1. DEFINITION VON INKLUSION 2 2. INKLUSION ALS HERZENSANLIEGEN DIE PSYCHOLOGISCHE SEITE 2
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- Theodor Auttenberg
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1 Rainer Schmidt: Inklusion als Zukunftsthema von Kirche und Diakonie: Anforderungen und PerspektivenSeite 1 von 8 1. DEFINITION VON INKLUSION 2 2. INKLUSION ALS HERZENSANLIEGEN DIE PSYCHOLOGISCHE SEITE Geburtsgeschichte Rainer Schmidt Fazit 2 A) Inklusion ist völlig normal 2 B) Exklusion ist verständlich Inklusion, eine Frage der Haltung 3 3. INKLUSION, EINE FRAGE DER MENSCHENRECHTE JURISTISCHE SEITE Das neue Verständnis von Behinderung Die Eindämmung des Medizinischen Menschenbildes 4 A) Medizinisches Menschenbild 4 B) Theologisches Menschenbild 4 a) Unterscheidung Gott-Mensch 5 b) Miteinander (Kirche, Diakonie) nicht gegeneinander (Schule, Wirtschaft) 5 4. INKLUSION ALS KIRCHLICHE AUFGABE Laut UN-Behindertenrechtskonvention Inklusion als ureigenes Themen der Kirche 6 5. GRENZEN DER TEILHABE: UNTERSCHEIDUNG VON BERECHTIGTEN UND UNBERECHTIGTEN AUSSCHLÜSSEN Wenn alle etwas Bestimmtes können müssen, damit die Gruppe ihr Ziel erreicht Wenn jemand gegen das Gruppenanliegen agiert Privat oder öffentlich? 7 6. MEIN TRAUM 7 7. ZUSAMMENFASSUNG: Inklusive Einstellung / Haltungen entfalten 8 A) Inklusive Werte 8 B) Gemeinschaft bilden Inklusive Strukturen schaffen Inklusive Praxis entwickeln 8
2 Rainer Schmidt: Inklusion als Zukunftsthema von Kirche und Diakonie: Anforderungen und PerspektivenSeite 2 von 8 1. Definition von Inklusion Inklusion: ist die Kunst des Zusammenlebens, (-lernens, -arbeitens) von sehr verschiedenen Menschen. Enger Inklusionsbegriff: Menschen mit Behinderungen haben Teil am gesellschaftlichen Leben (UN-Behindertenrechtskonvention) Weiter Inklusionsbegriff: Alle von Ausschluss bedrohten Menschen haben Teil am gesellschaftlichen Leben (Art. 3, Gleichstellungsgesetze, Antidiskriminierungsgesetze) Menschen mit und ohne Migrationshintergrund Menschen mit heterosexueller und homosexueller Neigung Menschen als Männer und Frauen Menschen, Jung & Alt Diese Liste ließe sich fortführen. Aber vielleicht ist es besser, Menschen gar nicht erst in Gruppen einzuordnen. Denn jeder ist anders, das ist normal. 1 Und alle sollen die Chance haben, mitzumachen. 2. Inklusion als Herzensanliegen die Psychologische Seite 2.1 Geburtsgeschichte Rainer Schmidt Hausgeburt Schock für alle Beteiligten Nach 10 Tagen Vorschlag von Großmutter: im Heim ist der am besten aufgehoben Eltern lehnen ab wegen emotionaler Bindung (= Inklusion = dazu gehören = ein Gefühl) 2.2 Fazit A) Inklusion ist völlig normal Menschen mit Behinderung kommen in normale Gesellschaftliche Kontexte hinein. Die meisten Behinderungen werden im Laufe des Lebens erworben. Diese Menschen gehören selbstverständlich zu Familien, Schulklassen, Dörfern, Gemeinden,... 1 Richard v. Weizsäcker, Ansprache bei der Eröffnung der Tagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte, Bonn, 1. Juli 1993
3 Rainer Schmidt: Inklusion als Zukunftsthema von Kirche und Diakonie: Anforderungen und PerspektivenSeite 3 von 8 Kinder, die mit Behinderungen geboren werden, werden in völlig normale Familien hineingeboren. Sie sind Teil der Kirche. Die Zuweisung der Menschen mit Behinderungen in Sonderwelten geschieht i.d.r. anschließend / nachträglich. B) Exklusion ist verständlich Behinderungen sind psychologisch als Krisenereignisse zu werten. Menschen, die einen Unfall haben, Kranke, die eine Behinderung behalten, Eltern, die ein behindertes Kind bekommen,... Sie alle müssen sich an neue Lebensverhältnisse gewöhnen. Exklusion und die Zuweisung zu Sonderwelten können psychologisch als Verdrängung (ich halte mir das Thema vom Hals) bewertet werden 2.3 Inklusion, eine Frage der Haltung Bsp: Direktor des Gymnasiums: Was müssen wir tun, damit sie bei uns zur Schule gehen können? Aus zwei Gründen ist der Satz inklusiv: Direktor weiß, dass Behinderung unveränderbar ist. Veränderbar ist seine Schule (was müssen/können wir tun?) Exkurs: Unterschied Behinderung und Krankheit. Krankheit ist ein veränderbarer Negativzustand, den es zu heilen gilt. Von der Bewertung veränderbar-negativ oder unveränderbar-gewollt hängt viel ab. Bsp Emotional-sozialer Förderbedarf, Homosexualität, chronische Krankheiten,.... Sind das Krankheiten oder Behinderungen? Der Mensch mit Behinderung ist der erste Experte für sein Leben. Den Umgang mit Kindern mit Downsyndrom lernen wir am besten im Umgang mit Kindern mit Downsydrom. Kommt ein Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Konfirmandenunterricht, haben Sie zwei Menschen mit Förderbedarf. Kind und Pfarrer/in. Weitere Experten sind Eltern, Verwandte, Ärzte,... alle die einen Erfahrungsvorsprung haben Inklusion ist eine Lern-Aufgabe: Ich gewöhne mich an Menschen, die anders aussehen, reden, leben,... als ich. Lernen geschieht vor allem durch herausfordernde Erfahrungen, nicht durch moralische Appelle. Inklusion: Barrieren, die Teilhabe/Teilnahme verhindern, werden gemeinsam abgebaut (nicht Menschen mit Behinderungen sorgen für Teilhabe, sondern alle gemeinsam.
4 Rainer Schmidt: Inklusion als Zukunftsthema von Kirche und Diakonie: Anforderungen und PerspektivenSeite 4 von 8 3. Inklusion, eine Frage der Menschenrechte juristische Seite 3.1 Das neue Verständnis von Behinderung 2 Behinderung wurde verstanden als Defizit eines Menschen im Vergleich zu anderen, woraus dann die Funktionsbeeinträchtigungen und die sozialen Benachteiligungen resultierten. Mensch mit Schädigung ist in seinen Fähigkeiten eingeschränkt woraus sich Benachteiligungen ergeben. Die UN-BRK versteht Behinderung nun, in weitgehender Entsprechung mit der ICF, als Wechselwirkung zwischen Menschen mit Beeinträchtigungen und einstellungs- und umweltbedingten Barrieren, die sie an der vollen und wirksamen Teilhabe an der Gesellschaft hindern. 3 Menschen mit Beeinträchtigungen Barrieren in Köpfen Nicht-Teilhabe Toilettentür des Flughafens von Colorado Springs, mit Drehknauf. Für mich, den Ohnhänder, eine nicht zu überwindende Barriere. 3.2 Die Eindämmung des Medizinischen Menschenbildes A) Medizinisches Menschenbild Mediziner unterscheiden die Menschen in gesund-krank, nicht behindertbehindert. Zweck: Therapie, beziehungsweise Nachteilsausgleich Gefahr: Stigmatisierung B) Theologisches Menschenbild Theologen brauchen diese Unterscheidung nicht 2 3 Vgl. WHO (1980): International Classification of Impairments, Disabilities, and Handicaps (Genf: WHO). UN-BRK, Präambel e)
5 Rainer Schmidt: Inklusion als Zukunftsthema von Kirche und Diakonie: Anforderungen und PerspektivenSeite 5 von 8 a) Unterscheidung Gott-Mensch In der Kirche sitzen Menschen mit Behinderungen nicht rechts und die anderen Links. Oder Männer-Frauen, jung-alt,... Kirche unterscheidet zwischen Gott (all-wissend, -mächtig, -liebend) und Mensch (begrenzt wissend, -mächtig, -liebend) Dietrich Bonhoeffer: der vom Menschen geborene ist ein Mensch. Inklusion: Ich bin nicht immer und überall zuerst behindert Inklusion: Niemand kann nichts, niemand kann alles. Oder: alle haben ihre ureigene Fähigkeiten / Grenzen. b) Miteinander (Kirche, Diakonie) nicht gegeneinander (Schule, Wirtschaft) Schule hat weitgehend das Medizinische Menschenbild übernommen und mit dem Wettkampfethos kombiniert 1.000M Lauf im Abitur 7g Unterricht: Alle gleichaltrigen Schüler haben zum gleichen Zeitpunkt beim gleichen Lehrer im gleichen Raum mit den gleichen Mitteln das gleiche Ziel gut zu erreichen. Dagegen Kirche: In diesem Raum sind genug Augen, damit jeder seinen Weg findet Hier sind genug Hände, die ich mir leihen kann Dorothee Sölle: Gott hat keine anderen Hände als die unsrigen. Also, meine nicht, ich habe ja keine. Aber ihre, beziehungsweise sind gar nicht ihre, sind unsere. Sobald Sie Ihre Hände in den Dienst eines anderen stellen, erfüllen Sie das Gesetz Christi Einer trage die Last des anderen (Kirche als Kooperationsgemeinschaft) Fehler von Kain und Abel (aus Brüdern wurden Konkurrenten) Inklusion: Alle Menschen brauchen andere Menschen, die sich um sie kümmern (Care-Ethik) 4. Inklusion als kirchliche Aufgabe 4.1 Laut UN-Behindertenrechtskonvention... ist zu allererst eine Selbstverpflichtung der Vertragsstaaten. Sie verpflichten sich die volle Verwirklichung aller Menschenrechte und Grundfreiheiten für
6 Rainer Schmidt: Inklusion als Zukunftsthema von Kirche und Diakonie: Anforderungen und PerspektivenSeite 6 von 8 alle Menschen mit Behinderungen ohne jede Diskriminierung aufgrund von Behinderung zu gewährleisten und zu fördern 4. Darüber hinaus verpflichten sich die Vertragsstaaten aber auch dafür zu sorgen, dass (...) öffentliche Einrichtungen im Einklang mit diesem Übereinkommen handeln, und zudem alle geeigneten Maßnahmen zur Beseitigung der Diskriminierung aufgrund von Behinderung durch Personen, Organisationen oder private Unternehmen zu ergreifen 5. Die UN- Behindertenrechtskonvention betrifft also auch Kirchengemeinden. 4.2 Inklusion als ureigenes Themen der Kirche Kirche ist nach ihrem Selbstverständnis eine Gemeinschaft, in der unterschiedliche Menschen gleichberechtigt miteinander verbunden sind. Um es mit Paulus zu sagen: Denn wie der Körper eine Einheit ist und doch viele Teile hat, alle Teile des Körpers also die Einheit des Körpers ausmachen, so verhält es sich auch mit Christus. Wir alle sind durch den einen Geist zu einer leiblichen Einheit getauft worden, ob wir jüdische oder griechische Menschen sind, oder ob wir Unfreie oder Freie sind (...) Denn auch der menschliche Körper besteht nicht nur aus einem Körperteil, sondern aus vielen. (...) Jedes einzelne Körperteil gehört nach Gottes Willen dazu. Nun gibt es zwar viele Körperteile, aber nur einen Körper. Das Auge kann der Hand nicht sagen:»ich brauche dich nicht«. Auch der Kopf kann zu den Füßen nicht sagen:»ich brauche euch nicht«. Nein! Gerade auf die Körperteile, die unbedeutender zu sein scheinen, kommt es an. (aus 1. Kor 12). 6 Laut Art. 14 Grundordnung der EKiBa gehören zu einer Pfarrgemeinde alle getauften evangelischen Christen, die in ihrem Bereich ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt haben und nicht aus der evangelischen Kirche ausgetreten oder nicht ausschließlich Mitglieder einer anderen christlichen Gemeinschaft sind. Ulf Liedke formuliert: Inklusion ist zuerst eine Gabe Gottes. Sie bezeichnet die unmittelbare Zugehörigkeit der Glaubenden zum Leib Christi. Predigt, Taufe und Abendmahl begründen eine Gemeinschaft, für die die volle, fortwährende und wechselseitige Inklusion ihrer je individuell begabten und begrenzten Glieder konstitutiv ist. Aus dieser Gabe der unmittelbaren Zugehörigkeit erwächst folgerichtig die Aufgabe, das gemeindliche Leben ebenso inklusiv zu gestalten. Inklusion ist deshalb kein praktisch-theologisches Sonderthema, sondern eine durchgängige Perspektive der gesamten gemeindlichen Praxis 7 4 Art. 4 (1) UN-Behindertenrechtskonvention 5 Art. 4 (1) UN-Behindertenrechtskonvention 6 Zitiert nach: Bibel in gerechter Sprache, Bail, Ulrike u.a (Hg.), Gütersloh Die Bibel in gerechter Sprache ist die aktuell vorliegende Übersetzung, die den Inklusionsgedanken sprachlich zu übertragen versucht. 7 Liedke, Ulf, Menschen. Leben. Vielfalt. Inklusion als Gabe und Aufgabe für Kirchengemeinden. In: Pastoraltheologie 101, Jg. 2012, S. 79f.
7 Rainer Schmidt: Inklusion als Zukunftsthema von Kirche und Diakonie: Anforderungen und PerspektivenSeite 7 von 8 5. Grenzen der Teilhabe: Unterscheidung von berechtigten und unberechtigten ausschlüssen 5.1 Wenn alle etwas Bestimmtes können müssen, damit die Gruppe ihr Ziel erreicht Bsp.: Streichquartett, Fußballprofimannschaft => Nur ein Merkmal in einer Gruppe nötig, um Zusammenhalt zu gewährleisten Bsp.: Kein Tischtennis-Verein für weiße Männer zwischen 25-46J., die gerne Popmusik hören, macht keinen Sinn. Inklusion: Angebote machen, wo möglichst viele/alle mitmachen können. Inklusion: Wettkämpfe aufs Nötigste begrenzen 5.2 Wenn jemand gegen das Gruppenanliegen agiert Bsp: Demokratische Partei schließt zurecht Mitglieder aus, die Totalitären Staat wollen Kirche erteilt Hausverbot an Satanisten. Offene Frage: Was ist mit schreienden Babys im Gottesdienst? 5.3 Privat oder öffentlich? Beispiel: zu meiner Party darf ich nur Männer einladen. Keine kann sich über Diskriminierung beschweren Kirche privat oder öffentlich? Hauskreise, Band, Mein Traum Inklusion: Das selbstverständliche Zusammenleben, -lernen, -spielen, -arbeiten von sehr verschiedenen Menschen Vorlesen aus Buch
8 Rainer Schmidt: Inklusion als Zukunftsthema von Kirche und Diakonie: Anforderungen und PerspektivenSeite 8 von 8 7. Zusammenfassung: Inklusion: ist die Kunst des Zusammenlebens, (-lernens, -glaubens, - arbeitens) von sehr verschiedenen Menschen. Inklusion ist weder alleinige Aufgabe der nichtbehinderten Gesellschaft, noch ist Ausgrenzung einseitig verursacht durch die nichtbehinderte Gesellschaft. Inklusion: Das selbstverständliche Zusammenleben, (-lernen, -glauben, - arbeiten) von sehr verschiedenen Menschen. 7.1 Inklusive Einstellung / Haltungen entfalten Inklusion ist eine Lern-Aufgabe: Ich gewöhne mich an Menschen, die anders aussehen, reden, leben,... als ich. A) Inklusive Werte Inklusion: Ich bin nicht immer und überall zuerst behindert. Inklusion: Niemand kann nichts, niemand kann alles. Oder: alle haben ihre ureigene Fähigkeiten / Grenzen. Inklusion: Alle sind normal -> keine unnötige Einteilung / Trennung der Menschen. B) Gemeinschaft bilden Inklusion: Niemand nutzt Bedürftigkeit / Angewiesen-sein aus. Inklusion: Barrieren, die Teilhabe/Teilnahme verhindern, werden gemeinsam abgebaut (nicht Menschen mit Behinderungen sorgen für Teilhabe, sondern alle gemeinsam. 7.2 Inklusive Strukturen schaffen Inklusion: Alle bekommen geeignete Hilfsmittel, um am Leben teilnehmen zu können Inklusion: Alle Menschen brauchen andere Hilfs-Menschen, die sich um einen kümmern (Care-Ethik) Inklusion: bemühen um Vermeidung von Klassifizierungen, da sie zur Stigmatisierungen führen können 7.3 Inklusive Praxis entwickeln Inklusion: Angebote machen, wo möglichst viele/alle mitmachen können. Inklusion: Wettkämpfe aufs Nötigste begrenzen
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