Rede des Botschafters der Republik Aserbaidschan Parviz Shahbazov -- Es gilt das gesprochene Wort --
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- Linda Kaufman
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1 Rede des Botschafters der Republik Aserbaidschan Parviz Shahbazov -- Es gilt das gesprochene Wort -- Zur Historie der Energiewirtschaft Sehr geehrter Herr Michael Schmidt, Sehr geehrte Damen und Herren, zuerst möchte ich mich bei den Organisatoren des heutigen Forums bedanken. Gestatten Sie mir ein paar Worte zur Historie der Öl- und Gasförderung im meinem Lande zu sagen. Bereits Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wurde das Erdöl auf industriellem Wege bei Baku gefördert. Noch zeichnet die Geschichte der Erdölproduktion in Aserbaidschan aus, dass das Erdöl zum ersten Mal durch eine Pipeline transportiert wurde. Die erste Ölleitung in der Geschichte wurde 1879 zwischen zwei industriellen Stadtteilen von Baku, Balakhani und Garaschahar gebaut. Infolge der intensiven Industrialisierung des Erdölbereichs hat sich Baku schon Ende des 19. Jahrhunderts als Schlüsselregion der Weltölindustrie etabliert. Es wurden die derzeit größten westlichen Investitionen nach Aserbaidschan angelockt: Brüder Nobel, Rothschild und andere. Schon zum Jahrhundertwechsel war Baku Weltmeister in der Ölproduktion. Der Ölboom in Aserbaidschan setzte sich auch in der sowjetischen Zeit fort. Während des 2. Weltkriegs lieferte Aserbaidschan 75% der gesamten sowjetischen Ölproduktion und 90 % des sowjetischen Flugbenzins. Auch in der sowjetischen Periode hat die Ölindustrie in Aserbaidschan zahlreiche innovative Technologien und Methoden getrieben. Die wichtigste war der Start der Ölförderung im offenen Meer Öl- und Gasförderung nach der Unabhängikeit Eine neue Etappe in der Energiewirtschaft ist nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1991 zu verzeichnen: Das junge Land musste für die Ausbeutung neuer und rohstoffreicher Off-Shore-Vorkommen die ausländischen Investitionen und modernen Technologien holen; Zugang zu den neuen Märkten schaffen und die dafür notwendige Transportinfrastruktur aufbauen. Aserbaidschan wollte für seinen Energiebereich eine direkte westliche Verbindung. Das hat der damalige Staatspräsident Heydar Aliyev trotz der heftigen internen und externen Widerstände schaffen können: Am 20. September 1994 unterzeichneten die Staatliche Ölgeselleschaft SOCAR und 11 transnationale Energiekonzerne ein Investitionsabkommen,
2 welches später als Abkommen des Jahrhunderts gewürdigt wurde. So hat Aserbaidschan sich verpflichtet, seine Öl- und Gasressourcen mit Hilfe internationaler Partner zu explorieren, zu fördern und zu liefern. In den folgenden Jahren wurden weitere 30 Öl- und Gasabkommen mit mehr als 30 Unternehmen aus 16 Ländern unterschrieben. Anhand dieser Abkommen wurden bisher im Energiesektor Aserbaidschans Investitionen in Höhe von etwa 50 Milliarden US-Dollar getätigt. In Zusammenarbeit zwischen SOCAR und westlichen Konzernen wurden neue Öl- und Gasfelder exploriert, die Ölförderung wurde drastisch ausgeweitet. Die nachgewiesenen Ölreserven von Aserbaidschan machen heute mehr als eine Milliarde Tonnen aus. Aserbaidschan entwickelte sich zum zuverlässigen Energiepartner des Westens. Aserbaidschan baut nicht nur intensive Geschäftbeziehungen im Rahmen seiner Energiepartnerschaften auf, sondern integriert sich auch in den europäischen Energiemarkt unter mehreren Aspekten. Wir passen unsere Gesetzgebung im Energiebereich an die europäischen Standards an und modernisieren den gesamten Energiesektor im Lande. Anhand seiner Ölstrategie hat sich Aserbaidschan von einem risikoreichen Land im Jahre 1994 zu einem verlässlichen und stabilen Partner entwickelt. Das Land ist imstande, einen Beitrag zur Gewährleistung der Energiesicherheit seiner Partner zu leisten. Entwicklung des Gassektors In den letzten Jahren erlangte auch der aserbaidschanische Gassektor eine internationale Bedeutung. Die Entdeckung des rohstoffreichen Shah Deniz Gasfeldes im Jahre 1999 hat damals kein grosses Echo ausgelöst. Europa legte zu der Zeit noch nicht so grossen Wert wie heute auf die Energieversorgung mit Erdgas. Jedoch hat sich Aserbaidschan seit 2006 durch die Exploration des rohstoffreichsten Gasfelds im Kaspischen Meer, Shah Deniz, von einem Importeur zu einem Exporteur von Erdgas entwickelt. So erreichte 2011 die Gasförderung 26 Mrd. m³. Tendenz steigend. Shah Deniz ist eines der perspektivreichsten Gasprojekte der Welt. Die zweite Phase der Ausbeutung von Shah Deniz ist zurzeit in Bearbeitung. Die gesicherten Reserven dieses Gasfeldes werden auf 1,2 Billionen m³ geschätzt. Durch die Ausbeutung dieses Vorkommens wird ab Ende 2017 die aserbaidschanische Gesamtproduktion um 16 Mrd. m³ aufgestockt. Auch durch die Exploration der SOCAR im Off-shore Vorkommen Ümid wurden bedeutende Gasressourcen entdeckt. Das zu fördernde Volumen dieses Vorkommens wird auf 200 Mrd. m³ geschätzt. Zusammen mit den französischen Firmen TOTAL und
3 Gas de France stellte SOCAR im Feld Abscheron ca. 340 Mrd. m³ Erdgas fest. Ebenso sind gemeinsame Explorationsarbeiten im Feld Nachtschiwan zusammen mit RWE und im Feld Schafag-Asiman zusammen mit BP in Planung. Infolge bisheriger Exploration beträgt die Höhe der geschätzten Gasreserven von Aserbaidschan, die ausgebeutet werden können, ca. 2,6 Billionen m³. Insgesamt werden in allen Strukturen noch weitere Gasvorräte vermutet. Aserbaidschan beabsichtigt, seine Gasproduktion bis 2015 auf 30 Mrd. m³ und bis 2025 auf 50 Mrd. m³ zu steigern. Diversifizierung der Transportwege Sehr geehrte Damen und Herren, Wir sind auf sichere und diversifizierte Exportwege angewiesen, um neue und verlässliche Märkte für unser Gas erschliessen zu können. Die Märkte, die sich nach Marktpreisen regulieren, und gleichzeitg transparent und wettbewerbsfähig sind. Heute stehen Aserbaidschan für die Lieferung seiner fossilen Energieträger sieben Öl- und Gaspipelines zur Verfügung, die in die westliche Richtung, aber auch nach Norden und Süden führen. Jedoch ist die Hauptpriorität in dieser Energie-Außenpolitik, ein wichtiger und zuverlässiger Partner für die europäische Energiesicherheit zu bleiben. Im Rahmen dieser Strategie wurde bereits 2007 ein wichtiger Durchbruch beim Gasexport erzielt, nämlich die Baku-Tiflis-Erzurum Gasleitung, die so genannte Südkaukasische Gaspipeline, in Betrieb genommen. Dadurch werden seit 2007 Georgien und die Türkei, sowie seit 2008 das EU-Mitglied Griechenland mit aserbaidschanischem Erdgas beliefert. Damit kann ich sagen, Baku-Tiflis-Erzurum stellt einen wichtigen Knotenpunkt für alle heute diskutierten Gasleitungen im Rahmen des Südkorridors dar. Energiezusammenarbeit mit der EU Der Ausgangspunkt der Energiezusammenarbeit zwischen Aserbaidschan und der EU war die Unterezeichnung einer Absichtserklärung über strategische Partnerschaft im November 2006 zwischen Präsident von Aserbaidschan Ilham Aliyev und EU-Komissionspräsident Jose Manuel Barroso in Brüssel. Beide Seiten haben dadurch die Grundlagen einer Partnerschaft für die Entwicklung und Modernisierung der Energieinfrastruktur, Erhöhung der Energieeffizienz und Entwicklung erneuerbarer Energiequellen in Aserbaidschan
4 sowie für die Diversifizierung und Sicherheit der Energieversorgung der EU vereinbart. Südlicher Gaskorridor Die Grundlagen einer konkreten Zusammenarbeit wurde im Janur 2011 während des Baku-Besuchs des EU-Komissionspräsident gelegt. Durch die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zwischen Aserbaidschan und der Europäischen Union, bekräftigte Aserbaidschan seine Unterstützung für den südlichen Energiekorridor. Das Anliegen in dieser Richtung wird von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe EU-Aserbaidschan vorangetrieben. In diesem Kontext wird die Arbeit des EU-Energiekomissars Günther Öttinger wird hochgeschätzt und er ist immer ein willkommener Gesprächspartner in Aserbaidschan. Die zweite Phase der Ausbeutung im Gasfeld Shah Deniz wird Aserbaidschan ermöglichen, schon ab Mrd. m³ Erdgas pro Jahr in westliche Richtung zu liefern: 6 Mrd. sind in die Türkei vorgesehen, und die restlichen 10 Mrd. m³ in die weiteren europäischen Staaten. Durch die Ausbeutung weiterer Gasfelder, kann das Exportvolumen in der Zukunft noch erheblich ausgebaut werden. Energiezusammenarbeit zwischen der Türkei und Aserbaidschan und TANAP Meine sehr vehrerten Damen und Herren, Aserbaidschan beschäftigt sich entschlossen mit der Bildung der Transportinfrastruktur für seine künftigen Gaslieferungen gen Westen. Im Oktober 2011 wurden zwischen Aserbaidschan und der Türkei die Transit-, Lieferungs- und Handelsbedingungen des aserbaidschanischen Erdgases ausgehandelt und durch entsprechende Abkommen bekräftigt. Diese Abkommen dienen unmittelbar dem Ziel, aserbaidschanisches Erdgas im Rahmen des Südlichen Energiekorridors nach Europa zu liefern. Im Dezember 2011 wurde anhand einer Absichtserklärung zwischen Baku und Ankara vereinbart, für den Transport des aserbaidschanischen Erdgases vom Osten der Türkei bis zur türkisch-bulgarischen Grenze eine Trans-Anatolien-Pipeline, TANAP, zu bauen. Diese Pipeline wird ermöglichen, das Exportgas aus Shah Deniz 2 direkt an die Grenzen der Europäischen Union zu bringen. Die Pipeline muss bis 2018 gebaut werden und in der ersten Phase mit einer Durchleitungskapazität von 16 Mrd. m³ funktionieren. Jedoch ist die Ausweitung dieses Volumens in der Zukunft durch zusätzliche Kompressorstationen auf 24 Mrd. m³ vorgesehen.
5 Fazit Zusammengefasst kann man festhalten, dass Aserbaidschan wichtige strategische Entscheidungen getroffen hat, die für die Realisierung des Südlichen Energiekorridors von enormer Bedeutung sind. Nach dem Abschluss der Hauptvereinbarungen über TANAP werden wir uns auf die Entscheidungsbildung über die Gasleitung konzentrieren, die aserbaidschanisches Erdgas weiter nach Europa transportieren soll. Für den weiteren Transport werden eine Entscheidung unter den folgenden drei Varianten getroffen: TAP-Transadriatic Pipeline nach Italien, Nabucco-West, die sich von der türkisch-europäischen Grenzen anfängt und sich vom Osteuropa nach Westen ertsreckt, SEEP, South East Europe Pipeline, die das durch Ungarn, Bulgarien und Rumänien transportiert. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.
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