Berufsbildung im Umbruch Chancen und Perspektiven für die schulische Berufsvorbereitung
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- Timo Alexander Dittmar
- vor 6 Jahren
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1 Berufsbildung im Umbruch Chancen und Perspektiven für die schulische Berufsvorbereitung (Vortrag auf der Fachtagung Neue Wege der schulischen Berufsvorbereitung Frankfurt ) Prof. Dr. Martin Baethge Göttingen
2 Berufsbildung ist Bildung, nicht nur Teil der Arbeitsmarktregulation Ziele von Bildungssystemen: - Entfaltung individueller Regulationsfähigkeit - Entwicklung und Sicherung von Humanressourcen - Förderung gesellschaftlicher Teilhabe und Chancengleichheit 2
3 Strukturprobleme des deutschen Berufsbildungssystems Das deutsche Berufsbildungssystem gerät besonders am unteren (Ausbildungseinstieg) und oberen Ende (Übergänge in Arbeit/weiterführende Bildung) unter einen steigenden Legitimationsdruck: - am unteren Ende wegen zunehmender Passungsprobleme zwischen Nachfrage nach und Angebot an Ausbildungsplätzen - am oberen Ende aufgrund mangelnder Durchlässigkeit zur Hochschule und abnehmender Arbeitsmarktintegration 3
4 Die Struktur des Berufsbildungssystems unterhalb der Hochschulebene Drei unterschiedlich institutionalisierte Sektoren des Berufsbildungssystems unterhalb der Hochschulebene Duales System Schulberufssystem Übergangssystem 4
5 Entwicklungstendenz des Berufsbildungssystems Relative Stagnation bzw. Rückläufigkeit von dualem und Schulberufssystem, starke Expansion des Übergangssystems. 5
6 Verteilung der Neuzugänge auf die drei Sektoren des beruflichen Bildungssystems 1995 und 2000 bis ,2% ,9% ,9% ,8% ,4% ,8% Zugangsjahr ,8% ,0% ,3% ,4% ,9% ,6% ,1% ,2% ,7% ,3% ,1% ,5% Neuzugänge in Tausend Duales System Schulberufssystem Übergangssystem Quelle: Konsortium Bildungsberichterstattung 2006, S. 80; zu den Erläuterungen vgl. ebenda. Datengrundlage: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, eigene Berechnungen und Schätzungen auf Basis der Schulstatistik; Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen. 6
7 Verteilung der Neuzugänge auf die Bereiche des Übergangssystems 1995 und 2000 bis 2004 in Tsd. Jugendsofortprogramm (Bestand ) Berufsvorbereitende Maßnahmen der BA (Bestand )1) Sonstige schulische Bildungsgänge Berufsschulen- Schüler ohne Ausbildungsvertrag Schulisches Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) Berufsfachschulen, die keinen beruflichen Abschluss vermitteln Schulisches Berufsgrundbildungsjahr (BGJ), Vollzeit 1) Ohne Artikel 4 (außerbetriebliche Ausbildung) Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, eigene Berechnungen und Schätzungen auf Basis der Schulstatistik; Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen. 7
8 Gründe für die Ausweitung des Übergangssystems - Sich verschärfende Marktungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage nach Ausbildung - Steigende Anforderungen an kognitive Voraussetzungen für Berufsbildung - Verschiebungen in der ethnischen/kulturellen Zusammensetzung der Schulabsolventen - Problem: die Größenordnung der Marktbenachteiligten und der 8 und der Schul- bzw. Lernbenachteiligten nicht ellbar. llbar.
9 Anteil der Neuzugänge ins Übergangssystem in schulischen Bildungsgängen und Anteil der Schulentlassenen ohne Hauptschulabschluss, ,0 16,0 Anteil der Neuanfänger im Übergangssystem (in v.h.) 45,0 40,0 35,0 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 8,5 8,9 13,8 10,3 9,8 8,8 9,4 8,8 10,0 8,1 11,3 7,1 8,6 9,8 7,5 14,0 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 Anteil der Schulentlassenen ohne Hauptschulabschluss, 2004 (in v.h.) 0,0 BY SL ST BE MV TH SN BB HB RP HH BW HE SH NI 0,0 9 Übergangssystem (einschl. Maßnahmen der BA) Anteil der Schulentlassenen ohne Hauptschulabschluss Sortiert nach Anteil im Übergangssystem Hessen: ohne Schulen des Gesundheitswesens. Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, eigene Berechnungen und Schätzungen auf Basis der Schulstatistik; Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen, Fachserie 11 Reihe 1 des Statistischen Bundesamtes.
10 Zentrale Problemkonstellationen Besondere und kumulativ wirkende Problemkonstellationen: Hauptschulabsolventen mit und ohne Abschluss; spezifischer Migrationshintergrund; regionale Disparitäten zwischen Angebot und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen; neue Ungleichheitslinien nach Geschlecht 10
11 Verteilung der Schulabsolventen auf die drei Sektoren des Berufsbildungssystems nach schulischer Vorbildung 2000 und in % 83,9 84,0 0,3 0,5 15,8 15,5 45,2 7,5 47,3 51,6 8,2 40,2 25,5 26,7 20,4 54,1 24,8 48,5 5,4 2,9 24,8 28,9 69,7 68, ohne Hauptschulabschluss mit Hauptschulabschluss mit mittlerem (Real-) Schulabschluss Duales System Schulberufssystem Übergangssystem mit Hochschul- oder Fachhochschulreife Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, eigene Berechnungen und Schätzungen auf Basis der Schulstatistik; Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen. 11
12 Rückläufige Ausländeranteile in Berufsausbildung (Westdeutschland 1993 bis 2004) in % ,4 9,8 9,7 9,4 8,7 8,0 7,5 7,1 6,8 6,5 6,1 5, Quelle: Statistisches Bundesamt, Berufsbildungsstatistik; Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung. 12
13 Verteilung der Neuzugänge in vollqualifizierende Ausbildung (Duales und Schulberufssystem) und Übergangssystem nach Geschlecht und schulischer Vorbildung 2004* weiblich männlich weiblich männlich Vollqualifizierende Ausbildung ohne Hauptschulabschluss mit Realschul- oder gleichwertigem Abschluss mit sonstigem Abschluss Übergangssystem mit Hauptschulabschluss mit Hochschul- oder Fachhochsch * Brandenburg: 1. Schuljahr; Sachsen-Anhalt: 1. Schuljahr für Schulen des Gesundheitswesens; Hessen: keine Angaben zu Schulen des Gesundheitswesens; vgl. Anmerkungen in Konsortium 2006, Tab. E1-3 Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, eigene Berechnungen und Schätzungen auf Basis der Schulstatistik; Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen. 13
14 Begrenzte berufliche Integrationsleistung des Übergangssystems unbekannter Verbleib / sonstiges Arbeitslosigkeit Erw erbs tätigkeit w eitere nicht vollqualifizierende Maßnahme 2) außerbetriebliche Ausbildung vollqualifizierende Ausbildung 1) Neues Förderkonzept der BA BvB nach neuem Fachkonzept der BA JUMP (1999/2000) 1) Enthalten sind Übergänge in betriebliche und schulische Ausbildungen. 2) Enthalten sind Übergänge in schulische Ausbildungsvorbereitung, sonstige Schulbesuche (berufs- und allgemeinbildend) sowie sonstige Maßnahmen. Quellen: Neues Förderkonzept der BA (Modellversuchsjahr 2004/05): INBAS (2006: 72 ff.). BVB nach neuem Fachkonzept (Modellversuchsjahr 2004/05): Berufsbildungsbericht (2006: 223). JUMP (1999/2000): Dietrich (2001). 14
15 Ursachen: Strukturprobleme im Zuge des Wandels von der Industrie- zur nachindustriellen Gesellschaft 15
16 Entwicklung von Beschäftigung und Ausbildung nach ausgewählten Wirtschaftssektoren im Vergleich zum Basisjahr 1980 (=100) 16 Quelle: BMBF, Berufsbildungsbericht 2005, S. 4.
17 Veränderung der Wissensbasis Wandel der dominanten Wissenstypen von - Erfahrungs- bzw. impliziten Wissen zu - systematischem oder implizitem Wissen Wandel heißt nicht Ersetzung des einen durch den anderen Wissenstypus, sondern Neudefinition von Erfahrungswissen und der Mischungsverhältnisse beider Wissenstypen 17
18 Politische Perspektiven I Restrukturierung des Komplexes Sekundarstufe I Übergangssystem vollqualifizierendes Berufsbildungssystem - allgemeinbildender Mindestabschluss: Realschulniveau - Neudefinition der Sekundarstufe I als Ganztagsschule - Übergangssystem auf echte Berufsvorbereitung beschränken und mit Berufsbildungssystem koordinieren (Anrechnungsfähigkeit, evtl. Eingangsstufe) 18
19 Politische Perspektiven II Berufsbildungsreform heißt Veränderung von institutionellen Ordnungen unterschiedlicher Bildungsbereiche, z. B. - Modularisierung - Prüfungs- und Zulassungswesen - Steuerungsformen 19
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