Gudrun Münnich. Jahrespressekonferenz des DEHOGA Thüringen
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- Louisa Voss
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1 Statement Gudrun Münnich Präsidentin des Hotel- und Gaststättenverbandes Thüringen e.v. (DEHOGA Thüringen) anlässlich der Jahrespressekonferenz des DEHOGA Thüringen Mittwoch, 12. Juni 2013, Uhr, Erfurt DEHOGA Thüringen KOMPETENZZENTRUM - Es gilt das gesprochene Wort - DEHOGA Thüringen e.v. Witterdaer Weg 3, Erfurt Fon 0361/ , Fax 0361/ info@dehoga-thueringen.de,
2 2 Sehr geehrte Damen und Herren, ganz herzlich begrüße ich Sie heute zur Jahrespressekonferenz des DEHOGA Thüringen hier in unserem DEHOGA Thüringen KOMPETENZZENTRUM. Wie geht es Hotellerie und Gastronomie im Frühjahr 2013? Wie ist das zurückliegende Winterhalbjahr gelaufen? Und mit welchen Erwartungen sind die gastgewerblichen Unternehmer in die Sommersaison gestartet? Wie in jedem Frühjahr haben wir in unserer aktuellen Konjunkturumfrage unseren Mitgliedsbetrieben genau diese Fragen gestellt. Die Antworten wird Ihnen Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Thüringen, im Anschluss zu meinen Ausführungen im Detail vorstellen. Die Konjunkturumfrage wurde im Zeitraum vom 08. April bis 02. Mai 2013 in ganz Deutschland, so auch in Thüringen erhoben. Insofern lässt sich die Auswertung und Einschätzung des Thüringer Gastgewerbes mit dem Deutschlandtrend gut vergleichen. Leider und lassen Sie mich dies vorab sagen, ist die Situation durch den Dauerregen im Mai und dem Hochwasser nicht besser geworden. Die Kollegen sind betroffen, weil Biergartenwetter bislang nicht stattfand, das Frühjahr verregnet war und vom Hochwasser direkt betroffenen Unternehmer nicht im Ansatz die Schäden abschätzen können.
3 3 Die Lage ist dramatisch! Leider stellt sich die Situation der Branche in Thüringen nicht wirklich positiv dar. Die Stimmung hat sich sowohl bei den Hoteliers als auch bei den Gastronomen verschlechtert. Dennoch beurteilen die Thüringer Hoteliers die Geschäftslage des zurückliegenden Winterhalbjahres mit 41,5 Prozent überwiegend befriedigend. Lediglich 25,7 Prozent der Beherbergungsbetriebe berichten jedoch von guten Geschäften und 33,7 Prozent der Thüringer Hoteliers stuften die Lage sogar als schlecht ein. Dem leichten Aufwärtstrend der letzten Jahre entgegen, mussten nunmehr 50,9 Prozent der Hoteliers im befragten Zeitraum Umsatzeinbußen hinnehmen. In Thüringen verbuchten lediglich 21,9 Prozent der Hotels steigende Umsatzzahlen. Auch deutschlandweit mussten nach den Ergebnissen der Konjunkturumfrage 46 Prozent der Hoteliers Umsatzeinbußen hinnehmen. Umsatzsteigerungen verzeichneten gerade mal 23,7 Prozent der Unternehmer in der Hotellerie in Deutschland. Dramatisch stellt sich die Ertragslage dar. So gingen in der zurückliegenden Saison sogar bei 58 Prozent der Unternehmer die Erträge zurück. Im Vorjahr hatten 45,1 Prozent der Befragten Ertragseinbußen zu verzeichnen. Die Hauptursache für die massiven Ertragsrückgänge ist vor allem in den weiter steigenden Kosten zu sehen. Als größter Kostentreiber nennen sowohl die Hoteliers als auch die Gastronomen weiterhin mit großem
4 4 Abstand die Energiekosten. Gefolgt von den hohen Betriebskosten und den Kosten für die Personalgewinnung. Obgleich das Thüringer Landesamt für Statistik, mit 2,4 Prozent Steigerung der Übernachtungszahlen, positive Belegungszahlen für die Thüringer Hotellerie vermeldet, berichten 51,2 Prozent der Unternehmer von rückläufigen Belegungszahlen. Lediglich 32,9 Prozent der Hoteliers können auf eine gleich bleibende Zimmerauslastung zurückblicken. Dem gegenüber stehen aktuell leider nur 15,9 Prozent die auf steigende Auslastungen verweisen können. Warum ist das so? Der lange Winter und auch das ausbleibende schöne Frühlingswetter haben deutliche Spuren hinterlassen. Unsere Gäste buchen heute spontan und vor allem günstig. Bei lockenden Angeboten und Packages wird zugeschlagen, jedoch wird die Ertragssumme für die Unternehmer bei dem minimalen Spielraum in der Preisgestaltung immer geringer. Wie blicken nun die Thüringer Gastronomen auf die vergangene Saison zurück? Fast identisch mit dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum beurteilen die Thüringer Gastronomen mit 46,5 Prozent die zurückliegende Wintersaison überwiegend zufriedenstellend. Nur 25 Prozent der befragten Unternehmer in der Gastronomie berichten von guten Geschäften. 28,5 Prozent dagegen beurteilen die Lage weiterhin als schlecht.
5 5 Besorgniserregend zeichnet sich auch bei den Gastronomen die Umsatz- und Ertragslage ab. 45,5 Prozent der Unternehmer berichten von gesunkenen Umsätzen. Im Jahr 2012 waren es dagegen noch 37,5 Prozent. Auch im gesamten Bundesgebiet hatten 47,5 Prozent der Gastronomen Umsatzeinbußen zu verzeichnen. Lediglich 19,1 Prozent der Befragten deutschlandweit konnten ihren Umsatz steigern. Ertragsrückgänge mussten 53,5 Prozent der Unternehmer hinnehmen. Auch bei den Gastronomen war ein weiterer deutlicher Rückgang zu verzeichnen, im gleichen Vorjahreszeitraum waren es noch 43,7 Prozent. Wiederum ist die Anzahl der Gäste bei 46 Prozent der befragten Gastronomen gesunken. Lediglich 16 Prozent der Thüringer Gastronomen konnten sich über steigende Umsätze und 11 Prozent über eine positive Ertragslage freuen. Auch bei den Unternehmern in der Gastronomie wird ganz deutlich wie angespannt die Ertragssituation ist. Der Wettbewerbsdruck ist groß. Höhere Preise lassen sich bei der weiter sinkenden Gästezahl nicht durchsetzen. Dabei steigen die Kosten stetig an. Trotzdem wurden die Preise für Speisen und Getränke von 75,5 Prozent der befragten Unternehmer in den Gastronomiebetrieben im Freistaat
6 6 nicht erhöht. Auch die Anzahl der Mitarbeiter ist bei 79 Prozent und damit bei mehr als drei Viertel der Befragten gleich geblieben. Das Ergebnis ist jedoch, dass die Erträge für die Unternehmen schmelzen. Einige Kollegen stehen da bereits am Existenzminimum. Die statistischen Zahlen bestätigen das Umfrageergebnis. So setzten die Unternehmen des Thüringer Gastgewerbes im Jahr 2012 real 1,6 Prozent weniger um als im Jahr Dramatisch stellen sich in der Statistik auch weiterhin die Umsatzverluste in der getränkegeprägte Gastronomie dar. Hier sind im Jahr 2012 Einbußen von real 10,6 Prozent festzustellen. Im Vorjahr waren es real - 9,7 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten ging in dieser Sparte ebenfalls deutlich um 11,6 Prozent zurück. Nach wie vor hat gerade die getränkegeprägte Gastronomie mit den Auswirkungen des Nichtraucherschutzgesetzes zu kämpfen und kann die Umsatzausfälle durch das veränderte Konsumverhalten der Gäste bei weitem nicht kompensieren. Wie sehen die Thüringer Gastronomen die kommende Saison? Für die kommenden Sommermonate sehen die Thüringer Gastronomen leider keine deutliche Besserung der wirtschaftlichen Situation. Mehr als die Hälfte der Unternehmer - 51,5 Prozent - rechnen mit gleichbleibenden und gerade 25,5 Prozent mit steigenden Umsätzen. Ähnlich dem Vorjahr gehen 23 Prozent der Befragten von weiteren
7 7 Umsatzverlusten und auch 33,5 Prozent von weiter sinkenden Erträgen aus. Die Gastronomen blicken sehr verhalten auf die kommenden Monate. Natürlich sind wir dennoch von der Hoffnung getragen, dass nach dem langen Winter, dem langanhaltenden Regen und dem sinnflutartigem Hochwasser der letzten Tage und Wochen, der Sommer sich doch noch von seiner guten Seite zeigt und die Biergärten mehr Zuspruch bekommen. Jedoch müssen auch die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Nach wie vor fordern wir für die Gastronomie die steuerliche Gleichbehandlung gegenüber Bäckern, Fleischern und dem Lebensmitteleinzelhandel. Es kann nicht sein, dass das Essen im Gehen mit sieben Prozent Mehrwertsteuer belegt wird, während für den frisch zubereiteten Salat oder das Essen in gemütlicher Atmosphäre im Restaurant oder Bistro 19 Prozent fällig werden. Insbesondere Bäckereien und der Lebensmitteleinzelhandel haben ihr gastronomisches Angebot an zubereiteten Speisen zur Mitnahme ausgebaut. Beim Catering fällt der reduzierte Mehrwertsteuersatz nur an, wenn lediglich Speisen angeliefert werden, wenn Mehrweggeschirr oder Personal gestellt wird, gilt der volle Satz. Mit der überfälligen Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Gastronomie wäre auch die Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze möglich. Denn im
8 8 Vergleich zum Lebensmitteleinzelhandel benötigt die Gastronomie sechs Mal mehr Beschäftigte für den gleichen Umsatz. Meine Damen und Herren, Wir fordern keine Privilegierung, sondern Chancengleichheit und eine gerechte Mehrwertsteuer für unsere arbeitsintensive Dienstleistungsbranche mit großem Jobpotenzial. Auch dem dramatischen Verlauf des Kneipensterbens würde diese politische Entscheidung einen positiven Impuls geben. Nach den Angaben des Thüringer Landesamtes für Statistik hat sich die Zahl der umsatzsteuerpflichtigen Schankwirtschaften von im Jahr 2006 auf 777 im Jahr 2011 in Thüringen reduziert. Viele Gemeinden haben gar keine Gastronomie mehr. Damit droht die traditionelle Gastronomie sukzessiv auszusterben. Dies hat natürlich auch noch weitere Ursachen. So ging beispielsweise mit dem gesetzlichen Rauchverbot in Thüringen auch ein deutlicher Gäste- und Umsatzrückgang einher. Aber auch der Bevölkerungsschwund auf dem Land und der Mobilitätszuwachs spielen eine große Rolle. Zu schaffen machen den Gastronomen aber auch die ungleichen Wettbewerbsbedingungen durch die Bewirtung in vielen Vereinsheimen und Dorfgemeinschaftshäusern. Die dramatische Ertragslage, wie vorweg dargestellt, zwingt viele Unternehmer letztendlich zum Aufgeben.
9 9 Der kontinuierliche Rückgang der Schankwirtschaften von 27 Prozent in 5 Jahren spricht eine deutliche Sprache. Meine Damen und Herren, dieser Trend muss mit den richtigen Rahmenbedingungen gestoppt werden und ich versichere Ihnen heute, der DEHOGA wird weiter mit überzeugenden Argumenten dafür kämpfen. Wie sieht nun der Blick in die Zukunft in der Hotellerie aus? Die Erwartungshaltung der Unternehmer in der Thüringer Hotellerie für das Sommerhalbjahr 2013 ist als verhalten optimistisch zu charakterisieren. Dank des reduzierten Mehrwertsteuersatzes für Beherbergungsleistungen ist schon viel passiert und es hat für die längst überfällige Herstellung von Steuergerechtigkeit in Europa gesorgt. Beträchtliche Beträge wurden von den Hoteliers für Investitionen eingestellt, Arbeitsplätze gesichert und neue geschaffen. Dies belegen beispielsweise die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Von Juni 2010 bis Juni 2012 entstanden neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze im Beherbergungsgewerbe ein Plus von 6,4 Prozent. In der Gesamtwirtschaft betrug der Anstieg in diesem Zeitraum lediglich 4,3 Prozent.
10 10 Meine Damen und Herren, Nach wie vor beschäftigt uns auch das Thema Bettensteuer und trägt zur weiteren Verunsicherung der Unternehmer bei. Berechnungen, die vom DEHOGA Thüringen angestellt worden sind, haben ergeben, dass die Kosten für die Erhebung der Bettensteuer bei weitem die Einnahmen aus der Steuer übersteigen. Meine Damen und Herren, die Ergebnisse unserer diesjährigen Konjunkturumfrage zeigen, dass wir eine schwierige Saison hinter uns haben. Der lange Winter hat uns ausgebremst und das verregnete Frühjahr uns einen guten Start in die Freiluftsaison vermiest. Jedoch hoffen wir optimistisch auf einen wunderbaren Sommer, der uns für die letzten Wochen und Monate entschädigt. Eine Reihe von weiteren Herausforderungen ist noch zu bewältigen. Da nenne ich nur beispielgebend die Themen Hygieneampel, Mindestlohn, Urheberrecht, und Energiekosten. Auch der fortschreitenden Fachkräfte- und Auszubildendenmangel in unserer Branche stellt uns vor neue Herausforderungen Bedingt durch den Geburtenrückgang und den zunehmenden Trend zum Studium bleiben mittlerweile viele Ausbildungsplätze unbesetzt.
11 11 Motivierte Jugendliche zu finden, die Interesse und Spaß an einem Dienstleistungsberuf mitbringen, ist problematisch. Deshalb müssen wir mehr für unsere Branche werben und unsere Vorteile klar benennen. Insbesondere müssen wir den Bewerbern vermitteln, dass die Berufe und die Tätigkeiten nicht gerade leicht sind, Die Kochshows im Fernsehen haben mit der betrieblichen Wirklichkeit nicht viel gemein. Ein Koch muss den ganzen Tag stehen und durchaus auch mal in der Küche schwitzen. Ein Restaurantfachmann muss laufen und dabei Teller tragen. Aber- und darauf müssen wir setzen wir haben schöne Berufe, wo vom ersten Tag mit am Gast gearbeitet wird. Da gibt es Selbstbestätigung und Spaß. Wir müssen attraktiv für unsere Mitarbeiter sein, das geht auf unterschiedlichen Ebenen. Weiterbildung und Karriereplanung sei da beispielsweise genannt. Es gibt Aufstiegschancen wie in wenigen Branchen. Unsere Ausbildung im Dualen System ist international gut angesehen. Damit sich unsere Branche weiter entfalten kann, benötigen wir politische Unterstützung, Fairness und Gleichbehandlung. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
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