Betrugspotential im Zeitalter der Digitalisierung
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- Max Lehmann
- vor 7 Jahren
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1 Betrugspotential im Zeitalter der Digitalisierung 3. LAB Consulting Barometer Dezember 2015
2 Der VW-Skandal macht deutlich, dass die zunehmende Integration von Hard- und Software in allen Lebensbereichen eine neue Form von schwer zu entlarvenden Manipulationen und Betrügereien ermöglicht. Wie lautet Ihre Einschätzung zum Betrugspotential in Zeiten der Digitalisierung? Diese Frage haben wir unseren Teilnehmern gestellt. Unser Ziel war nicht einen Zusammenhang zwischen fehlender Moral und Digitalisierung herzustellen, wie manch einer meinte, sondern vielmehr herauszufinden, ob das digitale Zeitalter, also das JETZT, etwas mit uns macht und wenn ja was? Das eigentliche Thema ist die Führungskultur in unseren Unternehmen. In vielen Gesprächen spüren wir, dass sich hier etwas bewegt. Vereinfacht gesagt, steigt der Druck in den Unternehmen, sich neuen Ansätzen zu öffnen. Die Geisteshaltung von Start Ups sei an dieser Stelle erwähnt. Nicht als Blaupause, aber doch als Signal, dass sich Führung und Kultur verändern, ja verändern müssen. Die Kommentare, die wir erhalten haben, waren teilweise sehr offen und schonungslos. An dieser Stelle vielen Dank an alle Teilnehmer unseres 3. Consulting Barometers. Sind Sie es doch, die uns helfen eine Diskussion zu führen, die vielleicht ein wenig zum Nachdenken beiträgt. Vielen Dank für Ihr Interesse! Ihr Marcel Derakhchan
3 Die Ergebnisse auf einen Blick 53% der Consultants sagen in deutschen Unternehmen werde immer verwerflicher gehandelt Realitätsverlust von Vorständen und Geschäftsführern ist häufigste Ursache für Tendenz der Unehrlichkeit Offene Unternehmenskultur und Kritikfähigkeit bieten effektivsten Betrugsschutz Neben der Automobilindustrie, sicherlich von VW beeinflusst, erwarten die Berater v.a. bei Banken und Versicherungen das meiste Betrugspotential
4 Ist der VW-Skandal Symptom für einen Trend zu insgesamt unmoralischerem Verhalten der Wirtschaft? Weder noch 11% Nein 36% Ja 53%
5 Ausgewählte Teilnehmerkommentare: Die Aussage eines Vorstands, dass alle betrügen und es nur darauf ankommt nicht erwischt zu werden, hat mich ziemlich erschreckt. Kompletter Verlust jeglicher Moral und nur der Blick auf die Rendite. Leider sind die Konsequenzen eher einladend als abschreckend. Betrifft vor allem große Unternehmen mit intransparenten Entscheidungswegen und Patronage-Netzwerken. Der Neo-Liberalismus zeigt seine Wirkung. Der VW Skandal ist unter zwei Aspekten zu sehen: 1) wie gehen Unternehmen mit der zunehmenden staatlichen Regulierung um, die in einem immer schnelleren Takt der Industrie teilweise unrealistische Vorgaben macht. 2) Wie weit werden wirtschaftspolitische Kämpfe über Compliance ausgetragen (USA vs. D, General Motors vs. Volkswage, GE vs. Siemens)?
6 Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für diesen Trend zu mehr Unehrlichkeit? (Mehrfachantworten möglich) Realitätsverlust von Vorständen und GFs führt zu unerfüllbaren Zielvorgaben 69% Steigender Druck durch Aktionäre und Investoren auf das Management 61% Globalisierung führt zu aggressiverem Wettbewerb. Dadurch sinkt die moralische Hemmschwelle 58% Steigender Leistungsdruck auf Mitarbeiter 55% Fehlende wirksame Kontrollmechanismen 51% Anonymisierung von Geschäftsbeziehungen durch Digitalisierung. Dadurch sinkt die moralische Hemmschwelle 26% Digitalisierung erleichtert Vertuschung 17% *zu beantworten war diese Frage nur von den Teilnehmern, die einen Trend zu mehr Unehrlichkeit diagnostizieren
7 Ausgewählte Teilnehmerkommentare: Hauptursache: Priorisierung von individuellen Zielen versus Werte. Digitalisierung und Anonymität macht es einfacher zu betrügen. Allerdings machen die neuen Medien es auch immer einfacher Betrügereien aufzudecken. Es gibt einen zunehmenden Realitätsverlust bei Top-Managern, der sich in Überheblichkeit und unangemessenem Verhalten äußert. Ehrlichkeit ist nicht mehr gefragt. Der Druck auf die oberste Führungsebene ist enorm gestiegen. Viele Chefsessel sind heute keine Schleudersitze mehr, sondern Abschussrampen. (Marcel Derakhchan, Geschäftsführender Gesellschafter LAB & Company)
8 Speziell die Möglichkeiten der Digitalisierung werden in Zukunft mehr und mehr zu unehrlichem oder kriminellem Verhalten führen. 43% 37% 15% 5% Stimme voll zu Stimme tendenziell zu Stimme tendenziell nicht zu Stimme gar nicht zu
9 Wie ließen sich in deutschen Unternehmen Manipulationen und Betrügereien am wirkungsvollsten bekämpfen? (Mehrfachantworten möglich) Unternehmenskultur muss Kritik und Widerspruch zulassen und befürworten Führungskräfte sollten moralisch integres Verhalten vorleben und einfordern 78% 75% Compliance in Unternehmen verbessern 58% Realistischere Zielvorgaben des Managements 57% Personalpolitik sollte auf moralisch integre Mitarbeiter achten und diese fördern Effizientere IT-Systeme, die Betrügereien rechtzeitig erkennen und melden 45% 42% Arbeits- und strafrechtliche Sanktionen verschärfen 29% Schlachten der Goldenen Kälber "Wachstum" und "Marktanteile" 21%
10 Ausgewählte Teilnehmerkommentare: Wenn keine Kultur gelebt, vorgelebt wird, dann kann man auch keine Kultur erwarten. Moralisches Verhalten muss sich mehr auszahlen als unmoralisches Verhalten, im großen wie im kleinen. Wie gelingt es vor allem in großen Konzernen (viele Möglichkeiten für verstecktes und unmoralisches Handeln), dass die Führungskräfte nicht den Sinn für die Realität verlieren? Nicht die Digitalisierung ist Grund für Betrügereien. Hier gibt es keinen Zusammenhang. Ich möchte aber an den Moral Hazard als moralphilosophisches Theorem des Liberalismus und Neoliberalismus erinnern. (Marcel Derakhchan, Geschäftsführender Gesellschafter LAB & Company) Mehr unter:
11 Welche Branchen sind Ihrer Meinung nach besonders gefährdet, Opfer betrügerischer Machenschaften durch Möglichkeiten der Digitalisierung zu werden? Banken 75% Versicherungen 53% Automobilindustrie 46% Energiewirtschaft 36% Chemie- und Pharmaindustrie Maschinen- und Anlagenbau Konsumgüterindustrie & Handel Lebensmittelbranche 26% 26% 25% 24% Bauwirtschaft Unternehmensberatung 14% 12%
12 Digitalisierung beschleunigt den Informationsfluss, erhöht bestenfalls die Effizienz und die Transparenz und macht Daten global jederzeit verfügbar. Die Herausforderungen an Führungskräfte verändern sich. Beziehungen, die von Respekt, Vertrauen, Wertschätzung und Augenhöhe getragen werden, sind zunehmend alternativlos. Spätestens die kommende Generation sieht Kritik, Widerspruch und eigenständiges Denken nicht als Einbahnstraße von Oben nach Unten und wird sich diesem Denk-Primat auch nicht mehr unterordnen. (Marcel Ramin Derakhchan, Geschäftsführender Gesellschafter LAB & Company)
13 Statistik Geschlecht Männlich 90% Weiblich 10% Wie viele Jahre Berufserfahrung besitzen Sie? < 10 Jahre 11% Jahre 17% Jahre 33% > 25 Jahre 39% In welcher Branche sind Sie tätig? Managementberatung 37% Steuerberatung / Wirtschaftsprüfung 12% IT Beratung 14% Rechtsberatung 4% Industrie 19% Sonstige 14% Erhebungszeitraum: Nov 15 Anzahl der befragten Consultants 7400
14 Autoreninformationen Marcel Ramin Derakhchan ist als Geschäftsführender Gesellschafter der LAB & Company verantwortlich für die Business & Professional Services Practice der LAB Gruppe sowie Leiter der europäischen Practice von Penrhyn International. Top-Management-Beratungen, Global operierende IT- Dienstleister, Beratungsboutiquen sowie Softwareunternehmen zählen hier zu seinen Klienten. Darüber hinaus ist er erster Ansprechpartner für Unternehmen bei der Besetzung von Operations Funktionen. Franziska Klein ist Consultant der LAB & Company und Mitglied der Business & Professional Services Practice.
15 LAB & Company LAB & Company ist eine international tätige Personalberatung, spezialisiert auf die Suche und Auswahl von Top-Führungskräften in allen wichtigen Marktsegmenten. LAB & Company gehört zu den Top 20 der führenden Personalberatungen in Deutschland. Die Gesellschaft verfügt über Büros in Düsseldorf, München und Wien und ist darüber hinaus durch ihr internationales Netzwerk Penrhyn International an mehr als 30 weiteren Standorten weltweit vertreten.
16 3. LAB Consulting Barometer LAB & Company Isartorplatz München Tel: Fax: muc@labcompany.net
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