Tabakkonsum von Jugendlichen: Zur Bedeutung der sozialen Herkunft und der Schulbildung
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- Arwed Arnold
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1 Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit Tabakkonsum von Jugendlichen: Zur Bedeutung der sozialen Herkunft und der Schulbildung Benjamin Kuntz, Thomas Lampert Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung Berlin Plenumsveranstaltung Rauchen und soziale Ungleichheit 10. Deutsche Konferenz für Tabakkontrolle, , Heidelberg
2 Hintergrund Zwei prioritäre Public-Health-Ziele (1) Tabakkonsum bei Jugendlichen insgesamt verringern (2) Soziale Unterschiede im Rauchverhalten reduzieren Trendanalysen: Raucherquote bei Jugendlichen ist seit Beginn der 2000er Jahre deutlich zurückgegangen, aber soziale Unterschiede sind bestehen geblieben Studien zeigen, dass das Ausmaß sozialer Unterschiede im Rauchverhalten von Jugendlichen davon abhängig ist, wie soziale Ungleichheit gemessen wird
3 Fragestellungen Welche Bedeutung haben der Bildungshintergrund der Eltern und der von den Jugendlichen besuchte Schultyp auf das Rauchverhalten von Jugendlichen? Haben beide Bildungsindikatoren auch unabhängig voneinander einen Einfluss auf das Rauchverhalten von Jugendlichen (Stichwort: PISA)? Welche Rolle spielen soziale Mobilitätsprozesse für das Rauchverhalten von Jugendlichen? Inwieweit können Bildungsunterschiede im Rauchverhalten der Eltern und enger Freunde soziale Unterschiede im Rauchverhalten von Jugendlichen erklären? Gibt es auffällige Geschlechtsunterschiede?
4 Untersuchungsmodell Rauchverhalten der Eltern und enger Freunde (5) Bildung der Eltern (1) Bildung der Jugendlichen (2) Rauchverhalten der Jugendlichen (4) Intergenerationale Bildungsmobilität (3) 1-3 = Unabhängige Variablen, 4 = abhängige Variable, 5 = Kovariaten/Confounder
5 Datenbasis Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) Epidemiologische Querschnittstudie Durchführungszeitraum: Mai 2003 bis Mai Kinder und Jugendliche (0-17 Jahre) 167 Untersuchungsorte (Sample Points) Teilnahmequote: 66,6% Kernsurvey und sechs Zusatzmodule Gewichtungsfaktor sorgt für repräsentative Daten Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren: n=5.755
6 Bildungsindikatoren Verteilung in KiGGS, Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren Jungen Mädchen a) Bildung der Eltern Mindestens ein Elternteil mit Abitur (1) 38,5% 37,6% Beide Elternteile ohne Abitur (2) 61,5% 62,4% b) Besuchte Schulform Gymnasium (1) 33,2% 42,1% Andere Schulform (2) 66,8% 57,9% c) Intergenerationale Bildungsmobilität Konstant hoch (1/1) 21,4% 24,2% Potenzielle Bildungsaufsteiger/-innen (2/1) 11,8% 17,9% Potenzielle Bildungsabsteiger/-innen (1/2) 17,1% 13,4% Konstant niedrig (2/2) 49,8% 44,5%
7 Raucherquoten nach Alter und Geschlecht KiGGS (n=5.685) Jungen (Ø Jahre: 23,2%) Mädchen (Ø Jahre: 23,5%) 43,2 43,2 42,1 36,5 Prozent 30 25,0 31, ,7 12,7 10 8,5 7,7 0 1,5 1, Alter in Jahren
8 Raucherquoten nach Bildung der Eltern und besuchter Schulform der Jugendlichen KiGGS (n=5.053) 40 Niedrig Hoch 30 23,2 25,8 25,1 25,6 Prozent 20 18,0 11,9 16,1 16, Bildung der Eltern Jungen Besuchte Schulform Bildung der Eltern Mädchen Besuchte Schulform
9 Bildung der Eltern, besuchte Schulform und Rauchverhalten der Jugendlichen KiGGS (n=5.053): Ergebnisse binär logistischer Regressionen Modell 1 Modell 2 Modell 3 Odds Ratio 95%-KI Odds Ratio 95%-KI Odds Ratio 95%-KI Jungen Bildung der Eltern Hoch Ref. Ref. Ref. Niedrig 1,53*** 1,20-1,96 1,02 0,80-1,28 0,96 0,74-1,25 Besuchte Schulform Gymnasium Ref. Ref. Ref. Andere Schulform 3,57*** 2,54-5,02 3,55*** 2,55-4,95 2,85*** 2,00-4,07 Mädchen Bildung der Eltern Hoch Ref. Ref. Ref. Niedrig 1,97*** 1,52-2,55 1,51** 1,16-1,97 1,31 1,00-1,72 Besuchte Schulform Gymnasium Ref. Ref. Ref. Andere Schulform 2,52*** 1,94-3,27 2,21*** 1,70-2,85 1,76*** 1,34-2,32 Modell 1: Kontrolliert für Alter, Wohnregion und Migrationshintergrund Modell 2: Modell 1 + zusätzlich wechselseitig kontrolliert für die elterliche Bildung und die besuchte Schulform Modell 3: Modell 2 + zusätzlich adjustiert für das Rauchverhalten der Eltern und enger Freunde * p < 0,05 ** p < 0,01 *** p< 0,001
10 Raucherquoten nach intergenerationaler Bildungsmobilität bei 12- bis 17-jährigen Jugendlichen KiGGS (n=5.053) Jungen 25,1 26,1 Mädchen 27,5 Prozent ,3 11,0 14,3 19,0 19,2 5 0 A B C D A B C D A= konstant hoch B= potenzielle Bildungsaufsteiger/-innen C= potenzielle Bildungsabsteiger/-innen D= konstant niedrig
11 Intergenerationale Bildungsmobilität und Rauchverhalten 12- bis 17-jähriger Jugendlicher KiGGS (n=5.053): Ergebnisse binär logistischer Regressionen Odds Ratio Jungen Modell 1: kontrolliert für Alter, Wohnregion und Migrationshintergrund Modell 2: zusätzlich kontrolliert für Rauchen der Eltern und enger Freunde Mädchen 1 0 A B C D A B C D A= konstant hoch B= potenzielle Bildungsaufsteiger/-innen C= potenzielle Bildungsabsteiger/-innen D= konstant niedrig
12 Zusammenfassung Ob Jugendliche rauchen, hängt stärker von der von ihnen besuchten Schulform als vom Bildungsstand ihrer Eltern ab Gymnasiasten/-innen rauchen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft signifikant seltener als Gleichaltrige an anderen Schulformen Potenzielle Bildungsaufsteiger/-innen greifen ebenso selten zur Zigarette wie Gymnasiasten/-innen, deren Eltern bereits über eine höhere Bildung verfügen Am häufigsten rauchen Jugendliche mit den wenigsten Bildungsressourcen Männliche Bildungsabsteiger mit hohem Raucheranteil Die berichteten Bildungsunterschiede bleiben auch dann bestehen, wenn für den elterlichen Tabakkonsum und das Rauchverhalten enger Freunde kontrolliert wird
13 Schlussfolgerungen Gesundheitsförderung an Schulen: Tabakkonsum bleibt wichtiges Thema Investitionen in Bildung insbesondere bei Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien könnten zu einem weiteren Rückgang der Raucherquoten beitragen Zielgruppenspezifische Maßnahmen der Tabakprävention im Kindes- und Jugendalter sollten verstärkt an weiterführenden Schulformen durchgeführt werden, die besonders hohe Raucherquoten aufweisen (v.a. Hauptschulen)
14 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt:
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