Ausgewählte Aspekte der Konjunkturumfragen im Handwerk. Reiner Strunk-Lissowski Volkswirte-Forum , Hildesheim
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1 Ausgewählte Aspekte der Konjunkturumfragen im Handwerk Reiner Strunk-Lissowski Volkswirte-Forum , Hildesheim
2 Aufgaben der Konjunkturumfrage Im Wesentlichen hat die Konjunkturberichterstattung 4 Funktionen zu erfüllen: 1. Beschreibung des Konjunkturverlaufes 2. Erklärung des datengenerierenden Prozesses 3. Prognose 4. Berechnung des Trends/Konjunktur und der Saisonkomponenten 2
3 Vorgehen 1. Hinweise zur Struktur der Konjunkturumfrage 2. Abbildungsgüte einzelner Indikatoren 3. Der Zentralindikator Geschäftslage 4. Empirische Evidenz der Indikatoren Produktion und Beschäftigung 5. Prognosen 6. Erkenntnisse im Hinblick auf Strukturen und Verhaltensparameter 7. Anwendungen 3
4 Hinweise zur Struktur der Konjunkturumfrage Kenntnis der Grundgesamtheit (möglich durch Unternehmensregisterauswertung ab 2008 ff.) Stichprobe Kategorien (Indikatoren, Branchen, Regionen, Größenklassen) Rücklauf (Anzahl der Rückläufer, erfasste Beschäftigte) Verzerrungen nach Möglichkeit durch Gewichtungen korrigieren 4
5 Abbildungsgüte der einzelnen Indikatoren Abbildungsgüte ist aufgrund fehlender Absolutdaten nur in Relation mit anderen Indikatoren möglich. Alle Indikatoren streuen um einen Mittelwert. Passen die Werte einzelner Indikatoren in das konjunkturelle Gesamtbild? Sind die Absolutparameter (Auslastung, Reichweite, Beschäftigte) als Testgröße anderer Indikatoren geeignet? Was wird eigentlich abgebildet? Wirkt sich die fehlende definitorische Festlegung der Begriffe aus? 5
6 Beispiel Spannweitendiagramm Geschäftslage mit 10%-Fehler auf Basis der gleitenden Mittelwerte 6
7 Abbildungsgüte der einzelnen Indikatoren Abbildungsgüte ist aufgrund fehlender Absolutdaten nur in Relation mit anderen Indikatoren möglich. Alle Indikatoren streuen um einen Mittelwert. Passen die Werte einzelner Indikatoren in das konjunkturelle Gesamtbild? Sind die Absolutparameter (Auslastung, Reichweite, Beschäftigte) als Testgröße anderer Indikatoren geeignet? Was wird eigentlich abgebildet? Wirkt sich die fehlende definitorische Festlegung der Begriffe aus? 7
8 Beispiel für einen unspezifischen Zusammenhang 90 Zeitlicher Verlauf der Indikatoren für die Geschäftslage und die Einkaufspreise (gleitender 4-Quartals-Durchschnitt) GL EK /92 4/93 4/94 4/95 4/96 4/97 4/98 4/99 4/00 4/01 4/02 4/03 4/04 4/05 4/06 4/07 4/08 4/09 4/10 4/11 4/12 8
9 Abbildungsgüte der einzelnen Indikatoren Abbildungsgüte ist aufgrund fehlender Absolutdaten nur in Relation mit anderen Indikatoren überprüfbar. Alle Indikatoren streuen um einen Mittelwert. Passen die Werte einzelner Indikatoren in das konjunkturelle Gesamtbild? Sind die Absolutparameter (Auslastung, Reichweite, Beschäftigte) als Testgrößen anderer Indikatoren geeignet? Was wird eigentlich abgebildet? Wirkt sich die fehlende definitorische Festlegung der Begriffe aus? 9
10 Die Geschäftslage als zentraler Indikator Geschäftslage ist nicht genau definiert. Geschäftslage ist ein Bewertungsindikator, in den (möglichweise) auch nicht-ökonomische Tatbestände einfließen. Die Kategorien gut/befriedigend/schlecht werden vorsichtig gewählt. Geschäftslage gibt über die Auslastung sehr gut die Ertragslage des Betriebes wieder. 10
11 Originalwerte, Saisonwerte, Trend 11
12 Die Geschäftslage als zentraler Indikator Geschäftslage ist nicht genau definiert. Geschäftslage ist ein Bewertungsindikator, in den (möglichweise) auch nicht-ökonomische Tatbestände einfließen. Die Kategorien gut/befriedigend/schlecht werden vorsichtig gewählt. Geschäftslage gibt über die Auslastung sehr gut die Ertragslage des Betriebes wieder. 12
13 3 Darstellung des Zusammenhanges von Geschäftslage und Auslastung mittels der Z-Transformation 2,5 2 1,5 1 0,5 0 0,5 1 1,5 Z Transormation GL Z Transformation AL 2 1/92 1/93 1/94 1/95 1/96 1/97 1/98 1/99 1/00 1/01 1/02 1/03 1/04 1/05 1/06 1/07 1/08 1/09 1/10 1/11 1/12 1/13 13
14 Der Umsatzindikator Zentraler Indikator neben der Geschäftslage Veränderungsindikator Unschärfe des Indikators Abgefragter Sachverhalt: Ist Ihre Produktion/Ihr Umsatz gegenüber dem Vorquartal - gestiegen - gleichgeblieben - gesunken 14
15 Der Umsatzindikator empirische Belege Absolute Umsatzzahlen auf Jahresbasis stehen nur mit erheblicher Zeitverzögerung zur Verfügung. Umsatzveränderungen stehen als Indexzahlen zeitnäher zur Verfügung, jedoch nur auf Bundesebene. These: Der Umsatzindikator der Konjunkturerhebung gibt die Veränderungsrichtung der absoluten Umsätze gut wieder. 15
16 Entwicklung des Umsatzindikators Fläche [3/99;4/99] ist größer als Fläche[2/99;3/99]. Daraus folgt, dass Umsatz gestiegen ist /92 4/93 4/94 4/95 4/96 4/97 4/98 4/99 4/00 4/01 4/02 4/03 4/04 4/05 4/06 4/07 4/08 4/09 4/10 4/11 4/12 16
17 Zuverlässigkeit des Umsatzindikators 17
18 Zweite Differenz: Umsatzindex Hildesheim und Umsätze Deutschland (gl. 5-Quartals-Durchschnitt) 0,3 0,2 0,1 0 0,1 0,2 0,3 Index Hildesheim Absolutumsätze Bund 3/97 3/98 3/99 3/00 3/01 3/02 3/03 3/04 3/05 3/06 3/07 3/08 3/09 3/10 3/11 3/12 18
19 Erste Differenz: Umsatzindex Hildesheim und Umsätze Deutschland (gl. 5-Quartals-Durchschnitt) 1,3 1,25 HI D 1,2 1,15 1,1 1,05 1 0,95 0,9 2/97 2/98 2/99 2/00 2/01 2/02 2/03 2/04 2/05 2/06 2/07 2/08 2/09 2/10 2/11 2/12 19
20 Der Beschäftigungsindikator Wichtiger Indikator. Bildet der Indikator die tatsächliche Entwicklung ab? Unterliegt geringeren Schwankungen als der Umsatzindikator. Indikator ist im Hinblick auf Absolutgrößen weniger zuverlässig. 20
21 Entwicklung der absoluten Beschäftigung 16 15,5 15 Entwicklung der absoluten Durchschnittsbeschäftigung (korrigierte Daten auf Variationskoeffizient 20,5) 14, , ,5 12 blau: Originalwerte rot: gleitende Jahresdurchschnittswerte 11,5 11 4/01 4/02 4/03 4/04 4/05 4/06 4/07 4/08 4/09 4/10 4/11 4/12 21
22 Anzahl der Beschäftigten und Beschäftigungsindikator in der Größenklasse Beschäftigte (gl. JD-Durchschnitt) 60 13, Durchschnittsbeschäftigung 13,6 13, , Beschäftigungsindikator 12,8 12,6 30 4/01 4/02 4/03 4/04 4/05 4/06 4/07 4/08 4/09 4/10 4/11 4/12 12,4 22
23 Passen die Daten der Konjunkturumfrage zur Handwerkszählung in der Größenklasse Beschäftigte? Daten Handwerkszählung Daten KU Anzahl Beschäftigte Anzahl Betriebe JD Beschäftigte , ,32 Dividiert man die Durchschnittsbeschäftigung durch die Zahl der Beschäftigten erhält man sehr gut die Werte der Betriebsanzahl: Daraus folgt: Die Anzahl der tätigen Unternehmen muss einbezogen werden. Multipliziert man die Durchschnittszahlen der Konjunkturumfrage mit der Anzahl der Betriebe erhält man mit sehr guter Annäherung die Anzahl der Erwerbstätigen in der jeweiligen Größenklasse! 23
24 Verhaltensmuster der Geschäftslage 75 1, Der Stabilitätsindex ist das Verhältnis der gut- und schlecht-anteile in Relation zu den befriedigend-nennungen des Indikators Geschäftslage Geschäftslage Stabilitätsindex 1,4 1,3 1,2 1, ,9 40 0,8 35 0,7 30 0,6 25 4/92 4/93 4/94 4/95 4/96 4/97 4/98 4/99 4/00 4/01 4/02 4/03 4/04 4/05 4/06 4/07 4/08 4/09 4/10 4/11 4/12 0,5 24
25 Verhaltensmuster der Geschäftslagenentwicklung Anteile der Kategorien (gleitender 4-Quartals-Durchschnitt) 25
26 Prognose und Prognosegüte für den Indikator Geschäftslage Gefragt wird nach der erwarteten Geschäftslage im nächsten Quartal: Wird diese besser, schlechter oder bleibt sie gleich? Generell gilt: Je homogener die Branche, je größer die Betriebe, je besser die Einbindung in volkswirtschaftliche Wertschöpfungsprozesse (z.b. Zulieferer), je größer die Reichweite, umso besser wird die weitere Entwicklung eingeschätzt! 26
27 Tatsächliche und prognostizierte Geschäftslage (gleitender 4-Quartals-Durchschnitt) GL JD Prognose JD /92 1/93 1/94 1/95 1/96 1/97 1/98 1/99 1/00 1/01 1/02 1/03 1/04 1/05 1/06 1/07 1/08 1/09 1/10 1/11 1/12 1/13 27
28 Erkenntnisse für die Betriebsberatung Umfangreiches und fundiertes Wissen über die Entwicklung einzelner Branchen und großer Gewerke. Ergebnisse werden in der Beratung und in Stellungnahmen eingesetzt. Ergebnisse der Konjunkturumfragen werden von beratenen Betrieben bestätigt. Die Ergebnisse unterstützen die Verankerung des Handwerks in Gestaltungsprozessen (politisch, Gewerbeförderung, Kooperationen). Quantitative Analysen helfen, Investitionen und längerfristige Entwicklungen zu untermauern. Beispiel: Beschäftigungselastizität 28
29 Thesen zur Produktionsfunktion Um wie viele Punkte verändert sich der Beschäftigungsindikator, wenn sich der Umsatzindikator um einen Punkt ändert? Größenklasse 2-4: 0,3 Größenklasse 5-9: 0,6 Größenklasse 10-19: 0,6 Größenklasse 20-49: 0,75 Größenklasse 50: 0,75 Fazit: Größere Betriebe sind Beschäftigungssensibel: Grafik Auslastung Grafik Beschäftigung 29
30 Auslastungsgrad der personellen Kapazität in Prozent (gl. 4-Quartals-Durchschnitt) Einpersonenunternehmen 2-4 Beschäftigte 5-9 Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte mehr als 50 Beschäftigte
31 Beschäftigungsentwicklung Einpersonenunternehmen 2-4 Beschäftigte 5-9 Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte mehr als 50 Beschäftigte Die Werte können zwischen 0 (alle Betriebe bauen Personal ab) und 100 (alle Betriebe stellen Personal ein) liegen
32 Ergebnisse Geschäftslage wird gut durch die Auslastung bestätigt. Umsatzindikator bildet Zu- und Abnahmen der tatsächlichen Umsätze gut ab. Die Bewertungen der Betriebe sind zurückhaltend. Der Beschäftigungsindikator ist im Hinblick auf seine Abbildungsgüte weitergehend zu untersuchen. Das hinter der Konjunkturumfrage liegende ökonomische Modell wird durch die Befragungsergebnisse bestätigt. 32
33 Fazit Die Konjunkturumfragen bieten eine Fülle von Ansatzpunkten, die Handwerkswirtschaft besser zu verstehen. Sie bieten über alle Aktivitäten der Handwerksorganisation eine gute Datenbasis. Die Konjunkturumfragen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Handwerkspolitik, der Beratung und Unterstützung von Handwerksbetrieben. 33
34 Vielen Dank für Ihr Interesse! 34
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