Einführung in die Linguistik Erläuterungen zur Aussprache

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1 Einführung in die Linguistik Erläuterungen zur Aussprache Das phonetische Alphabet Alle Beispiele stammen aus der Transkription des Liedes Ich mag Tiere (mit Ausnahme der Beispiele mit einem Sternchen [*]). Zeichen Beschreibung Beispiele geschlossener a-laut (kurz) das [] offener a-laut (lang) Garten [A:6^] abgeschwächtes a besser [] b-laut besser [] ich-laut ich [], Hündchen [C] d-laut das [] geschlossener e-laut den [n], Meerschwein [ Svß] offener e-laut kennt [E] Murmellaut (Schwa) Garten [A:6^] f-laut fettig ["feti] g-laut goldig [IC] h-laut heiß [] geschlossener i-laut Tiere [] offener i-laut ich [] j-laut Sojaburger [b9] k-laut kennt [E] l-laut lecker [l] m-laut mag [] n-laut nur [] ng-laut verlangen [lan] geschlossenes o Blumenkohl [blm] offenes o goldig [IC] 2 geschlossenes ö Vögel [2:l] 9 offenes ö Frösche [fr9] p-laut *Person [] r-laut Rinder [I] stimmloser s-laut das [] entspricht tschechischem š schön [S2:n] t-laut Tiere [] geschlossener u-laut nur [], Blumenkohl [blm] offener u-laut und [] w-laut (entspricht tschech. v) warten [A:6^] ach-laut ach [?ax], auch [?ao^x] geschlossenes ü süßes [] offenes ü küssen [] stimmhaftes s (tsch. z) süßes []

2 Lautkombinationen: ei-laut dein [] au-laut auf [] eu-laut *neu [n] orthogr. z / tsch. c zum [] pfë pf-laut Pferde [pfë] Sonstige Zeichen: Wortakzent verlangen [lan] Knacklaut (glottal stop) im [], *naive [na] Behauchung bei p,t,k abgehangen kennt [E] Entstimmlichung / d / / Assimilation auf_dich [ dic] Silbischkeit Fressen ["fr] Satzende (Sprechpause, Stimmführung) Ende einer Sinneinheit / Nebensatz (Sprechpause, Stimmführung) Erläuterungen i) Wortakzent: Bei mehrsilbigen Wörtern wird in der Transkription das Zeichen vor die Silbe gesetzt, die den Hauptakzent trägt: Betonung auf der Silbe Im Tschechischen liegt der Wortakzent fast immer auf der ersten Silbe. Im Deutschen gibt es mehr Möglichkeiten, aber auch hier unterliegt die Platzierung des Akzents bestimmten Regeln. Wir können auf diese Regeln nicht detailliert eingehen, sondern beschränken uns auf ein Beispiel: Bei komplexeren Wörtern kann oft die Vorsilbe die Platzierung des Akzents beeinflussen. So gibt es Vorsilben, die grundsätzlich unbetont sind, z.b. ge-, ver-: Gesicht [], Verlangen [lan]. Es gibt aber auch Silben, die grundsätzlich betont sind, beispielsweise ab-: abgehangen ii) Unbetonte Silben: Anders als im Tschechischen werden im Deutschen die unbetonten Silben in einer viel undeutlicheren, abgeschwächten Form realisiert. Hierfür gibt es teils eigene Vokale, vor allem den Murmellaut (der auch als Schwa bezeichnet wird). Dieser Vokal tritt nur in unbetonten Silben auf und stellt ein reduziertes e dar: Garten [A:6^], Tiere []. In schnellerer gesprochener Sprache kann auch dieses noch entfallen, und zwar vor den Lauten, und. Diese Laute bilden dann eine eigene Silbe, was in der Transkription durch das Symbol dargestellt wird: Fressen ["fr] ["fr] Garten [A:6^] [A:6^] Ein weiterer reduzierter Vokal ist. Es handelt sich hierbei um ein abgeschwächtes a. tritt oft nach einem anderen Vokal als vokalische Realisierung von r auf: Verlangen [lan], warten [A:6^]. In diesen Fällen bildet keine eigene Silbe und wird deshalb als notiert. kann aber auch den Silbenauslaut er realisieren. In diesem Falle ist es silbisch: Leber [le:]. iii) Behauchung (Aspiration): Die Laute p, t und k werden im Deutschen oft behaucht, d.h. von einem kurzen h-laut begleitet. Dies wird in der Transkription mit dem Symbol notiert: Garten [A:6^], kennt [E]. Wie die Beispiele illustrieren, tritt die Behauchung vor allem am Silbenanfang und am Silbenende auf. Sie tritt nicht auf, wenn p, t und k vor s oder f stehen: zum [], Pferde [pfë]. Sie tritt auch nicht auf, wenn p und t nach stehen: *Gespräch [].

3 iv) Auslautverhärtung: Wenn ein Konsonant, der eigentlich stimmhaft ist, am Ende eines Wortes auftritt, wird er stimmlos. Dies Phänomen tritt auch im Tschechischen auf: Man vergleiche bez ledu [ledu] mit led [let] (d t) oder zubem [zubem] mit zub [zup] (b p). Im Deutschen tritt das Phänomen vor allem bei b, d, g und s auf, und zwar generell am Ende einer Silbe. Wir wollen dies anhand einiger Verben illustrieren: *geben [] (er) gab [] (b p) *laden [] (er) lud [] (d t) *liegen [] (er) lag [] (g k) *lesen [] (er) las [] (z s) Wie die Beispiele zeigen, tritt bei den resultierenden stimmlosen Konsonanten p, t und k auch Behauchung auf. Diese Auslautverhärtung tritt auch dann ein, wenn am Silbenende weitere stimmhafte Konsonanten vorkommen: liegen [] (du) liegst [] geben [] (du) gibst [] Beispiele aus dem Text: mag [], fettig ["feti]. v) Assimilation: Wenn im Tschechischen zwei Konsonanten unmittelbar aufeinander folgen, passt sich der erste Konsonant dem nachfolgenden im Merkmal der Stimmhaftigkeit an: v bytě [v biťe] (v b; b ist stimmhaft; daher wird auch v stimmhaft als v realisiert.) v sudu [f sudu] (f s; s ist stimmlos; daher wird auch v stimmlos als f realisiert.) k domu [g domu] (g d; d ist stimmhaft; daher wird auch k stimmhaft als g realisiert.) k posteli [k posteli] (k p; p ist stimmlos; daher wird auch k stimmlos als k realisiert.) rozdat [rozdat] (z d; d ist stimmhaft; daher wird auch z stimmhaft als z realisiert.) roztočit [rostočit] (s t; t ist stimmlos; daher wird auch z stimmlos als s realisiert.) Für das Deutsche gilt dies nicht. Wenn es hier zu Assimilationen kommt, erfolgen sie in umgekehrter Richtung: Der erste Konsonant beeinflusst den nachfolgenden: auf dich [ dic] (f d; f ist stimmlos; daher wird auch d weniger stimmhaft realisiert) nich satt [ ÿ zß] ( zß; ist stimmlos; daher wird auch z weniger stimmhaft realisiert) Es handelt sich hierbei nur um eine Tendenz. Die stimmloseren Konsonanten d und zß sind nicht ohne weiteres mit p und k gleichzusetzen. Insbesondere wird d nicht wie t behaucht. Es wäre aber ein grober Aussprachefehler, hier die tschechische Assimilationsregel anzuwenden und die Wörter folgendermaßen auszusprechen:??auf dich [v dic]. vi) Knacklaut: Wenn im Deutschen eine Silbe mit Vokal beginnt, wird vor diesem ein sogenannter Knacklaut (tsch. ráz) realisiert. Er wird hier als notiert. Beispiele aus dem Text: auf [], und []. vii) Unterschiede zwischen den Vokalen: Das Deutsche verfügt über mehr Vokale als das Tschechische. Wir listen hier einige Vokale auf, deren Unterscheidung tschechischen Deutschlernern Schwierigkeiten bereitet. e-laute: Hier ist zu unterscheiden zwischen - - : Beeren [] Bären [] Beispiele aus dem Text: Meerschwein [ Svß], Teddybär n [di:n] o-laute: Man beachte den Unterschied - : Ofen [] offen [] Beispiele aus dem Text: Blumenkohl [blm], goldig [IC] ü-laute: Hier geht es um den Unterschied - : Bühne [] Glück [] Beispiele aus dem Text: süßes [] vs. küssen [] ö-laute: Man beachte den Unterschied 2-9: die Öfen [2:] vs. öffnen [9] Beispiele aus dem Text: Vögel [2:l] vs. Frösche [fr9]

4 viii) R-Laute: /r/ kann im Deutschen auf verschiedene Weise realisiert werden, etwa mit der Zungenspitze oder mit dem Zäpfchen. Hier gibt es starke regionale bzw. dialektale Schwankungen. Als standardsprachlich gilt die Realisierung mit dem Zäpfchen. Realisierungen des echten r findet man vor allem am Silbenanfang. In Positionen nach Vokal wird hingegen zumeist das sogenannte vokalische r [] realisiert (vgl. ii). In der Regel bildet es hierbei selbst keine Silbe, was in der Transkription durch das Symbol notiert wird: war [va:6^], er [?e:6^], der [de:6^], erkannte [?E6^"kant]. [] bildet aber einen eigenen Silbengipfel, wenn es die Lautgruppe er am Silbenende repräsentiert: Leber [le:], lecker [l] Das unsilbische 6^ und r sind freie Varianten, die beliebig miteinander vertauscht werden können. Ihre Verteilung ist unsystematisch und willkürlich, selbst bei ein und demselben Sprecher: Garten [A:6^]/[A:r], gern [n]/[rn] ix) ich-laut vs. ach-laut: Der Buchstabenkombination ch entsprechen im Deutschen zwei verschiedene Laute, deren Vorkommen eindeutig geregelt ist: Wenn vor ch der Vokal a [,], o [,] oder u [,] steht, wird ch als [] realisiert: Dach [dax], nach [na:x], hoch [h:x], noch [nox], Tuch [t:x], Bruch [x] Beispiele aus dem Text: ach [], auch [?ao^x], machen [] In allen anderen Fällen, d.h. nach den Vokalen i,ü,e,ö,ä, nach ei/ai, eu/äu und nach den Konsonanten (v.a. l,n,r), wird ch als [] realisiert. Beispiele aus dem Text: ich [], Kätzchen [C], Töcher [9C ] Auch in der Nachsilbe ig- wird [] realisiert, wenn die Silbe hiermit endet: goldig [IC] (Es gibt hier allerdings auch die Aussprachevariante [], vgl.: fettig ["feti]. Dies sind freie Varianten. Man kann auch sagen: goldig [I], fettig ["fetic].) Generell gilt, dass [] in mehr Umgebungen vorkommt und daher im Deutschen auch häufiger auftritt als []. [Anmerkung: Ähnliche Erläuterungen zu Audioaufnahmen finden Sie in den Büchern: RINAS, Karsten (2009) W. Hauff/F. Gerstäcker/ T. Storm: Drei unheimliche Geschichten/Tři strašidelné povídky. Brno: Computer Press, S RINAS, Karsten & Jiří HORÁK (2010) Deutsch für Detektive. Kriminalgeschichten zum Selberlösen. / Němčina pro detektivy. Detektivní příběhy s hádankou. Brno: Computer Press, S ]

5 CREME 21: Ich mag Tiere Phonetische Transkription Ach, wie goldig, das Kätzchen im Garten! [ IC C A:6^] Schön, wenn Hündchen auf dich warten. [S2:n C dic A:6^ ] Dein süßes Meerschwein und den Teddybär n, [ Svß dn di:n ] Die hab ich alle zum Fressen gern... [di: IC "fr n ] Ich mag Tiere, heiß und fettig! [ "feti ] Ich pfeif auf Blumenkohl und Rettich! [ pfëf blm IC ] Sojaburger machen nicht satt. [b9 ÿ zß ] Ich ess nur, was ein Gesicht hat. [ ] Metzgerstöchter küssen besser. [ 9C ] Meine hat die schärfsten Messer... [ SEf ] Sie kennt bestens mein Verlangen: [ E lan ] Schweine lecker abgehangen. ["Svß "l ] Ich mag Tiere, nicht nur kleine. [ ] Ich fress von Bullen auch die Beine, [ fr l?ao^x di: ae^n ] Schwanz und Leber, Innereien [Svantsë le: ] Ich mag alle Sauereien! [ zao^b6]

6 Ich mag Tiere, heiß und fettig! [ "feti ] Ich pfeif auf Blumenkohl und Rettich! [ pfëf blm IC ] Sojaburger machen nicht satt. [b9 ÿ zß ] Ich ess nur, was ein Gesicht hat. [ ] Ich mag Tiere, nicht nur kleine. [ ] Ich fress von Bullen auch die Beine, [ fr l?ao^x di: ae^n ] Schwanz und Leber, Innereien [Svantsë le: ] Ich mag alle Sauereien! [ zao^b6] Ich mag Tiere! [ ] Ich mag Tiere! [ ] Schweine lecker! Kühe lecker! Vögel lecker! Frösche lecker! [Svß l l 2:l l fr9 l ] Schnecken lecker! Fische lecker! Hühner lecker! Pferde lecker! [Sn l fi l l pfë l ] Hasen lecker! Lämmer lecker! Rinder Wahnsinn! ["ha: l l I ]