Das «Insight»-Phänomen in der Schizophrenie
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- Juliane Hermann
- vor 7 Jahren
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1 Das «Insight»-Phänomen in der Schizophrenie Überblick Definition Prävalenz Folgekorrelate von Insight Insight als Prädiktor Studie Ätiologie Einige andere mit Insight verbundene Aspekte
2 Definition des Begriffes «Insight» Allgemeines Konzept der «Einsicht»: «Unmittelbares Verstehen eines Sachverhalts, das Erkennen der Zusammenhänge, der Ursachen und Wirkungen eines Geschehens und einer Handlung. Einsichtiges Verhalten ist das einer Aufgabe angepasste Verhalten» (Dorsch, 1998) Definition des Begriffes «Insight» Allgemeine Definition von mangelnder Einsicht («Insight») in der Psychopathologie: «( ) scheinbarer Bewusstseinsmangel in Bezug auf die Defizite, Folgen der Störung und den Behandlungsbedarf» (Amador, 2004) Zwei Dimensionen des Mangels an «Insight»: Krankheitsbewusstsein und Attribution in Bezug auf die Krankheit(ssymptome)
3 Definition des Begriffes «Insight» In verschiedenen Fragebögen erfasste Aspekte von Insight (z.b. SUMD, ITAQ, PANSS, etc.) 1. Akzeptanz «krank» zu sein 2. Bewusstsein eine geistige Krankheit zu haben 3. Wahrgenommener Bedarf an Behandlung 4. Wahrnehmung von Behandlungsnutzen 5. Positive Auswirkungen werden der Behandlung attibuiert 6. Bewusstsein über Zeichen und Symptome Definition des Begriffes «Insight» In verschiedenen Fragebögen erfasste Aspekte von Insight (z.b. SUMD, ITAQ, PANSS, etc.) 7. Zeichen und Symptome werden korrekt dem «Geistig-krank-sein» zugeschrieben 8. Psychotische Erfahrungen richtig bewerten 9. Bewusstein der sozialen Folgen einer geistigen Krankheit 10. Mangel an Urteilsvermögen
4 Prävalenz von mangelnder Einsicht Zwischen 50% und 80% aller Schizophrenie- Patienten glauben nicht, dass sie eine Störung haben DSM-IV Field trial sample (n=400, 1994): 60% aller Schizophrenie-Patienten zeigten mässigen bis schweren Bewusstseinsmangel eine geistige Krankheit zu haben 27-80% aller Schizophrenie-Patienten waren sich spezifischer Symptome unbewusst Verschiedene Aspekte der Einsicht waren auch mehr gestört als bei Patienten mit affektiven Störungen (vor allem schwere und durchgängige Defizite in der Selbstwahrnehmung) Verschiedene Folgekorrelate von Insight 1. Dauer der Krankheit ohne Behandlung 2. Bereitwillige Mitarbeit bei der Behandlung (compliance) 3. Anzahl der Krankheitsepisoden und Rückfälle 4. Unfreiwillige Überweisung in Behandlung 5. Soziale und funktionale Folgen 6. Depression und Suizid
5 Insight als Prädiktor 1. Compliance und Krankenhausepisoden: Compliance bei Medikamenteneinnahme zwischen 26% über ein Jahr (Lin et al., 1979) und bis zu 51% über 2 Jahre (Buchanan, 1992) Krankheitsbewusstsein und/oder Nutzen von Medikation waren positiv korreliert mit Compliance und Vermeidung erneuter Hospitalisation (10 Studien zw und 1999) Insight und die Dauer der unbehandelten 1. Stichprobe: 248 Tagesklinik-oder interne Patienten (173 Männer & 75 Frauen) Alter bei Zulassung für Erstpsychose: m=27.4 (16-64 Jahre) DSM IV-Diagnose: -Schizophreniforme Störung (97), -Schizophrenie (86), -Schizoaffektive St. (33), -Wahnstörung (22), Sonstige Psychose (10) Ethnie: Vor allem Weisse (87%) Drogengebrauch
6 Insight und die Dauer der unbehandelten 2. Methode und Erhebung von Daten: Dauer der unbehandelten Psychose (DUP): Erster Beginn von Wahn und Halluzinationen Informationen von Interview, Fallnotizen, Überweisungsbriefe, Personalbefragung, Angehörige Interraterreliabilität: 0.86 Positive und negative Syndrome-Skala (PANSS): Insight wurde definiert als gegenwärtige Akzeptanz «krank» zu sein und Mangel an Urteilsvermögen Insight und die Dauer der unbehandelten Soziale Funktionsskala Sozialer Rückzug Beziehungen Soziale und Freizeitaktivitäten Leistung und Kompetenz in Aktivitäten des Alltags Arbeitsfunktion Therapieform: Kognitive Verhaltenstherapie, Counselling, keine Extrabehandlung Follow-up-Einschätzungen nach 6-12 Wochen (PANSS)
7 Insight und die Dauer der unbehandelten 3. Wichtigste Ergebnisse: Korrelate von DUP (zw. 4 & 624 Wochen; m=38 Wochen) bei der Admission: Mit PANSS Total Score (r=.13, p=.04) Mit dem Index der sozialen Integration (r=-.23, p<.01) Mit dem Coping-Index (r=.17, p=.04) PANSS Lack of Insight: (r=.35, p=.001) Prädiktoren von DUP: Mangelnde Einsicht, spärliche Integration und Avolition sagten längere DUP voraus Mangelhaftes Coping, PANSS-Besorgnis und PANSS- Feindseligkeit sagten kürzere DUP voraus Insight und die Dauer der unbehandelten 3. Wichtigste Ergebnisse: Prädiktoren im Follow-up: Längere DUP sagte weniger Verbesserung im PANSS während der Behandlung voraus Bessere soziale Integration sagte Verbesserung voraus Die Verbesserung im PANSS ist umso besser je früher die Psychose behandelt wird
8 Die Ätiologie von «Insight» 1. Kognitive Verteidigungsstrategie 2. Neurokognition Exekutive Funktionen und Defizite in Selbstwahrnehmung Andere Aspekte, die mit Insight verbunden sind Erziehung und soziales Persönlichkeits aspekte Insight Symptomatik Kultur
9 Bibliographie Mintz, A.R., Dobson, K.S., Romney, D.M. (2003). Insight in schizophrenia: a meta-analysis. Schizophrenia Research, 61, Ritsner, M.-S., Blumenkrantz, H. (2007). Predicting domain-specific insight of schizophrenia patients from symptomatology, multiple neurocognitive functions, and personality related traits. Psychiatry Research, 149/1-3, Jesper, D. (2006). Insight in schizophrenia: a review. Nordic Journal of Psychiatry, 60/2, Drake, R.J., Haley, C.J., Akhtar, S., & Lewis, S.W. (2000). Causes and consequences of duration of untreated psychosis in schizophrenia. British Journal of Psychiatry, 177, Amador, X. & David, A. (Eds.). (2004). Insight and psychosis. New York: Oxford University Press.
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