Familienzentrierte Pflege und Selbstmanagement
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- Johanna Bergmann
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1 Familienzentrierte Pflege und Selbstmanagement 14. Schweizer Onkologiepflege Kongress, MNS, RN Bern, 29. März 2012
2 Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken. (Galileo Galilei) 2
3 Wie verwenden wir den Familienbegriff in der Pflegepraxis? Die Pflegende lässt den Patienten selber bestimmen, wer seine Familie ist. Wir sehen die Familie als den Kreis nahe stehender Menschen, den Sie selber als Ihre Familie bezeichnen. 3
4 Familienzentrierte Pflege wirkt sich auf die Gesundheit von Familien aus Familie und Gesundheit Harmon Hanson (2001) fasst wesentliche Erkenntnisse zusammen: Familie wird durch Erkrankung von Familienmitglied(ern) beeinflusst und Familien gelten als Einflussfaktor auf den Gesundheitszustand des Individuums Gesundheits- und Krankheitsverhalten wird im Kontext der Familie erlernt Die Effektivität von Gesundheitsleistungen steigt an, wenn diese die Familie fokussieren anstatt sich nur an die erkrankte Person zu richten Förderung, Unterstützung und Wiederherstellung der Gesundheit von Familien ist gesellschaftlich relevant
5 Drei zentrale Aufgabenbereiche von Selbstmanagement bei chronischer Erkrankung Management des Krankheitsgeschehens Leben(srollen) aufrechthalten, anpassen, neu entwickeln und im Alltag umsetzen Emotionale Belastungen bewältigen Lorig & Holman (2003). Annals of Behavioral Medicine, 26(1),1-7. 5
6 Selbstmanagementkompetenzen ( Skills ) Probleme lösen Informierte Entscheidungen treffen Unterstützungsangebote kennen und nutzen Partnerschaftliches Verhältnis mit Gesundheitsfachpersonen entwickeln. Vorhaben erfolgreich in Handlung umsetzen können Lorig & Holman (2003). Annals of Behavioral Medicine, 26(1),1-7. 6
7 Hauptkomponenten von Selbstmanagement-Programmen Information Medikationsmanagement Symptommanagemen Belastungen bewältigen Umgang mit schwierigen Emotionen Lebensstil-Veränderung Soziale Unterstützung Kommunikation Barlow et al. (2002). Patient Education and Counseling, 48,
8 Familie als System Übung zum systemischen Ansatz in der familienzentrierten Pflege an Hand der Metapher Mobilé für den Begriff System 8
9 Der systemische Ansatz in der familienzentrierten Pflege nach Wright und Leahey o Das Familiensystem ist Teil grösserer Suprasysteme und setzt sich aus vielen Subsystemen zusammen. o Die Familie als Ganzes ist grösser als die Summe ihrer Teile. o Die Veränderung eines Mitglieds beeinflusst alle anderen. o Die Familie ist in der Lage eine Balance zwischen Veränderung und Stabilität zu schaffen. o Familiensysteme haben die Fähigkeit zur Selbstregulation. o Zirkuläre Kausalität erklärt das Verhalten besser als lineare Kausalität. 9
10 Familienlebenszyklus Veranschaulichung des Familienlebenszyklus nach Rolland, Wright und Leahey an Hand von Familienphotos aus verschiedenen Familienlebensphasen mit den phasenspezifischen Aufgaben und Herausforderungen.
11 Familien leisten eine grosse Arbeit (John Rolland) - Lernen mit den Symptomen und Behinderungen umzugehen - Anpassung an den Behandlungs- und Pflegeprozess - Entwickeln von Beziehungen mit dem Behandlungsteam - Gefühl der Krankheitsbeherrschung entwickeln - Trauer um die verlorene Lebensart vor der Erkrankung - Krankheit als permanent akzeptieren - Zusammenstehen bei plötzlichen Krisen - Angesichts der unsicheren Zukunft Flexibilität entwickeln 11
12 Soziale Unterstützung social support Social support besteht aus verbalen und / oder nonverbalen Informationen und Rat, aus praktischer Hilfe oder Tat, die von sozial nahen Menschen bereitgestellt werden oder durch ihre bloße Anwesenheit gegeben sind und die günstige emotionale und Verhaltenseffekte auf die Empfänger haben. Gottlieb (1983) 12
13 Wirkungen von sozialer Unterstützung soziales Immunsystem feed back durch Bezugsgruppe Anwesenheit und Tun Gesundheitsfördernd, Ich-stärkend, abpuffernd Problembewältigung und Gesunderhaltung Cassel (1974), Caplan (1974 /1976 ) 13
14 Fallbeispiel Herr & Frau P. Genogramm Schulungsunterlagen Barbara Preusse,
15 Fallbeispiel Herr & Frau P. Genogramm und Ökogramm Schulungsunterlagen Barbara Preusse,
16 Fallbeispiel Herr & Frau P. Geno-, Öko- und Beziehungsdiagramm Schulungsunterlagen Barbara Preusse,
17 Instrumente des Assessments Genogramm Das Genogramm dient dazu, die interne und externe Struktur der Familie zu erfassen. Dadurch soll ein Verständnis davon gewonnen werden, wer der Familie angehört und wie die Familiensituation sich präsentiert. Ökogramm Das Ökogramm stellt den Kontakt der Familienmitglieder mit grösseren Systemen schematisch dar. Es stellt den Fluss von Ressourcen dar. Es zeigt Entbehrungen und Mängel auf. Es liefert Interventionsideen in Bezug auf Ressourcen, die genutzt werden können. Beziehungsdiagramm Es bildet die Qualität der Beziehungen innerhalb der Familie und mit der Umwelt schematisch ab, in der Art und Weise wie es die Familie selber empfindet. 17
18 Familienzentrierte Pflege stärkt die Familie Was will die Familienzentrierte Pflege erreichen? Eine angepasste und nachhaltige Pflege für die Patienten Unterstützung der Lebensqualität des Patienten und seiner Angehörigen gleichermassen Erhaltung der Selbständigkeit und Autonomie der Familie Unterstützung der Handlungsfähigkeit der Familie Förderung der Selbsthilfefähigkeit der Familie 18
19 Einbettung des Geno-/Ökogramms in die Pflegeanamnese (1) 1. Begrüssung: Vorstellen; Ablauf und Ziel des Gesprächs kurz erläutern 2. Beginnen mit dem, was die Familienmitglieder am meisten beschäftigt 3. Erlangen einer detaillierten Beschreibung des Problems 4. Weitere Punkte der allgemeinen Pflegeanamnese erheben (z.b.: ATLs) 5. Auftrag klären 6. Interventionen: pflegerische Massnahmen 7. Wertschätzung / Anerkennung aussprechen 8. Zusammenfassung, Ausblick und Gesprächsabschluss / Feed-back erfragen 19
20 Einbettung des Geno-/Ökogramms in die Pflegeanamnese (2) 1. Begrüssung: Vorstellen; Ablauf und Ziel des Gesprächs kurz erläutern 2. Beginnen mit dem, was die Familienmitglieder am meisten beschäftigt 3. Erlangen einer detaillierten Beschreibung des Problems 4. Weitere Punkte der allgemeinen Pflegeanamnese erheben (z.b.: ATLs) 5. Auftrag klären 6. Interventionen: pflegerische Massnahmen 7. Wertschätzung / Anerkennung aussprechen 8. Zusammenfassung, Ausblick und Gesprächsabschluss / Feed-back erfragen 20
21 Einbettung des Geno-/Ökogramms in die Pflegeanamnese (3) 1. Begrüssung: Vorstellen; Ablauf und Ziel des Gesprächs kurz erläutern 2. Beginnen mit dem, was die Familienmitglieder am meisten beschäftigt 3. Familie kennen lernen: Assessment mit Geno- und Ökogramm 4. Wertschätzung / Anerkennung aussprechen 5. Erlangen einer detaillierten Beschreibung des Problems (siehe 2.) 6. Weitere Punkte der allgemeinen Pflegeanamnese erheben (z.b.: ATLs) 7. Auftrag klären 8. Interventionen: familienzentrierte pflegerische Massnahmen 9. Wertschätzung / Anerkennung aussprechen 10. Zusammenfassung, Ausblick und Gesprächsabschluss / Feed-back erfragen 21
22 Einbettung des Geno-/Ökogramms in die Pflegeanamnese (4) 1. Begrüssung: Vorstellen; Ablauf und Ziel des Gesprächs kurz erläutern 2. Beginnen mit dem, was die Familienmitglieder am meisten beschäftigt 3. Familie kennen lernen: Assessment mit Geno- und Ökogramm 4. Wertschätzung / Anerkennung aussprechen 5. Erlangen einer detaillierten Beschreibung des Problems (siehe 2.) 6. Weitere Punkte der allgemeinen Pflegeanamnese erheben (z.b.: ATLs) 7. Auftrag klären 8. Interventionen: familienzentrierte pflegerische Massnahmen 9. Wertschätzung / Anerkennung aussprechen 10. Zusammenfassung, Ausblick und Gesprächsabschluss / Feed-back erfragen Schulungsunterlagen Barbara Preusse,
23 Wirkungen der Einbettung des Geno-/Ökogramms in die Pflegeanamnese relevanter Beziehungsaufbau Familie fühlt sich in ihrer Situation anerkannt und verstanden Nicht nur Probleme werden sichtbar, auch Stärken Anerkennung und Wertschätzung macht Mut die aktuellen Herausforderungen anzugehen Die weiterführende Detailanamnese wird differenzierter und bietet damit eine bessere Grundlage für die Pflegeplanung Interventionen passen besser Zeit und Aufwand stehen in einem sinnvollen Verhältnis Leiden der Betroffenen kann gelindert werden Familie sieht ihre Situation im Überblick und wird handlungsfähig(er) Schulungsunterlagen Barbara Preusse,
24 Familienzentrierte systemische Fragen Mit dieser Fragetechnik entstehen neue Informationen im System. Bei allen Beteiligten werden so neue Sichtweisen und Denkprozesse angeregt. A. v. Schlippe, J. Schweitzer 24
25 Familienzentrierte Pflege stärkt die Familie Was soll mit Familiengesprächen erreicht werden? Ermöglichen eines Prozesses innerhalb der Familie und nicht ein direktives Eingreifen in die Familien Kommunikation innerhalb der Familie positiv unterstützen Ein Familiengespräch unterstützt die Familie im ordnenden und organisierenden Sinne 25
26 Symbole Geno-, Öko- und Beziehungsdiagramm Symbole Genogramm Mit dem Genogramm wird die Herkunftsfamilie dargestellt, es entspricht im Wesentlichen einem Stammbaum. männlich weiblich Indexperson männlich Indexperson, weiblich Symbole Ökogramm 16j 12j Familie mit zwei Kindern: bei einem Paar wird der Mann links, die Frau rechts eingezeichnet. Tochter und Sohn, nach Alter von links nach rechts. Das Ökogramm zeigt das weitere nicht verwandtschaftliche Umfeld auf, wie z. B. Freunde, Arbeitskollegen, Nachbarschaft und Weiteres mehr. Es ist auch hilfreich und informativ, die verschiedenen involvierten Fachpersonen und Institutionen aufzuzeichnen. 1987! Heirat im Jahr 1987 Trennung eingekreiste Personen leben im gleichen Haushalt zusammen Personen und Institutionen im roten Oval, der betr. Person mit roter Linie zuordnen Zusatzinformationen blau, mit blauem Pfeil zuordnen Symbole Beziehungsdiagramm Das Beziehungsdiagramm macht Beziehungen und ihre Qualitäten innerhalb des Geno- und Ökogramms sichtbar. normale Beziehung enge Beziehung Konfliktbeziehung distanzierte Beziehung sehr enge Beziehung abgebrochene Beziehung 26
27 Patchworkfamilie, nur Genogrammdarstellung Schulungsunterlagen Barbara Preusse,
28 Was kann für die individuelle Pflegepraxis mitgenommen werden? o Beim Patienten und bei der Patientin Familie mitdenken o Allparteilichkeit o Gesprächsführung o Beispiele unterschiedlicher Familiengeschichten o 2 Wertschätzungen und Anerkennungen in den ersten 10 Minuten eines Gespräches aussprechen (Wright und Leahey) 28
29 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 29
30 Weitere Informationen Ausbildungsangebote: In Winterthur: (unter den Stichworten: Weiterbildung, Institut für Pflege) oder weiterbildungen-pflege.html finden Sie den WBK Familienzentrierte Pflege und Beratung In Bern: (unter Weiterbildung NDK) Grundlagen- und Aufbaumodul Familienzentrierte Pflege am Berner Bildungszentrum Pflege Kontakt: 30
31 Ausgewählte Literatur Wright, L.M. und Leahey, M.L. (2009): Familienzentrierte Pflege: Assessment und familienbezogene Interventionen. Bern: Hans Huber Verlag. Preusse, B. et al (2012): Handbuch zum Film, Arbeitsinstrumente für familienzentrierte Pflege, das Calgary Familien Assessment- und Interventionsmodell in der Pflegepraxis im Lindenhofspital, Bern. Harmon Hanson, S.M. (2001): Family Health Care Nursing: Theory, Practice and Research. Philadelphia: F. A. Davis. 31
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