SWR2 DIE BUCHKRITIK SWR2 MANUSKRIPT. Felix zu Löwenstein: Es ist genug da. Für alle Wenn wir den Hunger bekämpfen, nicht die Natur
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- Maya Beck
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1 ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE, SWR2 DIE BUCHKRITIK Felix zu : Es ist genug da Für alle Wenn wir den Hunger bekämpfen, nicht die Natur Knaur Verlag München Seiten 12,99 Euro Rezension von Johannes Kaiser Donnerstag, (14:55 15:00 Uhr)
2 Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/ oder swr2.de Von Johannes Kaiser Die Agrarindustrie, die großen Saatgutkonzerne sowie die Chemieproduzenten werden nicht müde zu betonen, dass allein die Intensivierung der Landwirtschaft, neue Hochleistungssorten, Pestizide und Gentechnik die wachsende Weltbevölkerung satt bekommen, den Hunger beseitigen können. Für den Agrarökonomen Felix zu ist das ein fataler Irrweg, wie er auf gut 120 Seiten detailliert, sachkundig und gut verständlich erklärt. Der Hunger ist keineswegs einer zu geringen Lebensmittelproduktion verschuldet, so der Autor: TAKE 1: Wir westlichen Industrienationen schmeißen die Hälfte unsere Lebensmittel
3 weg, 20% bis zur Ladentheke, 30% danach. In den Entwicklungsländern ist es ähnlich. 50% der Lebensmittel verrotten, aber nicht, weil die Leute sie wegschmeißen würden, sondern weil die Lagerkapazitäten nicht da sind, die Infrastruktur nicht da ist, die Verarbeitung nicht funktioniert, solche Dinge. Neuerdings kommt noch das Landgrabbing hinzu, das den Menschen vor Ort das Brot vom Teller nimmt. Nahrungsmittelkonzerne kaufen sich in den Entwicklungsländern riesige Landflächen zur Produktion von Rohstoffen. Die Kleinbauern dort werden meistens entschädigungslos vertrieben. Hungrig ziehen sie in die Städte. Felix zu, der in Hessen einen großen Bauernhof ökologisch betreibt, hält die industrialisierte Landwirtschaft prinzipiell für nicht zukunftsfähig. Sie hängt am Tropf des Erdöls und stößt enorme Mengen klimarelevanter Gase aus. Pestizide und Kunstdünger belasten das Grundwasser, verschmutzen Flüsse und Meere, bedrohen die Artenvielfalt. Zudem führt ihr Einsatz auf lange Sicht zur Verarmung der Böden. TAKE 2: Wir erleben seit Jahrzehnten Humusabbau und wir brauchen eine Landwirtschaft, die wieder Humus aufgebaut. Das brauchen wir deswegen, weil Humus die Nährstoffe zur Verfügung-stellung aus der Natur heraus bringt, weil Humus den Boden so locker hält, dass starke Niederschläge einsickern können, den Boden festhält gegen Erosion. Der hat ganz viele
4 Funktionen und weil Humusaufbau auch CO 2 Speicherung bedeutet und damit eine Wirkung gegen den Klimawandel mitbringt. All diese Probleme, so der studierte Agrarökonom, kennt der ökologische Landbau nicht. Er fördert Bodenfruchtbarkeit, schützt das Klima, erhält Biodiversität. Um die Welt zu ernähren, muss er allerdings intensiviert werden. Dazu sollte er sich auf die jahrhundertealten Erfahrungen der Bauern vor Ort stützen, vor allem der Kleinbauern, denn die sind für rund 70% der Lebensmittelproduktion verantwortlich. Wie das aussehen kann, zeigt am Beispiel der Philippinen. Dort haben sich über eine Million Reisbauern der Masipag Bewegung angeschlossen, die gemeinsam mit Hochschulforschern alte Reissorten sammelt und weiterzüchtet und dabei ohne Pestizid- und Kunstdüngereinsatz höhere Erträge erzielt als die Hochertragssorten der Grünen Revolution. Selbst die Schädlingsbekämpfung kann ohne Pestizide auskommen, wie der Autor an einem Beispiel aus Afrika belegt. Ein gefürchteter Feind des Maisbauern ist der Maiszünsler, der großen Schaden anrichtet: TAKE 3: In Afrika gibt es dazu noch das Problem mit einem bestimmten Unkraut. Das heißt Striga. Dieses Unkraut dockt mit seinem Wurzeln an die Maiswurzel an und parasitiert die, so dass der Mais dann seine Kraft verliert und wenn er obendrein noch angebohrt wird vom Maiszünsler einfach der Ertrag zunichte ist. Zwischen den Maisreihen wird Desmodium gepflanzt. Desmodium ist ein
5 Kraut, das einen Geruch ausströmt, den der Maiszünsler überhaupt nicht mag. Und um das Feld herum pflanzt man Napier-Gras. Dieses Gras lockt den Maiszünsler an. Er hält das für einen guten Wirt für seine Eier und Larven, legte die Eier drauf, bloß können sie sich nicht entwickeln, so dass der Maiszünsler sozusagen in der nächsten Generation nicht mehr existiert. Zweitens unterdrückt das Desmodium dieses Unkraut Striga und zwar auf raffinierte Weise, weil es erstens die Striga Samen zum Keimen bringt, dann aber abtötet. Außerdem ist Desmodium und Napier Gras gut als Futter für die Tiere, also ein rundherum sehr intelligentes System. Wer Felix von s vor vier Jahren erschienenes Buch Food Crash gelesen hat, wird sehr viele Argumente und Beispiele hier wiederfinden. Es ist im Prinzip eine Kurzfassung - ideal für Leser mit wenig Zeit. Sie werden schnell und gut in das Thema eingeführt.
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