Labor bericht. Bestimmung der Lipoprotein-assoziierten Phospholipase A2 (Lp-PLA2, PLAC -Test) zur Erkennung von Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiken
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- Marie Lorenz
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1 b 1 w w w. b i o s c i e n t i a. d e Labor bericht Bestimmung der Lipoprotein-assoziierten Phospholipase A2 (Lp-PLA2, PLAC -Test) zur Erkennung von Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiken Stand: A p r i l 2 014
2 Aufgrund seiner Epidemiologie ist die koronare Herzerkrankung (KHK) eine der medizinischen Herausforderungen: Herzinfarkt und Schlaganfall sind die häufigsten Todesursachen in den Industrieländern. In Deutschland sterben jährlich Menschen an den Folgen kardiovaskulärer Erkrankungen mehr als an Tumorerkrankungen. Am Schlaganfall sterben jährlich genau so viele Frauen wie an Brustkrebs. Der PLAC -Test zur Bestimmung der Lipoprotein-assoziierten Phospholipase A2 (Lp-PLA2) erlaubt eine Abschätzung der Stabilität atherosklerotischer Plaques und macht bisher unerkannte Infarktrisiken sichtbar. Bei der Hälfte der Infarktpatienten ist LDL-Cholesterin nicht erhöht und auch beim Schlaganfallrisiko erlaubt das LDL-Cholesterin wenig Aussagen, während mit dem PLAC -Test neben dem Risiko für Herzinfarkte auch das Schlaganfallrisiko abgeschätzt werden kann. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen in angesehenen Fachzeitschriften belegen die Bedeutung dieses kardiovaskulären Risikomarkers [1 4]. Wissenschaftlicher Hintergrund Die Lipoprotein-assoziierte Phospholipase A2 (LpPLA2), auch Platelet Activating Factor Acetylhydrolase (PAF-AH) genannt, wird vor allem in Makrophagen, Monozyten, T-Zellen und Mastzellen gebildet. Sie setzt bevorzugt oxidierte Phospholipide um. In der Zirkulation ist die Lp-PLA2 an Lipoproteine gebunden: % finden sich in den LDL-, % in den HDL-Partikeln. Innerhalb der LDL-Subfraktionen ist das Enzym nicht gleichmäßig verteilt, vielmehr reichert es sich in den kleinen, dichten LDL-Partikeln an. Obwohl die Lp-PLA2 den proarteriogenen Platelet Activating Factor hydrolysiert, schreibt man ihr heute proarteriogenen Eigenschaften zu. In arteriosklerotischen Plaques, die mittels CarotisEndarteriektomie gewonnen wurden, zeigte sich eine erhöhte Expression der Lp-PLA2 bei Patienten mit transitorisch-ischämischen Attacken. In instabilen und rupturierten Plaques finden sich bei der Autopsie deutlich erhöhte Mengen an Lp-PLA2 [5]. Thrombus Fibrinkappe Adhäsionsmoleküle Zytokine Lp-PLA2 Fetteinlagerung Schaumzelle Makrophage Oxidiertes LDL LysoPC Oxidierte Fettsäure Abb. 1: Lipoprotein-assoziierte Phospholipase A2 (Lp-PLA2) ein gefäßspezifischer Entzündungsmarker 1
3 Ein Großteil aller Herzinfarkte (68 %) und die meisten Schlaganfälle werden eben durch Plaque-Ruptur mit Thrombose und nicht durch Stenosen verursacht. Bei instabilen, zur Ruptur neigende Plaques, gelangt vermehrt Lp-PLA2 ins Blut. Somit deuten hohe Lp- PLA2-Werte im Blut eine hohe Entzündungsaktivität innerhalb der arteriellen Gefäßwand an und können darum als ein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall gewertet werden. Im Gegensatz zum C-reaktiven Protein (CRP), das weder erreger- noch organspezifisch ist, steht mit dem Lp-PLA2 ein Marker zur Verfügung, der für entzündliche Prozesse in der Gefäßwand spezifisch ist [6]. Welche Rolle spielt die Lipoproteinassoziierte Phospholipase A2 in der Risikobeurteilung? Die diagnostische und prognostische Wertigkeit der Lp-PLA2 als zusätzlicher, unabhängiger Laborparameter für die Bestimmung des individuellen Risikos für Myokardinfarkt und ischämischen Insult ist in einer Reihe von klinischen Studien überzeugend und übereinstimmend dokumentiert [2 4]. In nahezu allen Studien mit noch asymptomatischen Personen gehen hohe Konzentrationen/Aktivitäten der Lp-PLA2 mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse einher [2 4]. Dabei zeigt sich, das Lp-PLA2 ein unabhängiger Risikofaktor ist [3, 4]. Auch bei symptomatischen und/oder therapierten Patienten führt die Senkung des Lp-PLA2-Spiegels zu einer Reduktion des Herzinfarktrisikos. Diese ist unabhängig von der Senkung anderer Risikofaktoren wie erhöhten LDL-Spiegeln oder Hypertonie. Hohe Lp-PLA2-Werte weisen somit unter Therapie auf ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko hin und zeigen so die Notwendigkeit einer intensiveren oder alternativen Therapie, einschließlich einer weiteren Modifikation der Blutfettwerte, z. B. durch Statine [7, 8, 13]. Die Lp-PLA2-Werte bieten dem betreuenden Arzt eine zusätzliche Information zur individuellen Risikoeinschätzung. Dies gilt für asymptomatische wie auch für Patienten mit einem mäßigen Risiko. Diese Einschätzung kann durch den Wert bestätigt aber auch in Richtung eines höheren Risikos verifiziert werden. Durch die frühe Identifizierung von Menschen mit hohem Risiko, die von einer intensivierten Behandlung profitieren, können kardiovaskuläre Ereignisse verhindert werden. Sowohl bei symptomatischen als auch asymptomatischen Personen zeigt eine erhöhte Lp-PLA2 ein erhöhtes Risiko für einen ischämischen Insult an [9 11]. In der ARIC-Studie wurde gezeigt, dass sich bei einem erhöhten Lp-PLA2-Wert und normalem systolischen Blutdruck das Schlaganfallrisiko verdoppelt. Ist gleichzeitig der systolische Blutdruck erhöht, steigt das Risiko um das siebenfache [12]. Zusammenfassend ist die Aussage dieser Studien: Lipoprotein-assoziierte Phospholipase A2 ist ein unabhängiger Risikomarker für Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Auswertung der Lp-PLA2-Daten im Zuge der LIPID-Studie deutet sogar darauf hin, dass Lp- PLA2 nicht nur ein Risikomarker, sondern ein Risikofaktor ist [13]. Nutzen der Lp-PLA2-Bestimmung in der Schlaganfall- und Herzinfarkt-Früherkennung In Übereinstimmung mit den Empfehlungen einer Expertenkommission, amerikanischen und europäischen Guidelines [14 18] wird die Bestimmung des Lp-PLA2 ergänzend zur Bestimmung des kardiovaskulären Risikos anhand der klassischen Risikofaktoren empfohlen. Risikofaktoren nach Empfehlungen der DGFF (Lipid-Liga) e. V. [19] Arterielle Hypertonie Positive Familienanamnese für koronare Herzkrankheiten (positiv = Manifestation der koronaren Herzkrankheiten bei Männern vor dem 60. Lebensjahr, bei Frauen vor dem 70. Lebensjahr) Diabetes mellitus Adipositas Rauchen Niedriges HDL Cholesterin (Männer 40 mg/dl, Frauen 50 mg/dl) Alter und Geschlecht (Männer > 45 Jahre, Frauen > 55 Jahre) 2
4 2 oder mehr Risikofaktoren oder Stabile KHK/Diabetes Lp-PLA2 (PLAC -Test) Lp-PLA2 normal Lp-PLA2 erhöht Kontrolle Weiterführung der bisherigen Therapie Therapie: Statine, Bewegung, Ernährungsumstellung, Lebensstilverbesserung Abb. 2: Diagnostischer Algorithmus Lp-PLA2 Zusammen mit diesen Risikofaktoren weißt ein erhöhter Lp-PLA2-Wert auf ein erhöhtes Risiko hin und ermöglicht eine am individuellen Risiko des Patienten ausgerichtete Vorsorge. Bestimmung des Lp-PLA2 Die Bestimmung des Lp-PLA2 ist mit dem PLAC - Test einem CE-zertifizierten Test aus dem Serum möglich. Er erlaubt die Bestimmung der Lipoproteinassoziierten Phospholipase A2 im Blut oder Serum als Enzymaktivität (U/ml). Material Serum, die Probe sollte innerhalb von 4 Stunden zentrifugiert werden. Referenzbereich Aufgrund der Untersuchungsergebnisse kann das individuelle Risiko des Patienten beurteilt werden. Niedriges Risiko: 151 U/ml Mittleres Risiko: U/ml Hohes Risiko: 195 U/ml Abrechnung Als privatärztliche Leistung analog GOÄ-Ziffer 3967 (33,52, IGeL 29,14 ). Die Untersuchung ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Ob die Kosten im Einzelfall doch übernommen werden, muss bei der zuständigen KV erfragt werden. 3
5 Literatur 1. Siekmeier R, Grammer TB, Scharnagl H, Stojakovic T, König W und März W. Lipoprotein-assoziierte Phospholipase A2: ein Marker für kardiovaskuläre Erkrankungen. J Lab Med 2012;34(4): Lp-PLA(2) Studies Collaboration. Lipoprotein-associated phospholipase A2 and risk of coronary disease, stroke, and mortality: collaborative analysis of 32 prospective studies. Lancet 2010;375: Winkler K, Hoffmann MM, Winkelmann BR, Friedrich I, Schäfer G, Seelhorst U, Wellnitz B, Wieland H, Boehm BO, März W. lipoprotein-associated phospholipase A2 predicls 5-year cardiac mortalily independenlly of established risk factors and odds prognostic information in patients with Iow ond medium high-sensitivity C-reactive protein (the Ludwigshafen risk and cardiovascular health study). Clin Chem. 2007;53: Winkler K, Winkelmann BR, Scharnagl H, Hoffmann MM, Grawitz AB, Nauck M, Böhm BO, März W. Platelet-activating factor acetylhydrolase activity indicates angiographic coronary artery disease independently of systemic inflammation and other risk factors: The Ludwigshafen risk and cardiovascular health study. Circulation. 2005;111: Kolodgie FD, Burke AP, Skorija KS, Ladich E, Kutys R, Makuria AT, Virmani R. Lipoprotein-Associated Phospholipase A2 Protein Expression in the Natural Progression of Human Coronary Atherosclerosis.Arterioscler Thromb Vasc Biol. 2006;26: Cucchiara BL, Messe SR, Sansing L, MacKenzie L, Taylor RA, Pacelli J, Shah Q, Kasner SE. Lipoprotein-associated phospholipase A2 and C-reactive protein for riskstratification of patients with TIA. Stroke Jul;40(7): Winkler K, Abletshauser C, Friedrich I, Hoffman MM, Wieland H, März W. Fluvastatin Slow-Release Lowers Platelet-Activating Factor Acetyl Hydrolase Activity: A Placebo-Controlled Trial in Patients with Type 2 Diabetes. J Clin Endocrinol Metab. 2004;89: White HD, Simes J, Barnes E, Blankenberg S, Marschner I, West M, Zeller T, Colquhoun D, Nestel P, Keech T, Sullivan D, and Tonkin A. for the LIPID study investigators. Changes in Lp-PLA2 activity in secondary prevention predict coronary events and treatment effect by pravastatin in the Long-term Intervention with Pravastatin in Ischaemic Disease (LIPID) Trial Authors: Presented at the AHA Scientific Sessions, abstract 14857, Nov Delgado P, Chacón P, Penalba A, Pelegri D, García-Berrocoso T, Giralt D, Santamarina E, Ribó M, Maisterra O, Alvarez-Sabín J, Rosell A, Montaner J.Lipoprotein-associated phospholipase A(2) activity is associated with large-artery atherosclerotic etiology and recurrent stroke in TIA patients. Cerebrovasc Dis. 2012;33(2): doi: / Epub 2011 Dec Cucchiara BL, Messe SR, Sansing L, MacKenzie L, Taylor RA, Pacelli J, Shah Q, Kasner SE. Lipoprotein-associated phospholipase A2 and C-reactive protein for riskstratification of patients with TIA. Stroke Jul;40(7): doi: /STROKEAHA Epub 2009 May Elkind MS, Tai W, Coates K, Paik MC, Sacco RL. Lipoprotein-associated phospholipase A2 activity and risk of recurrent stroke. Cerebrovasc Dis. 2009;27(1): doi: / Epub 2008 Nov Ballantyne CM, Hoogeveen RC, Bang H, Coresh J, Folsom AR, Chambless LE, Myerson M, Wu KK, Sharrett AR, Boerwinkle E. Lipoprotein-associated phospholipase A2, high-sensitivity C-reactive protein, and risk for incident ischemic stroke in middle-aged men and women in the Atherosclerosis Risk in Communities (ARIC) study. Arch Intern Med Nov 28; 165(21): White HD, Simes J, Stewart RAH, Blankenberg S, Barnes EH, Marschner IC, Thompson P, Wst M, Zeller T, Colquhoum DM, Nestel P, Keech AC, Sullivan DR, Tonkin A and The LIPID Study Investigators. Changes in Lipoprotein-Associated Phospholipase A2 Activity Predict Coronary Events and Partly Account for the Treatment Effekt of Pravastatin: Results From the Long- Term Intervention With Pravastatin in Ischemic Disease Study. J Am Heart Assoc 2013: Oct 23;2(5):e doi: /JAHA Davidson MH, Alberts MJ, Anderson 13. JL, Gorelick PB, Jones PH, Lerman A, McConnell JP, Weintraub H. Consensus Panel Recommendation for Incorporating Lp-PLA2 Testing into Cardiovascular Disease Risk Assessment Guidelines. Am J Cardiol. 2008; 101[suppl]:51F 57F. 15. AACE Lipid and Atherosclerosis Guidelines, Endocr Pract. 2012;18(Suppl 1) 16. AHA/ASA Guidelines for the Primary Prevention of Stroke 17. ACCF/AHA Guideline for Assessment of Cardiovascular Risk in Asymptomatic Adults, J Am Coll Cardiol European Guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice 2012, European Heart Journal 19. Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V., 2006; Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Fettstoffwechselstörungen in der Ärztlichen Praxis 4
6 Bioscientia Institut für Medizinische Diagnostik GmbH Regionallabors: Labor Berlin Lützowstraße 89/ Berlin Tel Fax Labor Freiburg Mülhauser Straße Freiburg Tel Fax labor-freiburg@bioscientia.de Labor Ingelheim Konrad-Adenauer-Straße Ingelheim Tel Fax labor-ingelheim@bioscientia.de Labor Jena Orlaweg Jena Tel Fax labor-jena@bioscientia.de Labor Karlsfeld Liebigstraße Karlsfeld Tel Fax labor-karlsfeld@bioscientia.de Labor Mainz Wallstraße Mainz Tel Fax labor-mainz@bioscientia.de Labor Moers Zum Schürmannsgraben Moers Tel Fax /35 labor-moers@bioscientia.de Bioscientia MVZ Saarbrücken GmbH Winterberg Saarbrücken Tel Fax labor-saarbruecken@bioscientia.de Herausgeber Bioscientia Institut für Medizinische Diagnostik GmbH Konrad-Adenauer-Straße Ingelheim Verantwortlich PD Dr. med. Markus Nauck Autor Dr. med. Claudia Spallek Fachärztin für Laboratoriumsmedizin Redaktion Nadja Franzen Bildnachweis: Titelbild Atherosclerosis frentusha,
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