Kfz-Industrie und Kfz-Teile. Brasilien

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1 Kfz-Industrie und Kfz-Teile Brasilien

2 Brasilien - Kfz-Industrie und Kfz-Teile Branche kompakt: Brasilien - Kfz-Industrie und Kfz-Teile (Mai 2012) São Paulo (gtai) - Die Kfz-Branchenkonjunktur in Brasilien zeigte sich Anfang 2012 infolge von einer schlechteren Verfügbarkeit von Krediten und verteuerter Importe abgeschwächt. Das Marktpotenzial ist aber grundsätzlich weiterhin hoch. Zahlreiche Werke befinden sich im Bau. Im Jahr 2011 wuchsen die Importe von Kfz-Teilen nach Brasilien um 20% auf 15,8 Mrd. US$. Auch für 2012 und 2013 wird mit hohen Zunahmen gerechnet. Deutschland belegte 2011 den zweiten Rang unter den Lieferländern für Kfz-Teile. Marktentwicklung/-bedarf Der Kfz-Markt in Brasilien kühlte sich Anfang 2012 etwas ab. Die Neuzulassungen erreichten 2011 noch ein Plus von 3,4%. Zwischen Januar und April 2012 gingen sie dann um 3,4% zurück. Ein Grund ist die angestiegene Zahlungsausfallquote für Kfz-Kredite und eine entsprechende Reduzierung des Finanzierungsangebots. Hinzu kommen Importhindernisse zum Schutz der einheimischen Wirtschaft, vor allem die Erhöhung der Industrieproduktionssteuer IPI auf Importfahrzeuge um 30 Prozentpunkte. Im Dezember 2011 lag der Anteil der Einfuhrfahrzeuge noch bei 27%, im April 2012 bereits nur noch bei 22,6%. Nach dem schwachen Jahresbeginn setzte die Regierung auf Anreize für die Pkw-Verkäufe, darunter eine Absenkung der IPI bis Ende August Neuzulassungen von Kfz in Brasilien (in Einheiten, Veränderungen in %) Kategorie *) Veränderung 2012/11 *) Pkw/leichte Nutzfahrzeuge ,2 Lkw ,1 Busse ,0 *) Januar bis April Quelle: Anfavea Die Prognosen für den Kfz-Absatz 2012 lagen lange bei 4-5% Steigerung, könnten aber durch den Fachverband Anfavea nach Ablauf des 1. Halbjahres noch gesenkt werden. Absatz von Pkw (inklusive leichter Nutzfahrzeuge) in Brasilien nach Herstellern (in Einheiten, Marktanteile und Veränderungen in %) *) Hersteller Absatz ) Veränderung 2) Marktanteil ) Fiat ,3 22,5 VW ,3 22,3 GM ,0 19,0 Ford ,0 9,6 Renault ,3 7,0 1) Januar bis April; 2) Januar bis April 2012/Januar bis April 2011 Quelle: Verband der Automobilhändler Fenabrave Die Pkw-Verkäufe wuchsen 2011 nur noch um 0,1%, allerdings auf einer sehr starken Vorjahresbasis. Durchweg erfolgreich war der Lkw-Absatz mit einer Zunahme um 9,6%. Dabei ragte die Kategorie halbschwere Lkw (+16,9%) besonders heraus. Der Rückgang in den ersten vier Monaten 2012 ist Germany Trade & Invest 1

3 Brasilien - Kfz-Industrie und Kfz-Teile durch viele vorgezogene Käufe Ende 2011 zu erklären, da sich die Fahrzeugpreise durch die gesetzliche Einführung der Euro-5-Umweltnorm Anfang 2012 deutlich erhöhten. Der Absatz von Bussen legte 2011 sogar um 22% zu und fiel bis April 2012 um 1% zurück. Der Umsatz der Kfz-Zulieferer stieg 2011 laut dem Fachverband Sindipeças um 5,9% auf rund 91 Mrd. brasilianische Reais (R$; knapp 39,6 Mrd. Euro; durchschnittlicher Devisenkurs 2011: 1 Euro = 2,32 R$) und soll 2012 um 5,6% auf 96,6 Mrd. R$ zunehmen. Für 2013 erwartet Sindipeças ein Plus von 3% auf 99,6 Mrd. R$. Der Umsatz 2011 wurde zu 70,8% mit einheimischen Kfz-Herstellern erzielt, 14,7% kamen aus dem Ersatzteilgeschäft, 8,4% aus dem Export und 6,1% aus dem Austausch mit anderen Zulieferern. Tendenziell legen die beiden größten Segmente zu. Die brasilianische Automobilflotte wuchs 2011 um 7% auf rund 34,9 Mio. Fahrzeuge. Die Motorradflotte legte um 10% auf 11,7 Mio. zu. Das Verhältnis von Einwohnern pro Fahrzeug liegt mittlerweile bei 5,5. Im Jahr 2000 lag dieser Wert noch bei 8,4. Das Kfz-Durchschnittsalter beträgt 8 Jahre und 8 Monate. Produktion/Branchenstruktur Der Fertigungsstandort Brasilien geriet 2011 stark unter Druck von Fahrzeugimporten. Das liegt neben dem Devisenkurs daran, dass im Land rund 60% teurer als in der VR China, Mexiko oder Indien produziert wird. Dies ergab eine Analyse des Beratungsunternehmens PwC. Lohnkosten, Gas, Strom, Wasser und Stahl sind im Land besonders kostspielig. Trotzdem steht Brasilien auf der Agenda so gut wie aller großen Automobilhersteller. Grund ist der abgeschottete, große und noch lange nicht gesättigte Inlandsmarkt, der trotz der hohen Kosten sehr gute Geschäfte zulässt. Als Plattform für den Weltmarkt dient Brasilien nur noch bei vereinzelten Modellen, wie zum Beispiel dem neuen Ford Ecosport. Er wurde von Ingenieuren in Brasilien entwickelt und kürzlich in Beijing vorgestellt. Kfz-Produktion in Brasilien (in Einheiten, Veränderungen in %) Kategorie *) Veränderung 2012/11*) Pkw/leichte Nutzfahrzeuge ,5 Lkw ,3 Busse ,0 *) Januar bis April Quelle: Anfavea In Brasilien produzieren in insgesamt 25 Werken bereits Fiat, VW, GM, Ford, Honda, Toyota, Hyundai, Mercedes-Benz, Nissan, MAN, Iveco, Scania, PSA Peugeot Citroën, Mitsubishi sowie die einheimischen Hersteller Agrale und Marcopolo. Vor allem die asiatischen Anbieter wollen sich in Zukunft stärker engagieren. Neben den im Bau befindlichen Anlagen von Toyota, Hyundai, Suzuki und Chery rechnen Marktexperten mit einem massiven weiteren Markteintritt chinesischer Hersteller. 2 Branche kompakt

4 JAC entschloss sich zum Aufbau einer Fertigung im Bundesstaat Bahia. VW nahm vom geplanten neuen Werk in Pernambuco Abstand und wird seine Anlagen in Taubaté und Sao Bernardo do Campo ausweiten. Ford erweitert im großen Stil das Werk in Bahia aus, ebenso PSA am Standort Porto Real in Rio de Janeiro. Fiat baut eine neue große Produktion im Norden von Pernambuco und wird in Minas Gerais auch wieder Chrysler fertigen. Viele deutet darauf hin, dass BMW sich für ein Werk in Joinville (Bundesstaat Santa Catarina) entscheiden wird. In Anbetracht erhöhter Local- Content-Vorgaben (im Rahmen der IPI-Erhöhung) verhandeln ansiedlungswillige Unternehmen, die den geforderten Anteil erst nach einigen Jahren erreichen können, zurzeit über bilaterale Lösungen mit der Regierung. Hohe Investitionen stehen auch im Nutzfahrzeugbereich an. MAN, Iveco, Volvo, Mercedes-Benz und Scania planen einen Ausbau der Lkw-Produktion. Mercedes-Benz nahm die Lkw-Fertigung in Juiz de Fora in Minas Gerais auf. Die chinesische Sinotruk änderte ihren Plan, ein Werk in Curitiba zu bauen und entschied sich für Lages (Santa Catarina). Für rund 300 Mio. R$ soll dort binnen anderthalb Jahren vorerst eine reine Montage mit einer Kapazität von Trucks pro Jahr entstehen. Infolge der neuen Local-Content-Vorgaben sollen mittelfristig auch vor Ort Komponenten gekauft und gefertigt werden. Der Hersteller Shiyan Yunlihong Industrial wird 185 Mio. R$ im Bundesstaat Rio Grande do Sul investieren. Die ebenfalls chinesische Foton Motor Group will sich zuerst über zehn Vertriebsstellen und danach auch einer Lkw-Produktion engagieren. Weitere Investoren im Lkw-Segment sind DAF mit 360 Mio. R$ in Curitiba sowie die Navistar-Gruppe, die rund 375 Mio. R$ eingeplant hat. Auch in der Motorradproduktion stehen die Zeichen auf Wachstum. Allein Marktführer Honda möchte bis 2013 die Fertigung in Manaus auf 2 Mio. Motorräder pro Jahr ausbauen. Aufgrund der hohen Präsenz der Kfz-Hersteller sind auch die Zulieferer fast vollständig im Land vertreten. Dazu zählen Bosch, Pirelli, Goodyear, Bridgestone, Delphy, Eaton, Valeo, TRW, MWM, BorgWarner, Magneti Marelli, Meritor, Maxion, Aethra und Visteon. Die größten einheimischen Anbieter sind Suspensys, Vipal und Randon. Die Kfz-Zulieferindustrie besteht zu rund 70% aus Unternehmen mit internationalem Kapital, davon 23,2% aus Deutschland und 22,8% aus den USA. Knapp 65% der Arbeitnehmer sind im Bundesstaat São Paulo beschäftigt, 16% in Minas Gerais und 5% in Paraná. Die Local-Content-Vorgabe von mindestens 65%, um ab 2013 der erhöhten IPI-Steuer zu entgehen, wird das Geschäft der einheimischen Zulieferer beflügeln und neue Anbieter ins Land holen. Der Bundesstaat Goiás bemüht sich aktiv um neue Zulieferer, da mit den neuen Regeln (im Zusammenhang mit der unterschiedlich hohen Warenumlaufsteuer ICMS beim Weiterverkauf in einen anderen Bundesstaat) ein wichtiger Importanreiz wegfällt. Wegen der neuen IPI-Regeln haben auch die in Goiás angesiedelten Kfz-Hersteller Mitsubishi, Suzuki und Hyundai einen Anreiz, mehr lokale Teile zu kaufen. Die Investitionen der Zulieferer stiegen 2011 auf 2,4 Mrd. US$ (2010: 2,2 Mrd. US$). Für 2012 geht Sindipeças von einem Gesamtbetrag von rund 2,6 Mrd. US$ aus. Etwa 10% der Kfz-Ersatzteile kommen nach Verbandsangaben illegal aus dem Ausland, vor allem aus der VR China. Als Gegenmittel will die einheimische Industrie Gütesiegel für Kfz-Teile bei der Normierungsbehörde Inmetro einführen. Germany Trade & Invest 3

5 Brasilien - Kfz-Industrie und Kfz-Teile Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Brasilien (Auswahl; Investitionssummen in Mio. R$) Akteur/Projekt Investitionssumme Projektstand Anmerkungen Fiat: u.a. neue Produktion in Goiâna, Pernambuco VW: Ausbau Werke São Bernardo do Campo, Taubaté und São Carlos, São Paulo GM: Ausbau Werke São Caetano und Mogi das Cruzes, São Paulo Ford: Ausbau Werke Camaçari, Bahia, und Taubaté, São Paulo PSA Peugeot Citroën: Ausbau Werk Porto Real Toyota: neues Werk in Sorocaba, São Paulo Hyundai: neues Werk in Piracicaba, São Paulo JAC: neues Werk in Camaçari, Bahia Chery: neues Werk in Jacareí, São Paulo Grundsteinlegung war Ende Ende 2009 angekündigt Ende 2009 angekündigt Anfang 2010 angekündigt Kapazität: Kleinwagen Modernisierung und Erweiterung, neue Produkte, Ausbau Lackiererei Modernisierung und Erweiterung, neue Produkte Modernisierung und Erweiterung, neue Produkte bis 2015 Verdopplung der Kapazität auf Aufbau Basis- Infrastruktur, Energie etc. Neubau, Entwicklung und Produktion eines Modells für den Inlandsmarkt (Etios), inklusive Motorenfabrik im Bau Neubau, mindestens sieben Zulieferer wollen sich ansiedeln 900 Planung Fahrzeuge pro Jahr 760 im Bau, Produktion ab 2014 inklusive Zulieferpark, Entwicklung Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest Außenhandel Der Import von Kfz-Teilen nach Brasilien wuchs 2011 um 20% auf 15,8 Mrd. US$. Die Prognose für 2012 liegt bei einem Plus von 16,8% und für 2013 bei 17,7% Zunahme. Laut Sindipeças lag das Handelsbilanzdefizit 2011 bei 4,6 Mrd. US$. Deutsche Kfz-Zulieferer steigerten ihre Lieferungen 2011 um 10,4% auf 1,96 Mrd. US$ und lagen damit hinter den USA auf Platz zwei. Die größten Zuwächse erzielten die VR China (+61,7% auf 1,3 Mrd. US$), Thailand (+50,5% auf 822 Mio. US$) und Korea (Rep.) (+79,4% auf 680 Mio. US$). 4 Branche kompakt

6 Einfuhr wichtiger Kfz-Teile nach Brasilien (in Mio. US$) HS Warenbezeichnung *) davon aus Deutschland (2012)*) Hubkolbenmotoren mit 252,9 99,1 29,3 Fremdzündung Diesel- oder Halbdieselmotoren 475,5 168,4 16, Kraftstoff-, Öl- u. Kühlmittelpumpen 314,6 108,8 36,3 f. Kolben- verbrennungsmotoren Kabelsätze 141,7 56,9 12, Zündanlagen, Anlasser, 409,5 136,2 32,3 Lichtmaschinen etc Beleuchtungs- u. Signalgeräte 291,0 96,4 15,1 (ohne 85.39), Scheibenwischer etc Fahrgestelle 6,9 6,0 0, Karosserien 122,8 40,3 2,1 (einschl. Fahrerhäuser) 8708 And. Kfz-Teile (Stoßstangen, Bremsen, Schaltgetriebe, Achsen, etc.) 6.317, ,7 706,6 *) Januar bis April Quelle: Ministerium MDIC/Zollbehörde Secex Geschäftspraxis Der Internetauftritt der brasilianischen Zollbehörde Secretaria de Comercio Exterior ist unter zu erreichen. Im Institut für technische Normen ( existiert ein Komitee der Automobilindustrie. Die staatliche Normierungsbehörde Inmetro stellt sich unter dar. Germany Trade & Invest 5

7 Brasilien - Kfz-Industrie und Kfz-Teile Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen AHK Brasilien Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Quatro Rodas Fachzeitschrift Anfavea Verband der Automobilhersteller Sindipeças Verband der Kfz-Zulieferindustrie Fenabrave Verband der Automobilhändler Salão do Automovel Branchenmesse Automec Branchenmesse 6 Branche kompakt

8 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Autor: Oliver Döhne, São Paulo Redaktion: Oliver Idem Tel.: +49 (0)228/ Ansprechpartner: Florian Steinmeyer Tel.: +49 (0)228/ Redaktionsschluss: Mai 2012 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

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