Aber eine Rübe? Die kommt ja eigentlich nicht in der Bibel vor!
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- Katarina Schneider
- vor 7 Jahren
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1 Predigt zum Familiengottesdienst an Erntedank 2016 Markus 4, »Mit dem Reich Gottes«, so erklärte Jesus,»ist es wie mit einem Bauern, der die Saat auf seinem Acker ausgestreut hat. 27 Er legt sich schlafen, er steht wieder auf, ein Tag folgt dem anderen; und die Saat geht auf und wächst wie, das weiß er selbst nicht. 28 Ganz von selbst bringt die Erde Frucht hervor: zuerst die Halme, dann die Ähren und schließlich das ausgereifte Korn in den Ähren. 29 Sobald die Frucht reif ist, lässt er das Getreide schneiden; die Zeit der Ernte ist da.«30»womit sollen wir das Reich Gottes noch vergleichen?«, fragte Jesus.»Mit welchem Gleichnis sollen wir es darstellen? 31 Es gleicht einem Senfkorn. Das ist das kleinste aller Samenkörner, die man in die Erde sät. 32 Aber wenn es einmal gesät ist, geht es auf und wird größer als alle anderen Gartenpflanzen. Es treibt so große Zweige, dass die Vögel in seinem Schatten nisten können.«liebe Gemeinde, in der Bibel geht es an vielen Stellen um das Wachsen und Gedeihen von Pflanzen. Jesus hat mit Vorliebe immer wieder die Gleichnisse vom Säen und Ernten genutzt, um seinen Zuhörern die Sache mit Gott zu erzählen. Wir haben ja gerade das Gleichnis von der selbstwachsenden Saat und vom Senfkorn gehört. Wir erinnern uns vielleicht auch an die Bildrede vom Weizenkorn. Wenn es stirbt, bringt es viel Frucht. Oder die Lilien auf dem Felde: Sie sorgen sich nicht, und Gott der Herr schmückt sie trotzdem. Aber eine Rübe? Die kommt ja eigentlich nicht in der Bibel vor! Es gibt Sprichwörter über Rüben: Etwas sieht aus wie Kraut und Rüben? Oder ich mache mir eine Rübe. aber, biblisch sind diese Sprichwörter nicht.
2 Ich meine, dass wir dennoch an dieser merkwürdigen Frucht hier vorn in der Kirche etwas über uns als Christen und als Gemeinde erfahren können. Für mich ist die Geschichte von der großen Rübe ein treffendes Bild für die Kirche, für unser Zusammenleben als Gemeinde. Sie werden staunen, es gibt tatsächlich Gemeinsamkeiten zwischen so einer Rübe und uns als Gemeinde! Da ist die erste Gemeinsamkeit: Auch wir als Kirche verdanken uns einem Samenkorn, das vor langer Zeit in die Erde gelegt wurde. Dieses Samenkorn war zunächst unscheinbar und klein, und niemand hat ihm zugetraut, dass daraus einmal ein so großes Gewächs werden würde. Als Christus den Armen die Erde versprach, den Traurigen Trost und den Unterdrückten neue Freiheit, da hatte man ihn zunächst zum Schweigen gebracht. Man hatte ihn auf's Kreuz gelegt. Seine Botschaft mit ihm zu Grabe getragen und mit einem Stein beschwert. Doch das Kreuz wurde zum Pflanzholz. Jetzt begann Gottes Reich mit Christus erst recht zu blühen. Schon nach drei Tagen grünte neue Hoffnung aus dem Grab. Das Samenkorn schlug Wurzeln in den Herzen der ersten Gemeinde. Wer sich auf diesen Christus einlassen will, wer dem Auferstandenen nachfolgt, der hat die besten Aussichten, über sich selbst hinaus zu wachsen und zu blühen. Dann die zweite Gemeinsamkeit: So eine Rübe besteht ja aus verschiedenen Teilen. Den Blättern, der Wurzel und dem Rumpf. Da ist oben das üppige Blattwerk. Es ernährt die Pflanze, weil es das Sonnenlicht in Lebenskraft verwandelt. Es streckt sich in den Himmel und fängt den lebensspendenden Regen auf wie ein Trichter, damit der Rumpf gedeihen kann. Auch in einer Gemeinde ist das so. Wir strecken uns mit unseren Hoffnungen nach dem Himmel aus. Mit unseren Gebeten fangen wir den Segen auf, den wir zu unserem Leben brauchen wie die Pflanze das Licht.
3 Ganz unten ist die Wurzel. Mit der Wurzel schafft die Rübe eine feste Verbindung zur Erde. Ohne Wurzel würde das junge Pflänzchen schon vom ersten Platzregen fortgespült werden. Gute Wurzeln sind auch Voraussetzung, um dürre Zeiten zu überdauern. Die Wurzel wird zum Leben gebraucht, genauso wie die Blätter. Auch als Gemeinde sind wir mit der Erde verwurzelt. Wir stehen auf der Schrift, haben unsere Wurzeln in ihr verankert, schöpfen daraus Hoffnung und Trost. Wir leben aber in dieser Welt, auch hier haben wir unsere Wurzeln in Niesky eingeschlagen. Wir haben Bodenhaftung mit unserer täglichen Arbeit, wenn wir Freude und Leid mit unseren Mitmenschen teilen. Solche Bodenhaftung wird Frucht bringen für uns selbst und wird Gemeinde wachsen lassen. Wenn wir so in der Region unsere Wurzeln schlagen, dann lockern wir damit zugleich hart getretenen Boden auf. Der dritte Teil der Rübe ist schließlich der Rumpf: Unter einer rauen Schale wird Kraft gesammelt, wenn es draußen ungemütlich wird. Wenn Hitze drückt, dann speichert der Rumpf Feuchtigkeit für die Blätter und die Wurzel. Wenn Stürme toben, hält der Rumpf die Rübe aufrecht. So ähnlich ist das auch in der Gemeinde: Ohne Menschen und Gruppen hier bei uns, die halten und stützen, die den Segen und die Hoffnung sammeln und bewahren, wäre es auch um unsere Blätter und Wurzeln schlecht bestellt. Es gibt auch in der Kirche immer wieder Menschen, die Schaden von uns abwenden, indem sie für ihre Gemeinde Verantwortung übernehmen, gewissermaßen die Funktion der Schale nach außen übernehmen. Eine dritte Gemeinsamkeit zwischen einer solchen Rübe und unserer Gemeinde ist die Pflege, die beide brauchen. Eigentlich ist der Anbau von Rüben eine aufwendige Sache. Hier hat das Märchen vom Rübchen gewiss untertrieben. So ein Rübenfeld muss besät und verzogen werden. Es wird gehackt und bei Trockenheit bewässert. Rüben brauchen Pflege, damit sie gedeihen können.
4 Nicht anders ist das in der Gemeinde. Wer darauf vertraut, dass alles von selber gedeiht, darf sich über karge Erträge nicht wundern. Auch in der Gemeinde sind wir auf gegenseitige Pflege angewiesen. Unsere Kinder beispielsweise sind darauf angewiesen, was ihnen zu Hause an geistliche und geistige Pflege und Nahrung mitgegeben wird. Womit füttern wir unsere Kinder? Was gießen wir auf das Feld der Gemeinde in unseren Angeboten, Gemeindekreisen und Gottesdiensten? Auch das anerkennende Wort für ehrenamtliche Mitarbeiter wirkt manchmal wie ein warmer Regen. Gegenseitige Nachsicht und Vergebung lockert hart verkrusteten Boden für neues Gedeihen auf und die konkrete, helfende Hand in Notlagen gibt Gemeindegliedern wieder Hoffnung und Wärme. Sicher gibt es noch mehr Gemeinsamkeiten, über die es sich lohnen würde, nachzudenken. Die letzte Gemeinsamkeit, die ich aber ansprechen möchte, ist die Ernte. So eine Rübe wächst nicht zum Selbstzweck. Sie ist dazu da, dass andere sie verwenden, ihren Hunger mit ihr stillen und sie für ihr Leben gebrauchen können. Darum lässt sie Gott der Herr über die Ernte überhaupt wachsen. Mit der Gemeinde ist das ganz ähnlich. Was wir in unseren Kirchen und Gemeinden veranstalten, ist kein Selbstzweck. Mit den Gaben aus diesem Gottesdienst unterstützen wir beispielsweise ein Hilfsprojekt der Diakonie-Sozialstation in Rumänien. Schulsachen und Pflegeprodukte werden dorthin gebracht. Alles Essbare wird an die Küche des Rothenburger Martinshofes weitergegeben. Damit können wir uns keine Verdienste vor Gott verschaffen. Das ist klar. Aber vielleicht tragen wir dazu bei, dass anderswo wieder ein Dankgebet zu Gott dem Herrn über die Ernte gesprochen werden kann. Vielleicht tragen wir auch dazu bei, dass Menschen wieder Wurzeln schlagen können auf weit kärgerem Boden als wir ihn haben. Alles muss klein beginnen, so haben wir es vorhin ja gesungen es kann ein
5 Anfang sein, wenn Kinder mit den Schulsachen aus Deutschland in ein neues Schuljahr starten, Bildung erfahren, arbeiten können, eine Perspektive bekommen für ihr Leben. Alles muss klein beginnen wie das Samenkorn, das in die Erde fällt und zuletzt ein großer Baum wird. Wir sollen in unserem Lebensumfeld Frucht bringen, wir sollen das Beste der Stadt suchen, in der wir wohnen. Dass wir in dieser Welt sind und leben dürfen, hat seinen Sinn in Christus. Wir können dazu beitragen, dass unser Gewächs, die Gemeinde, wächst und gedeiht. Dankbar können wir entdecken, wie wir uns darin gegenseitig halten und brauchen. Unser Vertrauen gilt aber unserem Herrn, der uns reiche Ernte versprochen hat. Wir hoffen und vertrauen darauf, dass wir ein Teil der Ernte sind, wenn Gott in seiner Zukunft die Ernte einbringen wird. Bis dahin werden wir weiter säen und ernten, gießen und hacken, danken und weitergeben. Amen.
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