Anhäufung von Vermögen und Schulden als Ursache der Finanzkrise
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- Lukas Gerhardt
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1 Anhäufung von Vermögen und Schulden als Ursache der Finanzkrise Ewald Walterskirchen AK-Referat
2 Bedeutung von Ungleichgewichten für Finanzkrisen Größere Ungleichheiten = höhere Schulden und Vermögen Je höher die Ungleichgewichte, umso größer der Finanzsektor, der zwischen Gläubiger und Schulden vermittelt 3 große Ungleichgewichte: 1. Sparneigung der Haushalte übersteigt Investitionsneigung der Wirtschaft 2. Zunehmende Einkommensungleichheit treibt Vermögen und Schulden in die Höhe 3. Anhaltende Leistungsbilanzungleichgewichte: Gläubigerländer brauchen Anlagemöglichkeiten, Schuldnerländer Kredite Akademische Ökonomie glaubt, dass das alles durch den Markt wieder in Gleichgewicht kommt
3 Ungleichgewicht von Spar- und Investitionsneigung Sparen > Investieren (Keynes 1943: 3. Phase) Koordination von Sparen und Investieren notwendig Sparquote hoch, Chancen für Unternehmensinvestitionen schwinden Unternehmensinvestitionen können trotz niedriger Zinssätze und steuerlicher Förderung nicht mehr an die hohen Ersparnisse angepasst werden Instabile Situation: Budgetdefizite werden erlitten Saving is geared to a higher growth rate (Steindl) Sparen muss an geringeres Investitions- und Wirtschaftswachstum angeglichen werden Einkommensumverteilung ist dabei die zentrale Strategie
4 Einkommensungleichheit Stark zunehmende Einkommensungleichheit Oberstes 1% in den USA (Rajan, Stiglitz, Reich): % % des Einkommens Drittel des Vermögens Topeinkommen suchen sehr riskante Anlagen, mittlere und untere Einkommen können Lebensstandard nur durch Kredite halten Ähnliche Ungleichheit vor der Weltwirtschaftskrise Starker Rückgang der Spitzeneinkommen (Galbraith). Ein solcher Rückgang muss jetzt auch wieder erreicht werden, um einen Neustart zu ermöglichen
5 Ungleichgewichte der Leistungsbilanzen Dauerhafte Ungleichgewichte: Gläubiger- und Schuldnerländer Anhaltende Überschüsse in China, Deutschland und Erdölländern Anhaltende Defizite in den USA, Großbritannien und Südeuropa Keine Tendenz zu einem Gleichgewicht, kein Ausgleichsmechanismus Wechselkurs gleicht USA/China-Handel nicht aus, und der Euro verhindert eine Aufwertung in Deutschland Im Euro-Raum kommt das Risiko eines Staatsbankrotts hinzu, weil trotz Aufgabe der nationalen Geldpolitik die Bankenrettung als Ländersache gesehen wird (Merkel, Soros) Volcker: Es fehlt eine internationale monetäre Ordnung seit dem Ende des Bretton Woods-Systems Wohlhabende Länder haben normalerweise Leistungsbilanz- bzw. Sparüberschüsse, die sie in Schwellenländern anlegen Heute ist es gerade umgekehrt (USA/China und Erdölstaaten) Schwellenländer in Südostasien wollen nie wieder vom IMF abhängig werden Risiko einer globalen Finanzkrise steigt, wenn Zentren der Weltwirtschaft die großen Schuldner sind
6 Liberalisierung und Deregulierung Liberalisierung der Finanzmärkte als Voraussetzung für Finanzkrise Reagan schwärmte von seinem großen Programm zur Deregulierung der Finanzmärkte (Krugman) ermöglichte gefährliche Finanzinnovationen und Betrug am Kunden öffnete dem Auftürmen von Schulden (Hebel) und Vermögen Tür und Tor Liberalisierung machte anfällig für die Krise Ohne diese Deregulierung wäre die große Finanzkrise nicht möglich gewesen Ende des Glass-Steagall Act besonders wichtig: In USA Trennung in Geschäfts-und Investmentbanken aufgegeben
7 Wohin mit dem vielen Geld? Bernanke: Savings glut (China) = Überschwemmung mit Spareinlagen - Banken schwimmen im Geld Weltweite Finanzanlagen stark konzentriert = Überschuldungsgefahr Unternehmen New Economy endet in dot.com-blase (ohne Finanzkrise) Banken spekulieren auf eigene Rechnung mit Kundengeldern Ausland: Finanzkrisen in Lateinamerika und Südostasien in 1980s/90s Private Haushalte Immobilienblase in den USA, Großbritannien und Spanien Preis- und Kreditblasen in Welt-Finanzzentren besonders gefährlich Staat: Sichere Anleihen - Staatsschuldenkrise infolge der Bankenkrise
8 Finanzierungssalden der Industrieländer Schematische Skizze in % des BIP Was die Haushalte sparen, müssen sich die Unternehmen, das Ausland oder der Staat ausborgen (HH = UN + AUSL+STAAT) HH UN Ausland Staat Globalisierung Top-Einkommen Immobilienblase Exportstrategie Schuldenländer Gläubigerländer
9 Verliehenes Vermögen = Schulden Akkumulation von Ersparnissen und Schulden über Jahrzehnte als Ausgangspunkt von Finanzkrisen Einkommensungleichheit und Leistungsbilanzungleichgewichte beschleunigen diese Anhäufung Der Zuwachs an anlagesuchendem Kapital (Top-Einkommen) hat Lokomotivfunktion. Subprime-Kredite werden z.b. durch besondere Konditionen aufgedrängt. Zunehmende Abhängigkeit von Fremdkapital bringt das Fass zum Überlaufen (Roubini) Langfristiger Anstieg der Schuldenquote Verschuldungsgrad der privaten Haushalte stieg in den USA von etwa 20% des BIP 1950 auf rund 100% im Jahr 2007 extrem seit Reagan: von 40% 1980 auf 100% aber Ersparnisse großteils aus anderen Ländern Kredite an Unternehmen positiv für Wirtschaftsentwicklung (an Haushalte weniger) bis kritische Schuldenquote erreicht
10 Schuldenstand in % des BIP USA Unternehmen Finanzinstitutionen Private Haushalte Privater Sektor Staat Insgesamt Quelle: Privater Sektor: Roubini (2010), Staat:Treasury
11 Typischer Verlauf von Finanzkrisen This time is different (Reinhart/Rogoff) Deregulierung und Liberalisierung vor Finanzkrisen: 30er Jahre, Japan, Skandinavien, große Finanzkrise Zunehmende Einkommensungleichheit (Topverdiener suchen Risiko) Kredite und Vermögenswerte explodieren Spekulation auf Aktien- und Immobilienmärkten nimmt überhand (zum Teil auf Kredit) so sicher wie ein Sparbuch Schuldenquote (Bestand) erreicht kritische Schwelle Unsicherheit Kapitalflucht Verfall der Assetpreise (Crash) Nachforderungen - Kreditstopp (Refinanzierung) Schuldenabbau durch Notverkäufe Bankenkrise
12 Wie unterscheiden sich Finanzkrisen von normalen Rezessionen? Große Krisen sind Finanzkrisen, realwirtschaftliche Stagnation die Folge Extremer Anstieg der Verschuldung vor Finanzkrisen kritische Schuldenquoten erreicht Boom-Bust-Zyklus besonders ausgeprägt, nicht allmählich langsameres Wachstum vor Finanzkrise Große Rolle der Immobilienpreise (Sicherheiten für Kredite) Bankenkrisen (im Wechselspiel mit Staatsschuldenkrisen/Bankenrettung) Finanzkrisen enden oft in längerer Stagnation (verlorenes Jahrzehnt) Keynes zur Großen Depression: Die Welt leidet nicht an einem Motor-, sondern an Magnetoproblem (Elektronik): Die geheimnisvolle Koordinationsfähigkeit der Finanzmärkte ist verlorengegangen.
13 Wirtschaftspolitik Koordination von Sparen und Investieren (Vermögen und Schulden) Einkommensumverteilung, um Sparquote zu senken (+ kürzere Arbeitszeit) Immobilienkredite an private Haushalte senkte auch Sparquote, ging aber schief Einkommens- und Vermögensumverteilung hoher Spitzensteuersatz, Vermögens- und Erbschaftssteuern, Bonus-Limit Ausgleich der Leistungsbilanzen Gläubigerländer müssen expansivere Politik verfolgen + Wechselkurspolitik (China) Regulierung der Finanzmärkte Trennbankensystem und Aufsicht über Schattenbanken Deflation durch expansive Politik verhindern Notenbanken als Schutzwall gegen Finanzkrisen und ihre Folgen (Liquidität) Grenzen der Geldpolitik: Liquiditätsfalle (bei Zinssatz von 0%) Expansive Budgetpolitik unerlässlich (Krugman) Nach Finanzkrise entscheidend: Überschuldung abbauen
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