Das Forschungs- Gesuchsverfahren des SNFfair oder systematisch verzerrt?
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- Carsten Busch
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1 Das Forschungs- Gesuchsverfahren des SNFfair oder systematisch verzerrt? Präsentation von Prof. Dr. Wolf Linder Institut für Politikwissenschaft, Universität Bern
2 Das NF- Mandat an die Forschungsgruppe des IPW Karin Gilland Lutz, André Bächtiger, Wolf Linder > Fragestellung: gibt es in der Förderungspraxis der Sozialund Geisteswissenschaften, der Naturwissenschaften und der Medizin systematische Verzerrungen? > Methode: statistische Analyse auf Grundlage der SNF- Gesuchsdatenbank > Grundlage: Gesamtheit aller eingereichten Gesuche an die Abteilungen I-III von fünf Gesuchsperioden: Herbst 2002 bis Herbst 2004 > 2074 Fälle, im Förderbetrag von 137 Mio Franken, untersucht an der Person der verantwortlichen Gesuchstellerin, des Experten und der Referentin > Hinweise auf das Verfahren 2
3 Bias in der Peer-Review: Aus bisherigen Untersuchungen Was stimmt nun? > Definition Bias in Peer Review: Gesuche werden nicht allein nach fachlichen Kriterien und objektiven Fähigkeiten, sondern auch nach ausserwissenschaftlichen Kriterien getroffen (Alter, Status, Geschlecht, politische Opportunität etc.) > Grossbritannien: old boys network, accumulative advantage : Forschende, die in der Vergangenheit erfolgreich waren, haben bessere Chancen in weiteren Gesuchen (Viner et al, 2004) > Schweiz, SNF 2002: Umfrage bei Forschenden ergibt: Verfahren ist fair, 7/8 glauben, persönliche Kontakte zu Mitgliedern des Forschungsrats spielen keine Rolle (Hoffmann et al.) > Schweiz, SNF 2005: in zwei von drei untersuchten Disziplinen (Politik, Chemie, nicht aber Psychologie) sind Frauen bei Gesuchsbewilligung benachteiligt (Jänchen und Schulz) 3
4 Bias: Das eigene Untersuchungsmodell > Unabhängige Variable Abhängige Variable Alter GesuchstellerInnen, sowie Geschlecht Universitäre Position Zahl bisheriger Gesuchserfolge SNF-Amt Zahl der ExpertInnen insgesamt Zahl ausländischer ExpertInnen Erfolg in der Gesuchstellung ReferentInnen: Alter, sowie Geschlecht Universitäre Position 4
5 Deskriptive Statistik Abgelehnt 54.4 Bewilligt 45.6 Anzahl Fälle Frau Mann Jung Alt DoktorIn Profes sorin Keine SNF- Position SNF-Position >Männer, Jüngere (nicht älter als 45), Professoren sowie Personen in SNF-Position zeigen sich erfolgreicher. Aber: bivariate Statistiken sind tückisch! >Darum: multivariate Analyse (logistische Regression); zeigt Wahrscheinlichkeit des (Miss-)erfolgs als Folge einer einzelnen Variablen unter Kontrolle der übrigen 5
6 Gesamtmodell Unabhängige Variablen Signifikanz (95 Konfidenzintervall) Richtung und Stärke des Effekts Universitäre Position GesuchstellerIn (Prof./Nicht-Prof.) signifikant ++ Geschlecht GesuchstellerIn nicht-signifikant Alter GesuchstellerIn signifikant --- Zahl bisheriger Gesuchserfolge nicht-signifikant SNF-Amt der GesuchstellerIn Zahl der ExpertInnen nicht-signifikant nicht-signifikant Zahl ausländischer ExpertInnen signifikant +++ Universitäre Position ReferentIn (Prof./Nicht-Prof) signifikant --- Geschlecht ReferentIn signifikant --- Alter ReferentIn signifikant --- 6
7 Ergebnisse des Gesamtmodells > Jüngere, ProfessorInnen bei der Gesuchstellung, sowie höherer Anteil ausländischer ExpertInnen tragen positiv, weibliches Geschlecht, zunehmendes Alter und Professorenstatus bei den Referenten negativ zum Gesuchserfolg bei > Geschlecht und bisheriger Erfolg, sowie ein SNF-Amt der GesuchstellerInnen, sowie die Anzahl der ExpertInnen insgesamt sind statistisch nicht relevant für den Gesuchserfolg 7
8 Die Noten von ReferentInnen gegenüber den GesuchstellerInnen Weibliche Gesuchsteller Männliche Gesuchsteller Referenten Referentinnen Referenten Referentinnen Durchschnittsnote Anzahl Fälle >Zwei Ergebnisse: >- Referentinnen bewerten strenger als Referenten >- die strengere Beurteilung der Referentinnen gilt gegenüber Gesuchen von Frauen wie von Männern 8
9 Durchsetzungsvermögen von Referentinnen und Referenten Referenten Referentinnen Abgelehnt Bewilligt >Der Unterschied der Durchsetzung zwischen Referentinnen und Referenten (4.9 Prozentpunkte) geht auf die strengere Benotung durch Referentinnen zurück >Er ist jedoch statistisch nicht signifikant 9
10 Zusammenfassung der Resultate > Jüngere GesuchstellerInnen, der Status der Professur sind (geringfügig) bevorteilt > Ein hoher Anteil von ausländischen Expertisen für ein einzelnes Gesuch ist, mehr als alle anderen Faktoren, von Vorteil > Effekte eines old boys network (wer hat dem wird gegeben) konnten nicht nachgewiesen werden > Frauen als Referentinnen beurteilen alle Gesuche strenger, aber es gibt keinen Hinweis auf eine systematische Benachteiligung der Gesuche von Frauen > Die hier vorgestellte Analyse vermeidet Fehlschlüsse, die sich bei bivariater Betrachtung ergeben können. Die Analyse betrachtet die Gesamtheit der >2000 Gesuche und erlaubt ein fundiertes Gesamturteil. Ueber anfechtbare Einzelfälle kann sie nichts aussagen. 10
11 Interpretation des Bias > Starker Erfolgs-Bias für hohen ausländischen Expertenanteil: als rationale Entscheidung begründbar > Schwacher Bias zugunsten von Alter (Jüngere) und mittlerer Bias zugunsten des Status der Professur kann mit wissenschaftlicher Qualität zusammenhängen. Ist aber nicht zwingend > Ein weiterer, theoretisch möglicher Bias (persönliche oder fachliche Nähe von GesuchstellerIn und ReferentIn) konnte aufgrund der Datenlage nicht untersucht werden > Kein Bias zugunsten bisheriger ErfolgsträgerInnen oder zulasten von Frauen: starke empirische Befunde für ein faires Gesuchsverfahren 11
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