Faszination Wunder Gehirn Optische Täuschungen als Werkzeug der Neurowissenschaften
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- Herta Feld
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1 Isnyer Fortbildungstage für PTA 14. November 2016 Faszination Wunder Gehirn Optische Täuschungen als Werkzeug der Neurowissenschaften Uwe Ilg Hertie-Institut für klinische Hirnforschung Universität Tübingen
2 Wozu braucht man ein Gehirn? Beispiel Seescheiden (Ascidien) Adulte Larven 1. Bewegung - Ansteuerung der Muskeln - Korrektur der Sinnesorgane Berührung Augen menschliches Gehirn 100 Milliarden Meinertzhagen & Okamura
3 Welche Sportart setzt höchste Ansprüche an die kognitiven Fähigkeiten? 3
4 eher überschaubare Fähigkeiten 4
5 aber: technische Umsetzung noch sehr unterschiedlich! 5
6 Wozu braucht man ein Gehirn? 2. Lernen und Gedächtnis Patient HM ( ) Epilepsie, Schläfenlappen auf beiden Seiten (1953) entfernt nach Operation keine Gedächtnisbildung mehr konnte sich aber an Ereignisse vor der Operation erinnern 6
7 Wozu braucht man ein Gehirn? Lernen und Gedächtnis Langzeitpotenzierung (LTP) Effizienz von Synapsen 7
8 Wozu braucht man ein Gehirn? Lernen und Gedächtnis Neurogenese im Neocortex von erwachsenen Primaten Entstehung von neuen Nervenzellen in adulten Tieren Markierer für DNA-Verdoppelung: Bromodesoxyuridin (BrdU) für Thymidin Gyrus dendatus Neurogenese bei Säugern: i) Subventrikularzone ii) Hippocampus iii) Bulbus olfactorius Subventrikularzone Pinselohraffen Lebensspanne 8 16 Jahre Seneszenz beginnt 8 10 Jahre Leuner et al
9 menschliches Gehirn 100 Milliarden Nervenzellen Vorderhirn Neocortex Archicortex Paleocortex Zwischenhirn Thalamus Hypothalamus Mittelhirn Vierhügelplatte Nachhirn Cerebellum Brückenkerne verlängertes Mark Medulla oblongata Rückenmark 9
10 Methoden 1. PET Positronen-Emissions-Tomographie Positronenstrahler 15 O (2.04 min, inhalation), 11 C (20 min), 18 F ( 18 F-2-DG, 109 min)
11 Farb- und Bewegungswahrnehmung V4 V5 V1 11
12 2. MRT Magnetresonanztomographie MRT T 1 gewichtete Aufnahme 12
13 3. fmrt funktionelle Magnetresonanztomographie 13
14 Aktivität [Hz] Aktivität [Hz] 4. Einzelzellphysiologie Binokuläre Rivalität Bericht Null-Orientierung Bericht Vorzugs-Orientierung Zeit [ms] 14 Zeit [ms]
15 Empfindung E 15 Gesetze der Wahrnehmung: Psychophysik Naive Annahme: Sinnesorgane geben uns objektive Information über unsere Umwelt Subjektive Wahrnehmung Psychologie Exakte Vermessung Physik Weber-Fechner sches Gesetz R = E 1.3 R = E R = E 0.5 Weber sche Gesetz 14 Schmerz gerade noch wahrnehmbarer Unterschied skaliert mit Reizstärke Muskellänge Beispiele: Gewichte, Kerzen 6 4 Lautstärke Helligkeit Reizstärke R
16 neuronales Substrat der visuellen Wahrnehmung 16 Wo X Was
17 Mechanismen der Wahrnehmung durch optische Täuschungen verdeutlichen Müller-Lyer-Illusion
18 18 1. Wahrnehmung wird durch Adaptation (Anpassung) beeinflusst Bewegung Mengen Farbe
19 19 Bewegung Bewegungs-Nacheffekt Wasserfall Illusion
20 20
21 21
22 22 Mengen Wie weit können Sie zählen? Wörter für Zahlen: eins, zwei, drei.. siebenhunderttausenddreihundertfünfundvierzig
23 23
24 24
25 25
26 26
27 27
28 28 x Farbe
29 29 x Farbe
30 30
31 31
32 32
33 33
34 34
35 35
36 36 Erklärung dieser Phänomene der Nacheffekte: Adaptation auf zellulärer Ebene Nervenzellen zeigen vor allem phasische Eigenschaften d.h. nur Änderungen werden kodiert Adaptation als einfache Form des Lernens technische Systeme: SIRI Basis für extreme Breite des dynamischen Bereichs: Zeitung lesen im Mondschein bis Skifahren auf dem Gletscher
37 37 2. Farbwahrnehmung Computer, Fernseher: Pixel (picture element) für rot, grün und blau Auge: Sinneszellen für rot, grün und blau Additive Farbmischung Subtraktive Farbmischung
38 Farbkonstanz Farbwahrnehmung ist unabhängig von der aktuellen Beleuchtung 38
39 Erklärung dieser Phänomene der Farbwahrnehmung: Farbwahrnehmung ist ein globaler Vorgang, findet in der Großhirnrinde statt Photorezeptoren (Zapfen) in der Netzhaut sollten nicht nach Farben, sondern nach den physikalischen Eigenschaften des Lichts benannt werden. Rot-Zapfen Grün-Zapfen Blau-Zapfen Zapfen für langwelliges Licht Zapfen für Licht einer mittleren Wellenlänge Zapfen für kurzwelliges Licht 39
40 40 3. Formwahrnehmung. ein Dalmatiner?
41 Einfluss des Nachbarn: laterale Inhibition 41
42 42
43 Kanizsa-Dreieck 43
44 44 Ponzo Illusion
45 Zöllner Illusion 45
46 Hering Illusion 46
47 47 Sehen von Formen Wahrnehmung einer Form erfolgt niemals isoliert! Fraser Spirale
48 aufrechte Welt: erfolgreiche Formwahrnehmung setzt eine normale Orientierung voraus 48
49 aufrechte Welt: erfolgreiche Formwahrnehmung setzt eine normale Orientierung voraus 49
50 aufrechte Welt 50
51 aufrechte Welt 51
52 Erklärung dieser Phänomene der Formwahrnehmung: Objektwahrnehmung geschieht niemals isoliert Eigenschaften eines Objektes werden durch die Eigenschaften der Umgebung beeinflusst 52
53 53 4. Bistabile Wahrnehmung Sandro Del Prete
54 Necker Würfel 54
55 Wahrnehmung einer Bewegungsrichtung 55
56 5. Augenbewegungen 56 Akiyoshi Kitaoka
57 Augenbewegungen (Menschen) Kopfbewegungen (Vögel) 57
58 58 6. Bewegungswahrnehmung Troxler Illusion
59 Verarbeitung von Bewegung Als erstes wird ein Objekt erkannt, danach kann v = dx/dt berechnet werden Position 1 zu t 1 Position 2 zu t
60 60 form follows function form follows motion
61 61
62 62 Geschwindigkeitswahrnehmung ist abhängig vom Kontrast Autofahren im Nebel foot step illusion
63 63 7. Aufmerksamkeit ein Beispiel für Change Blindness Bild 1 xxxxx Bild 2
64 Change Blindness im Alltag The Door Study (Simons & Levin 1998)
65
66 Erklärung dieser Phänomene der Aufmerksamkeit: Aufmerksamkeit hilft uns, wichtige Information von unwichtiger Information zu trennen Wir ertrinken nicht in der Datenflut von unseren Sinnesorganen Symbol eines Taschenlampenkegels Ausrichtung der Aufmerksamkeit entweder willkürlich (top-down) oder reflexiv (bottom-up) 66
67 67 Faszination Wunder Gehirn Wir beginnen dank komplizierter physikalischen Messverfahren intensiven Untersuchungen von Patienten individuelle Genetik (Molekularbiologie) tierexperimenteller Ansätze einfache Vorgänge im Gehirn zu verstehen (Verarbeitung eines Reizes für Wahrnehmung oder Handlung). Aber wie letztendlich Gedanken entstehen (z.b. wie funktioniert eigentlich mein Gehirn ) ist immer noch ein großes Geheimnis
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