Oberösterreichischer Umweltkongress 2015

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1 Oberösterreichischer Umweltkongress 2015 Wege zu einer CO 2 -neutralen Welt Die oberösterreichischen Perspektiven für die Klimakonferenz 2015 in Paris Mittwoch, 10. Juni 2015 Schlossmuseum Südflügel Schlossberg 1, 4010 Linz Thema: Impuls 1 Klimawandel Vom Wissen zum Handeln Referent: Prof. Dr. Hartmut Graßl ehemaliger Direktor am Max-Planck-Institut für Meteoroglogie und emeritierter Professor für Allgemeine Meterologie an der Universität Hamburg

2 Klimawandel vom Wissen zum Handeln Hartmut Graßl Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg Impulsvortrag bei dem Oberösterreichischen Umweltkongress 2015 Linz, 10. Juni 2015

3 Das Wort Klimawandel ist zwar eingebürgert, hat aber eine recht beschränkte Geltung Hier: Änderung des globalen Klimas durch den homo sapiens sapiens (es gibt ihn seit höchstens Jahren)

4 Klima ist eine zentrale natürliche Ressource, weil die Überlebensparameter des Menschen fast identisch sind mit den wichtigsten Klimaparametern Überlebensparameter Wärme von der Sonne Wasser vom Himmel Nahrung durch die Pflanzen Klimaparameter Energie von der Sonne Wolken und Niederschlag Das Leben macht die Klimagase

5 Treibhauserde Erde mit Eis Schneeballerde Icehouse Earth (Global climate when ice ages are possible) Greenhouse Earth (Tropical temperatures may reach poles) Snowball Earth (Earth's surface became nearly or entirely frozen over) Warm period Stadial (cooler period in Holozän an Interglacial Anthropozän Interglacial like the Little Ice Age) and Interstadial (warmer period within a Glacial Glacial) Temperaturdifferenz nur 4 bis 5 C Did it exist 670 Mill years ago? Cold period

6 Mittlere globale Temperaturänderungen seit 1850 AR5 IPCC 2013

7 Recent sea level changes as observed from satellites Mit Satelliten beobachteter mittlerer Meeresspiegelanstieg NASA 2012 Der mittlere globale Meeresspiegel schwankt wegen veränderlicher Bodenfeuchte und Schneedecke von Jahr zu Jahr

8 Warum ändert der Mensch das globale Klima rasch? Weil die Spurengase das Klima bestimmen, weil wir nur diese wesentlich beeinflussen und dies bei weit höherer Rate als durch die Natur Gas CO ppm CH 0,70 1,75 N O 0,25 0,32 Diese drei Gase sind die langlebigen unter den natürlich vorkommeneden Treibhausgasen in der Erdatmosphäre und deshalb global annähernd gleichverteilt. Dazu kommen noch die sehr ungleich verteilten Treibhausgase Wasserdampf (das wichtigste) und Ozon (das drittwichtigste).

9 Treibhausgaszunahme Emissionsgeschichte

10 Strahlungsantrieb seit 1750 IPCC SYR 2014 IPCC, 2014

11 Globale Temperaturänderung Kein Klimaschutz 2 C-Ziel IPCC WG I (2013)

12 Die kumulierte CO2-Emission dominiert

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14 Können Ökosysteme so behandelt werden, dass ihnen und damit auch dem Menschen geholfen wird sich an die Klimaänderungen anzupassen? Die Anpassungsfähigkeit an die Klimaänderungen hängt stark vom Management der Ökosysteme an Land ab. Etwa ein Viertel des jährlich emittierten anthropogenen Kohlenstoffs wird von den terrestrischen Ökosystemen ohne jeden Anstoß durch uns aufgenommen. Diese Aufnahme kann jedoch verstärkt werden durch Reduktion der Entwaldung, Aufforstung und durch Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme (z.b. Moore), zusätzlich fast immer wohltuend für die biologische Vielfalt. Ein positives Beispiel: Reduktion der Entwaldungsrate im Amazonasbecken um drei Viertel in den vergangenen zwei Jahrzehnten.

15 Handeln in der Wissenschaft und in der Politik Weltklimakonferenz der WMO in Genf 1980 Start des Weltklimaprogrammes von WMO und UNEP Villach-Konferenz von ICSU, WMO, UNEP Villach-Konferenz von ICSU, WMO, UNEP

16 SCOPE 29 - The Greenhouse Effect, Climatic Change, and Ecosystems UNEP/WMO/ICSU International Conference on THE ASSESSMENT OF THE ROLE OF CARBON DIOXIDE AND OF OTHER GREENHOUSE GASES IN CLIMATE VARIATIONS AND ASSOCIATED IMPACTS VILLACH, AUSTRIA, 9-15 OCTOBER 1985 As a result of the increasing concentrations of greenhouse gases, it is now believed that in the first half of the next century a rise of global mean temperature could occur which is greater than any in man's history. Als Ergebnis steigender Konzentrationen der Treibhausgase ist es wahrscheinlich, dass in der ersten Hälfte des nächsten Jahrhunderts eine mittlere globale Erwärmung auftritt, die größer ist als jede andere in der Menschheitsgeschichte.

17 Handeln in der Wissenschaft und in der Politik Weltklimakonferenz der WMO in Genf 1980 Start des Weltklimaprogrammes von WMO und UNEP Villach-Konferenz von ICSU, WMO, UNEP Villach-Konferenz von ICSU, WMO, UNEP 1988 Gründung des Zwischenstaatlichen Ausschusses über Klimaänderungen (IPCC) Weltklimakonferenz gibt auf der Basis des 1. Sachstandsberichtes des IPCC den Auftrag für UNFCCC 1992 UNCED beschließt mit 153 Ländern die UNFCCC

18 2 von UNFCCC Das Endziel dieses Übereinkommens und aller damit zusammenhängenden Rechtsinstrumente, welche die Konferenz der Vertragsparteien beschließt, ist es, in Übereinstimmung mit den einschlägigen Bestimmungen des Übereinkommens die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu erreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird. Ein solches Niveau sollte innerhalb eines Zeitraums erreicht werden, der ausreicht, damit (1) sich die Ökosysteme auf natürliche Weise den Klimaänderungen anpassen können, (2) die Nahrungsmittelerzeugung nicht bedroht wird und (3) die wirtschaftliche Entwicklung auf nachhaltige Weise fortgeführt werden kann.

19 Handeln in der Wissenschaft und in der Politik Weltklimakonferenz der WMO in Genf 1980 Start des Weltklimaprogrammes von WMO und UNEP Villach-Konferenz von ICSU, WMO, UNEP Villach-Konferenz von ICSU, WMO, UNEP 1988 Gründung des Zwischenstaatlichen Ausschusses über Klimaänderungen (IPCC) Weltklimakonferenz gibt auf der Basis des 1. Sachstandsberichtes des IPCC den Auftrag für UNFCCC 1992 UNCED beschließt mit 153 Ländern die UNFCCC 1997 COP 3 beschließt das Kioto-Protokoll 2010 COP 16 beschließt das 2 C-Ziel 2015 COP 21 beschließt das Paris-Protokoll

20 Globale Temperaturänderung Kein Klimaschutz 2 C-Ziel IPCC WG I (2013)

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22 Was sollten wir regional tun? Wegen der raschen Klimaänderungen werden alle naturnahen oder vom Menschen direkt kaum beeinflussten Ökosysteme nicht an das herrschende Klima angepasst sein, sie werden verstärkt nachhinken. Dennoch sollten wir in diese nicht eingreifen. Bei stärker direkt von uns Menschen beeinflussten Landschaften (z.b. Land- und Forstwirtschaft in Österreich und Deutschland) ist bei Nutzung unseres Wissens über zukünftiges Klima eine vorsorgliche Anpassung möglich und geboten. Vor allem die Waldbauern und die staatlichen Forstbetriebe sollten dieses Wissen nutzen.

23 Eine neue zentrale Frage für die Klimawissenschaft: A new major question for climate science: Wie lange hält der erhöhte Treibhauseffekt an? How long will the enhanced greenhouse effect last? In der Klimageschichte der letzten Million Jahre galt: In climate history of the last million years we had: Eine Erwärmung von 1 C ist gleichbedeutend mit etwa 20 m Meeresspiegelanstieg bei über Jahrtausende anhaltendem Antrieb A warming of 1 C is equivalent to about 20 m sea level rise if the forcing lasted over millennia Wie viel davon in den kommenden Jahrhunderten realisiert wird, ist in unserer Hand How much will be realized in the coming centuries is in our hands

24 IPCC Synthesebericht Der Klimawandel bedroht eine gerechte und nachhaltige Entwicklung. Minderung, Anpassung und nachhaltige Entwicklung sind eng miteinander verbunden, wobei sowohl Synergieeffekte als auch Zielkonflikte möglich sind. Der Klimawandel hat die Eigenschaften eines Problems kollektiven Handelns auf globaler Ebene: Wirksamer Klimaschutz erfordert gemeinsame Lösungen, er kann nicht erreicht werden, wenn einzelne Akteure ihre eigenen Interessen unabhängig verfolgen. Der Klimawandel ist also ein globaler Demokratietest (meine Hinzufügung)