xundheits Träff 17. April Krebs Heilmethoden und Möglichkeiten der Chinesischen Medizin

Transkript

1 xundheits Träff 17. April Krebs Heilmethoden und Möglichkeiten der Chinesischen Medizin Thema In der Schweiz werden jährlich Krebsneuerkrankungen verzeichnet. Nebst schulmedizinischen Therapien bestehen weitere Behandlungsmethoden, die ergänzend oder alternativ zu Skalpell, Bestrahlung und Chemie eingesetzt werden können. Thomas Reis gibt euch einen Überblick, welche Methoden die chinesische Medizin einsetzt und welche Resultate zu erwarten sind. Referent Thomas Reis studierte an der ETH Zürich Naturwissenschaften mit Spezialisierungsgebiet Biochemie und Mikrobiologie. Er arbeitete von 1979 bis 1990 in der pharmazeutischen Industrie im Bereich der klinischen Forschung und des Medical Marketings mit den Schwerpunkten Onkologie und Infektiologie. Zusätzlich absolvierte er eine Ausbildung in Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM). Heute führt er eine Praxis für chinesische Medizin in Zürich. Referent Dr. med. Jürg Kuoni, heartcheck Unser ERNE Hausarzt WEITERE SPANNENDE THEMEN FINDEST DU IM INTRANET!

2 MenÜ Wie gewohnt laden wir euch zu einem leckeren Nachtessen ein. Dabei beantworten wir euch wir Fragen zur Ernährung in Bezug auf Krebs. Wie zb. die folgenden: > Rotes Fleisch - Ursache von Dickdarmkrebs? > Sind Vegetarier seltener von Krebserkrankungen betroffen? > Verursacht Zucker Krebs? HAUPTGANG Fleischkäse Kartoffelsalat Thonsalat mit Ei Bohnensalat DESSERT Fruchtsalat NOTIZEN

3 KREBS Was ist Krebs eigentlich? Jedes Gewebe, also Muskel, Haut, Leber, Blut etc, erneuert sich beständig: alte Zellen sterben ab, neue rücken nach. Neue Zellen bilden sich, indem eine Stammzelle sich in zwei Tochterzellen teilt, diese teilen sich wieder, und wir haben vier neue Zellen. Im ganzen Körper teilen sich zu jedem Zeitpunkt Millionen von Zellen. Bei diesen Millionen von Zellteilungen können Unfälle auftreten: die Unfallzellen wachsen anarchisch, teilen sich grenzenlos weiter, ohne sich an einen Bauplan zu halten. Dabei zerstören sie das Organ, indem sie entstanden sind, wachsen in die Umgebung ein und bilden schliesslich Ableger-Metastasen im ganzen Körper. Ein bisschen Mathematik: Hat sich die Zelle 30-mal geteilt, sind aus ihr bereits eine Milliarde neuer Zellen entstanden. Das ist etwa ein Gramm. Teilt sich diese Milliarde Zellen weitere zehnmal, so haben wir ein Kilogramm neues Gewebe! (1g, 2g, 4g, 8g, 16g, 32g, 64g, 128g, 256g, 512g, 1014g) Krebs beginnt mit einer verunfallten Tochterzelle:

4 Was Kann Krebs Verursachen? Mögliche Ursachen und Förderer von Krebs Persönliche Faktoren: Fehlernährung? Immer wieder wird versucht, einen Zusammenhang zwischen Fehlernährung und Krebs zu finden. Bewiesen konnte bis jetzt nur, dass Toxine in der Ernährung krebsauslösend wirken können, z.b. Aflatoxin in Erdnüssen. Verursacht rotes Fleisch Krebs? Erkranken Personen, die viel rotes Fleisch konsumieren, häufiger an Krebs als solche, die Poulet oder Fisch verzehren? Verursacht rotes Fleisch Krebs? Das ist Unsinn. Was heisst schon rotes Fleisch : Rindfleisch oder Wildfleisch? Oder ein Straussenfilet? Frischfleisch oder verarbeitetes Fleisch? Bio-Fleisch oder solches aus Massentierhaltung (in den USA). War das Fleisch geräuchert? Gepökelt? Mit Farbstoffen oder Konservierungsmitteln behandelt? Sind Rotfleisch-Esser mit Fisch-Essern in allem identisch ausser im Fleischkonsum? Haben sie dasselbe Gewicht? Dieselbe körperliche Aktivität? Gleichviel Stress? Gleiche Schlafdauer? An diesen Fragen sieht man, dass solche Aussagen Unfug sind! Fischesser sind (wie Vegetarier) generell gesundheitsbewusster. Aber das heisst noch lange nicht, dass gesundheitsbewusste Personen weniger Krebserkrankungen bekommen! Rauchen Fast alle starken Raucher müssen mir schweren Lungenerkrankungen rechnen, 10% der Raucher mit Lungenkrebs. Alkohol Es kommt auf die Menge an. Ein klarer Zusammenhang mit Krebs ist aber nicht nachgewiesen. Alter Krebs ist eine Alterskrankheit! Vererbung wird immer wieder diskutiert. Chronischer Stress schädigt das Immunsystem, was Krebs begünstigen kann. Umwelt Übermass an UV-Licht, Radon, Viren, Luftschadstoffe. Arbeitsplatz Asbest, Anilin und andere Chemikalien, Schichtarbeit, häufiger Zeitzonenwechsel Aber: Eine Krebskrankheit ist auch möglich, wenn alle diese Faktoren nicht vorhanden sind. Auch gesundheitsbewusste, zufriedene und glückliche Menschen können an Krebs erkranken, leider.

5 Krebsvorsorge-Untersuchungen Gibt es eine Krebsvorsorge? Sicher ist es sinnvoll, auf die Ernährung zu achten, sich oft im Freien zu bewegen und Stress mit ausreichender Regeneration zu kompensieren. Aber ebenso sicher auch nur, wenn es aus Freude geschieht und nicht im Namen der Gesundheit. Gibt es sinnvolle Vorsorgeuntersuchungen? Krebsvorsorge-Untersuchungen finden eine Krebserkrankung, bevor sie Symptome macht. Darum ist eine Darmspiegelung oder ein Krebsabstrich bei Frauen sinnvoll. Der Untersucher sieht das Organ, im Falle einer verdächtigen Feststellung kann er eine Probe oder gar während der Untersuchung problemlos die ganze verdächtige Stelle entfernen. Ganz anders bei Mammografien oder bei Blutuntersuchungen auf PSA wegen Prostata-Krebs bei Männern: Der Untersucher sieht auf dem Röntgenbild der Brust einen Schatten, der sehr viel bedeuten kann. Im Falle der Prostata ist die Situation noch schwieriger, da auch eine leicht vergrösserte Prostata sehr hohe PSA-Werte zur Folge haben kann. Darum raten neutrale Fachgremien wie das Swiss Medical Board oder die United States Preventive Services Task Force (oberstes neutrales Fachgremium der Vereinigten Staaten für Prävention) oder auch supranationale Fachgremien wie die Cochrane Collaboration von solchen Untersuchungen ab. Krebs infolge berufsbedingter Auswirkungen Schon Mitte 18. Jahrhundert wies der Chirurg Sir Percival Pott nach, dass die ständige Berührung der Kaminfeger-Jungen mit Russ für den bei diesem Beruf sehr häufigen Hodenkrebs verantwortlich war. Kinderarbeit war damals die Regel! In den Dreissiger-Jahren konnte nachgewiesen werden, dass der in der Farbindustrie häufige Blasenkrebs durch Anilin verursacht wurde, und seit den Vierziger-Jahren gibt es keinen Zweifel, dass Asbest krebsauslösend wirkt. In Dänemark ist heute Brustkrebs als Berufskrankheit bei Schichtarbeiterinnen anerkannt. Bei der heutigen Belastung mit Chemikalien werden wir wahrscheinlich noch einige Überraschungen erleben. Krebstherapien Seit bald hundert Jahren wird Krebs mit dem Skalpell, mit Chemotherapie und mit Strahlen behandelt. Die Behandlungen werden immer raffinierter, gezielter und aufwändiger. Ganz wenige Krebsformen können geheilt werden, zb Hodentumoren, gewisse Lymphome und akute Leukämien.

6 KREBSVORSORGE-UNTERSUCHUNGEN Beispiel einer Vorsorge-Untersuchung, die sinnvoll ist: Herr B, 62-jährig, macht bei einem Magen-Darm-Spezialist eine Darmspiegelung, weil bei seinem gleichaltrigen Freund eben Darmkrebs diagnostiziert wurde. Der Untersucher findet 5 Polypen, also kleine Ausstülpungen der Darmschleimhaut. Entfernt sie alle, die feingewebliche Untersuchung zeigt, dass zwei davon möglicherweise Krebsvorstufen waren. Von deren Entfernung trägt Herr B keinen Schaden aber möglicherweise grossen Nutzen! Eine Vorsorge-Untersuchung, die wenig sinnvoll war: Bei Herr A (oberer Balken) wird dank einer Vorsorge-Untersuchung (Messung eines PSA Wertes) ein Prostata-Krebs diagnostiziert und behandelt. Er ist zu diesem Zeitpunkt 70 und lebt noch viereinhalb Jahre. Herr B (unterer Balken) hat mit 72 Jahren Probleme mit Wasserlösen. Sein Urologe findet einen Prostata-Krebs. Er lebt noch 2 ½ Jahre. Fazit: Herr A lebt dank der Vorsorge-Untersuchung länger mit seinem Prostata-Krebs, er lebt aber nicht länger als der Patient B, der keine Vorsorge-Untersuchung machte.

7 TRADITIONELLE CHINESISCHE MEDIZIN (TCM) Die Traditionelle Chinessiche Medizin hat einen anderen Ansatz: Die Entstehung von Krebs sieht sie nicht einfach in einer bei der Zellteilung verunglückten Tochterzelle sondern in einer Störung des Energie-Flusses. Dem entsprechend hat die TCM in unserer westlichen Kultur einen andern Stellenwert. Wann kommt die TCM zum Zuge: > Krebsprävention > Vor und nach Operationen > In den sogenannten watchful waiting Phasen > Während schulmedizinischen Therapien (Bestrahlung, Chemotherapie, Immuntherapie) > Während Erhaltungstherapien > Zur Sekundärprävention TCM beansprucht keine Wunderheilungen Sie arbeitet mit andern, vorallem mit sanfteren und nebenwirkungsärmeren Methoden als die Schulmedizin. Methoden der TCM: > Akupunktur > Arzneimittel/ Kräuter > Moxa / Schröpfen > Diätetik/ Essen > Qi Gong > Tui Na - An Mo - Massageform Im Gegensatz zur Schulmedizin will die TCM nicht den Krebs besiegen sondern dem Patienten/der Patientin möglichst viel von seiner Lebensqualität erhalten oder zurückgeben.

8 Traditionelle CHINESISCHE Medizin (TCM) Was kann die TCM: > Stärkung des Allgemeinzustandes > Stimulierung und Unterstüzung des Immunsystems > Vermeidung von Nebenwirkungen der schulmedizinischen Therapien > Behandlung von Nebenwirkungen der SMT Unsere moderne Schulmedizin hat bei akuten Erkrankungen unglaubliche Fortschritte gemacht: Herzinfarkt, Schlaganfall, Unfälle, Infektionen, Notfalloperationen bei akuten Bauchproblemen, Organtransplantationen, aber auch Gelenkersatz bei invalidisierenden Gelenkproblemen usw. Bei vielen chronischen Krankheiten, darunter auch Krebs, sind die Fortschritte bescheiden. Der Einbezug alternativer Methoden im Sinne einer integrativen Medizin wäre bei diesen Leiden sicher im Sinne des Patienten! > Wirkung der schulmedizinischen Therapien steigern > Rückfallprophylaxe bzw. Verzögerung des Eintretens eines Rückfalls > Heilungsalternativen zur Schulmedizin bieten

9 Krebs - Gedanken Und Emotionen aus der Arztpraxis Interview mit Dr. med. Jürg Kuoni VIVA: In den vielen Jahren deiner ärztlichen Tätigkeit bist du sicher oft mit Krebs konfrontiert gewesen? JK: Während den 10 Jahren meiner Tätigkeit als Assistenz- und dann Oberarzt musste ich jeden Monat mindestens eine Krebsdiagnose stellen. Als Hausarzt bestand meine Aufgabe mehr darin, die Krebspatienten zu begleiten. VIVA: Wie hast du den Patienten erklärt, dass sie Krebs haben? JK: Viele Patienten ahnten, dass es in diese Richtung geht, sie wollen sofort klare Antworten. Bei andern spürt man, dass man sich der Diagnose schrittweise nähern muss. den Gedanken gekommen, dass ich selbst krank werden könnte. Obwohl unterdessen schon einiger meiner Berufskollegen an Krebs gestorben sind. VIVA: Machst du selber Krebs-Vorsorge- Untersuchungen? JK: Nein. Wobei ich eine Darmspiegelung alle 10 Jahre ab 60 befürworte. Als Frau würde ich alle zwei Jahre einen Abstrich machen. Bei beiden Untersuchungen kann man das Organ einsehen und bei Bedarf eine kleine Probe entnehmen. VIVA: Wie haben die Patienten darauf reagiert? JK: Von fast übermenschlicher Gelassenheit ( OK, was nun?) bis zu bodenloser Verzweiflung habe ich alles erlebt. Oft kommt auch sofort die Frage: Wieso ich? Was habe ich denn falsch gemacht? Darauf gibt es keine Antwort. VIVA: Wie grenzt du dich ab als Arzt? JK: Der Patient steht einem oft recht nahe, und seine Krebsdiagnose hat deshalb bei mir oft Betroffenheit ausgelöst. VIVA: Hast du selber Angst vor Krebs? JK: Ich bin, vielleicht komischerweise, nie auf

10 Krebs - Gedanken Und Emotionen aus der Arztpraxis Interview mit Dr. med. Jürg Kuoni VIVA: Immer wieder hört man, auch von der Krebsliga, dass mindestens ein Drittel aller Krebskrankheiten vermieden werden könnten, wenn man gesund leben, sich ausgewogen ernähren und genügend bewegen würde. JK: Das tönt gut, nur hat es noch niemand bewiesen. Gesund leben ist sicher immer eine gute Option, sei es fürs Wohlbefinden, für die Lebensfreude, für eine robuste Gesundheit oder einfach nur fürs Selbstbewusstsein. Krebs ist aber leider doch meist Schicksal. Auch Kinder sterben, wenn auch selten, an Krebs, und denen wird man weder Fehlernährung noch Bewegungsmangel vorwerfen können. Alle meine Berufskollegen, die an Krebs verstorben sind, waren sehr gesundheitsbewusst. VIVA: Damit gibst du das Stichwort zur letzten Frage: Hie und da hat man doch ein bisschen das Gefühl, die oder der ist doch ein wenig selber verantwortlich für seine Krebskrankheit. Leider ja. Wenn ein Drittel aller Krebskrankheiten vermieden werden könnte, müsste dieses Drittel ja selber schuld für seinen Krebs sein. Das ist grotesk. Eigenverantwortliches Handeln ist sicher wünschenswert, aber das heisst noch lange nicht, dass jeder für seine Krankheiten selber verantwortlich ist.

11 VIVA im Gespräch mit Thomas Reis über Abgrenzung und Mitgefühl Interview mit Thomas Reis, TCM VIVA: Im Gegensatz zur Schulmedizin will die TCM nicht den Krebs besiegen sondern dem Patienten/der Patientin möglichst viel von seiner Lebensqualität erhalten oder zurückgeben. Thomas Reis, wie sind deine Erfahrungen mit Krebs Patienten und TCM? TR: Mit TCM können Patienten mit Krebserkrankungen in allen Stadien wirkungsvoll unterstützt werden VIVA: Wie gehst du mit den Emotionen der Patienten um? TR: Wichtig ist, alle Emotionen zuzulassen und dann versuche ich, sie für die Behandlung positiv einzusetzen. VIVA: Wie grenzt du dich ab als TCM Arzt? TR: Keine Ahnung, das passiert irgendwie automatisch. Ich suche mein Gleichgewicht in der Natur und im Yoga. VIVA: Hast du selber Angst vor Krebs? TR: Nein, ich habe seit 12 Jahren selber Krebs. VIVA: Je nachdem, wer betroffen ist, ist er/ sie selber Schuld oder dann ein Opfer oft verurteilt die Gesellschaft kranke Menschen. Wie ist deine Meinung bezüglich Selbstverantwortung? TR: Die Schuldfrage ist absolut unsinnig und auch kontraproduktiv.