Stadtbahn-Kampf im Kölner Süden Alte Aral- Tankstelle und Bäume müssen weg

Transkript

1 Stadtbahn-Kampf im Kölner Süden Alte Aral- Tankstelle und Bäume müssen weg Von Martin Zenge , 11:48 Uhr Das Gelände der Tankstelle südöstlich des Verteilers (1) wird mit neuen Bäumen bepflanzt. Die größere Aral-Filiale auf der anderen Seite des Kreises bleibt jedoch erhalten. Südlich der Straße Heidekaul ist ein Park-and-Ride-Parkhaus (2) geplant, gegenüber soll die neue Endhaltestelle Arnoldshöhe (4) gebaut werden. Die Bonner Straße (3) wird deutlich schmaler: Zwei der bisher vier Spuren müssen für die Gleise der KVB-Bahnen Platz machen. Foto: Zik Köln Die Regale sind leer, die Stimmung der Angestellten ist am Boden Donnerstag erlebt eine traditionsreiche Tankstelle am Bonner Verteiler ihren letzten Tag! Die Aral-Filiale auf der südöstlichen Seite des Kreisels wird im Zuge der dritten Baustufe der Nord- Süd-Bahn abgerissen. Dass dabei zwölf Arbeitsplätze wegfallen, interessiert bei der Stadt scheinbar niemanden, beklagen sich Deniz Kalyon (25) und Arian Rupusch (26) stellvertretend für die Belegschaft.

2 - 2 - Arian Rupusch (links) und Deniz Kalyon sind enttäuscht. Zur Erklärung: Zwischen der Schönhauser Straße und dem Verteilerkreis soll eine oberirdische Verlängerung der Stadtbahn-Linie entstehen. Dafür müssen entlang der Bonner Straße allerdings über 200 Bäume gefällt werden. 70 weitere fallen einem Parkhaus, das nordwestlich des Verteilers gebaut werden soll, zum Opfer. Die Stadt plant, zum Ausgleich 371 neue Bäume zu pflanzen unter anderem dort, wo derzeit noch die Tankstelle steht Ein Aufreger: Für die Fällungen gibt es noch gar keine Genehmigung der Bezirksregierung, der Startschuss fällt daher frühestens im Herbst. Noch ist die Bonner Straße vierspurig und mit Bäumen übersät. Beides soll sich in Zukunft ändern.

3 - 3 - Und die Fertigstellung der Linien-Erweiterung, die eigentlich für Ende 2018 anvisiert war, verschiebt sich ebenfalls mindestens um ein Jahr, wahrscheinlich sogar noch länger. Die Tankstelle muss trotzdem schon jetzt weg der Pachtvertrag mit der Stadt läuft aus. Dass das Gelände künftig für neue Gehölzflächen genutzt werden soll, wurde bereits Ende 2014 im Stadtrat beschlossen. Nicht nur die Aral-Angestellten sind angesichts der geplanten Baumaßnahmen stinksauer. Eine EX- PRESS-Umfrage zeigt: Auch ein Großteil der Anwohner spricht sich gegen die Erweiterung der Bahn aus. EXPRESS-Umfrage Das denken die Kölner über die Bauarbeiten: Martin Zenge Martin Zenge Für unsere Wäscherei ist die Nord- Süd-Bahn absolut schädigend. Es gibt dann nicht mal mehr Parkplätze für die Kundschaft. Und wenn zwei Spuren wegfallen, haben wir zum Feierabend nur noch Stau vor der Tür. Kai Wimmer (60)

4 - 4 - Ich finde es furchtbar, dass die ganzen Bäume abgeholzt werden sollen. Die Nord- Süd-Bahn ist doch völlig unnötig. Die Busse reichen vollkommen aus. Noch nicht mal die sind hier ganz ausgelastet. Gisela Bayer (62) Die Baumaßnahmen sind meiner Meinung nach rausgeschmissenes Geld. Unser Viertel wird durch die Bahn alles andere als lebenswerter. Wenn die Bäume wegkommen, haben wir hier nur noch Beton! Mitch Mehren (52)

5 - 5 - Gleich mehrere Initiativen kämpfen gegen die angekündigten Abholzungen sie haben viele bedrohte Bäume mit weißen Kreuzen versehen. Die Kritikpunkte sind klar: Neben weniger Grün gebe es künftig auch deutlich weniger Parkplätze und Radwege. Dafür aber noch längere Staus denn aufgrund der neuen Gleise fallen auf der Bonner Straße zwei der vier Spuren weg. Kommentar Andreas Wulf (Sprecher Anwohner-Initiative Colonia ELF): Die meisten der 70 Bäume am Heidekaul müssen für eine 12m breite Buswendeschleife für Gelenkbusse und eine zusätzliche Busspur zurück zum Verteilerkreisel abgeholzt werden. Beides wird erforderlich, weil die Stadt einen Busbahnsteig in der Mitte der Bonner Straße plant und nicht im Verteilerkreisel. Die sechsstöckige Parkpalette wird auf den heutigen Tennisplätzen errichtet. Für die Verlegung der Tennisplätze müssen voraussichtlich die übrigen Bäume zwischen der künftigen Parkpalette und dem siebenstöckigen Wohnhochhaus Heidekaul 1 bis 9 (74 Wohnungen) geopfert werden. Ein Lärmgutachten steht noch aus. Auf Anfrage, weshalb die Parkpalette am Verteilerkreisel gebaut werden soll, antwortete die Stadt: Weil der Bedarf dort festgestellt wurde. Ein Gutachten von 2009 lässt den Bedarf sehr deutlich am Bahnhof Godorf erkennen, und zwar vor dem Staugebiet auf der A555. Aber die dort bereits vorhandene P&R-Anlage wird nur alle 20 Minuten durch die Linie 16 angefahren. Auch die neue Linie 17 soll nicht bis dorthin fahren, sonst könnte noch jemand auf die Idee kommen, dass die Behauptung der Stadt Köln, der Parkbedarf bestünde am Verteilerkreisel, erfunden sei. Die Bonner Straße bleibt zwischen dem Verteilerkreisel und dem Gürtel vierspurig. Nur vom Gürtel bis zur Schönhauser Straße wird sie auf zwei Fahrbahnspuren verengt.