Wer zahlt das alles? Ökonomische Rahmenbedingungen der Demenzversorgung: Herausforderungen und innovative Versorgungsalternativen
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1 Wer zahlt das alles? Ökonomische Rahmenbedingungen der Demenzversorgung: Herausforderungen und innovative Versorgungsalternativen Malteser Versorgungskongress Demenz Dr. Ina Zwingmann & Dr. Bernhard Michalowsky 9. September 2016, Duisburg
2 World Alzheimer Report
3 Krankheitskosten zu Hause lebender Menschen mit Demenz Kognitive Defizite Formelle Pflege (Pflegeversicheurng) Medizinische Versorgung (Krankenversicherung) Informelle Pflege (Gesellschaft) Kein Hinweis auf Leichte Moderat bis schwere 29% 71% Ø Gesamtkosten = 25,877 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Kostenträger Gesellschaft Michalowsky B & Zwingmann I et al. (2016) Healthcare utilization and costs from a payer s and societal perspective in primary care patients with dementia Baseline results of the DelpHi-trial. European Journal of Health Economics.
4 Herausforderung für das Gesundheitssystem in Deutschland Steigende Prävalenz der Demenz Menschen mit Demenz verursachen dreifach höhere Kosten Kosten verdoppeln sich im Verlauf der Erkrankung Zusatzkosten für Menschen mit Demenz Pflegeversicherung Krankenversicherung Anstieg der Gesundheitsausgaben in Deutschland % 27% Menschen mit Demenz Nicht demente Kontrollgruppe Insgesamt Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2008) Demografischer Wandel in Deutschland Auswirkungen auf Krankenhausbehandlungen und Pflegebedürftige im Bund und in den Ländern. 2, Demenzielle Erkrankungen Statistisches Bundesamt Gesundheit (2010) Krankheitskosten 2002, 2004, 2006 und ,
5 Natürliche Einflussfaktoren auf die Kosten aus Sicht der Kostenträger Kostenentlastung Demenzschweregrad (b=-255, p=0.001)* Alter (b=-218, p=0.001)* *Multivariates lineares Regressionsmodell mit zufälligen Effekten für die Hausarztpraxen; Standardfehler geschätzt mit non-parametrischen Bootstrapping (2.000 Wiederholungen). Adjustiert für Alter, Geschlecht, Lebenssituation (Allein, nicht allein), Komorbidität (Anzahl ICD-10 Diagnosen), Schweregrad der Demenz (MMST), Defiziten in Aktivitäten des täglichen Lebens (B-ADL), Depression (GDS). 5
6 Natürliche Einflussfaktoren auf die Kosten aus Sicht der Kostenträger Kostentreiber (für die Pflegeversicherung) Körperliche Defizite (b=+1,259, p=0.001)* Alleine Leben (b=+1,325, p=0.001)* *Multivariates lineares Regressionsmodell mit zufälligen Effekten für die Hausarztpraxen; Standardfehler geschätzt mit non-parametrischen Bootstrapping (2.000 Wiederholungen). Adjustiert für Alter, Geschlecht, Lebenssituation (Allein, nicht allein), Komorbidität (Anzahl ICD-10 Diagnosen), Schweregrad der Demenz (MMST), Defiziten in Aktivitäten des täglichen Lebens (B-ADL), Depression (GDS). 6
7 Kosten-Effektivität von medikamentösen und nicht-medikamentösen Interventionen Mehr Evidenz zur Kosten-Effektivität von Antidementiva (Acetylcholinesterasehemmer, Memantin) als für non-pharmakologische Interventionen ABER: Die neue S-3 Leitlinie der DGPPN und DGN stellte hinsichtlich der Wirksamkeit beide Interventionen gleich Für non-pharmakologische Interventionen gibt es Hinweise, dass kognitive Stimulationstherapie, Aktivitätsprogramme und Ergotherapie kosten-effektiv sind Innovative Versorgungsalternative Care-Management Vereinen medikamentöse, nicht-medikamentöse und psychosoziale Interventionen Bislang nur eine Studie (USA) konnte signifikante Kosteneinsparungen aufzeigen Knapp M, Lemmi V, Romeo R (2013) Dementia care costs and outcomes: A systematic review. Int J Geriatr Psychiatry 128(6):
8 Das Dementia Care Management der DelpHi-MV Studie als ein möglicher innovativer Ansatz DelpHi-MV: Demenz- lebensweltorientierte und personenzentrierte Hilfen in Mecklenburg-Vorpommern Hausarztbasierte, cluster-randomisierte kontrollierte Interventionsstudie zur Implementierung und Evaluation eines Dementia Care Management - Konzepts Ziel: Verbesserung der häuslichen Versorgungssituation durch frühzeitige optimale Integration der Betroffenen in regional verfügbares Versorgungssystem Einsatz speziell qualifizierter Pflegefachkräfte (Dementia Care Manager) mehr als 130 Hausärzte und über 630 Patienten ( 70 Jahre; zu Hause lebend; DemTect<9) 8
9 Intervention: DelpHi-Standard der optimalen Versorgung definiert auf Grundlage evidenzbasierter Leitlinien (S3-Leitlinie Demenz; DEGAM) Säulen und Handlungsfelder 1. Medikamentöse Behandlung und Versorgung 2. Ärztliche Diagnostik und Behandlung sowie nichtärztliche Betreuungsansätze Pflegerische Behandlung und Versorgung Sondertherapien (z.b. Physio-, Ergotherapie) Soziale Teilhabe Sozialrechtliche Beratung und Unterstützung Technische Assistenz/ Telemedizin 3. Unterstützung der Angehörigen/ Hauptversorgungsperson (z.b. Anleitung, Beratung, Entlastung, Schulung) 9
10 Kosten des Dementia Care Managements und Möglichkeiten der Finanzierung Bestehende regelfinanzierte Leistungen 721 pro Jahr des SGB XI, welche im Case-Management inkludiert sind: a) Pflegeberatung 7a SGB XI b) Zusätzliche Betreuungsleistungen, Entlastungsleistungen und Verordnungsermächtigung gem. 45 SGB XI Einzelschulung Pflege für Angehörige (allgemein, demenzspezifisch) Case-Management, 45b SGB XI Nr. 7 c) Beratungseinsatz nach 37 Abs. 3 SGB XI 10
11 Einfluss auf medizinische Versorgungskosten (GKV) Keine signifikanten Unterschiede zwischen Interventions- und Kontrollgruppe* (b= -330 ; SE= 708; CI 95- = -1,719, CI 95+ = 1,057; p=.641) *Multivariates lineares Regressionsmodell mit zufälligen Effekten für die Hausarztpraxen; Standardfehler geschätzt mit nonparametrischen Bootstrapping (2.000 Wiederholungen). Adjustiert für Studiengruppe (Intervention, Kontrolle), Kosten zur Baseline Alter, Geschlecht, Lebenssituation (Allein, nicht allein), n=332, 82 Cluster: Wald chi 2 (5) = 26.1, p=0.002, r 2 innerhalb=0.08, r 2 zwischen=0.18, r 2 insgesamt=0.10; ICC=0.01.
12 Einfluss auf Kosten der pflegerischen Versorgung (PKV) Keine signifikanten Unterschiede zwischen Interventions- und Kontrollgruppe*, aber Tendenz (b= 1,050 ; SE= 758; CI 95- = -197, CI 95+ = 2,298; p=.083) Signifikante Unterschiede zwischen den Allein lebenden der Interventions- und Kontrollgruppe* +2,635 +2,534 +2,714 +4,629 (b= 2,214 ; SE= 1,164; CI 95- = 299, CI 95+ = 4,129; p=.029)
13 Einfluss auf Kosten der pflegerischen Versorgung (PKV) 5,5% (n=16), im Mittel nach 232 Tagen 6,9% (n=8), im Mittel nach 131 Tagen Kein signifikanter Unterschied in Institutionalisierungsraten nach einem Jahr. Aber: Intervention konnte die Heimeinweisung im Mittel um 3,3 Monate verzögern.
14 Zusammenfassung Herausforderung: Steigende Prävalenz dementieller Erkrankungen enorme Belastung für das Gesundheitssystem Innovatives Care-Management kann Kosten signifikant reduzieren: Vor allem im Bereich der pflegerischen Versorgung (Pflegeversicherung) Sowie bei Patienten mit zusätzlicher depressiver Symptomatik (Kostenreduzierung GKV) und allein lebenden Patienten (Kostenreduzierung PKV) Ergebnisse des 2-Jahres-Follow-Up sind für Kosten-Effektivität von entscheidender Bedeutung
15 Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit! 15
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