
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1 Rituale 20 LeA-Schule
2 Orienerung, Struktur und Halt Unser Alltagsleben ist von zahlreichen Gewohnheiten begleitet, die wir o3 gar nicht mehr wahrnehmen: Wir stehen am Morgen in einer meist gleichen Weise auf und halten uns bei den Mahlzeiten an uns vertraute Abläufe. Wir grüssen einen Menschen und geben ihm die Hand. So können wir uns im Chaos der Welt orien eren und erfahren Zugehörigkeit. Die Welt wird für uns begrei9ar und sinnvoll. Wird eine solche Alltagshandlung bewusst gestaltet und im Vertrauen darauf gemeinsam begangen, dass sie zum Ort der Kra3 und Erneuerung werden kann, sprechen wir von einem Ritual. Jede Gesellscha3 pflegt ihre Rituale, um Übergänge im Leben sicher zu begehen: Geburt und Tod, Erwachsenwerden, Aufgaben übernehmen und sich aus den Verpflichtungen lösen, Heirat und Trennung, sich binden und lösen, Abschied nehmen und Neues beginnen. Rituale haben eine stabilisierende Wirkung. Sie wirken heilend, weil sie belastenden oder angstbesetzten Gefühlen Raum geben und einen Weg hindurch anbahnen. Sie verbinden uns mit Lebenskrä3en und ermöglichen dadurch eine Veränderung. Rituale Rituale zeichnen sich aus durch eine klare Struktur. Sie eröffnen einen geschützten Raum zum Dasein und zum Ausdruck von Emo onen. Ohne Druck werden Möglichkeiten für Veränderung zugespielt. Lebensübergänge werden sichtbar, Angst kann wahrgenommen und geteilt werden. Der gemeinsame Weg wird zum Prozess einer Klärung und eines Neuanfangs. Dieser wird unterstützt durch Symbole und Zeichen, Wort und Musik. Daraus wächst der Mut, aufzubrechen und vielleicht auch Wege zu gehen, die noch nicht beschri2en wurden. Eine Kra3 wird erfahren, die Himmel und Erde verbindet, die an ein Geheimnis rührt, das nicht gelü3et werden muss. Es wirkt hinein ins eigene Leben, bewegt und befreit dazu, das Leben bewusster zu durchleben und zu gestalten, das Leben zu segnen und zu feiern. 21
3 Die Gestaltung von Ritualen Rituale sind wie ein Kleid: Sie sind angenehm, wenn sie nicht zu eng und nicht zu weit sind, wenn sie sich behaglich anfühlen, schützen und schmücken, vertraut sind und achtsam für die jeweilige Gelegenheit passend ausgewählt werden. Deshalb ist bei der Gestaltung darauf zu achten, dass ein Ritual... an Gewohntes anknüp und Alltagssprache verwendet wird. Lieder und Texte sollten allen vertraut sein. in einer ruhigen, gepflegten Umgebung staindet. Ein schmuckes Tuch, eine Kerze, ein Bild oder ein Symbolgegenstand aus der Natur leiten die Aufmerksamkeit auf etwas Schönes, unterstützen das Thema und die achtsame Präsenz beim Ritual. von allen äusseren Störungen geschützt ist (Handy, Sucher etc. werden ausgeschaltet bzw. einer Vertretung überlassen). durch Wiederholung die Erfahrung von Geborgenheit stärkt. Der gleiche Text, der mehrmals gelesen und das gleiche Lied, das über eine längere Zeit immer wieder gesungen wird, wirken wie tragende Pfeiler in einer verwirrenden und sich ständig verändernden Welt. eine klare Struktur aufweist. Anfang und Ende sind deutlich markiert. Jemand übernimmt die Verantwortung, die Teilnehmenden achtsam einzuführen, sie Schri2 um Schri2 durch das Ritual zu begleiten, ihnen immer wieder Raum für eigenes Erleben offen zu halten und sie wieder zu entlassen. mehrere Sinne anspricht und damit alle Teilnehmenden nach ihren Möglichkeiten einbezieht. Rituale können in der Kleingruppe, in der Zimmergemeinscha# oder auch mit einer einzelnen Person durchgeführt werden. Bei aller gestalterischen Vielfalt lebt das Ritual davon, dass es in einer Art und Weise gestaltet wird, die den Teilnehmenden bereits vertraut ist, oder mehr und mehr vertraut wird. Erst so wird die nährende, auch verwandelnde Kra3 im Ritual erfahrbar. Die hier vorgeschlagenen Feiern folgen einem einfachen Schema in vier Schri&en. 22 LeA-Schule
4 Ritualschema Schri&e: Mögliche Elemente für die Gestaltung: Rituale 1 Ankommen, sich sammeln Musik zur Sammlung, Begrüssung, Einleitung. Ev. anleiten einer Körper und/oder Atemmedita on, sprechen eines Gebets, gemeinsames Singen eines Liedes. Die Teilnehmenden erhalten die Gelegenheit anzukommen, zur Ruhe zu kommen und sich dabei für die Gemeinscha* zu öffnen. 2 Verbunden sein im gemeinsamen Erleben Eine Geschichte, ein Gedicht vortragen oder einem Leitgedanken nachgehen. Ein Symbol oder ein Bild betrachten und seiner Wirkung Raum lassen. Miteinander singen oder Musik hören. Im zweiten Schri wird das Thema der Feier oder des Rituals eingeführt. 3 Dem Geschehen Raum geben Im Gespräch einen Weg gehen (etwas ver efen). Gemeinsam etwas tun, das eine Veränderung bewirkt. Ein Musikstück hören, das in eine bes mmte S mmung führt, oder ein Lied singen. In diesem Schri der Ritualhandlung geschieht loslassen und sich neu finden; sich trennen von etwas Altem und sich verbinden mit etwas Neuem; sich öffnen für neue Möglichkeiten - und dabei zur Ruhe kommen lassen, was war. 4 Sich stärken und au/rechen Ein Gedicht, ein Gebet (Fürbi2e), ein Zuspruch für das Au9rechen und Weitergehen. Ein Lied oder ein Segenswort, das Mut macht und stärkt. Musik, die den Au9ruch festlich begleitet oder noch einmal Raum gibt zu einem abschliessenden Sammeln der Eindrücke. Der letzte Schri hil* dabei, gestärkt und ermu-gt wieder in den eigenen Lebensalltag zurückzukehren. 23
5 Mundart-Sprache 24 Die Mitarbeitenden beteiligen sich selber auch an den vorge schlagenen Übungen, wie z.b. sich einlassen auf ein Bild, et was hören oder riechen. Sie gewinnen dadurch das rich ge Zeitempfinden im Ritual und garan eren, dass das Erleben nicht zu früh unterbrochen wird. Bei vorgeschlagenen Übungen ist darauf zu achten, dass kein Erfolgs oder Leis tungsdruck aufgebaut wird. De menzkranke werden in ihren Möglichkeiten unterstützt, aber nicht überfordert. Die Mundart ist bei den Ritualen und Feiern der Schri3sprache vorzuziehen. In der Fülle der ver schiedenen Dialekte sind die Vor schläge vorwiegend in einer be wusst einfachen Schri3sprache formuliert, so dass diese leicht in den eigenen Dialekt übertragen werden kann. LeA-Schule
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