Natur und Umwelt HINTERGRUND 17. Wie sieht Ligurien aus, wie kommt das legendäre milde Klima

Transkript

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2 Fakten

3 Natur und Umwelt HINTERGRUND 17 Natur und Umwelt Wie sieht Ligurien aus, wie kommt das legendäre milde Klima essante Landschaften und Schätze der Natur? LANDSCHAFTEN Die drittkleinste der zwanzig Regionen Italiens ist ein schmaler Landstreifen, der wie ein Regenbogen den Golf von Genua umfasst. Ihre Nordgrenze ist gerade einmal 7 bis 35 km von der Küste entfernt. Fast genau in der Mitte des Küstenbogens liegt die Hauptstadt der Region, Genua; bis zur französischen Grenze dehnt sich im Westen die Riviera di Ponente über ca. 130 km Länge aus, die Riviera di Levante im Osten bis zur Grenze zur Toskana ca. 100 km. Das Piemont und die Emilia-Romagna bilden im Nordwesten bzw. Nordosten die Grenzen. Während sich an der Küste Orte und Verkehrswege drängen, sind die Täler des Hinterlands sehr abgeschieden. Die Verbindung zur»außenwelt«wird meist über den Küstenstreifen hergestellt; direkte Querverbindungen über Pässe gibt es kaum. Erst vor wenigen Jahrzehnten, mit der Zunahme des Tourismus, wurde das Hinterland durch gute Straßen erschlossen. Nirgendwo sonst in Italien treffen Berge und Meer so unvermittelt aufeinander wie in Ligurien. Fast zwei Drittel der Fläche bestehen aus Bergen, ein Drittel aus Hügelland, Ebenen machen weniger als 1 % aus. Der höchste Gipfel der Seealpen, die von Westen nach Osten niedriger werden, ist der Monte Saccarello (2201 m) auf der Grenze zu Frankreich; im Ligurischen Apennin sind Monte Maggiorasca (1804 m), Monte Penna (1735 m) und Monte Aiona (1701 m) die wichtigsten Erhebungen. Traditionell gilt der Cadibona-Pass (Colle di Cadibona) hinter Savona als Grenze zwischen Alpen und Apennin. Auf dem Satellitenbild ist der Übergang zwischen Savona und Genua nicht zu erkennen; Geologen wollen aber eine scharfe Grenze gefunden haben, die sog. Sestri-Voltaggio-Linie: Zwischen dem Genueser Vorort Sestri Ponente und dem piemontesischen Dorf Voltaggio taucht grüner Ophiolith auf, meist in Gestalt von grünem Serpentin, der an der Naht zwischen zwei Platten der Erdkruste entstehen kann, die sich gegeneinander verschieben. Dieses metamorphe Gestein wird in Steinbrüchen nördlich von Genua als»marmo verde«(»grüner Marmor«) abgebaut. Atmosphäre Liguriens: Piazza S. Giovanni Battista in Finale Ligure Regione Liguria Alpen und Apennin

4 18 HINTERGRUND Natur und Umwelt Der Westtteil der Blumenriviera: Vor der Kette der Seealpen reicht Pässe Flusstäler Die Pässe zur Po-Ebene sind nicht hoch und im Winter mit Ausnahme der weniger bedeutenden Straßen (dort sind oft Schneeketten vorgeschrieben) meist frei passierbar. Die wichtigsten sind Colle di Nava (947 m), Colle di Cadibona (436 m, Autobahn Savona Turin), Colle del Giovo (516 m), Passo del Turchino (532 m, Autobahn Genua Alessandria), Passo dei Giovi (472 m, Autobahn Genua Mailand), Passo della Scoffera (674 m) und Passo di Cento Croci (1051 m, Grenze zur Emilia-Romagna). Fast alle Flusstäler verlaufen senkrecht zum Gebirgskamm zur Küste. Wichtige Ausnahmen bilden im Osten die Täler Fontanabuona, Lavagna und Vara, die parallel zur Küste orientiert sind. Die wichtigsten Wasserläufe sind Roia (Gesamtlänge 52 km), Arroscia (36 km), Polcevera (30 km), Lavagna (30 km) und Vara (60 km). Die Flüsse sind sehr kurz und führen sehr unregelmäßig Wasser; während der heftigen Herbstregen sind Überschwemmungen nicht selten.

5 Natur und Umwelt HINTERGRUND 19 der Blick von Ventimiglia (ganz links) über Bordighera bis Ospedaletti. An der Riviera di Ponente im Westen wechseln sich weite Buchten mit Ebenen und steile Vorgebirge ab. Schon 2 3 km hinter dem Strand erreichen die Berge der Seealpen eine Höhe von 500 m. Das Gestein ist meist Kalk, Mergel und Kalksandstein, zwischen Ventimiglia und Albenga von einer Flyschdecke überzogen. Die karstigen Kalkgebiete besitzen zahlreiche Höhlen, die in vorgeschichtlicher Zeit bewohnt waren. Bekannt sind besonders die Balzi Rossi, die Höhle bei Toirano und die Grotten Arene Candide und Arma delle Manie. Über den Cadibona-Pass hinaus erstrecken sich bis zur Sestri-Voltaggio-Linie die für die Alpen typischen Kristallingesteine. Die Küste im Osten ist viel schroffer. Die Berge des Apennins brechen jäh zum Meer ab und lassen oft kaum Platz für Siedlungen, das berühmteste Beispiel dafür sind die Cinque Terre in der Provinz La Spezia. Das Gestein ist überwiegend von dunkler Farbe (Mergelkalk, Schiefer, Schiefertone), seine Faltung wird durch die Wellenerosion Riviera di Ponente Riviera di Levante

6 20 HINTERGRUND Natur und Umwelt Ein typisches Bild in Ligurien: alte Terrassen, die einst Kartoffeln, Getreide oder Wein lieferten (hier bei Triora) schön herausmodelliert. Zwei besondere Strukturen fallen an der Küste auf: das Promontorio di und die Bucht von La Spezia. Ersteres besteht überwiegend aus»puddingstein«, einem harten Konglomerat aus dem Oligozän, das die Erosion zu malerischen Klippen geformt hat. Südöstlich des Promontorio di Portofino erstreckt sich die größte Ebene der Riviera, die Pianura di Chiavari. Die nach Südosten offene Bucht von La Spezia ist zwischen zwei parallelen Bergrücken aus mesozoischem Kalkstein eingeschlossen.»fasce«die ligurische Landschaft ist weithin von terrassierten Hängen geprägt, Ergebnis jahrhundertelanger Anstrengungen der Bauern, das schwierige Gelände zu kultivieren. Meist werden die Terrassen für Oliven- bzw. Obstbäume oder Reben genützt. Aufgrund des Niedergangs der Landwirtschaft das Hinterland ist von der Landflucht stark betroffen werden diese»fasce«zunehmend aufgegeben. KLIMA Auch das Wetter wird durch Meer und Berge geprägt. Alpen und Apennin schirmen kalte Luft aus dem Norden ab, v. a. aus dem winterlichen Kaltluftsee der Po-Ebene. Zusammen mit dem großen Wärmevorrat des Meers bewirkt dies, dass an der Küste Frost und Schnee sehr selten sind. Andererseits fungieren die Berge als Regenfänger: Die häufig auflandigen Winde zwingen die feuchten Luftmassen zum Aufsteigen, Wolken bilden sich und regnen dann ab. Die Niederschläge nehmen von West nach Ost zu, weil die vorherrschenden Luftströmungen im westlichen Teil eher küstenparallel sind, während sie im östlichen Teil meist frontal auf die Küste treffen.