MEDIENSERVICE. Arbeitslos arbeitssuchend arbeitswillig? Umfrage der WKO Braunau brachte erschreckende Ergebnisse. Ihre Gesprächspartner:

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Ulrich Meinhardt
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1 MEDIENSERVICE Arbeitslos arbeitssuchend arbeitswillig? Umfrage der WKO Braunau brachte erschreckende Ergebnisse Braunau, 17. Februar 2017 Ihre Gesprächspartner: Klemens Steidl Obmann der WKO Braunau Mag. Klaus Berer Leiter der WKO Braunau im Internet: wko.at/ooe/ Herausgeber, Medieninhaber und Hersteller: WKO Oberösterreich Hessenplatz Linz T F E medien@wkooe.at w wko.at/ooe DVR

Klemens Steidl, Obmann der WKO Braunau Schere am Arbeitsmarkt wieder zusammenbringen Mit Stand Ende Jänner waren beim AMS Braunau rund 3420 Personen arbeitslos gemeldet, etwa 1000 davon sind

2 Klemens Steidl, Obmann der WKO Braunau Schere am Arbeitsmarkt wieder zusammenbringen Mit Stand Ende Jänner waren beim AMS Braunau rund 3420 Personen arbeitslos gemeldet, etwa 1000 davon sind saisonbedingt arbeitslos. Es bleiben also rund 2420 echte Arbeitslose. Denen stehen rund 1600 beim AMS gemeldete offene Stellen gegenüber. Eine gute Quote, wenn 1,5 Arbeitssuchende auf 1 offene Stelle kommen. Man sollte daher annehmen, dass Angebot und Nachfrage leicht zusammenkommen, fasst Klemens Steidl, Obmann der WKO-Bezirksstelle Braunau, zusammen. Dem ist aber nicht so, wie wir aus vielen Gesprächen und Berichten von Arbeitgeberbetrieben wissen, so Steidl weiter. Viele unserer Betriebe suchen teils händeringend nach Hilfsund Fachkräften, finden aber keine. Gleichzeitig klagen viele über mangelnde Arbeitswilligkeit der vom AMS geschickten Bewerber. Die WKO-Bezirksstelle Braunau wollte es genauer wissen und hat eine Online-Umfrage unter den Arbeitgeberbetrieben des Bezirks durchgeführt. Rund 1000 Betriebe wurden angeschrieben und 221 haben geantwortet und die Antworten haben es teils in sich. Offensichtliche Arbeitsunwilligkeit als Hauptgrund für Nicht-Einstellung Erschreckende 70 Prozent der Arbeitgeber gaben an, dass die offensichtliche Arbeitsunwilligkeit der Bewerber der Grund für eine Nicht-Einstellung war, erklärt Steidl. Unpünktlichkeit, Desinteresse am Job und am Arbeitgeber sowie ungepflegtes Äußeres unterstreichen diese Unwilligkeit und als Gipfel der Unverfrorenheit kann sich dann so mancher Arbeitgeber dann noch das berüchtigte I brauch eh nur an Stempel anhören. Braunau, am 17. Februar 2017 Seite 2

Die Gründe für die Auslösung des Beschäftigtenverhältnisses decken sich mit den Gründen für die Nicht-Einstellung.

3 Beschäftigungsdauer lässt zu wünschen übrig Nicht viel besser sieht es aus, wenn es doch zu einer Einstellung kommt. So ist nur ein Drittel der vom AMS geschickten Arbeitssuchenden länger als 3 Monate beschäftigt, 17 Prozent sind es länger als ein Jahr. Die Gründe für die Auslösung des Beschäftigtenverhältnisses decken sich mit den Gründen für die Nicht-Einstellung. Bei knapp 60 Prozent ist es offensichtliche Arbeitsunwilligkeit, dazu kommen bei fast der Hälfte Unzuverlässigkeit bzw. Schlampigkeit und bei rund einem Viertel sind es Defizite im sozialen Verhalten. Arbeitgeber fordern Konsequenzen Die Arbeitgeber haben also ihre negativen Erfahrungen mit den vom AMS gesandten Personen gemacht. Deshalb ziehen sie ihre Schlüsse und fordern Konsequenzen, kommentiert Steidl die erschreckenden Umfrageergebnisse. So gaben fast zwei Braunau, am 17. Februar 2017 Seite 3

Eine zweite Konsequenz ist, dass sich 71 Prozent der befragten Arbeitgeber sich strengere Sanktionen bei offensichtlicher Arbeitsunwilligkeit wünschen, etwa in Form von häufigeren bzw.

4 Drittel der befragten Unternehmen (63 Prozent) an, so gut wie nie vom AMS geschickte Arbeitssuchende einzustellen. Man bedient sich bereits anderer Kanäle, wie beispielsweise Mundpropaganda, Inserate, Aushang in der Firma, Internetplattformen oder Personalbereitsteller. Eine zweite Konsequenz ist, dass sich 71 Prozent der befragten Arbeitgeber sich strengere Sanktionen bei offensichtlicher Arbeitsunwilligkeit wünschen, etwa in Form von häufigeren bzw. längeren Sperren der Arbeitslosenunterstützung. Auch an den Schrauben der Zumutbarkeitsgrenzen sollte nach Meinung von 19 Prozent gedreht werden. WKO-Leiter Klaus Berer: Redliche schützen, Unredliche sanktionieren Wir haben Respekt vor Personen, die bei Arbeitslosigkeit schnell wieder nach einer neuen Arbeitsstelle suchen. Wer, aus welchen Gründen auch immer, nicht arbeiten kann, soll selbstverständlich weiterhin jede notwendige Unterstützung bekommen, erklärt Klaus Berer, Leiter der WKO Braunau. Braunau, am 17. Februar 2017 Seite 4

5 Aber den Stempel-Abholern tatenlos zusehen, dürfe man genauso wenig. Das AMS versorgt uns mit Statistiken, die sehr genau Aufschluss über Alter, Bildungsstand, Herkunft etc. der Arbeitslosen geben. Keine Statistik der Welt trifft allerdings eine Aussage über die Arbeitswilligkeit. Sanktionen dürfen nur das letzte Mittel sein, so Berer weiter. Aber gegen die Unredlichen, die die Versichertengemeinschaft schamlos ausnützen und vielleicht auch noch mit Schwarzarbeit Geld am Finanzamt vorbei verdienen, sollte rigoros vorgegangen werden auch mit längeren und häufigeren Sperren des Arbeitslosengeldes, verlangt Berer. Er fordert daher die Arbeitgeber auf, die Arbeitsunwilligen, die sich nur den berühmten Stempel abholen kommen, beim AMS konsequent zu melden. Das AMS kann natürlich nur jene Personen zu vermitteln versuchen, die dort in Betreuung sind. Vielleicht sollte man diesen arbeitsunwilligen Personen einmal vorrechnen, wie hoch ihre Pension später sein wird und sie darauf hinweisen, dass sie auf dem besten Weg in die Altersarmut sind, regt Berer an. Darüber hinaus ist es naheliegend, möglicherweise früher und öfter eine Sperre vom Arbeitslosengeld zu verhängen. In anderen Segmenten der Arbeitslosigkeit, etwa bei den Älteren oder bei den Niedrigqualifizierten bietet das AMS erfolgreiche Programme. Zu nennen sind hier die Eingliederungsbeihilfe für Ältere, die Arbeitsplatznahe Qualifizierung AQUA für praxisnahe Aus- und Weiterbildung und Arbeitstraining/Arbeitserprobung. Die beiden letzten zielen auf das Feststellen und das Beseitigen fachlicher Defizite ab. Fachliche Defizite stehen in der Umfrage immerhin auf Platz 2 bei den Gründen für eine Nicht-Einstellung und auf Platz 3 bei den Gründen für ein Auflösen des Beschäftigungsverhältnisses. Angebot und Nachfrage zusammenbringen Braunaus Wirtschaftsvertretung bieten dem regionalen AMS an, auf Basis der Studienergebnisse Ansatzpunkte zu erörtern, wie im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten die Arbeitswilligkeit gesteigert werden kann. Es geht uns um ein besseres Zusammenwirken, damit offene Stellen rascher besetzt werden, Arbeitslose rascher wieder in Beschäftigung kommen und die Arbeitslosenquote insgesamt sinkt, präzisiert Berer. Es geht uns darum, die Schere am regionalen Arbeitsmarkt wieder zu schließen. Braunau, am 17. Februar 2017 Seite 5

6 Einige Details zur Arbeitgeber-Umfrage: 221 Teilnehmer bei ca versandten Online-Fragebögen Davon sind: 122 aus dem Gewerbe und Handwerk 29 aus dem Handel 15 aus Information und Consulting 17 aus der Industrie 4 aus Banken & Versicherungen 14 aus Transport & Verkehr 20 aus Gastronomie & Hotellerie 21 % beschäftigen 1 3 Mitarbeiter 33 % beschäftigen % beschäftigen % beschäftigen % beschäftigen % beschäftigen über 200 Bei 64 % werden pro Jahr 1-3 vom AMS geschickte Arbeitssuchende vorstellig, bei 22 % sind es 4-10, bei 9 % 11-20, bei 2 % und bei 2 % mehr als 50. Braunau, am 17. Februar 2017 Seite 6

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