Umwelt im Deutschunterricht

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1 Carlsen in der Schule. Ideen für den Unterricht Methoden für Deutschunterricht und Leseförderung Thema des Monats Januar 2012 Umwelt im Deutschunterricht Autorin: Jana Mikota Zielgruppe: Jugendliche von 10 bis 16 Jahren Für alle Schulformen geeignet Inhalt Umwelt und Umweltliteratur im Deutschunterricht (t.1) Lesekompetenzen stärken (t.2) Was leistet das fiktive Interview? (t.3) Geeignete Themenfelder (t.4) Durchführung des fiktiven Interviews (t.5) Weiterführende Literatur und Links (t.6) Dieses Modell stellt die Methode»Fiktive Interviews«als eine Möglichkeit vor, literarische Figuren und die Sensibilisierung für den Umweltschutz zusammenzubringen. Ziel ist es, einerseits die Lesekompetenz, andererseits ein Umweltbewusstsein zu stärken, sich aber zugleich mit möglichen Positionen zu beschäftigen, die nicht gängigen Vorstellungen entsprechen und so auch argumentieren zu üben. Alle Carlsen-Unterrichtsmaterialien kostenlos zum Ausdrucken und Abspeichern Regelmäßig Klassensätze zu gewinnen Viele Extras gratis Carlsen in der Schule Ideen für den Unterricht

2 Thema des Monats: Januar 2012 Umwelt im Deutschunterricht 2 Umwelt und Umweltliteratur im Deutschunterricht t.1 Die globalen Umweltkatastrophen, Klimaveränderungen und Umweltschutz sind zentrale Themen der politischen Debatten seit den 1980er Jahren und sind spätestens seit der Katastrophe in Fukushima im Frühjahr 2011 für einen kurzen Zeitraum in den Mittelpunkt der politischen Debatten gerückt. Auch die Kinder- und Jugendliteratur verschließt die Augen nicht vor solchen Themen und widmet sich auf unterschiedliche Weise der Klimakatastrophe sowie dem Zusammenhang zwischen Umwelt und Globalisierung. Oder anders gesagt: Die Kinder- und Jugendliteratur nimmt somit auch den öffentlichen Diskurs um Umweltschutz auf. Damit bietet es sich an, solche Texte im Deutschunterricht zu lesen, um mit den Schülern und Schülerinnen unterschiedliche Darstellungen vom Umweltschutz, Umweltkatastrophen, aber auch Nachhaltigkeit und das Schützen der Natur einzuüben und unterschiedliche Haltungen bzw. Positionen zu diskutieren. Lesekompetenzen stärken t.2 Der Bereich»Umwelt«lässt sich fächerübergreifend einsetzen und nutzen. Dieses Modell stellt die Methode des fiktiven Interviews als eine Möglichkeit vor, literarische Figuren und ihr Handeln und ihre Konflikte vor, während und nach einer Klimakatastrophe besser zu verstehen und zu reflektieren. Dieses Modell eignet sich auch, sich mit jüngeren Schülerinnen und Schülern dem Thema zu nähern. Aber hier empfiehlt es sich, jene Texte auszuwählen, die stärker den Schutz der Natur, Möglichkeiten des Handelns und der Nachhaltigkeit vorstellen. Interviews sind den Schülerinnen und Schülern aus den öffentlichen Medien vertraut. Zunächst erfolgt in der Klasse eine Aufteilung in die Gruppe der Experten und die der Journalisten. Die Experten verkörpern einzelne literarische Figuren auf der Basis ihrer Lektüre. Die Journalisten wählen eine Figur aus, die sie interviewen möchten. Auch hier greifen sie auf die Erfahrungen ihrer Lektüre zurück. Beide Gruppen müssen sich also intensiv mit den Texten beschäftigen und stärken so ihre Lesekompetenzen. Was leistet das ktive Interview? t.3 Interviews eignen sich in didaktischer Hinsicht, um komplexe Figurenkonstellationen mit einer Klasse zu analysieren und anschließend zu diskutieren. Dabei werden die Schülerinnen und Schüler selbst entweder zu den Befragten, in dem sie in die Rolle einer literarischen Figur»schlüpfen«, oder zu Fragenden, in dem sie als Journalisten auftreten. Die sogenannte ökologische Kinder- und Jugendliteratur erscheint insbesondere für diese Methode geeignet, werden doch in den Texten unterschiedliche Positionen aufgenommen und den Schülerinnen und Schülern so die Möglichkeit gegeben, auch negatives Verhalten zu bewerten und zu reflektieren.

3 L Thema des Monats: Januar 2012 Umwelt im Deutschunterricht 3 Zugleich lernen die Schülerinnen und Schüler das Entwickeln von sinnvollen Fragen. Ein solches Lernverhalten ist ebenfalls für die Entwicklung einer stabilen Lesekompetenz wichtig und muss trainiert werden. Mit der Methode des fiktiven Interviews wird somit nicht nur das Beantworten von Fragen, was den Schülerinnen und Schülern aus der gängigen Unterrichtspraxis bekannt ist, geübt, sondern auch das Fragen selbst. Die Methode eignet sich besonders gut im Anschluss an die Lektüre, kann auch im Rahmen anderer Texte genutzt werden. t.3 Damit das Interview gelingt, erfordert es eine gute Vorbereitung durch die Lehrkraft. Das zur Verfügung stehende Figurenrepertoire muss eingegrenzt werden, die besonders geeigneten Textstellen hervorgehoben. Sowohl die Gruppe der Experten, also der literarischen Figuren, als auch der Journalisten benötigt in allen drei Phasen präzise Arbeitsaufträge. Geeignete Themenfelder t.4 Sowohl die Themen Umwelt, Umweltschutz und Klimakatastrophen als auch die Methode des fiktiven Interviews eignen sich für verschiedene Schulstufen. Die Auswahl der Texte muss dem Gebiet jeweils angepasst werden. Alle folgenden Titel sind im Carlsen Verlag erschienen: 1. Rettung der Tiere / Nachhaltigkeit k Julia Boehme: Conni rettet die Tiere. ISBN Ab 4. Klasse Als es in der Schule um bedrohte Tiere geht, sind Conni, Anna und Billi gleich Feuer und Flamme. Am liebsten würden sie ja niedliche Tigerbabys streicheln und mit Pandabären kuscheln... Doch auch bei uns gibt es Tierarten, die Hilfe brauchen. Und so lernen die Mädchen, wie ein Krötenparadies aussieht, was ein Insektenhotel ist und wie man schlaue Dohlen aufpäppelt. 2. Umweltkatastrophe und das Leben danach k Susan Beth Pfeffer: Die Welt, wie wir sie kannten. ISBN Ab 8. Klasse. Unterrichtsmodell in Vorbereitung Was zählt, wenn jeder Tag der letzte sein könnte? Was, wenn die Welt über Nacht nicht mehr so ist, wie wir sie kannten? Gespannt verfolgt Miranda zusammen mit ihrer Familie und der ganzen Straße, wie ein Asteroid auf dem Mond einschlägt. Doch dann verläuft der Abend ganz anders als erwartet: Der Mond wird aus seiner Umlaufbahn geworfen und nichts ist mehr, wie es war. Über Nacht gerät die Welt aus den Fugen; Flutkatastrophen, Erdbeben und extreme Wetterumschwünge bedrohen die gesamte Zivilisation. k Susan Beth Pfeffer: Die Verlorenen von New York. ISBN Ab 8. Klasse Ob es jemals wieder so wird wie früher? Täglich stellt sich Alex diese Frage. Denn seit der Mond aus seiner Umlaufbahn verschoben wurde, geht es im New Yorker Alltag ums nackte Überleben. k

4 Thema des Monats: Januar 2012 Umwelt im Deutschunterricht 4 k Yuko Ichimura, Tim Rittmann: 3/11 Tagebuch nach Fukushima. ISBN Erscheint »3 / 11«also»Three Eleven«, der 11. März 2011 markiert in Japan ein Katastrophen- Datum sondergleichen: das Tohoku-Erdbeben, das eine gigantische Tsunami-Welle und die Havarie des AKWs Fukushima zur Folge hatte und zehntausende Menschen das Leben kostete. t.4 Durchführung des ktiven Interviews t.5 Das fiktive Interview im Überblick Dauer: etwa 5 6 Unterrichtsstunden 1. Phase: Auswahl der literarischen Figuren; Begründung, warum bestimmte Figuren ausgewählt wurden; Bildung der Gruppen (1 Unterrichtsstunde) 2. Phase: Arbeit in den Gruppen; intensive Figurenarbeit am Text (2 Unterrichtsstunden) 3. Phase: Wissen in den einzelnen Gruppen diskutieren, Präsentation gegebenenfalls überarbeiten; den Befragten auswählen (1 Unterrichtsstunde) Präsentation: Die Journalisten und literarischen Figuren treffen aufeinander. Ein besonderer Rahmen sollte geschaffen werden und den jeweiligen Gruppen auch ein bestimmtes Zeitfenster eingeräumt werden; anschließend Nachbesprechung (1 2 Unterrichtsstunden) 1. Phase: Zunächst müssen die literarischen Figuren ausgewählt werden. Es empfiehlt sich, nicht alle aufzugreifen, sondern sich auf wenige zu konzentrieren. Hier kann die Lehrkraft bereits die Auswahl vorgeben und begründen, kann aber auch die Schüler und Schülerinnen in einer Art Brainstorming selbstständig die Figuren auswählen lassen. Wichtig ist, dass nicht ausschließlich positiv besetzte Figuren aufgenommen werden, sondern auch Figuren, denen die Umwelt egal ist. Insbesondere die Romane von Susan Beth Pfeffer machen klar, dass Menschen nach einer Umweltkatastrophe durchaus auch egoistisch handeln. Das fiktive Interview eignet sich gut dafür, ein solches Handeln zu reflektieren. Anschließend erfolgt die Bildung der Gruppen. Es ist günstig, wenn es so viele literarische Figuren wie Journalisten gibt. Allerdings sollten die Journalisten zu zweit jeweils eine literarische Figur befragen bzw. gemeinsam den Fragekatalog erarbeiten. Bei 25 Schülerinnen funktioniert die Aufteilung in sechs Gruppen wie folgt: Es werden fünf Gruppen à drei Mitglieder gebildet, die jeweils eine literarische Figur bearbeiten und in ihre Rolle schlüpfen, sowie zehn Journalisten, von denen jeweils zwei Mitglieder sich auf das Interview mit einer literarischen Figur vorbereiten.

5 Thema des Monats: Januar 2012 Umwelt im Deutschunterricht 5 2. Phase: Die Schülerinnen und Schüler sollen nun die ausgewählten literarischen Figuren gemäß ihrer Lektüreerfahrungen untersuchen. Auf den Plakaten können die wichtigsten Charaktereigenschaften, das Aussehen, die Sprache, die Handlungsmotive, aber auch die Fehler festgehalten werden. Die Analyse sollte dann vertieft werden, indem nach bestimmten Textstellen gesucht wird, um sich auf mögliche Fragen vorzubereiten. t.5 Die Journalisten müssen ebenfalls zunächst Charaktereigenschaften ihres zukünftigen Interviewpartners herausarbeiten, sein Handeln besprechen und Textstellen heraussuchen, die sich für ein Befragen lohnen etwa das Handeln der Figur in bestimmten Situationen zu bewerten. 3. Phase: Die Experten, sowohl die Journalisten als auch die literarischen Figuren, tauschen sich in ihrer jeweiligen Kleingruppe aus, überdenken bestimmte Positionen, wählen die Person aus, die die Fragen des Journalisten befragen soll, und üben, Argumente auszutauschen. Präsentation: Nach der letzten Phase erfolgt die Präsentation des fiktiven Interviews. Der Klassenraum sollte so gestaltet werden, dass Interviewer und Interviewter gesondert sitzen, die übrigen Schüler und Schülerinnen das Auditorium bilden. Die Zeit soll für das Interview vorher feststehen. Während des Interviews sollen sich die Zuhörerinnen und Zuhörer notieren, inwieweit sinnvolle Fragen gestellt wurden. Die anschließende Diskussion fragt danach, inwiefern Charaktereigenschaften und Handlungsmotive der literarischen Figuren auf der Basis der fiktiven Interviews besser oder anders verstanden werden können. Weiterführende Literatur und Links Elfi Fritsche, Gudrun Sulzenbacher: Lese-Rezepte. Neues Lernen in der Bibliothek Wien: öbv & hpt Verlagsgesellschaft t.6 Basil Schader: Sprachenvielfalt als Chance. 101 praktische Vorschläge Troisdorf: Bildungsverlag Eins Methoden für Deutschunterricht und Leseförderung zusammengestellt im Auftrag des Carlsen Verlags von Iris Wolf Autorin dieser Ausgabe: Jana Mikota 2012 Carlsen Verlag GmbH, Hamburg Redaktion: Iris Wolf, buchwolf.com; Layout und Gestaltung: Elke Junker