Fachtag: Konzepte und Methoden in der Arbeit mit psychisch erkrankten Eltern in Münster am
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- Karola Gretel Huber
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1 Fachtag: Konzepte und Methoden in der Arbeit mit psychisch erkrankten Eltern in Münster am Prof. Dr. Reinhold Schone & Prof. Dr. Sabine Wagenblass 1
2 1994: Wie alles begann Anliegen des Buches : Die Aufmerksamkeit auf eine bisher vernachlässigte Risikogruppe zu lenken und zur Entwicklung von Präventionsangeboten beizutragen. * 1994 Erste (deutschsprachige) Veröffentlichung Kinder psychotischer Eltern Helmut Remschmidt/Fritz Mattejat * 1996 Erste Gründung des Vereins Seelennot e.v. in Hamburg * 1996 Erster Fachkongress Hilfen für Kinder psychisch Kranker (Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker)
3 1997: Der andere Zugang (R) Anliegen der Studie: Die Aufmerksamkeit der Jugendhilfe auf das Thema Vernachlässigung im frühen Kindesalter zu lenken und den blinden Fleck der Jugendhilfe aufzuhellen * 1997 Umfassende Untersuchung des ISA Münster zur Vernachlässigung im frühen Kindesalter è psychische Erkrankung der Eltern (neben Armut) als Hauptmerkmal * 1998 Untersuchung Kindeswohl zwischen Jugendhilfe und Justiz, TU Berlin è Bei 18% der Sorgerechtsentzüge psychische Erkrankung im Hintergrund
4 1999: 1. Forschungsprojekt Kada Anliegen der Studie: Analyse der Lebenssituation von Kindern psychisch kranker Eltern und Anforderungen an das professionelle Handeln in die Jugendhilfe und Erwachsenenpsychiatrie Aller Anfang ist schwer * Psychiatrie hatte wenig Bezug zum Thema Kinder psychisch kranker Eltern * Jugendhilfe hatte wenig Bezug zum Thema psychische Erkrankungen * Unterschätzung der familiären Gesamtbelastung * Hindernisse beim Zugang zum Forschungsfeld * Beziehung von Jugendhilfe und Erwachsenenpsychiatrie geprägt durch Vorurteile und Ressentiments
5 Zusammenfassend: Zur quantitativen Dimension (R) * Psychiatrie: Durchschnittlich jede/r fünfte psychisch erkrankte Erwachsene in der stationären klinischen Versorgung, in den Institutsambulanzen und Tageskliniken ist Vater oder Mutter eines minderjährigen Kindes. * Jugendhilfe: Etwa in jedem zehnten Fall, bei dem eine Hilfe zur Erziehung durch das Jugendamt gewährt wird, liegt eine diagnostizierte psychische Erkrankung eines Elternteils vor.
6 Psychische Erkrankungen belasten die Familienbeziehungen Familien, in denen ein Elternteil erkrankt ist, sind überdurchschnittlich häufig durch Trennungen und Beziehungsabbrüche belastet: * 35% der psychisch erkrankten Eltern leben dauerhaft getrennt von ihren minderjährigen Kindern * Rund 50% der psychisch erkrankten Eltern leben dauerhaft getrennt vom Vater bzw. Mutter ihrer Kinder
7 Zentrale Reaktionsformen des Jugendamtes (R) Eine Schere tut sich auf: Steigender Unterstützungsbedarf der Kinder Allgemeine Beratung ( 16) 31,0% Sinkende Unterstützungsfähigkeit der Eltern Vollzeitpflege 20,2% Heimerziehung 18,4 % SPFH 19,5 %
8 Stolpersteine in der Kooperation von Psychiatrie und Jugendhilfe Wenn die Kooperation zwischen Psychiatrie und Jugendhilfe erst in der Krise erfolgt, etabliert sich ein Teufelskreis, ein System der self- fullfilling- prophesy, welcher nicht selten mit der Unterbringung des Kindes endet. Herausnahme der Kinder aus der Familie Wahrnehmung des JA als 'Kinder- weg- nehm- Amt' Späte Einschaltung des Jugendamtes Vermeidung der Inanspruchnahme präventiver Hilfe Zuspitzung der familiären Krisensituation
9 Stolpersteine in der Kooperation von Psychiatrie und Jugendhilfe (R) * Die Zeithorizonte und Arbeitsgeschwindigkeiten von Psychiatrie und Jugendhilfe sind extrem unterschiedlich und lassen produktive Kooperation kaum zu. * Die unterschiedlichen Systemlogiken von Jugendhilfe und Psychiatrie überformen die gemeinsame Professionslogik der Sozialarbeit/Sozialpädagogik.
10 Stolpersteine in der Kooperation von Psychiatrie und Jugendhilfe (R) Die Prozesse der psychiatrischen Diagnose und des sozialpädagogischen Fallverstehens, die der Realisierung von Handlungskonzepten beider Disziplinen vorausgehen, sind wenig vergleichbar und kaum kompatibel. è Will man ein Hilfesystem, welches psychisch kranken Eltern UND ihren Kindern gleichermaßen gerecht werden soll, bedarf es * einer Synchronisation von Problemdefinitionen (psychiatrische Diagnostik UND sozialpädagogisches Fallverstehen) ; * einer Synchronisation von Hilfeansätzen (medizinische Behandlung UND sozialpädagogische Unterstützung).
11 ab 2005: Zunahme der Forschungs- arbeiten und Praxisangebote * Lenz, A. 2005: Kinder psychisch kranker Eltern * Schmutz, E. 2010: Kinder psychisch kranker Eltern: Prävention und Kooperation von Jugendhilfe und Erwachsenenpsychiatrie * Wiegand- Grefe, S.; Halverscheid, S.; Plass, A. 2011: Kinder und ihre psychisch kranken Eltern. Familienorientierte Prävention Der CHIMPs- Beratungsansatz * Bauer, U./ Reinisch, A./ Schmuhl, M. (Hrsg.) 2012: Prävention für Familien mit psychisch erkrankten Eltern. Bedarf, Koordination, Praxiserfahrungen. Wiesbaden. VS Verlag,. Prof. Dr. Reinhold Schone & Prof. Dr. Sabine Wagenblass 11
12 Zahl der Veröffentlichungen zum Thema Kinder psychisch kranker Eltern Prof. Dr. Reinhold Schone & Prof. Dr. Sabine Wagenblass 12 Quelle: Google Scholar,
13 Ausdifferenzierung der Praxisangebote * 1998: Erste Gruppenangebote für Kinder psychisch kranker Eltern (z.b. Auryn Freiburg, Frankfurt) * 2000: Erste Patenschaften (z.b. PFIFF,Hamburg) * 2000: Erste stationäre Angebote für Mutter (Vater)- und Kind (z.b. Lengerích) * 2003: Erste Spezialambulanzen für postpartal psychisch erkrankte Mütter mit ihren Säuglinge (z.b. Herten) * Prof. Dr. Reinhold Schone & Prof. Dr. Sabine Wagenblass 13
14 2006: Bundesweite Vernetzung - Gründung der BAG * Bundesweiter Zusammenschluss von Einrichtungen und Projekten, die sich für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil einsetzen. * Aufgaben und Ziele : * Audlärung und Öffentlichkeitsarbeit * Förderung des fachlichen Austausches, gegenseitige Unterstützung * Entwicklung regionaler oder themenbezogener Kooperationen * Unterstützung von wissenschaftlichen Studien und Veröffentlichungen * Lobbyarbeit in Richtung auf politische Entscheidungsprozesse, Kostenträger usw. * Gestartet mit 20 Mitgliedern, aktuell knapp 150 Mitglieder Prof. Dr. Reinhold Schone & Prof. Dr. Sabine Wagenblass 14
15 2009 Politische Wahrnehmung (R) * 2009: Der 13. Kinder- und Jugendbericht "Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen - Gesundheitsbezogene Prävention und Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe" thematisiert die Lebenssituation Kinder psychisch kranker Eltern ( Prof. Dr. Reinhold Schone & Prof. Dr. Sabine Wagenblass 15
16 2009 Politische Wahrnehmung (R) Der 13. Jugendbericht (2009) stellt u.a. fest: * Für alle Altersgruppen gilt: Besonders an kontinuierlichen Angeboten für Kinder chronisch sucht- und psychisch kranker Eltern ist der Mangel groß. (S. 39) * Mischfinanzierungen sowie verstärkte Kooperation sind vonnöten, damit Kinder angemessen versorgt werden können, wenn Krankheitsphasen der Eltern ihre Erziehungsfähigkeit einschränken und dies nicht von der Familie kompensiert werden kann. (S. 234) * Es besteht ein ausgewiesener Mangel an Evaluation der Wirksamkeit der in der Praxis realisierten Angebote. (S. 39) Prof. Dr. Reinhold Schone & Prof. Dr. Sabine Wagenblass 16
17 2014 Fachpolitische Offensive (R) Prof. Dr. Reinhold Schone & Prof. Dr. Sabine Wagenblass 17
18 2014 Fachpolitische Offensive (R) * Die Trägerübergreifende Forderung der Einrichtung einer Sachverständigenkommission Hilfen für Kinder und Familien mit psychisch kranken Eltern betont die Handlungsnotwendigkeit für * rechtlich verbindliche Konkretisierungen von Kooperations- angeboten (insbesondere zwischen SGB V, SGB VIII und SGB XII), * die Optimierung von Schnittstellen zwischen den Sozialgesetzbüchern, * die rechtliche Klarstellung der Vergütungen für die Netzwerkarbeit, * bundesrechtliche Regelungen zur Mischfinanzierung von komplexen Hilfebedarfen in Familien mit psychisch kranken Eltern. Prof. Dr. Reinhold Schone & Prof. Dr. Sabine Wagenblass 18 AFET u.a ev.de/aktuell/afet_intern/2014/ Antrag- SV- Kommission.php
19 2015 Aktuelle Situation * Aktualität des Themas seit 20 Jahren ungebrochen * Vieles ist in Bewegung geraten, aber es ist noch nicht genug * Kenntnisse in Psychiatrie und Jugendhilfe über die Lebenssituation und Unterstützungsbedarf sind immer noch zu begrenzt * Keine flächendeckende Infrastruktur * Keine Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene * Viel Projektförderung, wenig Regelfinanzierung * Keine Komplexleistungen für die Familien *. Prof. Dr. Reinhold Schone & Prof. Dr. Sabine Wagenblass 19
20 Ein Blick in die Zukunft in das Jahr 2035 (R) Alles wird gut * Das Thema taucht nur noch selten auf, da es integrierte Lösungsstrategien gibt * Psychiatrie und Jugendhilfe haben die Lebenssituation und Unterstützungsbedarfe gemeinsam im Blick * Es gibt eine flächendeckende Infrastruktur vielfältige Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene * Regelfinanzierung hat Projektförderung überflüssig gemacht * Komplexleistungen für die Familien sind selbstverständlich *. Prof. Dr. Reinhold Schone & Prof. Dr. Sabine Wagenblass 20
Komplexe Hilfebedarfe brauchen verbindliche Kooperationen!
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