MAIKÄFER UND ENGERLINGE: WAS TUN?
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- Jürgen Hafner
- vor 6 Jahren
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1 MAIKÄFER UND ENGERLINGE: WAS TUN? Engerlingsschäden : Hier in Furna im August 2006 In seiner Jugend ist der Maikäfer ein Engerling. Dieser frisst Pflanzenwurzeln aller Art und richtet damit grosse Schäden in den Kulturen an. Je nach Kultur ist die wirtschaftliche Schadschwelle unterschiedlich hoch: Wiesland: Engerlinge pro m 2 Ackerbau: 5 10 Engerlinge pro m 2 Spezialkulturen: 2 5 Engerlinge pro m 2 Wird diese Schwelle überschritten, so ist mit wirtschaftlichen Schäden in der Kultur zu rechnen und eine Bekämpfung wird empfohlen. Bild: R. Elmer Für eine erfolgreiche Bekämpfung braucht es Kenntnisse über den Entwicklungszyklus, die Lebensweise und Verbreitung der Maikäfer. Entwicklungszyklus und Lebensweise: Im Normalfall haben die Maikäfer einen dreijährigen Entwicklungszyklus. Je nach klimatischen Verhältnissen kann der Zyklus aber auch vier Jahre dauern. Die Käfer sind so aufeinander abgestimmt, dass der grösste Teil im selben Jahr fliegt. Das Flugjahr ist je nach Region unterschiedlich. Man unterscheidet zwischen dem Berner Flug mit Flugjahr 2008/2011 (Regionen Nord- und Mittelbünden, Prättigau, Trin, Südtäler) und dem Urner Flug mit Flugjahr 2009/2012 (Regionen Surselva, Engiadina Bassa). Die Verbreitung der Maikäfer erstreckt sich in den betroffenen Talschaften bis auf ca m.ü.m. mit steigender Tendenz. Flugjahr und Verbreitung
2 Entwicklungszyklus: Flugjahr: Flug im Mai bei schönem Wetter, ab einer bestimmten Temperatursumme. Reifungsfrass und Paarung auf Ahorn, Eichen, Buchen und Lärchen. Rückflug in die angestammten Brutgebiete und Eiablage am Ort mit der grössten Wärmeabstrahlung z.b. frisch geerntete Felder oder offener Boden. Eiablage pro Maikäfer: ca. 30, max. 50, Eier. Die frisch geschlüpften Engerlinge sind klein. Ihre Frasstätigkeit ist gering. Nur bei sehr grossem Befall sieht man im Herbst bereits erste Schäden. Flugbeobachtung Probegrabung Pilzeinsatz Ev. Übersaat Ev. Übersaat Markiert Massnahmen Sobald im September/Oktober der Boden abkühlt, kriechen sie zur Überwinterung in tiefere Bodeschichten. Bevor die Engerlinge in tiefere Schichten wandern, ist es Zeit Probegrabungen durchzuführen um den Befall festzustellen. Hauptschadenjahr: Im Folgejahr fressen die Engerlinge zwischen Juni und Oktober und richten so immense Schäden an. 3. Jahr: Kurzer Frass im Wurzelraum von Mai bis Juni. Im Juli verpuppen sich die Engerlinge in tiefer Erdschichten. Der neue Maikäfer schlüpft im Herbst und überwintert so im Boden.
3 Direkte Bekämpfungsmöglichkeiten: In den 70er und 80er Jahren wurden vielfältige Versuche mit Bekämpfungsmethoden gemacht. Nach dem heutigen Wissensstand haben sich folgende Bekämpfungsmassnahmen bewährt: Wiesland: Die einzige erlaubte Massnahme (ÖLN und BIO) ist der Einsatz des Pilzes Beauveria brongniartii. Beweidung kann den Engerlingsbesatz reduzieren, ist in Steillagen aber nicht zu empfehlen. Ackerbau: Einsatz von Insektizid-Granulaten nur mit Sonderbewilligung in Mais und Zuckerrüben (ÖLN). Engerlinge werden auch durch intensive Bodenbearbeitung z.b. mit der Fräse dezimiert. Spezialkulturen: Der Pilzeinsatz ist zu wenig effizient. Es bleibt als Massnahme einzig das Abdecken des Bodens während dem Maikäferflug (spez. Netze). Damit wird die Eiablage verhindert. Natürliche Feinde: Zu den natürlichen Feinden der Engerlinge gehören zahlreiche Kleinsäuger wie beispielsweise Fuchs, Dachs, Maulwurf sowie Vögel z.b. Krähen und Wiedehopf. Durch ihre Frasstätigkeit werden die Engerlinge zwar dezimiert, sie richten aber durch das Wühlen weitere Schäden an. Als Nahrung für den Wiedehopf und vom Aussterben bedrohte Fledermausarten spielen die Mai- und Junikäfer bzw. die Engerlinge eine wichtige Rolle. Bild: Fledermausschutz, Schweiz
4 Engerlingsbekämpfung mit Beauveria Beobachtung des Fluges: An schönen und warmen Maiabenden beobachten wo Maikäfer fliegen. 2011: Im Prättigau, Bündner Rheintal bis Trin, Heinzenberg-Domleschg, Südtäler 2012: Surselva von Flims und Valendas an aufwärts und Unterengadin bis Scuol Probegrabung und Bestellung des Pilzes: Ende September/Anfang Oktober des Flugjahres mittels Probegrabungen Engerlingsbefall feststellen und dem LBBZ Plantahof (Koordinationsstelle) melden. Ein Aufruf und die Anleitung dazu werden im Bündner Bauer publiziert. Verbindliche Bestellung des Pilzes über die Koordinationsstelle. Einbringen des Pilzes: Im April des Hauptschadenjahres wird die Gerste mit dem Pilz ausgebracht, sobald der Boden befahrbar und noch genügend Feuchtigkeit im Boden ist. Das Saatgut muss mind. 8 cm tief in den Boden eingebracht werden. Organisation der Pilzbehandlung mit Maschinenring oder Lohnunternehmer durch Koordinationsstelle LBBZ Plantahof. Erfolgskontrolle: Im September des Hauptschadenjahres wird mit Grabungen festgestellt ob der Pilz und verpilzte Engerlinge im Boden zu finden sind. Hat sich der Pilz einmal etabliert, bleibt er bis 15 Jahre im Boden und mindert die Engerlingspopulation um 80%. Begleitet wird die Behandlung durch Christian Schweizer, Foschungsanstalt agroscope Reckenholz-Tänikon. Ungefähre Kosten des Beauveria-Einsatzes: Saatgut: Direktsaat: Walzung: Total pro ha: Fr./ha Fr./ha 90.- Fr./ha 1'150.-Fr./ha
5 Futterbau Futterbauliche Begleitmassnahmen können die Engerlingsschäden wesentlich verkleinern. Eine dichte Grasnarbe während dem Flug hat zur Folge, dass die Wärmeabstrahlung geringer ist und die Maikäfer weniger angezogen werden. Zudem erschwert sie den Maikäfern die Eiablage. Genügend Wasser durch Niederschläge oder Bewässerung erhöht die Konkurrenzkraft des Pflanzenbestandes. Dadurch erholt sich die Grasnarbe bei Schäden schneller. Übersaaten verbessern die Zusammensetzung des Pflanzenbestandes nach dem Schadenjahr und vermindern damit die Ertragsausfälle. In Naturwiesen werden die Standardmischung 444, 431 oder vergleichbare Mischungen empfohlen. Als idealer Zeitpunkt für Übersaaten gilt: Ende August des Hauptschadenjahres Frühling des 3. Jahres Eine Schlafsaat im Herbst des Hauptschadenjahres ist mit einem höheren Risiko verbunden. Kontaktadresse: Batist Spinatsch Leiter Ressort Pflanzenbau LBBZ Plantahof 7430 Thusis
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