Umgang mit Traumatisierungen bei Flüchtlingen, Beratung / Zuweisung
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- Lukas Maurer
- vor 7 Jahren
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1 Umgang mit Traumatisierungen bei Flüchtlingen, Beratung / Zuweisung 6. Netzwerktreffen Migration und Bildung 23. August 2016 Edith Schramm, Therapeutische Leiterin MST-TG
2 Entwicklungssituation von UMAS Definition von Traumatisierung Bedeutung von Traumatas Indikatoren für traumatisierende Vorerfahrungen Kulturdimensionen Handlungsansätze für den Alltag anhand SCOAP Beratung/Zuweisung Behandlung
3 Entwicklungssituation UMAS volatile Phase für Persönlichkeitsentwicklung, soziale, körperliche und emotionale Entwicklung mit spezifischen Lern- und Entwicklungsaufgaben Verlassen vertraute soziale Beziehungen, sind selbstverantwortlich für Versorgung, Schutz und Hilfe besorgt Müssen sich in kulturell fremden Strukturen rasch orientieren Durchgängige und mannigfaltige Verunsicherung, Ungewissheit, Perspektivenlosigkeit
4 Definition Traumatisierung Variiert je nach Kontext (rechtlich, somatisch, psychologisch etc, unterschiedliche Trauma-Typen): Angelehnt an ICD-10: Ein belastendes Erlebnis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit aussergewöhnlicher Bedrohung oder mit katastrophalen Ausmass UND die Erfahrungen aus dieser Situation können nicht mit den zur Verfügung stehenden Bewältigungsstrategien gelöst werden, sodass sich Gefühle von Ausweg-, Hilflos- und Hoffnungslosigkeit als auch von Angst und Kontrollverlust ausprägen.
5 Dieselbe Situation kann ganz unterschiedliche kurz- und langzeitliche Auswirkungen auf unterschiedliche Personen zeitigen. Jedes traumatische Erleben unterscheidet sich in seinen Folgen.
6 Bedeutung Trauma Psyche: Die für die Entwicklung zur Verfügung stehenden Kräfte werden anderswie gebunden. Adäquate Lernerfahrungen bleiben aus. Entwicklungsverzögerungen, Störungen der Bindungsentwicklung, traumabasierte Folgeerscheinungen stellen sich wechselwirksam zur Bewältigung dar. Gehirn: Existenziell bedrohliche Situationen verändern das neurophysiologische Gleichgewicht, erhöhte Ausschüttung von Botenstoffen (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, Cortisol). Dauerhaft erhöhter Wachzustand mit Energieüberschuss. Aufgrund stark affektiver, tiefer Einprägung im Gehirn u.u. längerdauernde Beeinträchtigung der Gehirnfunktionen.
7 Indikatoren für traumatisierende Vorerfahrungen Folgende Reaktionen können Hinweise auf erlebte traumatisierende Situationen darstellen: Schlafstörungen, Alpträume, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Dissoziationen, Rückzugsverhalten, Flashbacks, Depressivität, Verschlossenheit, aggressive Durchbrüche, Suizidgedanken, Ängste, Essstörungen, Substanzkonsum, körperliche Beschwerden, Vermeidung. Gezeigte Reaktionen stehen in keinem direkt kausalen Zusammenhang mit anderen Einflüssen.
8 Kulturdimensionen individualistisch, autonom Soziale Beziehungen kollektivistisch, klar eingebunden, verantwortlich egalitär, wechselnd,sachlich begründet offen,dynamisch, partizipative Beteiligung Machtverteilung Systemverständnis hierarchisch, bleibend, sozial begründet geschlossen, statisch, determiniert und gesteuert Wettbewerb opportunistisch Interaktion Harmonie, strategisch monochron, nach Plan Zeitgestaltung polychron, Ereignis kurzfristig, gegenwartbasiert Zeithorizont langfristig, vergangenheits- und zukunftsbasiert direkt, spezifisch, low context, verbal Kommunikation indirekt, diffus, high context, nonverbal Wiederkehrende Wechsel, Innovation Umgang mit Veränderung Dauer, Tradition, rituell Chance, risikoaffin Umgang mit Verunsicherung Gefahren, regelkonform sach-rational basiert Beurteilungskriterien sozial-rational basiert
9 SCOAP Begriff aus der Gehirnforschung. Identifizierte, urmenschliche, universelle Bedürfnisse als Grundlage für gesunde Entwicklung & Wohlbefinden. S - Selbstwerterhöhung (Selbstwirksamkeit) C - Control (ausreichend Kompetenzen, um handeln zu können) O - Orientierung (was ist das Ziel, wie gelange ich dorthin?) A - Attachment (Zugehörigkeit, Eingebundensein, Beziehung) P - Pleasure (Sinnhaftigkeit, Passung der Werte)
10 Beratung/Klassifizierung Bei anhaltender Beobachtung von auffälligen Reaktionen rasche (auch informelle) Vernetzung mit fachärztlichen Dienst, z.b. KJPD ( ). (Spitalverbund-Label Migrant Friendly Hospitals ) Klassifizierung, nicht abschliessend (Scherwath et al, 2012) Akute Belastungssituation Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) Komplexe posttraumatische Belastungsstörung Entwicklungstrauma
11 diverse Therapieformen Behandlung NET: (narrativ/kognitiv) auf Basis Timeline, vergeschichtlichen/verorten (manualisiert, terminiert) EMDR: (assoziativ) Stimulation beider Gehirnhälften zwecks tieferer Integration Expositions- und Verhaltenstherapie Körper- und kunstzentrierte Therapieformen Pharmakotherapie/Medikation zurückhaltend, nur begleitend, da keine Ursachenbehandlung
12 Herzlicher Dank für Ihre Mitarbeit! Kontaktdaten: Kinder- und jugendpsychiatrischer Dienst Thurgau Edith Schramm
Grundbedingungen nach Jaspers (1965)
Inhaltsübersicht -Allgemeine Überlegungen -Nomenklatur psychoreaktiver Störungen -Akute Belastungsreaktion -Posttraumatische Belastungsstörung -Anpassungsstörungen -Sonstige psychopathologische Syndrome
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