3 Grundlagen. 3.1 Installation von Rails Windows. Instant Rails

Transkript

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2 3 Grundlagen In diesem Kapitel geht es um echte Grundlagenarbeit. Der Spaß kommt später. Wir zeigen, wie man sich unter den verschiedensten Betriebssystemen eine Entwicklungsumgebung zurechtbastelt. Außerdem gehen wir auf die Frage ein, mit welchen Arbeitsmitteln (Editoren? IDEs?) es sich am komfortabelsten mit Ruby on Rails entwickeln lässt. Schließlich haben wir dann das Fundament geschaffen, um im nächsten Kapitel voll einsteigen zu können. 3.1 Installation von Rails Rails zu installieren kann je nach Betriebssystem oder im Falle von Linux sogar je nach Distribution beliebig einfach oder kompliziert sein. Auf allen Systemen werden zur Entwicklung unter Rails folgende Elemente benötigt: Ruby, die Programmiersprache, in der Rails geschrieben ist MySQL oder eine andere relationale Datenbank, zu der Rails kompatibel ist Rails selbst Windows Um Rails auf Windows zu installieren, bestehen zwei Möglichkeiten. Mit Instant Rails wird eine in sich geschlossene Umgebung geschaffen, die sehr einfach zu installieren ist und alles mitbringt, was man für die Rails-Entwicklung braucht. Nachteil ist, dass sich Instant Rails nicht so gut ins System einfügt und daher manchmal etwas umständlich in der Handhabung ist. Die andere Variante ist, alle Paketbestandteile einzeln zu installieren. Damit ist eine bessere Integration ins System gewährleistet. Instant Rails Instant Rails ist ein Paket, das eine komplette Entwicklungsumgebung für Rails so kapselt, dass man nur die Dateien aus dem ZIP-Archiv in ein beliebiges Verzeichnis entpacken und nichts»ins System installieren«muss. Instant Rails setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen:

3 3 Grundlagen Ruby Rails Apache-Webserver PHP (um phpmyadmin einsetzen zu können) phpmyadmin (eine sehr komfortable Oberfläche zur Administration von MySQL) MySQL Dabei wird diese komplette Umgebung über ein kleines Kontrollprogramm gesteuert (Abbildung 3.1). Auf eine ausführliche Beschreibung von Instant Rails verzichten wir hier aus Platzgründen, sie ist aber im Internet zu finden. 1 Auch der DVD-ROM liegt eine aktuelle Version von Instant Rails bei. Abbildung 3.1: Das Instant Rails-Kontrollprogramm One-Click-Installer Eine Alternative ist die einzelne Installation aller benötigten Softwarepakete. Die einzelnen Bestandteile sind: Ruby RubyGems Rails MySQL Für reine Entwicklungszwecke ist die Installation eines Webservers (z.b. Apache, analog zu Instant Rails) nicht nötig. Rails bringt einen eigenen, in Ruby geschriebenen Webserver namens WEBrick mit, der zum Entwickeln vollkommen ausreicht. Eine ausführliche Abhandlung über Produktionsumgebungen z.b. mit Apache als Webserver finden Sie in Abschnitt

4 3.1 Installation von Rails Ruby Für Windows gibt es einen so genannten One-Click-Installer 2, der eine komplette Ruby-Umgebung installiert. Sie finden diesen Installer auch auf der DVD-ROM. Nach der erfolgreichen Installation von Ruby sollten Sie auf der Windows-Kommandozeile Ruby bereits aufrufen können (Abbildung 3.2). RubyGems RubyGems ist ein Paketmanagement-System, nicht unähnlich z.b. apt aus Debian GNU/Linux. In den aktuellen Versionen des One-Click-Installers wird RubyGems bereits mitgeliefert. Abbildung 3.2: Ruby! Rails Rails wird über die Kommandozeile mit Hilfe von RubyGems installiert. Zur Installation startet man zunächst die Windows-Kommandozeile. Die Installation von Rails wird dann mit folgendem Kommando in Gang gesetzt: > gem install rails --include-dependencies MySQL MySQL ist eine beliebte Open-Source-Datenbank und vermutlich mit Abstand die am häufigsten installierte relationale Datenbank der Welt. Da die Unterstützung von Rails für diese Datenbank sehr gut ist, ist MySQL immer eine gute Wahl für Ihre Rails-Applikation

5 3 Grundlagen MySQL ist ähnlich wie Ruby über einen Installer zu installieren, das Installationspaket findet sich auf der MySQL-Webseite 3, aber auch auf der DVD-ROM. Um eine aktuelle Version von MySQL (4.1 oder eben 5.0) aus Rails heraus benutzen zu können, muss noch der native 4 Ruby-MySQL-Treiber installiert werden. Hierzu setzen Sie wiederum RubyGems auf der Kommandozeile ein, wobei die Auswahl der»mswin32«-version wichtig ist: Listing 3.1: Installation des MySQL-Ruby-Treibers C:\Dokumente und Einstellungen\Foo> gem install mysql Bulk updating Gem source index for: Select which gem to install for your platform (i386-mswin32) 1. mysql (mswin32) 2. mysql 2.7 (ruby) 3. mysql 2.6 (ruby) 4. mysql (ruby) 5. Cancel installation > 1 Successfully installed mysql mswin32 Installing ri documentation for mysql mswin32... Installing RDoc documentation for mysql mswin Mac OS X Da viele der Rails-Entwickler der ersten Stunde Mac-Benutzer sind, ist die Installation von Rails auf dem Mac recht gut dokumentiert. Ähnlich wie mit Instant Rails unter Windows gibt es auch unter Mac OS X eine in sich geschlossene Rails-Umgebung namens Locomotive. Andererseits ist Ruby z.b. unter Mac OS X ab Tiger bereits installiert, allerdings in einer veralteten Version, die auch noch einige Probleme hat. Vollends gelöst sein wird das Problem unter Mac OS X Leopard (10.5), das auch Rails enthalten wird. Unter der Version 10.4 (Tiger) ist jedenfalls für ein aktuelles Rails einige Handarbeit nötig, die im Folgenden beschrieben wird. Locomotive Locomotive stellt eine komplette Rails-Umgebung bereit (Ruby, Rails, MySQL). Ähnlich wie bei Instant Rails unter Windows werden die Rails-Applikationen über ein kleines Kontrolltool gesteuert (Abbildung 3.3). Wie bei Mac-Applikationen üblich, wird das heruntergeladene Paket als Image geöffnet und dann das Programmicon in das Programme-Verzeichnis gezogen Der native Treiber benutzt die originalen C-basierten Treiber von MySQL und ist daher leistungsfähiger und weniger fehleranfällig. 36

6 3.1 Installation von Rails Abbildung 3.3: Das Locomotive-Kontrolltool Zusätzlich können bei Locomotive 5 noch so genannte Bundles nachinstalliert werden, die Ruby-Bibliotheken und Ähnliches nachrüsten. Allerdings verwendet Locomotive als Datenbank SQLite. 6 Auch wenn sich alle Beispiele aus diesem Buch mit SQLite nachvollziehen lassen (mit ein wenig Transferleistung von Seiten des Lesers), empfehlen wir, MySQL bzw. Rails komplett über Mac- Ports zu installieren, wie es im Folgenden beschrieben wird. Installation»ins System«Grundsätzlich haben Sie zwei Möglichkeiten, um sich eine Rails-Umgebung unter OS X zu schaffen: Installation der Komponenten»von Hand«Installation per MacPorts Die Installation per MacPorts hat den Vorteil, dass alle Komponenten im Nachhinein automatisch zu aktualisieren sind. Außerdem kann man über MacPorts auch sehr schnell und bequem weitere Softwarekomponenten einspielen, die man im späteren Verlauf einer Rails-Entwicklung braucht (Webserver, Versionskontrolle etc.). Die Installation von Hand ist weitestgehend identisch mit der weiter unten beschriebenen Installation unter Unix und wird z.b. von Dan Benjamin ausführlich (auf Englisch) beschrieben

7 3 Grundlagen Exkurs: MacPorts/Fink In den MacPorts zeigt sich die Herkunft von Mac OS X: Der Kern des Systems (auch Darwin genannt) ist ein BSD-Derivat auf Basis eines Mach-Mikrokernels. Auf BSD-Systemen (wie z.b. FreeBSD oder OpenBSD) ist es üblich, das so genannte Ports-System zu verwenden, um Software zu installieren. Anders als bei dem Debian-Paketmanagement-System apt beispielsweise werden bei Ports keine fertigen Kompilate (Binaries) eingespielt, sondern das Ports-System stellt nur Quellen und geeignete Kompilationsoptionen bereit, d.h., die zu installierenden Pakete müssen zunächst einmal kompiliert werden. Deswegen müssen die XCode-Tools installiert sein, denn diese stellen erst die benötigten Compiler und Build-Werkzeuge bereit. Als Alternative gibt es Fink, ein System, das auf dem eben schon erwähnten apt basiert. Ähnlich wie Debian ist das Fink-Team allerdings eher konservativ in Bezug auf das Hinzufügen neuer Versionen. So ist die aktuelle Ruby-Version (1.8.5) z.b. immer noch nicht in Fink angekommen und die Voraussetzung für Rails 1.2. (Ruby 1.8.4) erst im so genannten»unstable«-zweig, so dass Fink leider keine echte Option darstellt. Voraussetzungen Mac OS X 10.4 (Tiger) XCode Tools Die Xcode Tools können Sie über die Installations-DVD Ihres Systems nachinstallieren oder aber Sie besorgen sich eine aktuelle Version von der Apple-Website 8, was zu empfehlen ist, da einige MacPorts-Pakete Probleme mit alten Versionen haben. Dazu ist eine kostenlose Registrierung bei der Apple Developer Connection erforderlich. Zunächst muss das MacPorts-Basissystem installiert werden, das in der Version auf der DVD-ROM enthalten oder über die MacPorts-Downloadseite 9 zu bekommen ist. Als Nächstes müssen Sie die MacPorts-Verzeichnisse in die PATH-Umgebungsvariable eintragen, damit die zu installierenden Programme auch gefunden werden. Dies geschieht am einfachsten, indem man einen entsprechenden Abschnitt in die Datei.profile oder.bash_profile im eigenen Benutzerverzeichnis einfügt (wenn bei Ihnen beide Dateien noch nicht existieren, nehmen Sie einfach.bash_profile, siehe Abbildung 3.4): > nano ~/.bash_profile

8 3.1 Installation von Rails Abbildung 3.4: Die Datei.profile in nano Um diese Änderung auch für das offene Terminalfenster zu übernehmen, führen Sie folgendes Kommando aus: > source ~/.bash_profile Damit ist MacPorts einsatzbereit. Na ja, fast: Ein einfaches Kommando sorgt dafür, dass MacPorts sich selbst und vor allem die Liste der installierbaren Programme aktualisiert: > sudo port selfupdate Dieses Kommando können Sie auch später dazu nutzen, das gesamte MacPorts-System (einschließlich der von Ihnen installierten»ports«) auf den neuesten Stand zu bringen. Jetzt können die nötigen Pakete installiert werden: > sudo port install mysql5 +server > sudo port install subversion +tools > sudo port install ruby > sudo port install rb-rubygems > sudo port install rb-termios > sudo port install rb-mysql 39

9 3 Grundlagen Das Ganze wird ein bisschen dauern, da MacPorts alle Pakete zunächst kompilieren muss. Als Nächstes kann dann Rails installiert werden: > sudo gem install rails --include-dependencies Schließlich muss noch MySQL konfiguriert werden: Zunächst wird die Basisdatenbank installiert, damit der Server überhaupt funktioniert, und dann wird die MySQL- Datenbank in die Liste der Programme aufgenommen, die beim Start von OS X gestartet werden sollen: > sudo mysql_install_db5 user=mysql > sudo launchctl load -w /Library/LaunchDaemons/ org.macports.mysql5.plist Linux/Unix Aufgrund der vielen verschiedenen Linux-Distributionen und Unix-Derivate ist es schwierig, komplette Anleitungen für die Installation von Rails bereitzustellen. Stattdessen haben wir uns darauf beschränkt, einmal die nötigen Voraussetzungen zu beschreiben, um Rails installieren zu können und im Anschluss daran die distributionsunabhängige Variante zu zeigen, d.h. Ruby und Rails»von Hand«zu installieren. Für die wichtigsten Distributionen finden sich im Rails-Wiki und im Internet zahlreiche Anleitungen, z.b. folgende: Voraussetzungen Rails 1.2 benötigt Ruby oder neuer. In den meisten Distributionen reicht die Installation des Ruby-Pakets. Lediglich die Debian GNU/Linux-basierten Distributionen (Debian GNU/Linux, Ubuntu etc.) teilen das originale Ruby-Paket in diverse Bibliothekspakete auf, so dass man mehr als ein Paket installieren muss. MySQL sollte für jede denkbare Distribution in dem jeweiligen Paketmanager zu finden sein. Falls dies wider Erwarten nicht der Fall sein sollte, sind für fast jede Plattform entsprechende Downloads erhältlich

10 3.1 Installation von Rails Installation»von Hand«Für die Installation von Hand, also an Ihrem Paketmanager vorbei, muss auf Ihrem System eine komplette Build-Umgebung vorhanden sein, also C-Compiler, Linker, Make und so weiter. Die meisten Distributionen bieten dazu ein Paket an, bei Debian GNU/Linux und Ubuntu heißt es z.b. build-essential. Um bequem mit Ruby und Rails arbeiten zu können, muss auf Ihrem System die Readline-Bibliothek installiert sein, da sonst die Rails-Console keine Freude bereitet. Sollte diese nicht als Paket für Ihre Distribution vorhanden sein, können Sie das Readline-Paket von Hand installieren, nachdem Sie es heruntergeladen haben 11 : > tar xvzf readline-5.2.tar.gz > cd readline-5.1 >./configure > make > sudo make install Nach dem Download der Ruby-Quelltexte 12 muss zunächst das Archiv entpackt werden: > tar xzvf ruby tar.gz > cd ruby >./configure > make > make test > sudo make install > sudo make install-doc Damit sollte, wenn alles glatt gelaufen ist, ein funktionsfähiges Ruby auf Ihrem System installiert sein. Als Nächstes geht es nun an die Installation von RubyGems. 11 ftp://ftp.gnu.org/gnu/readline/readline-5.2.tar.gz

11 3 Grundlagen Nachdem Sie die RubyGems-Quellen heruntergeladen haben 13, können Sie das Paket installieren: > tar xvzf rubygems tgz > cd rubygems > sudo ruby setup.rb Jetzt sollte RubyGems installiert sein und funktionieren: > gem -v Durch das Kommando > sudo gem install rails --include-dependencies wird Rails ohne weitere Nachfrage in der neuesten veröffentlichten Version installiert. Nun sollte nur noch der MySQL-Treiber installiert werden: > sudo gem install mysql Select which gem to install for your platform (i686-darwin8.8.1) 1. mysql (mswin32) 2. mysql 2.7 (ruby) 3. mysql 2.6 (ruby) 4. mysql (ruby) 5. Cancel installation > 2 Sollte diese Installation scheitern, liegt dies meist daran, dass entweder MySQL nicht installiert ist oder den RubyGems nicht klar ist, wo sie nach MySQL suchen müssen. Wenn MySQL auf Ihrem System installiert ist, können Sie den Installationspfad an RubyGems weitergeben: > sudo gem install mysql --with-mysql-dir=/usr/local/mysql 3.2 Applikationsrahmen und Verzeichnisstruktur Um die Entwicklung einer Rails-Applikation zu starten, wird zunächst ein Applikationsrahmen erzeugt. Hierzu ruft man auf der Kommandozeile das rails-kommando auf: > rails testapp

12 3.2 Applikationsrahmen und Verzeichnisstruktur Was genau ist jetzt eigentlich passiert? Zunächst einmal wurde ein Verzeichnis namens testapp angelegt. In diesem Verzeichnis ist jetzt eine ganze Reihe von Unterverzeichnissen und Dateien angelegt worden. Dadurch ist der grundsätzliche Aufbau einer Rails-Applikation bereits festgelegt. Durch diese Konvention spart man sich den Arbeitsschritt, die Struktur später (wie z.b. im J2EE-Bereich) durch Konfiguration bestimmen zu müssen. Und noch ein Vorteil: Jede Rails-Applikation hat dieselbe Struktur. Kennst du eine, kennst du alle. Im Folgenden gehen wir kurz die erzeugten Verzeichnisse durch, ohne zu sehr auf spätere Abschnitte vorzugreifen: app/ Hier liegt die eigentliche Applikation dieses Verzeichnis ist der»hauptarbeitsplatz«während der Rails-Entwicklung. config/ Hier liegen die Konfigurationsdateien, die z.b. den Datenbankzugriff festlegen (database.yml). components/ Hier können wiederverwendbare Komponenten abgelegt werden. Komponenten sind meist komplette Controller inklusive View-Dateien. db/ In diesem Ordner liegen alle Dateien, die die Datenbank befüllen, z.b. die Migrationen. doc/ Dokumente, die zur Applikation gehören, u. a. die automatisch erzeugten rdocs (vergleichbar mit JavaDocs oder PHPdoc). lib/ Bibliotheken, die nicht direkt der Applikation zugeordnet werden können. Auch rake-ergänzungen und Generatoren gehören hierher. log/ Hier liegen alle Logfiles, so z.b. development.log, in dem u. a. alle Datenbankzugriffe im Entwicklungsmodus aufgezeichnet werden. public/ Dieser Ordner ist das später öffentlich über den Webserver zugängliche»basisverzeichnis«. Hier liegen alle statischen Dateien wie Bilder, Javascript-Dateien, Stylesheets usw., aber auch der so genannte Dispatcher, das Herz einer Rails- Applikation. script/ Dieser Ordner enthält eine ganze Reihe von hilfreichen Skripten, z.b. Codegeneratoren, Debug-Hilfen und Profiler. 43

13 3 Grundlagen test/ Hier finden sich alle Tests, Unittests, funktionale Tests und Integrationstests. tmp/ In diesem Verzeichnis werden standardmäßig alle temporären Dateien angelegt, so z.b. Session-Dateien, Cache-Dateien etc. vendor/ Dieses Verzeichnis ist für»fremde«erweiterungen vorgesehen, z.b. für Plugins oder andere Bibliotheken aus fremder Quelle. 3.3 Umgebungen Die Umgebungen (Environments) in Rails lösen ein Problem, das man als Webprogrammierer sehr häufig antrifft: Man möchte gern lokal entwickeln, testen und die Applikation dann irgendwann in der Produktion einsetzen. Die Umgebungen, in denen diese Vorgänge stattfinden, unterscheiden sich oft ganz erheblich: Man entwickelt und testet z.b. auf seinem Windows-Rechner, produktiv läuft die Anwendung aber auf einem Unix-Server. Dort ist dann u. a. die Datenbankkonfiguration eine ganz andere als auf dem Desktop-Rechner. Rails hat dafür eine sehr elegante Lösung: die Environments bzw. Umgebungen. Grundsätzlich gibt es derer drei: Entwicklung (development) Test Produktion (production) Auf die einzelnen Umgebungen gehen wir später noch detaillierter ein: In der Entwicklungsumgebung werden wir uns die meiste Zeit aufhalten, die Testumgebung lernen Sie in Abschnitt 4.3 kennen und die Produktionsumgebung in Abschnitt Datenbankkonfiguration Da Rails-Applikationen in der Regel Datenbankapplikationen sind, benötigt man zum Entwickeln mindestens eine Datenbank. Die ist in MySQL mit Hilfe des MySQL- Admin-Tools 14 oder über die Kommandozeile schnell angelegt. Die Namen der Datenbanken sind frei wählbar, wenn man sich allerdings an die Rails-Konventionen hält, muss man besonders wenig Konfigurationsarbeit leisten: Applikationsname_development für die Entwicklungsdatenbank Applikationsname_test für die Testdatenbank Applikationsname_production für die Produktionsdatenbank

14 3.4 Datenbankkonfiguration Zum Entwickeln benötigen Sie die Entwicklungs- und die Testdatenbank. Zusätzlich wird ein Benutzer angelegt, der auf beide Datenbanken Zugriff hat. Um die Sache im Entwicklungssystem nicht unnötig zu verkomplizieren, gehen wir mit den Rechten des Benutzers etwas großzügiger um, als dies normalerweise in einer Produktionsumgebung der Fall wäre. Über die Kommandozeile sieht das so aus: > mysql -u root -p Enter Password: ******* Welcome to the MySQL monitor. Commands end with ; or \g. Your MySQL connection id is 4 to server version: a-community-nt Type 'help;' or '\h' for help. Type '\c' to clear the buffer. mysql> create database testapp_development; Query OK, 1 row affected (0.02 sec) mysql> create database testapp_test; Query OK, 1 row affected (0.02 sec) mysql> GRANT ALL ON testapp_development.* TO 'railsdev'@'localhost' IDENTIFIED BY 'kennwort'; Query OK, 0 rows affected (0.00 sec) mysql> GRANT ALL ON testapp_test.* TO 'railsdev'@'localhost' Query OK, 0 rows affected (0.00 sec) Sind die Datenbanken angelegt, muss der Zugang für die Rails-Applikation konfiguriert werden. Öffnen Sie dazu die Datei config/database.yml im Texteditor, um die Werte anzupassen. Üblicherweise sieht die Datei so aus: # MySQL (default setup). Versions 4.1 and 5.0 are recommended. # # Install the MySQL driver: # gem install mysql # On MacOS X: # gem install mysql -- --include=/usr/local/lib # On Windows: # There is no gem for Windows. Install mysql.so from RubyForApache. # # # And be sure to use new-style password hashing: # development: adapter: mysql database: testapp_development username: root password: host: localhost 45

15 3 Grundlagen # Warning: The database defined as 'test' will be erased and # re-generated from your development database when you run 'rake'. # Do not set this db to the same as development or production. test: adapter: mysql database: testapp_test username: root password: host: localhost production: adapter: mysql database: testapp_production username: root password: host: localhost Ist MySQL so eingerichtet, dass der Benutzer root sich lokal ohne Kennwort anmelden kann, muss diese Datei nicht einmal angepasst werden. Ansonsten sollten Sie hier einfach die Zugangsdaten für die eingerichtete Datenbank eintragen. Um bei dem oben benutzten Beispiel zu bleiben, nehmen wir an, der Benutzername sei railsdev und das Kennwort kennwort, dann sähe die Konfiguration für die Entwicklungsdatenbank so aus: development: adapter: mysql database: testapp_development username: railsdev password: kennwort host: localhost Die Idee sollte so weit klar sein, dass jetzt nur noch der Zugang für die Testumgebung analog angepasst werden muss. 3.5 Arbeitsumgebung Jetzt ist also unser erstes Rails-Projekt so weit aufgesetzt. Was jetzt noch fehlt, ist eine gute Arbeitsumgebung, die uns bei der Arbeit so gut wie möglich unterstützt und gleichzeitig so wenig wie möglich im Weg ist. Die einfachste Arbeitsumgebung für Rails ist ein Texteditor (zur Not tut es auch das Notepad von Windows) und eine Kommandozeile. Sucht man sich einen etwas komfortableren Editor, vielleicht einen mit vernünftiger Syntaxhervorhebung und ein paar Komfortfunktionen, so reicht das für viele Programmierer völlig aus. Da man in Rails oft viel weniger Code braucht, um dasselbe 46

16 3.5 Arbeitsumgebung Ergebnis zu erreichen, als z.b. in Java, benötigt man viele Funktionen wie Autovervollständigung und die berüchtigten Wizards 15 nicht. Für alle, die ihre Arbeitsumgebung lieber etwas integrierter hätten, kommen nur die IDEs 16 in Frage. Im Idealfall müssen Sie die IDE während der kompletten Entwicklung einer Rails-Applikation nicht mehr verlassen, es sei denn, der Kaffee ist ausgegangen Editoren Wenn es nach dem Rails-Kernteam 17 geht, kann die Wahl des Editors nur auf Textmate unter Mac OS X fallen. Textmate ist ein Editor mit interessanten Funktionen, die an vielen Stellen durch das Feedback der Rails-Entwickler geprägt wurden: Syntaxhervorhebung für alle Rails-relevanten Dateitypen automatische Vervollständigungen kontextabhängiges Springen zwischen Dateien Aufrufen von Skripten aus dem Editor heraus Textmate kostet zurzeit 39 Euro und ist online zu beziehen. 18 Für alte»unix-hasen«interessant: Sowohl vim als auch Emacs, die beiden Urechsen unter den Editoren, eignen sich gut für Rails-Zwecke. Für beide gibt es jeweils ein Rails-Skript, das Funktionen nachrüstet, die denen von Textmate sehr ähnlich sind. 19 Ein weiterer Allzweckeditor mit guter Ruby-/Rails-Unterstützung ist jedit 20, der komplett in Java geschrieben ist und daher auch auf sehr vielen Betriebssystemen funktioniert. Für diesen Editor gibt es ein Ruby-Plugin 21, das die Arbeit in Rails unterstützt IDEs Ein Wort der Warnung: Bis auf RadRails haben wir diese Umgebungen nicht selbst getestet. Allerdings sind alle hier vorgestellten Kandidaten entweder frei erhältlich oder zumindest als (zeitlich) eingeschränkte Testversionen verfügbar. 15 Unter Wizards versteht man endlose Klick-Sessions mit dem Feeling eines Multiple-Choice-Tests, die am Ende hoffentlich halbwegs lesbaren Code ausspucken, dessen Handerzeugung mehrere Monate gedauert hätte. Nur das Verständnis für den Code, das wird nicht automatisch miterzeugt. 16 Integrated Development Environment, dt.: integrierte Entwicklungsumgebung 17 Das Rails-Kernteam bezeichnet die zwölf Entwickler, die das Recht haben, Änderungen am Rails- Quelltext vorzunehmen, siehe Emacs-Rails-Mode: rails.vim: script.php?script_id=

17 3 Grundlagen Komodo von ActiveState Komodo von ActiveState ist eine kommerzielle Entwicklungsumgebung, die sich gleichwertig für Perl-, PHP- und Rails-Entwicklung eignet. Komodo ist für Windows, Mac OS X, Linux und Solaris erhältlich. 22 Arachno Ruby von Scriptolutions Arachno Ruby ist ebenfalls eine kommerzielle Entwicklungumgebung, die sich allerdings auf Ruby-Entwicklung beschränkt. RIDE-ME Bei RIDE-ME handelt es sich um eine quelloffene Rails-IDE, die nur unter Windows (genauer gesagt, unter dem.net2.0-framework) läuft. 23 Das Projekt ist noch sehr jung, sieht aber schon recht viel versprechend aus. RoRED RoRED ist eine sehr kompakte IDE, die ebenfalls nur unter Windows läuft und kostenlos erhältlich ist (auch wenn der Autor um eine PayPal-Spende bittet). Das Programm wirkt noch ein bisschen unausgegoren, befindet sich allerdings auch noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. RadRails RadRails ist eine quelloffene Entwicklungsumgebung auf Basis von Eclipse, einer in Java geschriebenen Allround-IDE. RadRails versucht, möglichst alle Tätigkeiten, die während der Rails-Entwicklung anfallen, in der IDE zu bündeln. Die wichtigsten Funktionen im Überblick: Syntaxhervorhebung automatisches Vervollständigen kontextabhängiges Springen zwischen Dateien automatisches Starten der Tests sehr gute Integration der Tests (fast analog zur JUnit-Integration in Eclipse) Starten der Skripte aus der IDE heraus Browserintegration Datenbank-View Integration von Subversion (ein weit verbreitetes Versionskontrollsystem)

18 3.5 Arbeitsumgebung Die Qual der Wahl Bei diesem Bouquet an Möglichkeiten fiel uns die Wahl, welche Arbeitsumgebung wir in diesem Buch für unsere Beispiele verwenden wollen, nicht leicht. Der Geek in uns wollte vim benutzen, der Masochist das Windows Notepad und dann war da noch das neue MacBookPro, das uns anlachte und mit TextMate warb. Kurz und gut: Wir werden im Folgenden RadRails verwenden. Erstens fühlen wir uns als ehemalige Java-Entwickler in der Eclipse-Umgebung sehr wohl. Zweitens läuft RadRails sowohl unter Windows als auch unter Mac OS X und Linux. Sie werden alle Beispiele auch mit einem anderen Editor nachvollziehen können. Wann immer es uns gelegen erscheint, werden wir neben dem Weg in Eclipse auch noch den Weg»zu Fuß«erklären, was nicht nur allen Notepad-Liebhabern den Arbeitstag rettet, sondern auch gelegentlich Zusammenhänge verdeutlicht, die sonst in den oben erwähnten Klick-Sessions eventuell verloren gehen. Also: Wenn Sie möglichst wenig Transferleistung erbringen wollen, sollten Sie jetzt RadRails installieren. Voraussetzungen Auf Ihrem Betriebssystem muss Java in einer Version > installiert sein. Dies können Sie über die Kommandozeile überprüfen: > java -version Sollte die Ausgabe dieses Kommandos so ähnlich wie im Folgenden aussehen, überspringen Sie den nächsten Teil: > java -version java version "1.5.0_04" Java(TM) 2 Runtime Environment, Standard Edition (build 1.5.0_04-b05) Java HotSpot(TM) Client VM (build 1.5.0_04-b05, mixed mode, sharing) Eventuell sieht es aber auch so aus: > java -version Der Befehl "java" ist entweder falsch geschrieben oder konnte nicht gefunden werden. Dann müssen Sie zunächst einmal Java installieren. Für Windows gibt es ein Installationspaket 24, das Sie auch auf der DVD-ROM finden. Java unter Unix zu installieren kann entweder ganz einfach (z.b. unter Solaris) oder mit einigem Aufwand verbunden sein (z.b. u.u. unter Debian GNU/Linux). Die Wege sind leider von System zu System und von Distribution zu Distribution so

19 3 Grundlagen unterschiedlich, dass wir an dieser Stelle auf die zahlreich vorhandenen Anleitungen im Internet verweisen möchten. Installation von RadRails Die Installationspakete für RadRails finden Sie entweder auf der DVD-ROM oder aber auf der Webseite von RadRails. 25 Da sich RadRails in ständiger Entwicklung befindet, lohnt es sich allerdings, auch dort nachzusehen. Um RadRails zu installieren, entpacken Sie einfach das entsprechende Paket und kopieren es in ein Verzeichnis ihrer Wahl. Aus diesem Verzeichnis lässt sich RadRails dann direkt starten, z.b. durch einen Klick auf das RadRails-Icon oder die Eingabe des entsprechenden Befehls in die Kommandozeile. Um endgültig für die Rails-Entwicklung gewappnet zu sein, müssen jetzt noch einige Einstellungen in RadRails konfiguriert werden. Hinter dem Menüpunkt WINDOW PREFERENCES verbirgt sich das sehr umfangreiche Einstellungsmenü (siehe Abbildung 3.5), dort sind folgende Optionen einzustellen: Abbildung 3.5: RadRails-Konfiguration

20 3.5 Arbeitsumgebung RAILS CONFIGURATION Die Pfade zum Rails- und Rake-Programm (um»mongrel«kümmern wir uns erst viel später). Unter Unix hilft hier die Kommandozeile weiter: > whereis rails Unter Windows befinden sich die Programme allesamt im bin-verzeichnis innerhalb des Verzeichnisses, in dem Sie Ruby installiert haben. RUBY INSTALLED INTERPRETERS Hier muss über ADD... mindestens ein Ruby-Interpreter angegeben werden. Unter Windows ist damit die Datei ruby.exe gemeint, die sich ebenfalls in dem bin-verzeichnis befindet. Unter Unix oder Mac OS X ist ruby wieder am einfachsten mit whereis ruby zu finden. RUBY RI/RDOC Hier sind Pfade zu den beiden Programmen ri und rdoc anzugeben, um die Onlinehilfe zu aktivieren. Auch hier gilt dasselbe Verfahren wie eben. Damit ist RadRails einsatzbereit. Nun kann es endlich losgehen: Schon nach den nächsten paar Seiten werden Sie Ihre erste Rails-Applikation laufen sehen. 51