EZB-GELDTRANSFER AN DIE BÜRGER
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- Liese Albert
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1 EZB-GELDTRANSFER AN DIE BÜRGER Was wäre, wenn die EZB die Gelder für das Anleihenkaufprogramm direkt an die Bevölkerung verteilen würde? Es ist knapp ein Monat vergangen, seitdem die EZB am 22. Januar 2015 die, nicht unumstrittene, quantitative Lockerung verkündete. Die EZB wird zwischen März 2015 und September 2016 monatlich Anleihen im Wert von 60 Mrd. Euro erwerben, um so neue finanzielle Mittel in den Markt zu bringen. Ziel ist es, die Wirtschaft zu stärken und Deflation zu bekämpfen. Bereits Monate zuvor wurde dieser Schritt erwartet und Experten diskutieren seither über das europäische QE. Viele Experten vertreten die Meinung, dass die finanziellen Mittel nicht in der Realwirtschaft ankommen, sondern im Finanzmarkt bleiben und eher maroden Banken und Staaten helfen werden, sich zu finanzieren. Die Banken können sich bereits lange zu niedrigen Zinsen finanzieren, geben dies allerdings nicht an die Bürger weiter. Im derzeit schlechten Wirtschaftsumfeld, mit hoher Arbeitslosigkeit, herrscht kaum Nachfrage nach neuen Krediten und viele Bürger die auf Kredite angewiesen wären, haben nicht die dafür nötige Bonität. Unter den Diskussionen wurden auch Stimmen laut, die verlangten, die Gelder der EZB auf direktem Wege an die Bürger zu verteilen in Form von Konsumgutscheinen oder Bargeld. Ein ähnliches Vorgehen sah man bereits in Frankreich, Australien und Japan. Die Aktionen waren nicht sonderlich erfolgreich, allerdings wurden die Mittel nur für einen sehr kurzen Zeitraum verteilt bzw. nur einmal ausgezahlt. Im aktuellen Fall, handelt es sich um die große Summe von 60 Mrd. Euro, die 19 Monate lang ausgezahlt werden könnte und mit der man die Bürger langfristig unterstützen und zum Konsum anregen könnte. Die Eurozone verfügt über 337,5 Mio. Einwohner. Bei einer gleichmäßigen Verteilung der Gelder, würde jeder Bürger der Eurozone, bis September nächsten Jahres, 178 Euro pro Monat erhalten. Also insgesamt knapp Euro. Natürlich könnte man die Verteilung der Gelder verfeinern. 178 Euro im Monat haben für Österreichs Bürger einen ganz anderen Wert als für die Bewohner Lettlands. Daher wäre es denkbar, eine Verteilung nach Wirtschaftsleistung der einzelnen Mitgliedsstaaten vorzunehmen. HYPO Capital Management AG 1 Burak Dogancay, B.A. Fixed Income Analyst Phone: +43 (1) burak.dogancay@hypocapital.at
2 Unter Berücksichtigung der BIP- und Einwohnerzahlen einzelner Länder, erhalten die Bürger der Staaten mit dem höchsten Pro-Kopf-BIP die meisten Mittel. Aus diesem Grund würden die Bürger von Luxemburg mit 506 Euro pro Monat die höchsten Auszahlungen aus dem EZB-Topf erhalten. Österreicher würden 230 Euro und deutsche Bürger 213 Euro erhalten. Bei dieser Berechnungsart wären allerdings auch Kinder jeden Alters berücksichtigt. Dementsprechend würden selbst Kleinkinder, die kein Geld ausgeben können, Zahlungen erhalten. Die Mittel würden also den Eltern zur Verfügung stehen, was bedeuten würde, dass Bürger mit einer hohen Anzahl an Kindern bevorzugt wären. Um dem vorzubeugen, könnte man die Gelder unter der erwachsenen Bevölkerung verteilen. Wenn man die Bürger unter 18 aus der Statistik entfernt, kommt man zu folgendem, neuem Ergebnis: Bürger in Luxemburg würden nun 637 Euro pro Monat erhalten, Österreicher 279 Euro und Deutsche 249 Euro. Der Eurozonen-Schnitt läge bei 217 Euro pro Bürger. 2
3 In dieser Verteilung wären allerdings sämtliche Einkommensschichten vertreten. Es wäre z.b. sinnlos, Beträge in dieser Höhe an Millionäre zu verteilen, da dies ein kleiner Teil ihres Einkommens wäre und der Reiz, mehr zu konsumieren, ausbliebe. Die zusätzlichen Erträge würden wieder auf den Konten landen. Aus diesem Grund könnte man die Top-Verdiener eines Landes aus der Verteilung ausschließen. Wo eine Grenze gezogen wird, müsste auf politischer Ebene geklärt werden. In der folgenden Grafik, wurden beispielsweise 5% der Bürger ausgenommen die 5% mit den höchsten Einkommen. Nun würden die Bürger Luxemburgs 670 Euro erhalten. Jeder Österreicher 294 Euro und jeder deutsche Bürger 262 Euro pro Monat. Zu guter Letzt könnte man ein Problem beheben, das einem in den Grafiken sofort ins Auge springt: Die hohe Auszahlung an einige Länder, allen voran Luxemburg. Auf Grundlage dieser Rechnungen, wäre eine Deckelung von 300 Euro sinnvoll. Davon betroffen wären Luxemburg (-370 Euro), Irland (-32 Euro) und die Niederlande (-5 Euro). Durch diese Maßnahme hätte man zusätzliche Gelder in Höhe von 328 Mio. Euro pro Monat. Dies könnte man zu gleichen Teilen an wirtschaftlich schwächere Staaten auszahlen oder gezielt einzelnen Ländern helfen, die wirtschaftliche Probleme haben. 3
4 Diese Berechnungen verdeutlichen, wie hoch das europäische QE eigentlich ausfällt, da 60 Mrd. Euro pro Monat bzw. insgesamt ca. eine Billionen Euro vielen Menschen nicht sehr viel aussagt. Beim Betrachten dieser Zahlen, kann jeder abschätzen, was für einen Einkommenszuwachs man hätte, wenn die EZB die Gelder unter den Bürgern verteilen würde. So wird einem das Ausmaß des QEs erst richtig bewusst. Natürlich gäbe es bei diesem Vorgehen auch einige Herausforderungen. Eines der Hauptprobleme wäre die Organisation der Auszahlungen. Nicht jeder Bürger ist richtig gemeldet oder hat ein kein Konto und vor allem in Ländern mit einer weniger gut organisierten Behörden- und Meldestruktur, könnte man auf erhebliche Probleme stoßen. Ein anderes Problem wären die politischen Auseinandersetzungen. Beispielsweise bei der Festsetzung der Grenzen (18 Jahre, Top-5%-Verdiener) oder einer Deckelung der Auszahlungen, die betroffene Länder als ungerecht empfinden könnten. Zudem sehen einige Fachleute bei Geldtransfers gewisse Risiken. Bürger könnten das zusätzliche Geld ansparen oder damit Verbindlichkeiten bezahlen. Allerdings hätten nach dieser Annahme niedrige Zinsen ebenfalls keinen Effekt, da Menschen mit dieser Einstellung keine Kredite aufnehmen, um es auszugeben. Die Bereitschaft geschenktes Geld auszugeben ist sicherlich höher als sich zu verschulden um Geld auszugeben. Bei den bisher vorgeschlagenen Einmalzahlung argumentierten die Gegner außerdem, dass Bürger ihr Geldgeschenk in langlebige Elektronikartikel aus dem Ausland investieren. Dieses Risiko ist bei kleinen Auszahlungen, über einen Zeitraum von 19 Monaten, wesentlich geringer. Selbst wenn ein Teil der Bevölkerung sich hierfür entscheiden würde, würde die Wirtschaft in der Eurozone noch immer profitieren, u.a. der Einzelhandel, der durch den Verkauf dieser Produkte Gewinner erzielt. Eine ungewöhnliche Maßnahme wie diese, würde die Kaufkraft der Bevölkerung stark erhöhen und zu einem Konsumanstieg führen. Dadurch würden die quantitativen Mittel der EZB direkt an den Mann und so in die Realwirtschaft fließen, ohne den Umweg über die Banken bzw. Finanzmärkte. Bei einem Erfolg dieses Vorgehens, würde die Wirtschaftskraft der Länder wachsen und die Verbraucherpreise würden wieder steigen. 4
5 18 Februar 2015 Research Disclaimer Diese Mitteilung hat das Ziel, eine allgemeine Übersicht über aktuelle Marktdaten, Wirtschaftsdaten und Unternehmensinformationen zu geben und beinhaltet keine direkte oder indirekte Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie im Sinne einer Finanzanalyse. Diese Unterlage richtet sich ausschließlich an professionelle Marktteilnehmer, die in der Lage sind, ihre Anlageentscheidungen eigenständig zu treffen und sich dabei nicht nur auf Informationen der HYPO Capital Management AG (im Folgenden kurz HCM ) stützen. Diese Unterlage dient ausschließlich zur Information und unterliegt daher nicht den Vorschriften des Wertpapieraufsichtsgesetzes, die für die Verbreitung von Finanzanalysen vorgesehen sind. Der Inhalt der Unterlage ist nicht rechtsverbindlich und stellt daher keine Handlungsempfehlung und keine Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten oder einen steuerlichen oder rechtlichen Rat dar. Eine Investitionsentscheidung bezüglich aller Wertpapiere oder sonstiger Finanzinstrumente sollte auf der Grundlage eines Beratungsgespräches und auf keinen Fall nur auf der Grundlage dieses Dokuments erfolgen. Die angeführten Informationen und Schlussfolgerungen sind genereller Natur und berücksichtigen nicht die individuelle Bedürfnisse hinsichtlich Ertrags, steuerliche Situation oder Risikobereitschaft. HCM übernimmt keine Haftung für Schäden oder Verluste, die direkt oder indirekt aus der Verteilung oder der Verwendung der vorliegenden Unterlage oder seiner Inhalte entstehen. Die in dieser Unterlage enthaltenen Informationen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung der mit der Erstellung betrauten Personen zu Redaktionsschluss, sie wurde mit Sorgfalt hergestellt, dennoch übernimmt HCM keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der enthaltenen Informationen sowie für das Eintreten der Prognosen. CM behält sich das Recht vor jederzeit Änderungen oder Ergänzungen vorzunehmen. Wertentwicklungen können sich verringern, sofern Kosten wie Provisionen, Gebühren, Steuern und sonstige Entgelte anfallen. Wenn Finanzinstrumente in fremder Währung notieren, kann infolge von Währungsschwankungen die Rendite steigen oder fallen. Alle angeführten Kurse sind Schlusskurse des vorangehenden Handelstages, sofern nicht Gegenteiliges angeführt ist. Die Vervielfältigung, Weiterleitung und Verteilung von Texten oder Textteilen dieser Unterlage ohne Zustimmung der HCM ist ausdrücklich untersagt. Aufsichtsbehörde der HCM: FMA Österreichische Finanzmarktaufsicht Herausgeber: HYPO Capital Management AG, Wien, Firmenbuchgericht Wien FN k. 1
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