BIOLOGISCHE BUNDESANSTALT FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT
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- Heidi Hoch
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1 BIOLOGISCHE BUNDESANSTALT FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT Abteilung für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit Biologische Bundesanstalt Messeweg 11/12 D Braunschweig Phytophthora ramorum Verbreitung und Risikobewertung (Stand Dezember 2003) Der pilzähnliche Organismus Phytophthora ramorum führt in Deutschland seit etwa Mitte der 1990er Jahre zu Schäden vor allem an Pflanzen der Gattung Rhododendron und Viburnum. Die Schadsymptome konnten lange keinem speziellen Erreger zugeordnet werden, so dass erst im Jahre 2001 die neu beschriebene Phytophthora-Art P. ramorum als Ursache beschrieben wurde (WERRES et al. 2001). Parallel zu dem Auftreten in Deutschland und anderen europäischen Mitgliedsstaaten wurde P. ramorum in Kalifornien/USA aus absterbenden Eichen isoliert. Nach gegenwärtigem Wissensstand sind jedoch beide Populationen des Schadorganismus unabhängig voneinander aufgetreten, so dass man von europäischen und nordamerikanischen Isolaten spricht. Nach ersten Laboruntersuchungen aus den Niederlanden und Großbritannien scheinen europäische und amerikanische Isolate bezogen auf ihre Wirtspräferenz ähnlich zu reagieren. Über das natürliche Wirtspflanzenspektrum hinaus fanden die Wissenschaftler weitere potenzielle Wirtsbaumarten von denen die Buche,, und die Roteiche, Quercus rubra, nach vorläufigen Laborergebnissen die höchste Anfälligkeit für P. ramorum aufweisen (DE GRUYTER et al. 2002, BRASIER et al. 2002). Risikobewertungen für P. ramorum gemäß Internationalem Pflanzenschutzabkommen (IPPC) oder EPPO-Standard liegen bisher aus zwei europäischen Ländern sowie aus Nordamerika vor. Wirtspflanzenspektrum Das Wirtspflanzenspektrum in Europa und Nordamerika unterscheidet sich derzeit deutlich. Waren in Europa bisher Zierpflanzen mit dem Schwerpunkt von Rhododendronund Viburnum-Arten betroffen, so führte der Schadorganismus in Kalifornien zum Absterben von Waldbäumen vor allem Eichen (Quercus agrifolia, Q. kelloggii und Lithocarpus densiflorus). Insgesamt wurde P. ramorum bisher sowohl an Laubgehölzen als auch an Nadelbäumen sowie an krautigen Pflanzen nachgewiesen. Inzwischen gibt es mehr als 20 natürliche Wirtspflanzenarten. Details zur Biologie sowie zur Diagnose des Schadorganismus sind unter zu finden.
2 Aktuelle Angaben zu den Wirtspflanzen finden sich ebenfalls auf der o. a. Seite sowie in ständig aktualisierter Form in den Warnhinweisen der EPPO ( Darüber hinaus informiert die California Oak Mortality Task Force auf ihrer Homepage ( regelmäßig über die aktuellen Entwicklungen zu P. ramorum weltweit. Auf dieser Seite kann man sich ebenfalls eintragen, um monatlich einmal automatisch über neue Erkenntnisse, Wirtspflanzen etc. per informiert zu werden. Phytosanitäre Maßnahmen in der EU Zum Schutz einer weiteren Ein- und Verschleppung von P. ramorum hat die Europäische Union Notmaßnahmen erlassen. Der vollständige Text der Entscheidung 2002/757/EG ist unter aufgeführt. Die von der EU vorgesehenen Maßnahmen gliedern sich in zwei Bereiche: Maßnahmen für den Import von Pflanzen- und Pflanzenteilen aus Ländern außerhalb der EU und innergemeinschaftliche Maßnahmen. Während Importauflagen für Pflanzen aus den USA das gesamte dortige Wirtspflanzenspektrum umfassen, sind in der EU lediglich für Rhododendron- und Viburnum-Arten Maßnahmen vorgesehen. Betriebe, die diese Pflanzen im Sortiment haben, müssen vom zuständigen Pflanzenschutzdienst registriert sein. Der Handel der Pflanzen ist nur in Begleitung eines Pflanzenpasses gestattet. Beim Auftreten des Schadorganismus sind zum Schutz vor weiterer Ausbreitung sowohl im Betrieb als auch darüber hinaus unter amtlicher Kontrolle Ausrottungsmaßnahmen durchzuführen. Vorkommen von Phytophthora ramorum in Europa In Europa wurde das Auftreten von P. ramorum bisher in nachfolgend aufgeführten Ländern gemeldet. Es ist davon auszugehen, dass sich der Schadorganismus dort zumindest in einzelnen Gebieten etabliert hat. Niederlande Deutschland Großbritannien Spanien Frankreich Belgien Dänemark Irland Norwegen In vielen Fällen wird allerdings insbesondere bei erstmaligen Feststellungen in einem Gebiet der Befall auf die Zulieferung von infiziertem Pflanzgut zurückgeführt.
3 Vorkommen in Deutschland Neben den durchzuführenden Maßnahmen sind die Mitgliedsstaaten aufgefordert, Erhebungen in ihrem Hoheitsgebiet durchzuführen, um herauszufinden, ob und wie weit P. ramorum verbreitet ist und an welchen Wirtspflanzen der Schadorganismus vorkommt. Diese Erhebung umfasst die Kontrolle anfälliger Pflanzen im Handel (Baumschulen, Gartencenter etc.) genauso wie im Öffentlichen Grün, Privatgärten und Waldflächen. Das Ergebnis der im Jahr 2003 durchgeführten Erhebung für die gesamte Bundesrepublik Deutschland ist in der Tabelle 1 bis 3 aufgeführt. Zusammenfassend ist festzustellen, dass P. ramorum in diesem Jahr in 6 von 16 Bundesländern nachgewiesen wurde. In Baumschulen und Gartencentern wurde bei insgesamt 13 von 1466 durchgeführten Inspektionen P. ramorum an Rhododendron und Viburnum nachgewiesen. Im Öffentlichen Grün erfolgte im Rahmen von 594 Inspektionen lediglich ein Fund an Rhododendron im Bundesland Niedersachsen. An Waldbäumen wurde bisher kein Befall festgestellt. Neueste Meldungen Aktuelle Befallsmeldungen aus den Niederlanden und Großbritannien berichten erstmals das Vorkommen von P. ramorum an Waldbäumen in Europa. Nahezu zeitgleich wurde im November 2003 unabhängig voneinander aus den Niederlanden der Fund von P. ramorum an einer Eiche der Art Quercus rubra und an einem Baum von Quercus falcata in Großbritannien gemeldet. In beiden Fällen waren in unmittelbarer Nähe der infizierten Bäume ebenfalls stark befallene Rhododendren zu finden. Anfang Dezember 2003 meldete der Pflanzenschutzdienst aus Großbritannien den ersten Fund einer natürlichen P. ramorum-infektion in Europa an Buche (Fagus sylvatica), Kastanie (Aesculus hippocastanum) und Quercus ilex. Die Auswirkungen dieser Funde für die Risikoanalyse und die EG-Maßnahmen unter Berücksichtigung der Befallssituation in allen Mitgliedsstaaten werden zu analysieren sein.
4 Tab. 1: Anzahl der durchgeführten Inspektionen in Deutschland im Jahr 2003 sowie der untersuchten potenziellen Wirtspflanzen und positive Funde mit Wirtspflanzenangabe in Baumschulen und Gartencentern. Baumschulen und Gartencenter Viburnum sp. V. lantana V. bodnantense V. opulus V. tomentosum V. bodnantense V. rhytidophyllum V. pragens V. farreri V. carlcepahlum V. plicatum V. burkwoodi V. carlesii V. tomentosum Quercus robur Q. rubra Q. palustris Syringa sp. Taxus sp. Vaccinium sp. Pieris sp. Tab. 2: Anzahl der durchgeführten Inspektionen in Deutschland im Jahr 2003 sowie der untersuchten potenziellen Wirtspflanzen und positive Funde mit Wirtspflanzenangabe im Öffentlichen Grün und Privatgärten. Öffentliches Grün und Privatgärten 594* (incl. 139 Privatgärten) 1 Rhododendron sp. V. fragans V. plicatum Pieris sp. * hinzu kommen die Untersuchungen, die von Grünflächenämtern aus 13 Landkreisen sowie 8 Städten durchgeführt, aber nicht näher spezifiziert wurden.
5 Tab. 3: Anzahl der durchgeführten Inspektionen in Deutschland im Jahr 2003 sowie der untersuchten potenziellen Wirtspflanzen und positive Funde mit Wirtspflanzenangabe in Waldbeständen. Waldbestände 86 2 Rhododendron sp. (verwilderte Pflanzen) Q. robur Q. petraea Q. rubra Taxus baccata Literatur: BRASIER, C.M.; ROSE, J.; KIRK, S.A.; WEBBER, J.F., 2002: Pathogenicity of Phytophthora ramorum Isolates from North America and Europe to Bark of European Fagaceae, American Quercus rubra, and Other Forest Trees. Proceedings Sudden Oak Death Science Symposium: The State of Our knowledge, Dec , Monterey California: DE GRUYTER, H.; BAAYEN, R.; MEFFERT, J. ; BONANTS, P. ; KUIK, F.V., 2002 : Comparison of Pathogenicity of Phytophthora ramorum Isolates from Europe and California. Proceedings Sudden Oak Death Science Symposium: The State of Our knowledge, Dec , Monterey California: WERRES, S.; MARWITZ, R.; MAN IN T VELD, W.A.; DECOCK, A.W.A.M.; BONANTS, P.J.M.; DEWEERDT, THEMANN, K.; ILIEVA, E.; BAAYEN, R.B., 2001: Phytophthora ramorum sp. Nov., a new pathogen on Rhododendron and Viburnum. Mycological Research 105: Anfragen zu dieser Seite bitte an AG.BS@BBA.DE
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