BEHANDLUNGEN FÜR EINEN MOBILEN START INS LEBEN. Therapieangebote für Kinder

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1 BEHANDLUNGEN FÜR EINEN MOBILEN START INS LEBEN Therapieangebote für Kinder

2 DIE VOJTA-THERAPIE FÜR SÄUGLINGE, KLEINKINDER UND ERWACHSENE Was ist die Vojta-Therapie und wann wird sie eingesetzt? Professor Vojta war ein Kinderneurologe, der in den 60er Jahren eine bestimmte Therapieform entdeckt und entwickelt hat. Mit dieser lässt sich jeder Muskel im Körper aktivieren. Beispielsweise wird ihr Säugling, um die Muskeln für das Stützen auf den Ellenbogen anzuspannen, auf den Bauch gelegt. Dann wird auf bestimmte Zonen des Körpers Druck ausgeübt und die Reaktion erfolgt automatisch (siehe Foto Reflexkriechen ). Diese Techniken der Vojta-Therapie wenden wir bei Erwachsenen, Kindern und insbesondere Säuglingen an. Der große Vorteil: Durch die Aktivierung mithilfe der Vojta-Therapie geschieht die Anspannung unabhängig vom Willen des Säuglings. Er trainiert durch die Übungen automatisch. Da die Techniken einfach zu erlernen sind, lässt sich die Therapie auch gut zu Hause Reflexkriechen

3 durchführen! Sie als Eltern sind die Co-Therapeuten und helfen ihrem Kind, sich gut zu entwickeln. Was erwartet Sie bei einer Vojta- Therapie? Bei der ersten Behandlung wird sich der Therapeut ihr Kind genau ansehen. Dabei überprüft er, ob die spontan gezeigten Haltungen und Bewegungen (Bauchlage, Rückenlage, Drehen auf den Bauch, etc.) entsprechend der normalen Entwicklung sind. Bei deutlichen Abweichungen von der nach Vojta vorgegebenen normalen Entwicklung bzw. bei permanenten Fehlhaltungen (z.b. dreht ihr Säugling den Kopf nur zu einer Seite) besteht Behandlungsbedarf. Um nun weiter abschätzen zu können, wie gravierend die Auffälligkeiten ihres Säuglings sind, werden in einer bestimmten Haltung verschiedene Bewegungen ausgeführt (7 Lagereaktionen). Je nach Reaktion ihres Säuglings lassen sich Rückschlüsse auf mögliche Einschränkungen und ggf. auch Gehirnschädigungen ziehen. Zeigen sich solche Auffälligkeiten, werden außerdem die Reflexe des Kindes, wie beim Kinderarzt, getestet. Durch die drei verschiedenen Testmöglichkeiten erkennt der Vojta- Therapeut den Behandlungsbedarf des Säuglings. Die Behandlung Die Behandlung besteht aus dem Drücken bestimmter Zonen am Körper des Säuglings. Dabei wird er in einer vorgegebenen Position gehalten (Bsp.: siehe Foto Reflexkriechen ). Der Säugling trainiert so die Muskeln, die er benötigt, um seine Fehlhaltung zu korrigieren bzw. sich altersentsprechend bewegen zu können. Sie als Eltern werden zudem von dem Vojta- Therapeuten angeleitet, damit Sie Zuhause die Vojta- Therapie anwenden können. Für einen Therapie-Erfolg ist es wichtig, dass Sie täglich mit Ihrem Säugling trainieren. Dies lässt sich gut mit dem Wickeln verbinden. Warum schreit ihr Kind bei der Therapie? Man liest häufig, dass die behandelten Säuglinge Schmerzen bei der Therapie haben, da sie schreien. Das ist falsch! Für den Säugling ist die Anspannung der Muskeln sehr anstrengend. Zudem wird er für die Therapie in einer bestimmten Position gehalten. Das Schreien ist lediglich Ausdruck der Anstrengung oder der Unlust über die vorgegebene Position.

4 DAS BOBATH-KONZEPT FÜR KINDER Das Bobath-Konzept ist ein krankengymnastisches Therapiekonzept, das sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Säuglingen angewandt wird. Es wurde Mitte des 20. Jahrhunderts von dem Ehepaar Bertha und Karel Bobath (Krankengymnastin & Neurologe) entwickelt. In den folgenden Jahren kam es zu einer stetigen Weiterentwicklung des Bobath-Konzeptes, wodurch sich die Therapie als ein fester Bestandteil in der Physiotherapie, insbesondere bei Kindern und Säuglingen etabliert hat. Im Mittelpunkt der Therapie steht eine ganzheitliche Betrachtung des Kindes. Im Gegensatz zum gesunden Kind, das sich durch ständiges Ausprobieren, Erfahren und Wiederholen von Bewegungen entwickelt, ist diese Entwicklung beim therapiebedürftigen Kind verzögert und erfordert therapeutische Unterstützung. Da es beim Bobath-Konzept keine Standard-Übungen gibt, wird das Kind, je nach Fähigkeit, durch verschiedene therapeutische Techniken unterstützt, um die Entwicklung zu begünstigen. Eine dieser Techniken wird Handling genannt: beim Handling werden Sie als Eltern angeleitet, dem Kind durch z.b. therapeutisch korrektes Hochnehmen, Ankleiden, Tragen, etc., Bewegungserfahrungen zu ermöglichen, sodass ihr Kind falschen Bewegungsmuster durchbrechen kann. Das Handling lässt sich gut in das Alltagsgeschehen mit ihrem Kind integrieren und sorgt für einen größtmöglichen Therapieerfolg. Eine weitere Technik ist das Anregen zur Eigenaktivität (Fazilitation) durch Anleitung von natürlichen Bewegungen mit Hilfe von Schlüsselpunkten. Diese Schlüs-

5 selpunkte sind: das Becken, die Schultern, die Füße, die Hände und der Kopf, sowie Knie und Ellbogen. Auf der folgenden Abbildung sehen Sie, wie der Therapeut durch großflächiges, leichtes Umfassen des Schlüsselpunktes Becken das selbständige Drehen des Kindes aktiviert. Der Therapeut leitet die Bewegung über das Becken ein und wartet dann auf die Reaktion des Kindes => das Kind setzt die eingeleitete Bewegung fort. Schlüsselpunkt Becken Den Entwicklungsstand des Kindes beurteilt der Bobath-Therapeut anhand von folgender Fragestellung: Was kann das Kind? Wie macht das Kind die Bewegung? Warum macht das Kind die Bewegung auf diese Art? Bei einem Kind mit einer Schiefhaltung könnten die Fragen wie folgt beantwortet werden: -Das Kind kann den Kopf nach rechts und zur Mitte drehen. -Es hält dabei den Kopf schief und drückt die Schulter in die Unterlage. Die Nackenmuskulatur ist unterschiedlich kräftig bzw. verspannt. Anhand dieser Feststellung ergibt sich das Therapieziel, in diesem Fall: Das Kind kann den Kopf in beide Richtungen drehen und auch mittig länger halten, hierbei liegen Kopf und Schultern gerade und entspannt, die Nackenmuskulatur zeigt eine normale Spannung. Um diese Ziele zu erreichen wenden wir u.a. oben genannte therapeutische Techniken an. Am Ende steht das Erreichen einer größtmöglichen Selbständigkeit durch Verbesserung der funktionellen Fähigkeiten des Kindes.

6 MANUELLE THERAPIE BEI KINDERN Die Manuelle Therapie setzt grundsätzlich bei Funktionsstörungen der Wirbelsäule an. Symptome und Auffälligkeiten, bei denen die Manuelle Therapie angewendet werden kann, sind z. B.: Schreikinder Kinder mit einer Kopfasymmetrie/ Gesichtsasymmetrie (abgeflachter Hinterkopf oder schiefes Gesicht) Fixierte Seitneigung (eine Seite, zu der das Kind hauptsächlich schaut) Schlechter Stütz in Bauchlage Motorische Entwicklungsverzögerung (kann vorliegen, wenn das Kind nicht krabbelt, obwohl alle Kinder gleichen Alters das schon machen) Wahrnehmungsstörung (wenn das Kind zum Beispiel nicht gerne in den Arm genommen wird) Durch das Mobilisieren der Wirbelsäule werden Funktionsstörungen beseitigt. Diese können zum Beispiel an der oberen Halswirbelsäule vorliegen (KISS-Syndrom). Der Weg zu einer erfolgreichen Behandlung geht immer über die Eltern, einen Kinderarzt und dann über den qualifizierten Therapeuten. Wichtig ist eine Kooperation, weil den Eltern auch während der Therapie die Aufgabe zukommt, das Kind zu beruhigen und zu beobachten und die Tipps des Therapeuten zum alltäglichen Handling umzusetzen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im Erkennen, der sorgfältigen Untersuchung und einer gefühlvollen und fachgerechten Behandlung durch einen qualifizierten Therapeuten ((Bobath-, Voijta-, Manual-Therapeut).

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8 PSYCHOMOTORIK schneller zu Rennen, höher zu Klettern, Entfernungen im Raum besser einzuschätzen und beim Balancieren das Gleichgewicht gut zu halten. Außerdem steigert es das Selbstwertgefühl der Kinder, es bestärkt sie in ihren Fähigkeiten und hilft ihnen sich in ihrer eigenen Haut wohler zu fühlen. Was ist Psychomotorik? Die Psychomotorik ist eine Therapieform, die in Gruppen stattfindet. Für die Entwicklung von Kindern ist es wichtig zu wissen, dass die Psyche und die Motorik eng miteinander verknüpft sind. Ein Kind, das sich in seiner Umgebung und in seinem eigenen Körper wohl fühlt, ist motivierter sich zu bewegen, zu spielen und zu lernen. Umgekehrt ziehen sich Kinder, die sich unwohl fühlen, mehr in sich zurück. Somit bewegen sie sich auch weniger und sind gehemmter in ihrer Entwicklung. Bewegung ist gut für die Seele! Eine zufriedene Seele bewegt sich gerne! Das Ziel der Psychomotorik ist, die eigene Körperwahrnehmung zu fördern. Dadurch lernen die Kinder, die Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Körpers kennen (Körperwahrnehmung). Das hilft ihnen Da die Therapie in einer Gruppe stattfindet, wird darüber hinaus auch die Sozialkompetenz der Kinder gefördert, indem sie sich mit den anderen Kindern sinnvoll auseinander setzen bzw. sich der Gruppe anpassen müssen. Wie sieht eine psychomotorische Übungseinheit aus? Eine psychomotorische Übungseinheit findet in einer Turnhalle oder in der freien Natur statt. Je nach Schwerpunkt werden beispielweise Materialien zum Klettern, Springen

9 und Balancieren für das Training ihres Gleichgewichts und der Koordination aufgebaut. Oder die Kinder können anhand von diversen Bürsten, die sie am Körper ausprobieren, in ihrer Oberflächenwahrnehmung gefördert werden. Mithilfe enger Tunnel, durch die sie krabbeln, kriechen oder laufen können, kann außerdem ihre Tiefenwahrnehmung gefördert werden. Ein Beispiel: Beim Parcour (siehe Fotoreihe) können die Kinder frei entscheiden, ob sie alles bzw. nur einen Teil der Materialien nutzen. Sie dürfen sich nicht gezwungen fühlen, alles können zu müssen. Aber: da die Kinder in den verschiedenen Bereichen unterschiedlich gut sind, werden sie sich verteilen. Die eigene Überzeugung, z.b. vom Trampolin auf den Boden springen zu können ohne zu fallen, wächst durch das Beobachten der anderen Kinder. Sie fühlen sich nicht unter Druck gesetzt. Der Übungsleiter beobachtet genau, welches Kind sich was zutraut und versucht durch Lob und Unterstützung (z.b. an der Hand festhalten beim Herunterspringen vom Trampolin) den Mut der Kinder zu unterstützen. Durch eine Gesprächsrunde am Ende der Stunde kann sich der Übungsleiter noch einen Überblick über die Gemütslage der Kinder verschaffen. Dies hilft die Kinder besser einzuschätzen und somit individuell fördern zu können. Wer sich bewegt, ist schlau! Psychomotorische Übungen in der Praxis

10 Liebe Eltern, wir Kindertherapeuten/-Innen vom Wohlfühl-Haus möchten uns gerne kurz vorstellen und Ihnen aufzeigen, mit welchen Therapieformen wir Ihr Kind in jedem Alter begleiten können. Roland Borgmann Bobath-Therapeut Manualtherapeut Katrin van Os Bobath-Therapeutin Babygymnastik-Kursleiterin / Trageberaterin Sandra Kratz Bobath-Therapeutin Psychomotorik-Kursleiterin Jochen Wissmach Vojta-Therapeut Psychomotorik-Kursleiter

11 Bei den beschriebenen Einzeltherapien handelt es sich um die seit Jahrzehnten bewährte Bobath- und Vojta-Therapie, die schon bei Neugeborenen ihren Einsatz finden und bei sehr vielen neurologischen und orthopädischen Krankheitsbildern genutzt werden. Auch bei Kleinkindern bis hin zu erwachsenen Patienten sind diese Behandlungen sehr effektiv. Des Weiteren bieten wir im Wohlfühl-Haus die Manuelle Therapie an, die z.b. bei Neugeborenen angewendet wird, die eine Überlastung der Halswirbelsäule durch Sturzgeburten oder durch einen Kaiserschnitt haben. Die Psychomotorik ist eine Behandlungs- bzw. Fördermöglichkeit, die stets in Gruppen durchgeführt wird. Bei entwicklungsverzögerten Kindern ist dies eine weitere Option, um neben den motorischen und sensiblen Defiziten auch den seelischen Aspekt zu berücksichtigen. Denn ein verunsichertes Kind bewegt sich nicht gern. Leidet z.b. ein Kind unter einem Verlust (durch Tod oder Trennung) und zieht sich in sich zurück, kann es durch die Gruppendynamik und den Spaß an der Bewegung wieder ermuntert werden, mehr aus sich heraus zu kommen und seine Verunsicherung in der Gruppe besser hinter sich zu lassen. Typische Krankheitsbilder aus der Neurologie sind: ICP (Infantile Cerebralparese ein Schlaganfall unter der Geburt) Plexusparese (eine Lähmung, zumeist des Armes) Down-Syndrom Frühgeburten Hydrocephalus ( Wasserkopf ) Und viele mehr Typische Krankheitsbilder aus der Orthopädie: Hüftluxation (das Hüftgelenk ist ausgekugelt) Klumpfuß und andere Fußdeformitäten C-förmige Skoliose (Fehlstellung der Wirbelsäule) KISS -Syndrom (Überlastung der Halswirbelsäule, z.b. beim Kaiserschnitt) Und viele mehr

12 Praxis für Physiotherapie Roland Borgmann Weseler Str. 16 Issum Telefon / roland.borgmann@t-online.de 01/2014