Istanbul Technical University. Fakultät 09. Sommersemester

Transkript

1 Istanbul Technical University Fakultät 09 Sommersemester

2 1. Warum Istanbul? Auf diese Frage gibt es in meinem Fall mehrere Gründe. Einerseits hatte ich aufgrund meines türkischen Hintergrundes bereits Türkischkenntnisse, die allerdings relativ schlecht waren, weshalb ich einen Auslandsaufenthalt in der Türkei dazu nutzen wollte, diese zu verbessern. Andererseits ist die Türkei mit ihrem unglaublichen Wirtschaftswachstum eines der am stärksten aufstrebenden Länder der Welt und bietet zudem auch noch unglaublich viel kulturellen Hintergrund. Während eines Kurzurlaubs ca. 3 Jahre vor meinem Erasmus Aufenthalt, beeindruckte es mich wie viele verschiedene Menschen unterschiedlicher Herkunft so zusammenlebten und harmonierten. 2. Bewerbungsprozedere Als ich für mich entschieden hatte, nach Istanbul zu gehen, ging es an die Bewerbung. In München war die Bewerbung relativ einfach. Man muss sich zwar erst mal durch die ganzen Leitfäden und Anlagen kämpfen, aber wenn man erst einmal den Überblick hat, geht alles relativ reibungsfrei. Zudem erwiesen sich die zuständigen Personen an unserer Uni als äußerst hilfsbereit und wurden nie müde, die scheinbar sich ständig wiederholenden Fragen immer wieder sehr genau zu beantworten. Nachdem ich hierzulande eine Bestätigung hatte und von der Hochschule aus das Auslandssemester angehen durfte, ging es an die Bewerbung direkt an der ITU. Nachdem ein Austausch zwischen den Universitäten stattgefunden hatte, bekam ich eine der ITU mit Anhängen, die ich ausfüllen und dann per Post an die dortige Uni schicken sollte. Der Sinn einiger Fragen, wie z.b. die nach der Blutgruppe, schienen für mich zwar nicht sonderlich wichtig, dennoch ließen sich die meisten gestellten Fragen relativ problemlos beantworten. Ich schickte meine Unterlagen knapp 2,5 Wochen vor Bewerbungsende per Einschreiben von hier ab, doch dies sollte nicht reichen. Da ich einige Tage nach Bewerbungsende noch immer keine bekommen hatte, rief ich dort an und man erzählte mir, dass meine Bewerbung noch nicht eingetroffen war. Für die ITU war dies kein Problem, sie meinten, dass die gesetzte Frist nur eine Richtlinie wäre und sie mich auch nehmen, wenn meine Bewerbung später eintreffen würde.

3 Letztlich kam diese knapp 1,5 Wochen später an.

4 3. Kurswahl an der Partnerhochschule Ein Problem an der ITU ist, dass zum Winter- bzw. Sommersemester jeweils verschiedene Kurse angeboten werden. Ich konnte mich also nicht an meinen Vorgänger orientieren und erfuhr erst relativ spät auf der Homepage der Partneruni, welche Kurse wann angeboten wurden. Dies ist meiner Meinung nach eine kleine Schwäche, denn eine Übersichtsliste, in welchem Semester welche Kurse angeboten werden, suchte ich vergebens. Dennoch konnte ich noch vorzeitig einige Kurse vor meinem Aufenthalt anrechnen lassen, indem ich an die jeweiligen Modulverantwortlichen eine mit den Kursinhalten schickte. Aufgrund dessen wurden mir folgende Kurse angerechnet: Business Communication - als WPM Marketing - als Marketing Strategic Management for Engineers - als Unternehmensplanung& -organisation Ergonomics - als Ergonomie Vor meinem Aufenthalt einigte ich mich mit Herrn Meier-Fohrbeck auch noch darauf, dass ich nach meinem Auslandssemester bei ihm persönlich einen einstündigen Test mit Interview machen werde und dann, je nach seiner Einschätzung, Englischmodule angerechnet bekomme. Am Ende wurden mir English I und English III angerechnet. Außerdem ist es sehr positiv, dass die ITU relativ viele englischsprachige Kurse anbietet, da selbst einheimische Studenten verpflichtet sind, mindestens 30% ihrer Kurse auf Englisch zu besuchen. Das Niveau der wirtschaftlichen Fächer ist meiner Meinung nach schon ein wenig unter dem der Hochschule München, technische Fächer sollen jedoch teilweise relativ schwer sein. Die Vorlesungen auf Englisch sind für einen deutschen Studenten meistens ohne Probleme zu absolvieren, da die Englischkenntnisse der einheimischen meistens schlechter als die der deutschen Studenten waren.

5 4. Anreise an die Partneruni Die Anreise ist relativ einfach. Istanbul verfügt über 2 Flughäfen, einen auf der asiatischen, einen auf der europäischen Seite. Es empfiehlt sich nur einen Hinflug zu buchen, da das Semesterende relativ schwer einzuschätzen ist. Wie in München auch, sind einige schon knapp 2,5 Wochen vor dem offiziellen Semesterende fertig geworden, andere aber tatsächlich erst am letzten offiziellen Tag. Ein einzelner Flug sollte bei rechtzeitiger Buchung und je nach Jahreszeit nicht viel mehr als 100 kosten. Der Transport von einem der Flughäfen zum Zentrum (Taksim) ist durch eine Zahlung von 10 bzw. 12 Türkischen Lira relativ einfach, da direkt am Ausgang des Flughafens die sogenannten Havatas -Busse stehen, die Passagiere jede halbe Stunde ins Stadtzentrum transportieren. 5. Unterkunft Es empfiehlt sich eines der vielen Hostels in Taksim im Vorhinein zu buchen. Dort sind Einzelzimmer schon ab 30 Euro pro Nacht zu haben, will man sich jedoch Zimmer teilen, kommt man schon mit 15 die Nacht aus ( Von der ITU kriegt man einen Link( zu einer Website, auf der einheimische Studenten Zimmer anbieten. Viele spätere Freunde sind hier glücklich geworden, ich persönlich hab selbst nach 8-10 Wohnungsbesichtigungen nicht die passende Wohnung gefunden und habe einiges dabei zu sehen bekommen. Von stark schimmelnden Wänden bis hin zur nicht heruntergespülten und auslaufenden Toilette bekam ich alles zu sehen. Per Zufall bin ich dann auf einen Makler gestoßen, der sich auf Auslandsstudenten spezialisiert hat und möblierte Wohnungen vermietet (egal wie lange man bleibt). Diese ist zwar knapp teurer im Monat, doch der Zustand seiner Wohnungen und vor allem aber auch die Lage in Harbiye (nah zu Taksim und der Macka- Fakultät) rechtfertigen meiner Meinung nach den Preisunterschied.

6 6. Freizeitgestaltung Verantwortliche Studenten der ITU bilden relativ frühzeitig eine große Gruppe aller Erasmusstudenten auf Facebook, zu der man auf einmal hinzugefügt wird (ich weiß bis heute nicht wer). Hier wird vor allem in den ersten Wochen viel gepostet und organisiert. Spontane gemütliche Abende in Bars finden statt, bei denen man ohne Probleme dazu stoßen kann, schließlich kennt sich niemand und jeder freut sich neue Leute kennenzulernen. Im Laufe der Wochen und Monate organisiert die ESN-Crew (Studenten der ITU, die für Erasmusstudenten verantwortlich ist) immer wieder verschiedene Trips, wie z.b. nach Cappadocia, Efesus oder andere Orte. Es fand auch ein Bowling- und Filmabend statt und verschiedenste Partys wurden im Laufe der Monate organisiert. Allgemein kann man sagen, dass die Betreuung von Erasmusstudenten meiner Meinung nach relativ gut geklappt hat. 7. Integration und Kontakt mit einheimischen Studenten Trotz meines türkischen Hintergrunds und gewissen Sprachkenntnissen tat ich mich die ersten beiden Wochen doch relativ schwer. Wo ist meine Uni, wie komme ich da am besten hin, wo kann ich dies kaufen, wo krieg ich das? Nur um einige wenige Fragen aufzuzählen, die man sich ständig fragt. Sind diese aber erst einmal beantwortet, macht es aber immer mehr Spaß. Schnell freundet man sich mit anderen Erasmusstudenten an, tauscht Nummern und verbringt die Tage miteinander. Überraschenderweise ist Istanbul ein sehr interessantes Ziel für alle möglichen Studenten in verschiedenen Ländern. Studenten aus Frankreich, Portugal, Spanien, Polen, Ungarn, Peru, USA und vor allem ganz viele aus Deutschland entschieden sich für diese Weltmetropole. Mein eigentliches Ziel, viel Kontakt mit einheimischen Studenten zu haben, erreichte ich aber nicht. Ab und zu kam es zwar zu Dialogen und vielleicht auch mal zu einem Mittagessen in deren Mensa, dennoch haben die einheimischen ihren eigenen festen Freundeskreis. Sie sind zwar stets sehr freundlich, aber eine richtige Freundschaft aufzubauen ist dann doch eher schwer.

7 8. Fazit Abschließend kann ich jedem, der mit dem Gedanken spielt, Istanbul als Aufenthaltsort für sein Auslandsemester zu wählen, nur unterstützen. Es war eine großartige Erfahrung und die Stadt begeistert jeden. Der Bosporus, der Asien und Europa trennt, die Brücke, die Architektur der Stadt, der Lifestyle, die Kontraste, und und und Istanbul ist eine Stadt die wahnsinnig viel zu bieten hat und in der es sich lohnt 4-5 Monate zu verbringen. Die Integration verläuft deutlich einfacher als man zunächst denkt (auch ohne Türkischkenntnisse) und die Stadt ist auch deutlich moderner als man meist glaubt. Das Nachtleben ist super und das studentische Leben an der Uni ist auch einwandfrei. Es gab keinen den ich dort kennengelernt habe, der es bereut hat, dort sein Auslandssemester verbracht zu haben. Im Gegenteil: Viele haben sich das Ziel gesetzt nochmal für einen längeren Zeitraum zurückzukehren, andere haben sogar ihren Aufenthalt noch verlängert, bzw. ein Praktikum drangehängt.