Sehr an einem bestimmten Ort hängen Vorliebe für täglich wiederkehrende Abläufe Feste Gewohnheiten zeigen 15.8
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- Alexander Kästner
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2 20 Merkmale der Ängste, Furcht, Angststörungen ten Aktivitäten, die zur Anpassung an eine sich verändernde Umwelt erforderlich sind.anderen Autoren zufolge (z. B. Kopp 1989) dient sich wiederholendes und ritualistisches Verhalten dazu, das soziale und emotionale Bedürfnis des Kindes nach einem Gefühl von Selbstkontrolle und Emotionsregulation zu erfüllen. Die Häufigkeit von zwangsähnlichem Verhalten ändert sich mit dem Alter. Gemäß Elternberichten auf der Basis des Childhood Routines Inventory zeigten die Zwei-, Drei- und Vierjährigen häufiger zwangsähnliches Verhalten als die Kinder, die jünger als ein Jahr oder älter als vier Jahre waren (Evans et al. 1997; Kasten 1.1). Das heißt, über 75 % der Kinder aus der Altersgruppe von 24 bis 35 und 36 bis 47 Monaten wiesen nach Elternberichten zwangsähnliches Verhalten auf (z. B. perfektionistisch zu befolgende Routinen zur Schlafenszeit, starke Vorlieben für bestimmte Speisen). Wie Tab. 1.2 zeigt, beginnt Wiederholungsverhalten früher als Verhaltensweisen, die auf Richtigkeit abzielen. Einigen Autoren zufolge (z. B. Berkson 1983) spiegelt das Wiederholungsverhalten möglicherweise eine frühe biologische Rhythmusabhängigkeit von Kindern wider. Auf Richtigkeit bezogenes Verhalten jedoch erfordert entwickeltere und absichtsvollere motorische, sensorische und Wahrnehmungsfähigkeiten, was den späteren Beginn dieser Verhaltensweisen erklären könnte. Tab. 1.2 Durchschnittsalter (in Monaten) für den Beginn bestimmter Gewohnheiten im Kindesalter (nach Evans et al. 1997, 64; übers. v. d.autorin) Gewohnheit Alter bei Beginn (Monate) Sehr an einem bestimmten Ort hängen 13.9 Vorliebe für täglich wiederkehrende Abläufe 15.4 Feste Gewohnheiten zeigen 15.8 Starke Vorlieben für bestimmte Speisen und 17.1 bestimmte Handlungen Sich mit bestimmten Handlungen auf die 17.4 Schlafenszeit vorbereiten, bestimmte Dinge auf eine festgelegte Art sagen oder tun
3 Normales Erleben 21 Bestimmte Handlungen immer wieder 18.1 ausführen Vorliebe dafür, Speisen auf eine bestimmte 18.7 Art zu essen Sehr aufmerksam auf bestimmte Einzelheiten 19.6 zu Hause achten (z. B. Beschädigung von Spielzeug) Vorliebe dafür, dass Dinge in einer bestimmten 21.0 Ordnung oder auf eine bestimmte Art getan werden Besonderes Achten auf Schmutz bzw Sauberkeit Dinge ordnen oder ein bestimmtes Verhalten 22.5 ausführen, bis alles richtig ist Vorliebe dafür, an einem Spiel oder einer 22.9 Aktivität festzuhalten, eher als etwas Neues zu tun Dinge in geraden Linien oder symmetrischen 23.7 Mustern anordnen Darauf bestehen, dass bestimmte Dinge 23.9 an ihrem Platz sind Dieselbe Sache immer wieder im Spiel darstellen 24.2 Dinge sammeln oder aufbewahren 25.3 Starke Vorlieben und Abneigungen, bestimmte 25.9 Kleidung zu tragen Forderungen stellen oder Entschuldigungen 26.2 finden, um später ins Bett gehen zu dürfen
4 22 Merkmale der Ängste, Furcht, Angststörungen Evans et al. (1997) untersuchten die Prävalenz zwangsähnlichen Verhaltens bei kleinen Kindern. Eltern mit Kindern im Alter von acht bis 72 Monaten wurden mithilfe des Einwohnermeldeamts und veröffentlichter Geburtsanzeigen im Gebiet von New Haven, USA, rekrutiert. Nach der Geburt ihrer Kinder wurde brieflich mit den Eltern Kontakt aufgenommen und angefragt, ob sie daran interessiert seien, an einer Studie über die Entwicklung von Kindern teilzunehmen. Anhand des Childhood Routines Inventory, eines 19 Items umfassenden Eltern-Fragebogens, wurde zwangsähnliches Verhalten der Kinder erfasst. Dieses Instrument verfügt über drei Indizes für zwangsähnliches Verhalten: Wie stark/wie häufig zeigt ein Kind ritualisiertes Verhalten (Häufigkeit/Intensität), wann setzte das Verhalten ein (Beginn) und liegt zur Zeit zwangsähnliches Verhalten vor. Darüber hinaus sollten die Eltern angeben, ob dieses Verhalten ihnen jemals Anlass zu Besorgnis gegeben hat. Die Hauptergebnisse zeigten (Tab. 1.2), dass, zwangsähnliches Verhalten in der frühen Kindheit relativ häufig auftritt; zwangsähnliches Verhalten bei zwei- bis vierjährigen Kindern mit größerer Häufigkeit und stärkerer Intensität anzutreffen ist als bei älteren (älter als 4 Jahre) oder jüngeren (jünger als 1 Jahr) Kindern; wiederholungsorientiertes zwangsähnliches Verhalten früher auftritt als das Bestehen auf sinnlich wahrnehmbarer Richtigkeit (Abb.). Diesen Ergebnissen zufolge scheint zwangsähnliches Verhalten in der frühen Kindheit relativ verbreitet zu sein und zur normalen Entwicklung zu gehören. Über ein gewisses Maß hinaus scheint zwangsähnliches, ritualisiertes Verhalten weniger häufig zu sein und könnte zu einer Zeit, in der eine größere Flexibilität zur Bewältigung komplexerer Aufgaben der späteren Kindheit erforderlich ist, auf einen starren Verhaltensstil hinweisen. Anmerkungen: Just right = Richtigkeit ; Repetitive behaviors = wiederholungsorientiertes zwangsähnliches Verhalten; Total CRI = Gesamte Scores der Childhood Routines Inventory Abb.: Prozentsatz der Kinder mit zwangsähnlichem Verhalten nach Altersgruppen (nach Evans et al. 1997, 65) Kasten 1.1 Häufigkeit und Entwicklung zwangsähnlichen Verhaltens bei Kindern
5 Normales Erleben Normale Furcht Die meisten Kinder erleben ein gewisses Maß an Furcht im Laufe ihrer Entwicklung. In der klassischen Arbeit von Jersild und Holmes (1935) berichteten Mütter im Durchschnitt von vier bis fünf Dingen, vor denen sich ihre zwei- bis sechsjährigen Kinder fürchteten. In der Studie von Lapouse und Monk (1959) berichteten 43 % der Mütter, dass sich ihre Kinder vor sieben oder mehr Dingen fürchteten. In einer neueren Studie von Muris et al. (2000) gaben 75.8 % der Vier- bis Zwölfjährigen an, sich vor mindestens einem Reiz zu fürchten, bei den meisten Kindern waren es mehrere Reize. Die Art der Reize, die diese Furcht auslösen, verändern sich jedoch im Laufe der Kindheit. Aus Ängsten vor unmittelbar greifbaren Dingen werden Ängste vor zukünftigen Ereignissen, die weniger greifbar sind. Zum Beispiel wurde von den Kindern im Alter von vier bis sechs, sieben bis neun und zehn bis zwölf Jahren am häufigsten die Angst vor Tieren berichtet (Muris et al. 2000); am nächsthäufigsten trat bei den Vier- bis Sechs- und Sieben- bis Neunjährigen die Angst vor Phantasiegestalten auf, wohingegen die Zehn- bis Zwölfjährigen häufig Angst vor bedrohlichen sozialen Situationen hatten. Am dritthäufigsten lösten Umweltbedrohungen bei den Vier- bis Sechsjährigen Ängste aus, bei den Sieben- bis Neunjährigen handelte es sich um angsterzeugende Träume oder Filme, und bei den Zehn- bis Zwölfjährigen war es die Angst davor, entführt zu werden. Ollendick et al. (1991) zufolge nimmt Furcht im Laufe des Kindesalters als Folge der kognitiven Entwicklung und der zunehmenden Fähigkeit, Gefahren in verschiedenen Situationen zu erkennen, unterschiedliche Formen an. Diese Autoren nehmen an, dass Furcht sich in dem Maße entwickelt, wie das Kind in der Lage ist, potenzielle Gefahren wahrzunehmen, aber weder die Situation vollständig begreift noch fähig ist, sie zu beherrschen. Daher ist Furcht adaptiv, weil sie zu Schutzreaktionen auf Reize führt, die weder verständlich noch beherrschbar sind. Eine solche Furcht als Bestandteil der normalen Entwicklung kann jedoch durch Bezugspersonen des Kindes so verstärkt werden, dass sie sich verfestigt und weiterhin fortbesteht, obwohl sie für das Kind keinen Überlebenswert mehr hat, da es die gefürchtete Situation längst meistern könnte. Wie Tab. 1.3 zeigt, ruft in den ersten sechs Monaten extreme
6 24 Merkmale der Ängste, Furcht, Angststörungen Stimulierung, wie etwa laute Geräusche, Furcht hervor. In der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres tritt eine normale Furcht vor Trennung auf, das Kind fürchtet sich vor Fremden und vor Trennungen von Bezugspersonen. Im Kleinkindalter sind Phantasiegestalten oder übernatürliche Wesen eine Quelle der Furcht. In der mittleren Kindheit wird sich das Kind mehr und mehr der wirklichen Welt und der Welt, wie sie von den Medien dargestellt wird, bewusst. Und es beginnt, sich vor Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Gewittern zu fürchten, oder es fürch- Tab. 1.3 Ängste und Furcht in verschiedenen Altersstufen (modifiziert nach Morris/Kratochwill 1991) Alter Für die Entwicklung von Ängsten Ursachen der und Phobien relevante Kompetenzen Angst/Furcht und Befürchtungen Frühes Säuglings- Sensorische Fertigkeiten dominieren Starke sensorische Stimuli; alter (0 6 Monate) die Anpassung des Säuglings laute Geräusche Spätes Säuglings- Senso-motorische Schemata verursachen Fremde; Trennung alter (6 12 Monate) und beeinflussen die Objekt-Konstanz Kleinkindalter Prä-operationales Denken; Phantasiegestalten; (2 4 Jahre) Fähigkeit, sich etwas vorzustellen, aber potenzielle Einbrecher; Unfähigkeit, zwischen Phantasie und die Dunkelheit Realität zu unterscheiden Frühe Kindheit Konkretes operationales Denken; Natürliche Katastrophen (5 7 Jahre) Fähigkeit, in konkreten logischen (z. B. Feuer, Überflutungen, Begriffen zu denken Gewitter); Verletzungen; Tiere; medienbasierte Ängste mittlere Kindheit Selbstwert konzentriert sich auf Schlechte/geringe (8 11 Jahre) akademische und sportliche Leistungen akademische und in der Schule sportliche Leistungen Adoleszenz Formal-operationale Gedanken; Zurückweisung durch (12 18 Jahre) Fähigkeit, zukünftige Gefahren Gleichaltrige vorwegzunehmen; Selbstwert leitet sich von Beziehungen zu Gleichaltrigen ab
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