WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND -CHANCEN - KOLUMBIEN
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- Innozenz Kneller
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1 WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND -CHANCEN - KOLUMBIEN Drittgrößte Volkswirtschaft Südamerikas / Wirtschaftsleistung konzentriert sich auf wenige Regionen / Von Edwin Schuh Bogotá (gtai) - Kolumbien ist die drittgrößte Wirtschaft Südamerikas und steht weltweit auf Platz 31. Das Wachstum kommt derzeit vor allem aus der Bauwirtschaft, während der Rohstoffsektor unter den niedrigen Weltmarktpreisen leidet. Rund die Hälfte des BIP wird in Bogotá, Medellín und Cali erwirtschaftet. Das Einkommensgefälle zwischen verschiedenen Regionen ist teilweise stark ausgeprägt. Die Importe sanken 2015 wegen der Abwertung des Pesos deutlich. Deutschland ist viertwichtigster Lieferant. Kolumbien im globalen und regionalen Kontext Weltweit gesehen stand Kolumbien 2014 auf Platz 31 der größten Volkswirtschaften, mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) vergleichbar mit Südafrika und den Vereinigten Arabischen Emiraten. In Südamerika lag Kolumbien auf Platz drei, hinter Brasilien und Argentinien, aber vor Chile und Peru. Kolumbiens Wirtschaftswachstum betrug zwischen 2005 und 2014 im Schnitt 4,8% im Jahr und lag damit deutlich über dem Wachstum anderer großer lateinamerikanischer Länder. Dennoch war das Pro-Kopf- Einkommen 2014 mit rund US$ noch vergleichweise gering. Eckdaten im Überblick (2014) Kolumbien Deutschland Bevölkerung (Mio.) 47,8 80,9 Bruttoinlandsprodukt (BIP; Mrd. US$) 377, Anteil der verarbeitenden Industrie am BIP (%) 11,1 25,9 Anteil der Dienstleistungen am BIP (%) 54,4 68,6 Quellen: Statistikamt DANE, Weltbank, Bundesbank Sektorale Struktur Der Dienstleistungssektor hatte in den letzten Jahren einen konstanten Anteil von rund 54% am kolumbianischen BIP. Darunter ist der Finanz-, Versicherungs- und Immobiliensektor mit einem Anteil von 20% am gesamten BIP am stärksten. Die steigende Kaufkraft und wachsende Konsumorientierung trugen dazu bei, dass der Dienstleistungsektor mit dem allgemeinen Wirtschaftswachstum Schritt hielt. Die Industrie und die Agrarwirtschaft verloren in den vergangenen Jahren an Bedeutung, während der Rohstoffsektor und die Bauwirtschaft ihre Anteile am BIP ausweiteten.
2 Bedeutung der Wirtschaftssektoren (Anteile in %) Sektoren Verarbeitende Industrie, darunter:.herstellung von chemischen Erzeugnissen..Herstellung von raffinierten Erdölprodukten..Herstellung von Erzeugnissen aus nichtmetallischen Mineralien Anteil am BIP 2009 Anteil am BIP 2014 Anteil an den Beschäftigten 2009 *) 13,0 11,1 13,4 12,3 1,6 1,4 k.a. k.a. 1,7 1,3 k.a. k.a. 1,1 1,0 k.a. k.a. Dienstleistungen, darunter: 54,2 54,4 61,6 63,5.Finanzen, Versicherungen, Immobilien..öffentliche Verwaltung, Bildung und Gesundheit..Handel, Reparaturen, Hotelund Gaststättengewerbe 19,5 19,7 7,6 8,6 15,6 15,4 19,3 19,3 11,9 12,0 26,4 27,2 Bauwirtschaft 6,4 7,2 5,3 6,5 Bergbau und Erdölsektor 6,6 7,3 0,8 0,7 *) Angaben jeweils für 4. Quartal; Gran Encuesta Integrada de Hogares Quelle: DANE Anteil an den Beschäftigten 2014 *) Das verarbeitende Gewerbe wuchs zwischen 2012 und 2014 im Schnitt nur um 0,3% pro Jahr, so gering wie kein anderer Wirtschaftssektor. Ursachen waren eine geringere Nachfrage aus Venezuela und ein starker Peso, welcher die Ausfuhren bremste und die Importkonkurrenz erhöhte. Zunehmende Lieferungen aus Asien und - im Zuge eines Handelsabkommens - aus Mexiko setzten der Industrie zu, insbesondere dem Textilsektor und der Automobilindustrie. Mittelfristig könnte die Industrie von der deutlichen Abwertung des kolumbianischen Peso seit Mitte 2014 profitieren und ihre Exporte erhöhen. Ab 2020 werden zudem die heute noch sehr hohen Transportkosten innerhalb Kolumbiens sinken, da dann die ersten Strecken eines ambitionierten Ausbaus des Autobahnnetzes fertig sein werden. Die Industrie gewinnt dadurch an Wettbewerbsfähigkeit. Die Bauwirtschaft legte seit 2011 durchschnittlich um 8,9% jährlich zu, so stark wie kein anderer Wirtschaftssektor. Subventionierte Darlehen für Wohnungskäufe, eine leichtere Kreditvergabe und der Bau von Sozialwohnungen sorgten im Hochbau für Aufschwung. Zukünftig wird der Hochbau durch den Plan der Regierung, bis zum Ende der zweiten Amtsperiode von Präsident Santos im Jahr 2018 insgesamt Sozialwohnungen und Klassenzimmer zu bauen, angetrieben. Auch das Wachstum im Tiefbau soll in den nächsten Jahren kräftig ausfallen, da Projekte zum Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Wert von rund 22 Mrd. US$ geplant sind. Dazu gehören der Bau von km neuen Autobahnen und Investitionen in Häfen, Flughäfen, Zugstrecken und in die Binnenschifffahrt. Im öffentlichen Nahverkehr soll 2017 mit dem Bau der ersten Metrolinie in Bogotá begonnen werden. Der Rohstoffsektor hat zwischen 2008 und 2013 im Schnitt um 9,4% expandiert, angetrieben von einer zunehmenden Erdöl- und Kohleproduktion. Kolumbien ist einer der weltweit größten Produzenten von Steinkohle und fördert seit 2013 im Schnitt rund 1 Mio. Barrel Erdöl pro Tag, womit es auf dem dritten Platz Germany Trade & Invest 2
3 in Südamerika liegt. Im Jahr 2014 war der Rohstoffabbau wegen der gesunkenen Weltmarktpreise allerdings der einzige Sektor mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung (-0,2%). Auch zukünftig dürfte sich der Sektor rückläufig entwickeln, da die Unternehmen weniger in Exploration investieren. Regionale Struktur Kolumbiens Wirtschaftskraft konzentriert sich auf den Hauptstadtdistrikt Bogotá D.C. und das umliegende Departamento Cundinamarca, wo rund 30% des gesamten BIP des Landes erbracht werden. Die Departamentos Antioquia und Valle mit den Großstädten Medellín und Cali kommen zusammen auf weitere 23% der Wirtschaftsleistung. Die 32 Departamentos (Bundesstaaten) - Bogotá gehört zum Departamento Cundinamarca, wird in den Statistiken jedoch gesondert ausgewiesen - zeigen teilweise einen sehr unterschiedlichen Entwicklungsstand. Die erdölfördernden Departamentos Casanare und Meta haben mit Abstand das höchste Pro-Kopf-Einkommen. Hier entfällt rund 70% der Wirtschaftsleistung auf den Erdölsektor. Das BIP pro Kopf in Casanare war 2014 etwa zehn mal so hoch wie im ärmsten Departamento Vaupés. Die industriell am weitest entwickelten Departamentos sind der Hauptstadtdistrikt Bogotá D.C., Santander, Antioquia und Valle. Diese Departamentos haben ebenfalls ein relativ hohes Pro-Kopf-Einkommen. Die Karibikregion ist geteilt zwischen den vergleichweise wohlhabenden Bundesstaaten Bolívar (Cartagena; Hafen und Tourismus) und Atlántico (Barranquilla; Industrie und Hafen) und den wirtschaftlich schwachen Córdoba, Sucre, Magdalena und La Guajira. Die Pazifikregion mit den Departamentos Cauca, Chocó und Nariño weist einen sehr geringen Entwicklungsstand auf. Auch der entlegene Osten und Südosten des Landes mit den Bundesstaaten Caquetá, Amazonas, Guanía, Vichada, Guaviare und Vaupés hat ein niedriges BIP-Pro-Kopf. Diese kaum besiedelte und schwer zugängliche Region macht 42% der Fläche Kolumbiens aus, jedoch nur 0,8% des BIP. 3 Wirtschaftsstruktur und -chancen - Kolumbien
4 Entwicklungsstand und -perspektiven der Bundesstaaten Bundesstaaten Anteil am gesamten BIP des Landes 2014 (in %) BIP pro Kopf 2014 (in US$) Landesdurchschnitt ,8 4,6 Amazonas 0, ,5 4,5 Antioquia 13, ,5 7,0 Arauca 0, ,3-7,0 Atlántico 4, ,7 6,7 Bogotá D. C. 24, ,5 4,4 Bolívar 3, ,8-0,7 Boyacá 2, ,7 4,8 Caldas 1, ,6 3,8 Caquetá 0, ,7 6,3 Casanare 2, ,0 7,4 Cauca 1, ,9 4,3 Cesar 1, ,2 6,6 Chocó 0, ,5-6,2 Córdoba 1, ,5 3,2 Cundinamarca 4, ,9 3,6 Guainía 0, ,0 1,9 Guaviare 0, ,6 3,5 Huila 1, ,2 3,5 La Guajira 1, ,6 2,5 Magdalena 1, ,1-0,7 Meta 5, ,9-2,0 Nariño 1, ,5 4,2 Norte Santander 1, ,7 4,9 Putumayo 0, ,7 5,1 Quindío 0, ,9 3,4 Risaralda 1, ,8 3,8 San Andrés y Providencia 0, ,0 3,5 Santander 7, ,8 7,9 Sucre 0, ,1 4,4 Tolima 2, ,6 2,9 Valle 9, ,5 4,7 Vaupés 0, ,3 4,3 Vichada 0, ,6-0,7 Quelle: DANE Nominale Wachstumsrate des BIP 2014/13 (in %) Germany Trade & Invest 4
5 In Bogotá wird rund ein Viertel des kolumbianischen BIP erwirtschaftet. Wichtige Cluster dort sind die Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung, die Kfz-Industrie und der Finanz- und Versicherungssektor. Alle nationalen Regierungsstellen sind in Bogotá und die meisten ausländischen Unternehmen haben hier ihren Sitz. Die zweitgrößte Stadt Medellín gilt als Cluster für den Textilsektor, die Bauwirtschaft, den Finanz- und Versicherungssektor und den Bergbau. Auch zieht die Stadt immer mehr innovative Technologieunternehmen an. In Kolumbiens drittgrößter Stadt Cali sind die Herstellung von Autoteilen, Pharmazeutika, Körperpflegemitteln und Kosmetika stark. Das Augenmerk der Unternehmen richtet sich immer mehr auf die Großstädte der zweiten Reihe, die als Großstadtregionen jeweils über 1 Mio. Einwohner haben: Barranquilla, Cartagena sowie die Region Cúcuta und Bucaramanga. Auch hat Kolumbien rund 65 Städte mit über Einwohnern, die beispielsweise der deutsche Versicherungskonzern Allianz alle abdecken will. Außenhandel Nachdem Kolumbiens Einfuhren 2014 noch auf Rekordniveau waren, sanken sie zwischen Januar und November 2015 gemessen in US-Dollar um 14,8% auf 49,9 Mrd. US$. Dies lag einerseits am niedrigeren Preis der Erdölimporte, andererseits an geringeren Einfuhren von Gütern wie Kfz, Maschinen oder Elektronik, die aufgrund der Abwertung des Peso teurer wurden. Die Importe aus Deutschland verringerten sich zwischen Januar und November 2015 um 7,1%. Da Experten keine weitere signifikante Abwertung des Peso mehr erwarten, dürften die Einfuhren ab 2016 wieder leicht zunehmen. Einfuhr nach Ländern (in Mio. US$ cif, Veränderung in %) Veränderung 2014/13 Insgesamt ,8.USA ,4.VR China ,8.Mexiko ,1.Deutschland ,7.Brasilien ,8.Frankreich ,4.Japan ,2.Korea (Rep.) ,7.Indien ,7.Peru ,5 Quelle: DANE Deutschland konnte 2014 Brasilien als viertwichtigsten Lieferanten hinter den USA, der VR China und Mexiko verdrängen. Den größten Posten der deutschen Verkäufe machten in diesem Jahr Luft- und Raumfahrt (HS-Kapitel 88; 462 Mio. US$) aus, was jedoch aufgrund von Sonderlieferungen als eine Ausnahme anzusehen ist. Traditionellerweise sind Maschinen, Apparate und mechanische Geräte (HS 84) Deutschlands Exportschlager nach Kolumbien. Im Jahr 2014 hatten diese einen Wert von 406,3 Mio. US$, wobei die VR China, USA und Mexiko noch mehr lieferten. 5 Wirtschaftsstruktur und -chancen - Kolumbien
6 Es folgen pharmazeutische Erzeugnisse (HS 30; 398,4 Mio. US$), hier war Deutschland 2014 Spitzenreiter vor den USA und der Schweiz. An vierter Stelle standen die Lieferungen von Kfz (HS 87; 247,6 Mio. US$), wobei Deutschland hinter Mexiko, den USA, Korea (Rep.), der VR China, Japan und Brasilien lag. Allerdings muss man berücksichtigen, dass deutsche Autos auch in Mexiko oder Brasilien produziert und von dort aus nach Kolumbien geliefert werden. Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. US$ cif, Veränderung in %) SITC Warengruppe Veränderung 2014/13 Insgesamt 32,897, ,9 7,8.davon aus Deutschland 1.285, ,0 14,7 33 Erdöl und Erdölerzeugnisse 1.220, ,1 18,3.davon aus Deutschland 2,5 4,6-13,0 78 Straßenfahrzeuge 2.836, ,8 11,7.davon aus Deutschland 114,7 246,7 0,1 76 Geräte für die Nachrichtentechnik 1.723, ,9 12,6.davon aus Deutschland 19,1 20,0-48,9 74 Maschinen, Apparate und Geräte 1.888, ,4 7,8.davon aus Deutschland 147,2 201,3-12,2 79 Andere Beförderungsmittel 2.803, ,4 0,2.davon aus Deutschland 12,3 467,9 290,5 67 Eisen und Stahl 1.491, ,0 11,5.davon aus Deutschland 97,3 21,7-53,6 54 Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse 1.397, ,0 2,8.davon aus Deutschland 178,3 416,6 23,3 51 Organische chemische Erzeugnisse 1.410, ,6-1,8.davon aus Deutschland 63,9 61,8-15,0 75 Büromaschinen und automatische Datenverarbeitungsmaschinen 1.135, ,9 7,4.davon aus Deutschland 14,0 10,4-16,9 77 Elektrische Maschinen 1.172, ,7 11,7.davon aus Deutschland 67,9 111,3 6,2 Quelle: DANE, UN Comtrade Dieser Artikel ist relevant für: Kolumbien Außenwirtschaft, allgemein, Import, Geschäftspraxis allgemein, Wirtschaftsstruktur, allgemein, Verarbeitende Industrie, Regionalstruktur, Tertiärsektor Germany Trade & Invest 6
7 Datum: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. 7 Wirtschaftsstruktur und -chancen - Kolumbien
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