Spitalseelsorge im Horizont von Spiritual Care. Theologische Perspektiven auf ein sich wandelndes Praxisfeld
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- Lukas Messner
- vor 6 Jahren
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1 Spitalseelsorge im Horizont von Spiritual Care. Theologische Perspektiven auf ein sich wandelndes Praxisfeld Prof. Dr. Simon Peng-Keller , Universität Fribourg
2 Gliederung I. Einleitung II. III. IV. Spiritual Care-Modelle Verantwortlichkeit für Spiritual Care? Konsequenzen für Seelsorge
3 I. Einleitung 1. Spiritual Care als Prozess reflexiver Bewusstwerdung auf globaler und nationaler Ebene im Horizont spätmoderner Medizin Auftrag der Integration der spirituellen Dimension in die Gesundheitsversorgung im Horizont spannungsvoller medizinischer und gesellschaftlicher Entwicklungen 2. Die bisherigen Forschungsdiskussionen zu Spiritual Care hatten kaum Berührungspunkte zur Theologie und Spiritualitätsforschung 3. Seit einigen Jahren gibt es im deutschsprachigen Raum eine intensive und stark polarisierte Diskussion im Bereich der praktischen Theologie um das Verhältnis zwischen Seelsorge und «Spiritual Care»
4 II. Spiritual Care-Modelle Es gibt mehrere!!! Abhängig von 1. politisch-rechtlichen, institutionellen und kulturellen Rahmenbedingungen 2. unterschiedlichen Konzeptionen des Menschseins: Verständnis von Gesundheit, Leben, Leiden und Heil(ung)
5 II. Spiritual Care-Modelle 1. Klinische Modelle: Spiritual Care als klinische Praxis 2. Kommunitäre Modelle: Spiritual Care als soziale und ethische Praxis 3. Holistische Modelle: Spiritual Care als spirituelle Praxis Rumbold, Bruce, Models of spiritual care, in: M. Cobb/Ch. M. Puchalski/B. Rumbold (Eds.), Oxford Textbook of Spirituality in Healthcare, Oxford 2012,
6 1. Klinische Spiritual Care-Modelle Erweiterung des biomedizinischen Ansatzes bzw. der biopsychosozialen Care Fokus liegt auf einzelnen Patient(inn)en Funktionaler Einbezug von Spiritualität als Ressource für Heilungs- und Copingprozesse Charting Spiritual Care! Rabbi Ralph Kreger, Klinikseelsorger in New York
7 1. Klinische Spiritual Care-Modelle Würdigung und Kritik aus theologischer Perspektive: Stärkere Integration und grössere Wertschätzung klinischer Seelsorge im Gesundheitswesen Spannung zwischen klinischer Funktionalität und dem Eigensinn spiritueller Praktiken bzw. dem seelsorglich-religiösen Selbstverständnis
8 2. Kommunitäre Spiritual Care-Modelle Kritik an Medikalisierung, Psychologisierung und Funktionalisierung von Spiritual Care Im Fokus sind vulnerable Menschen in ihrer gemeinschaftlicher (Nicht-) Einbettung Spiritual Care als zivilgesellschaftliche Aufgabe als zentraler Aspekt von Hospitalität / Gastlichkeit
9 2. Kommunitäre Spiritual Care-Modelle Würdigung und Kritik aus theologischer Perspektive: Entspricht christlichem Ethos und der christlichen Betonung der Gemeinschaft und auch nicht-christlichen «Wir-Kulturen» Entspricht dem Anliegen, das die WHO 1984 bewogen hat, die spirituelle Dimension im Rahmen der Health Care einzufordern Entspricht dem Faktum, dass Spiritualität kein primär klinisches Phänomen darstellt Läuft quer zur Professionalisierung klinischer Seelsorge und zu ihrer Integration in eine interprofessionelle Care (Akzent auf Ehrenamtlichkeit)
10 3. Holistische Spiritual Care-Modelle Orientierung an «umfassendem Heilwerden» Intrinischer Sinn spiritueller/religiöser Praxis Spiritual Carer nicht nur Begleiter(in), sondern auch «Heiler(in)» oder «Medium»
11 3. Holistische Spiritual Care-Modelle Würdigung und Kritik aus theologischer Perspektive: Entspricht im Prinzip christlichem Verständnis von Spiritualität und Heilung Integration in das faktische Gesundheitssystem ist anspruchsvoll Professionelle Ausbildung und Qualitätssicherung?
12 III. Verantwortlichkeit für SpC? Vier Verantwortlichkeitsebenen Public Health: SC als gemeinsame gesellschaftliche Verantwortung, die nicht an die Spitäler delegiert werden darf Systemisch-institutionelle Ebene: institutionelle Regelungen der Anstellungen, Kompetenzen, Abläufe etc. Professionelle Care: wertschätzende Haltung gegenüber religiösen/spirituellen Prägungen und Bedürfnissen von Patient(inn)en Professionsspezifische Ebene: Spezifische Aufgabe/Rolle v.a. der Seelsorge (bedarf besonderer Bevollmächtigung und entsprechender Kompetenzen)
13 III. Verantwortlichkeit für SpC? Beauftragung zu interprofessioneller SpC erfolgt grundsätzlich durch: Staat (inkl. der durch ihn akkreditierten Ausbildungsstätten) eine konkrete Gesundheitsinstitution (bei Seelsorge) eine bestimmte religiöse Gemeinschaft... im konkreten Fall durch: interprofessionelles Team Patient/in (Angehörige oder Mitarbeiter/innen)
14 IV. Konsequenzen für Seelsorge Option 1: Pluralisierung konfessioneller Seelsorge Seelsorge-Teams, die in ihrer Zusammensetzung in etwa die (Nicht-) Zugehörigkeiten der Patient(innen) abbilden
15 IV. Konsequenzen für Seelsorge Stärken: Institutionell verankerte Differenz-Sensiblität Das Vertraute als «Pallium» (Mantel) Problem 1: Schwierigkeit, die weltanschaulich Pluralität und die interne Pluralität der Religionen angemessen abbilden zu können Problem 2: Wie sinnvoll ist eine strikte Aufteilung nach Religionen/Konfessionen?
16 IV. Konsequenzen für Seelsorge Option 2: transreligiöse Seelsorge gut integrierte und entsprechend ausgebildete Seelsorger(innen) sind im Prinzip zuständig für alle Patient(inn)en einer bestimmten Einheit
17 IV. Konsequenzen für Seelsorge Stärken: Flexiblität Es kann «manchmal hilfreich sein, wenn Seelsorge von außen, also aus einer anderen Glaubenstradition kommt, um religiöse Festlegungen zu verflüssigen; manchmal kann sie aber auch das Gegenteil bewirken» (H. Weiß). Problem 1: Eine chamäleonartige Seelsorge kann eine scheinbare Neutralität suggerieren Problem 2: Hoher Ausbildungsbedarf («Mehrsprachigkeit»!?)
18 IV. Konsequenzen für Seelsorge Ausdifferenzierung des Rollenprofils der Seelsorge: In komplexen und pluralistischen klinischen Kontexten stehen Seelsorgende vor der Aufgabe, verschiedene Rollen in professioneller Weise miteinander zu verbinden («code switching») Repräsentative Vertretung einer bestimmten religiösen Tradition & Gemeinschaft Vertretung von «Religion» und «Spiritualität» im Allgemeinen (Diff. zu Gesundheitsberufen) Vermittlungsaufgabe für nicht direkt vertretene Religionsgemeinschaften/spirituelle Gruppierungen (Mitarbeit in) Ethikberatung Mitarbeit in Care-Teams für intensive psychosoziale Betreuungssituationen u.a.m.
19 Paradox Im Horizont von Spiritual Care bedarf es einer weiteren Professionalisierung der Seelsorge, die daran erinnern soll, dass Spiritualität und Spiritual Care nicht restlos professionalisierbar ist.
20 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
21 Thesen zur Diskussion: 1. Die Erneuerung und Weiterentwicklung christlicher Seelsorge/Spiritual Care braucht ein spirituelles «ressourcement»: Verlebendigung geschieht durch ein kreatives (Neu-)Vertrautwerden mit den eigenen Quellen 2. Die Weiterentwicklung christlicher Spitalseelsorge braucht eine noch stärkere Professionalisierung (wozu z.b. auch die Dokumentation der eigenen Tätigkeit gehört) 3. Theologie- und Forschungsbedarf: Die konzeptionelle Arbeit am Profil christlicher Spitalseelsorge bedarf einer soliden theologischen Grundlage und Forschung
22 IV. Konsequenzen für Seelsorge
23 Klinische Spiritual Care-Modelle Ausbildungs-Desiderate: Befähigung zur interprofessionellen Zusammenarbeit im klinischen Kontext evidenzbasiertes Wissen um die komplexen Zusammenhänge von Spiritualität und Gesundheit Kompetenzen in Ethikberatung
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