ICF in der Neurorehabilitation
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- Jasper Wilhelm Kruse
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1 DGN-Tagung Mannheim 2010 ICF in der Neurorehabilitation Peter Frommelt Asklepios Klinik Schaufling/Deggendorf
2 ICF als Klassifikation und als Konzept ICF und der narrative Ansatz Umsetzung in der klinischen und ambulanten Praxis
3 ICF als Klassifikation und als Konzept ICF und der narrative Ansatz Umsetzung in der klinischen und ambulanten Praxis
4 Die ICF hat zwei Funktionen: 1.Ein Konzept für das Verständnis von chronischen Erkrankungen 2.Ein Instrument zur Klassifikation und Messung von Funktionseinschränkungen und Kontextfaktoren
5 Konzept der ICF Die Folgen chronischer Erkrankungen sind nur kontextualisiert zu verstehen. Sie sind stets das Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen der Erkrankung und den Bedingungen, in denen sich die erkrankte Person befindet.
6 ICF als Katalog ICF Voller Text Items ICF-Checkliste: 152 items ICF Checklist
7 ICF als Katalog und Messinstrument - Sehr umfangreiche Itemliste 1100 Items - Keine Prüfung der Reliabilität und Validität einzelner Items - Keine Manuale zur Umsetzung - Schweregrad-Klassifikation bisher nicht operationalisiert
8 Konzept der ICF Projekt einer sozialen Medizin
9 Viktor von Weizsäcker Soziale Krankheit und Soziale Gesundheit. Die Pathologie bestimmt die Natur der Krankheit, aber nicht die Form der verbleibenden Gesundheit und nicht die Form der Verwendbarkeit der verbleibenden Funktionen 1955, S. 4.
10 Viktor von Weizsäcker: Situationstherapie Vielmehr stellt sich auf allen Gebieten heraus, dass man die Leistungsfähigkeit an der Erregbarkeit der Funktion nicht prüfen kann. Man muss vielmehr die Ermüdung der Leistung an und in der Arbeit selbst prüfen, S.5.
11 Kognition im Kontext Kognition beschränkt sich nicht auf ein Gehirn: Cognition in the wild (Hutchins, 1998) beruht auf der Kooperation Kognitive Funktionen sind immer mit kulturellen und soziale Dimensionen verbunden Denken, Gedächtnis und sensorische Funktionen sind stets kontextualisiert
12 Der Aufbau der ICF Teil I Funktionsfähigkeit und Behinderung Körperfunktionen und Körperstrukturen ICF Aktivität und Partizipation Teil II Umweltfaktoren Klass. 1 Klass. 2 Klass. 3 Klass. 4 Aktivität/ Teilhabe Kontextfaktoren Teil- ICF- Klassifikationen Komponenten Teilbereiche Klassifikation Körperfunktionen Körperstrukturen Umweltfaktoren Personbezogene Faktoren
13 Sagt die Diagnose Media-Infarkt mit Hemiparese etwas über die Person und die Einschränkungen im Alltag aus? Sagt die Diagnose schubförmige MS mit spastisch ataktischer Gangstörung etwas darüber aus, ob diejenige Person noch zum Tanzen geht?
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16 ICF Beispiel: Patientin mit MS 33 Jahre eine 6 jährige Tochter, arbeitet im Büro halbtags, ist ausgebildet als Kindergärtnerin. Der Ehemann ist in Kurzarbeit, arbeitet in Autoindustrie. Im Haus lebt noch ihre Mutter, hilft ihr viel Seit 7 Jahren schubförmige MS, mehr spinale Symptomatik, starke Erschöpfbarkeit. Fühlt sich seit einigen Monaten überfordert, weint öfters Lacht eigentlich gerne, liebt gute Musik, hat eine gute Freundin Hat ein Betaferon nicht gut vertragen. Weiss nicht, ob sie ein anderes Präparat nehmen will.
17 Aktivitäten und Teilhabe Aktivitäten beschreibt die private Person Teilhabe beschreibt Rollen, Zugehörigkeit zu Lebenswelten
18 Aktivitäten und Teilhabe Beten ist Aktivität und Teilhabe am religiösen Leben. Lesen ist eine private Aktivität und eine Teilhabe am kulturellen Leben Arbeiten bedeutet sowohl individuelles Handeln als auch Teilhaben am Arbeitsleben
19 ICF als Klassifikation und als Konzept ICF und der narrative Ansatz Umsetzung in der klinischen und ambulanten Praxis
20 The Wounded Storyteller (Arthur Frank, 1995) Im Erzählen ihrer Geschichten vermitteln uns die Patienten ihre Erfahrungen eines verwundeten Körpers, den Verlust ihres Selbst. Ihre Geschichten sind ein Versuch, das Nichtverstandene verstehbar zu machen, aus dem Sinnlosen Sinn zu finden.
21 Erzählungen werden konstruiert Das Narrative ist ein Freiraum, in dem die Erzählungen des Patienten und des Arztes zu einer gemeinsamen Geschichte verflochten werden. Der Freiraum wird zunächst für die Erzählung des Patienten eröffnet.
22 Komponente der ICF in Erzählungen - Einstellung personbezogener Kontext - Erkrankung und Leiden Funktionen, Aktivitäten, Teilhabe - Lebenssituation externer Kontext, Teilhabe - Hoffnungen und Erwartungen personenbezogener Kontext
23 Der Verlust der Traurigkeit Die DSM III führt dazu, dass Leiden medizinalisiert wurde. Die Hinwendung zum dem, was Menschen von Bedeutung ist, schwand, und damit traten Hindernissen in der Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten auf. McHugh PR. Book review. The loss of sadness. NEJM 2007;357:
24 Narrative Medizin A narrative based medicine focused on the single case can complement the dominant evidence-based approach that draws from population studies. A Bleakley, 2005
25 ICF als Klassifikation und als Konzept ICF und der narrative Ansatz Umsetzung in der klinischen und ambulanten Praxis
26 Traditionelle vs. Kontextsensitive Rehabilitation (Ylisvaker et al. 2005) Traditionell Funktionsorientiert Hierarchisch, erst einzelne Funktionen dann komplexe Aufgaben. Erst Schädigungen, dann Aktivitäten Kontext-sensitiv An Partizipation und Kontext orientiert ICF Alltagsnahe, generalisierbare Aktivitäten. Interventionen zu Partizipation und Kontext von Anfang an
27 Vom Dobermann zum Pudel? Ziele junger männlicher hirnverletzter Patienten (Ylsivaker et al., 2005).?
28 Kontextsensitive Rehabilitation Ein ICF-basiertes Konzept der Rehabilitation in dem die Ziele und Inhalte der Rehabilitation stets eingebettet sind in biographischsubjektive und soziale Zusammenhänge. Sie ist individualisiert und nutzt einen narrativen Zugang zu subjektiven Erfahrungen und Erwartungen.
29 Zielsetzung im Modell der ICF: Top-down Von den langfristigen Zielen werden mittel und kurzfristige abgeleitet Die Ziele sind gemeinsame Ziele von interdisziplinärem Team und Patienten Teilhabe Aktivitäten Funktionen Kontext
30 Teamprozess in Schaufling Tag 1 Aufnahme Tag 2 Team 1: Patient trifft sein Team Seine Lebensziele? Teilhabe Tag 7, Team 2: mittelfristige Ziele, Aktivitäten, Funktionen 14 Tage, Team 3: Revision, Verlängerung Team 4: Entlassungsplanung, Teilhabe
31 ICF öffnet der Sprache des Alltags und des Erlebens einen Zugang The language of science can be inhibitory. For example the notion of suffering is no longer fashionable. Editorial, The Lancet 2009
32 Sprache in der kontext-sensitiven Rehabilitation Alltagsnah Metaphernreich Anschaulich
33 Sprache beschreibend, alltagsnah Anstelle Hirnorganisches Psychosyndrom Er ist ständig gereizt, spürt nicht, wenn es der Ehefrau schlecht geht, kümmert sich weder um den Garten noch um den Einkauf. Wenn man ihn fragt, was ihm fehle, antwortet er Nischt. Die Kinder sind ihm ständig zu laut, er schnauzt sie häufig an, daher ziehen die sich ganz zurück.
34 Was Gutachter wünschen Wir möchten keine Scores, sondern wir möchten ein Bild des Patienten. Aussage von RV-Gutachtern bei der Befragung zur Anwendung der ICF in der sozialmedizinischen Beurteilung. (Frommelt, Grötzbach, Überle 2003)
35 Wie schreibt man erfolgreiche Reha-Anträge? Bildhafte Sprache: die Situation und die Ziele für die Rehabilitation für den Gutachter anschaulich machen. Dem Erleben des Patienten Raum geben Kontext ist alles
36 Warum ICF verwenden? ICF kontextualisiert Krankheit und Behinderung Biographischer Kontext Sozialer und kultureller Kontext Kontext der konkreten Lebenssituation
37 Umsetzung der ICF in die vertragsärztliche Praxis Verwenden Sie die Grundbegriffe der ICF immer dann, wenn es um Hilfsmittel, Heilmittel und Rehabilitation geht Schildern Sie die Alltagssituation des Patienten und nicht die Symptome Erwarten Sie von Entlassungsbriefen der Rehakliniken ein Bild des Patienten und konkrete Nachsorgeempfehlungen
38 ICF- Arbeitsgruppe Schaufling www. Asklepios.com
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