Jugend zwischen Prekarisierung i und Protest MA Prof. Dr. Harald Rüßler
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- Friedrich Siegel
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1 Jugend zwischen Prekarisierung i und Protest MA 01.3 Prof. Dr. Harald Rüßler
2 Gesellschaftlicher Hintergrund von der Industrie zur Wissensgesellschaft => Gegenwärtig findet ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel statt zentrale Regulierungsmechanismen i der kapitalistischen ti Gesellschaft ändern sich. => Vom Fordismus (Industriegesellschaft) zum Postfordismus (nachindustrielleg G./ Spätkapitalismus, Postmoderne etc.)
3 Ausgehend von den im Frühkapitalismus sich herausbildenden d und im so genannten Fordismus sich zuspitzenden Differenzierungen: Produktionssphäre Reproduktionssphäre, Arbeitsort Wohnort, Arbeitszeit Freizeit, it Handarbeit Kopfarbeit, Produzent Konsument, Männerarbeit Frauenarbeit etc. gelten Et Entgrenzungsprozesse von Arbeit Ab und Lb Leben als charakteristisch für den Wandel hin zum so genannten Post Fordismus.
4 Die fordistische sc Phase (20 0Jahrhundert): Massenproduktion und konsum Staatlichregulierte Sozialsysteme Kollektivvertraglich geregelte Arbeitsbeziehungen Standardisierung von Beschäftigung und Arbeitszeit (Normalarbeitsverhältnis, Normalarbeitszeit, Normalbiographie) Berufszugehörigkeit und Objektstatus Objektstatus von Arbeitskraft Private Lebenswelt: Trennung von Produktion und Reproduktion Ein Ernährer Familienmodell geschlechtsspezifische Arbeitsteilung
5 Die post fordistische sc Phase (20/21. Jahrhundert): u Differenzierte Arbeitssysteme, flexible Spezialisierung, Wissensproduktion Deregulierung von Sozialsystemen und Arbeitsbeziehungen Räumliche, zeitliche Entgrenzung g der Arbeit (Flexibilisierung) Förderung der Selbstorganisation bzw. aktiven Selbststeuerung des Subjekts (=> Subjektivierung von Arbeit) Private Lebenswelt: Entgrenzung von Arbeit und Leben Frauenerwerbsarbeit, Nebeneinander von Beruf und Familie Pluralisierung von Haushalts und Familienstrukturen neuartige Synchronisationsanforderungen/ probleme
6 Historische Typen von Arbeitskraft (Pongratz/Voß 2003: 26) Proletarisierter i t Lohnarbeiter => Frühkapitalismus rohes Arbeitsvermögen rigide Kontrolle der Arbeit harte Ausbeutung, kein sozialer Schutz Verberuflichter Arbeitnehmer => Fordismus standardisierte Qualifikationen, rückständige Arbeitstugenden verwissenschaftlichte, strukturelle Kontrolle der Arbeit gedämpfte Ausbeutung, hoher staatlicher Schutz Verbetrieblichter Arbeitskraftunternehmer => Postfordismus individualisierte Qualifikationen systematische Selbst Kontrolle der Arbeit Selbstausbeutung Unklare, geringer sozialer Schutz => Polarisierung => Prekarisierungsgefahr => Re Proletarisierung
7 Prekarisierungsgefahr => prekär, Prekarität, Prekarisierung: Als prekär kann ein Erwerbsverhältnis bezeichnet werden, wenn die Beschäftigten aufgrund ihrer Tätigkeit deutlich unter ein Einkommens, Schutz und soziales Integrationsniveau sinken, das in der Gegenwartsgesellschaft als Standard definiert und mehrheitlich anerkannt wird (Brinkmann u.a. ua 2006: 17). Und prekär ist Erwerbsarbeit auch, sofern sie subjektiv mit Sinnverlusten, Anerkennungsdefiziten und Planungsunsicherheit in einem Ausmaß verbunden ist, das gesellschaftliche Standards deutlich zuungunsten der Beschäftigten korrigiert (ebd.).
8 => Prekarität: eine relationale Kategorie, die von gesellschaftlichen Normalitätsstandards abhängt. Castel spricht daher von einer Zone der Prekarität, die deutlich von der Zone der Integration mit geschützten Normarbeits verhältnissen, aber auch von einer Zone derentkoppelung, in der sich die Entbehrlichen der Arbeitsgesellschaft befinden ( ), abgrenzbar ist (ebd.). => Prekarisierung: Mit MitPrekarisierung soll indessen ein sozialer Prozess bezeichnet werden, über den die Erosion von Normalitätsstandards auf die Integrierten zurückwirkt (ebd.). => Typologie der (Des )Integrationspotenziale von Erwerbsarbeit
9 => (Des )Integrationspotenziale von Erwerbsarbeit (Dörre 2009: 48ff): Zone der Integration: 1. Gesicherte Integration ti (Di ( Die Gesicherten ) 2. Atypische Integration ( Die Unkonventionellen oder Selbstmanager ) 3. Unsichere Integration ( Die Verunsicherten ) 4. Gefährdete Integration ( Die Abstiegsbedrohten ) Zone der Prekarität: 5. Prekäre Beschäftigung als Chance /temporäre Integration (DieHoffenden ) ( Die 6. Prekäre Beschäftigung als dauerhaftes Arrangement ( Die Realistischen ) 7. Entschärfte Prekarität ( Die Zufriedenen ) Zone der Entkoppelung: 8. Überwindbare Ausgrenzung ( Die Veränderungswilligen ) 9. Kontrollierte Ausgrenzung /inszenierte Integration ( Die Abgehängten )
10 Erosion des Normalarbeitsverhältnisses (NVA) zunehmendes Prekaritätsrisiko (?!) => Formen atypischer bzw. nicht standardisierter Beschäftigung: Leiharbeit, Zeitarbeit Befristete Beschäftigung Ich Ag s Geringfügige Beschäftigung, Mini und Midi Jobs Teilzeitarbeit Ein Euro Jobs Niedriglohnbereich Gering Qualifizierte [ aktuell.de/kontrovers das aktuelle thema prekaere beschaeftigung.html#atypische und prekaere beschaeftigung1230]
11 Erosion des Normalarbeitsverhältnisses (NVA) zunehmendes Prekaritätsrisiko (?!) Thesen: => Von einem Turbo Kapitalismus in Deutschland kann keine Rede sein. => Der Anteil atypischer Beschäftigung hatte sich von 17,5% im Jahr 1997 auf 25,5% 5% im Jahr 2007 deutlicherhöht. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer (Weinkopf u.a. 2009: 2). => Atypisch Beschäftigte sind deutlich überproportional und zunehmend auch von niedrigen Stundenlöhnen betroffen. Dies betrifft über 80% der geringfügig Beschäftigten, gut zwei Drittel der Leiharbeitskräfte und gut 40% der befristet Beschäftigten. Das Niedriglohnrisiko von sozialversicherungspflichtig gp g Teilzeitbeschäftigten ist weniger ausgeprägt, aber höher als bei Vollzeitbeschäftigten (ebd.).
12 Erosion des Normalarbeitsverhältnisses (NVA) zunehmendes Prekaritätsrisiko (?!) Thesen: => Insgesamt lässt sich mit einiger Vorsicht sagen, dass die ausgewerteten Daten die Existenz und allmähliche Expansion einer Zone der Prekarität belegen, die allerdings ( ) noch deutlich kleiner ist, als in vergleichbaren europäischen Ländern (Brinkmann u.a. 2006: 41). Rechnet man die steigende Langzeitarbeitslosigkeit hinzu, so kann kein Zweifel bestehen, dass sich die fordistischen Lohnarbeitsgesellschaften mit ihren hohen, häufig institutionalisierten Sicherheitsstandards gravierend verändert haben. Soziale Unsicherheit ist in die Gesellschaft zurückgekehrt (ebd.). Fragenach der subjektiven Bewältigungvon Prekarität.
13 Subjektive Bewältigung von Prekarität Unsicherheit der Prekarier im Vergleich zu den Stammbelegschaften: geringere Chance, eine längerfristige Lebensplanung zu entwerfen (Dörre 2009: 53). Statuserosion und Existenzgefährdung Verlust von Hoffnung und Glauben an die Zukunft, mit Sinnkrisen und Kontrollverlust, mit Partizipationsblockaden und Anerkennungsdefiziten (Mansel/Heitmeyer 2009: 7). Unterschiedliche Verarbeitungsformen: die Hochqualifizierten: unkonventionelle Integration flexible/atypische Beschäftigung bei hoher Identifikation mit den Inhalten der Tätigkeit und starker Integration in soziale Netze am Arbeitsplatz (Dörre 2009: 50). Für die Masse der eigentlichen Prekarier gilt indessen, dass das unsichere Beschäftigungsverhältnis mit Arbeitstätikeiten verbunden ist, die für eine Selbstentfaltung in den Arbeitsinalten kaum Spielräume lassen (ebd.:52). => Permanete Selbstaktivierung, sekundäre Integration (ebd.: (bd 54). => Disziplinierende Wirkung von Prekarität (ebd.: 55ff.)
14 Subjektive Bewältigung von Prekarität => Politische Verarbeitungsformen => Übergänge zum Rechtspopulismus/Rechtsextremismus (Prekarität als ein Nährboden => Reaktiver Nationalismus Bi Brinkmann u.a. 2006: 64ff.) => Was geschieht, wenn die Jugend von Prekarisierung bzw. Prekarisierungsgefahren betroffen ist? => Stichwort: Prekäre Generation und/oder Generation Praktikum. Was geschieht, wenn die Jugend systematisch benachteiligt und ausgegrenzt ist, wenn die Lasten und Risiken nicht nur ungleich verteilt sind, sondern deutlich zuungunsten der Nachkommenden, denen dabei noch zunehmend die Mittel abhandenkommen, diese zu schultern? (Schmidt 2010: 87). Prekarität im Sozialraum
15 Literatur: Brinkmann, Ulrich u.a. (2006): Prekäre Arbeit; Hg.: Friedrich Ebert Stiftung; Bonn Dörre, Klaus (2009): Prekariat im Finanzmarkt Kapitalismus; in: Castel, Robert/Dörre, Klaus (2009): Prekarität, Abstieg, Ausgrenzung, Frankfurt/New York Dörre, Klaus (2010): Génération Précaire ein europäisches Phänomen? in: Busch, Michael u.a. (Hg.): Zwischen Prekarisierung und Protest, Bielefeld Mansel/ Hi Heitmeyer 2009 Mansel, Jürgen/Heitmeyer, Wilhelm (2009): Prekarität, Segregation und Armut im Sozialraum; in: Deutsche Zeitschrift für Kommonalwissenschaften (DfK), Heft 2, Berlin Pongratz; Hans J./Voß, Günter G. (2003): Arbeitskraftunternehmer, Berlin Schmidt, Steffen (2010): Génération Précaire Ambivalenz und Reichweite einer Selbstzuschreibung; in: Busch, Michael u.a. (Hg.): Zwischen Prekarisierung und Protest, Bielefeld Weinkopf, Claudia u.a. (2009): Prekäre Beschäftigung; Institut Arbeit und Qualifikation ( IAQ), Duisburg, September
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