Den Stillstand bewegen. Praxis der Soziologie VISIONEN UND WIRKSAMKEIT SOZIALWISSENSCHAFTLICHER ARBEIT

Größe: px

Ab Seite anzeigen:

Download "Den Stillstand bewegen. Praxis der Soziologie VISIONEN UND WIRKSAMKEIT SOZIALWISSENSCHAFTLICHER ARBEIT"

Dennis Huber
vor 7 Jahren
Abrufe

Den Stillstand bewegen. Praxis der Soziologie ÖGS-Kongress 05 Österreichische Gesellschaft für Soziologie Universität Wien, 22.-23.

1 Den Stillstand bewegen. Praxis der Soziologie ÖGS-Kongress 05 Österreichische Gesellschaft für Soziologie Universität Wien, September 2005 VISIONEN UND WIRKSAMKEIT SOZIALWISSENSCHAFTLICHER ARBEIT Josef Hochgerner Zentrum für Soziale Innovation WISSEN NICHTWISSEN... WIRKUNGEN 1

2 DEN STILLSTAND BEWEGEN Gesellschaftliche Veränderung bestimmt aktuelle Forschungsfelder und Arbeitsbereiche der Soziologie Die Wiege der Soziologie: Industrialisierung Kultureller Übergang in die Informationsgesellschaft Bewegung der Soziologie Cultural Lag oder Cultural Gap? CL: Sozialer Wandel bleibt hinter Technik zurück CG: Sozialer Wandel und Technik brauchen Struktur Brücke zwischen Industriegesellschaft und Informationsgesellschaft: Formen und Steuerung der Wertschöpfung - Das Kapital des 21. Jhdts. Strukturen und Funktionen gesellschaftlicher Institutionen WOZU VISIONEN? Visionen Ziele Strategie Maßnahmen Wirksamkeit soziologischer Arbeit Konzepte Forschung Methoden Umsetzung 2

3 DIE GROSSEN VISIONEN DER VERGANGENHEIT Sozialwissenschaftliche Konzepte der Welterklärung Adam Smith: Unsichtbare Hand Positivismus: Stadien der Gesellschaftsentwicklung ( Soziale Physik ) Karl Marx: Gesetzmäßigkeit sozialer Umwälzungen Max Weber: Ethik und soziale Werte beeinflussen Wirtschaft DIE KLEINEN VISIONEN DER GEGENWART Beschwörungsformeln als neuer Wein in alten Schläuchen Technischer Fortschritt: Die wirkliche unsichtbare Hand? Wirtschaftswachstum und Beschäftigung ( Soziale Physik?) Globalisierung - Zwangsläufigkeit und neue Totalitarismen? Zähmen Zivilgesellschaft und transnationale Institutionen den modernen Kapitalismus? 3

4 DIE GROSSE TRANSFORMATION Warum produzieren reiche Ökonomien zunehmend Armut? Zwei Wellen industrieller und kultureller Globalisierung Karl Polanyi (1944): Im System der Marktwirtschaft wird die Ökonomie von sozialen Strukturen (Bindungen, Werten) losgelöst (newspeak: de-reguliert) Soziale Maßnahmen werden zunehmend abhängig von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (newspeak: privatisiert) Einzelne Menschen und ganze Gesellschaftsschichten werden sozial entwurzelt Organisation von Märkten und Nutzung von Reichtum zugunsten sozialer Entwicklung geht verloren ( diffuse Märkte, signifikante Macht) RELATIVER WOHLSTANDSVERLUST TROTZ WIRTSCHAFTSWACHSTUM Zurückbleibende Wohlfahrt bei wachsender Wirtschaft BIP im Vergleich zu ISEW (Index of Sustainable Economic Welfare) Quelle: Stockhammer et al.,

5 WIRKUNGSPOTENZIALE DER WISSENSCHAFT Klassischer Wissenschaftsbegriff in der Industriegesellschaft Modus 1 *) Ideen, Theorien, Methoden, Normen Steuerung durch wissenschaftliche Fachgruppen ( communities ) Anwendung und Entwicklung folgt Entdeckungen Wissenschaft in der wissensbasierten Informationsgesellschaft Modus 2 *) Herstellung von Wissen (lösungsorientiertes Forschen) Weniger Einfluss wissenschaftlicher Gemeinschaften Zunehmender Einfluss von Nutzerguppen ( stakeholder ) Zusammenarbeit nicht nur über Fachgrenzen hinweg, sondern auch mit anderen Berufsgruppen ( trans-disziplinäre Wissenschaft ) *) Michael Gibbons, Helga Nowotny et al., 1994: The New Production of Knowledge. The Dynamics of Science and Research in Contemporary Societies; Sage, London TIEFENSCHICHTEN SOZIOLOGISCHER ANALYSE Unterschiedliche Geschwindigkeiten des Wandels Die Ausbreitung sozialen Wandels in der Gesellschaft kann Strukturen beständig erscheinen lassen, weil Zu- und Abwanderung von Individuen in der beobachteten Zeit gleich groß sind: Die Struktur steht still, aber die Geschwindigkeit von Zustrom und Abstrom macht den Unterschied aus. ( dissipative Strukturen ) Sedimente, unterscheidbar nach Tempo des Wandels und mehr oder weniger Abhängigkeit von Technologie: Schnell wechselnde Oberfläche ( Haut ) der Gesellschaft Werkzeuge, Apparate, Maschinen, Gebäude, Infrastruktur, Ressourcen,... Soziale Ausformungen der Gesellschaft: Institutionen, Produktionsweisen, soziale Sicherung, Politik,... Dominante Konzepte und Werte: Ideale der Moderne (z.b. individuelle Freiheit), Solidarität, Identität, Schwer veränderbare Fundamente: Kultur, religiöse Einstellungen, Mythen, ritualisierte Verhaltensmuster,... 5

6 PRAXIS SOZIOLOGISCHER ARBEIT Bandbreite soziologischer Arbeit Lehre Forschung Beratung Weiterbildung Öffentlichkeitsarbeit Mitwirkung beim Aufbau sozialer Netzwerke und Institutionen Funktionen in nicht-soziologischen Arbeitsfeldern Soziale Kompetenz vermitteln Perspektivenwechsel Soziologische Denkmuster einbringen Nichtlineares Denken unterstützen Vision: Ökonomie in die Gesellschaft re-integrieren Josef Hochgerner Zentrum for Soziale Innovation Linke Wienzeile 246 A Wien Tel Fax hochgerner@zsi.at 6

Ähnliche Dokumente

Anstöße. Gesellschaftslehre mit Geschichte. Didaktische Jahresplanung Berufsfeld Erziehung und Soziales

Anstöße. Gesellschaftslehre mit Geschichte. Didaktische Jahresplanung Berufsfeld Erziehung und Soziales Anstöße Gesellschaftslehre mit Geschichte Didaktische Jahresplanung Berufsfeld Erziehung und Soziales Didaktische Jahresplanung Gesellschaftslehre mit Geschichte Berufsfeld Erziehung und Soziales Schule