VSVI Seminar Aktuelles zum Lärmschutz
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- Stephanie Fried
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1 VSVI Seminar Aktuelles zum Lärmschutz Friedberg, Kosten-Nutzen-Optimierung von Lärmschutzmaßnahmen Fachbereichsleiter Immissionsschutz Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen GmbH Erfurt, Maximilian-Welsch-Straße 2a
2 Inhalt 1. Einführung 2. Rechtlicher Hintergrund 3. Lärmschutzkosten 4. Schutzzweck 5. Lärmschutzkonzept 6. Beispiele 7. Fazit / Ausblick
3 1. Einführung Planungen immer schwieriger / komplexer Lärmschutzanlagen immer umfangreicher Technisch fast alles möglich, aber teuer Wirtschaftlichkeit rückt verstärkt in den Fokus Erhöhte Erwartungshaltung in der Bevölkerung Präzedenzfälle (Tunnel, Einhausungen ) Widerstand / Klagebereitschaft wächst Allgemeine Stimmungslage / Unzufriedenheit (Hauptsache dagegen) Allgemeiner Werteverlust (Millionen / Milliarden gängige Größen) Woanders werden Millionen verbaut und bei uns wird wegen ein paar Euro am Lärmschutz gespart!
4 1. Einführung Typische Problemfälle (1) Abstand zur Straße sehr gering Beurteilungspegel sehr hoch / Anzahl der Betroffenen gering Höhe Grenzwertüberschreitungen gebietsabhängig Vollschutz meist möglich - aber verhältnismäßig? Ist aktiver Lärmschutz wirtschaftlich vertretbar / überhaupt sinnvoll? einzelnes Wohnhaus unmittelbar an Straße
5 1. Einführung Typische Problemfälle (2) Abstand zur Straße gering Beurteilungspegel hoch / Anzahl der Betroffenen hoch Aktiver Lärmschutz für Einhaltung Taggrenzwert unumstritten Verbleibende Grenzwertüberschreitungen nachts gering Vollschutz meist nur mit Tunnel / Einhausung oder extrem hohen Wällen / Wänden möglich Welche Wall- / Wandhöhe ist angemessen? Wohngebiet in Autobahnnähe
6 2. Rechtlicher Hintergrund 41 BImSchG (1) Bei dem Bau oder der wesentlichen Änderung öffentlicher Straßen sowie von Eisenbahnen, Magnetschwebebahnen und Straßenbahnen ist unbeschadet des 50 sicherzustellen, dass durch diese keine schädlichen Umwelteinwirkungen durch Verkehrsgeräusche hervorgerufen werden können, die nach dem Stand der Technik vermeidbar sind. Technisch ist (fast) alles machbar, nur eben oftmals sehr teuer! (2) Absatz 1 gilt nicht, soweit die Kosten der Schutzmaßnahme außer Verhältnis zu dem angestrebten Schutzzweck stehen würden. Wie ist das zu interpretieren???
7 2. Rechtlicher Hintergrund Schallmodelle immer genauer (DGM, LoD, ALKIS ) Schallberechnungen immer genauer (RLS-20xx, CNOSSOS, SoundPLAN ) Ergebnisbewertung immer noch schwammig (kein bundeseinheitliches Bewertungsverfahren)
8 2. Rechtlicher Hintergrund Frühere Praxis: Bitte suchen Sie sich das Passende raus! Fällt aus Kosten- Nutzen- Optimierung Lärmschutz
9 2. Rechtlicher Hintergrund Doch Vorsicht - unterschiedliche Verfahren können zu deutlich unterschiedlichen Ergebnissen / Vorzugslösungen führen! Bachelorarbeit FH Erfurt (2013) Vergleich verschiedener Verfahren an einem realitätsnahen Beispiel optimale Höhe Lärmschutzwall variiert zwischen 5,00-10,00 m!
10 2. Rechtlicher Hintergrund Gegenwärtiger Stand: Gerichtsurteil BVerwG 9 A Vergleich Kosten aktiv / passiv unzulässig Ausgangspunkt Vollschutz Erst dann schrittweise Abschläge möglich Lärmschutzkonzept Ermittlung der maximalen Verbesserung der Lärmsituation mit gerade noch verhältnismäßigem Aufwand Beachtung Gleichbehandlungsgrundsatz Bewertungskriterien Vorbelastung Schutzbedürftigkeit und Größe des Gebietes Zahl der betroffenen Personen Ausmaß der Grenzwertüberschreitungen Wertverlust der Grundstücke Kosten je Schutzfall Einzelfallentscheidung!
11 3. Lärmschutzkosten Herstellungskosten Erhaltungskosten! Gesamtkosten Lärmschutz
12 3. Lärmschutzkosten Herstellungskosten Ermittlung Quadrat- / Kubikmeter-Preise Regionale / zeitliche Schwankungen Materialabhängigkeit (Beton / Glas ) Orientierung Durchschnittspreise Statistik des Lärmschutzes an Bundesfernstraßen 20xx Evtl. Zusatzkosten für abgeknickte / gewölbte / sehr hohe Wände Evtl. Kostenreduzierung durch Überschussmassen...
13 3. Lärmschutzkosten Erhaltungskosten Kapitalisierte Kosten für Unterhalt + Erneuerung Ablösungsbeträge- Berechnungsverordnung (ABBV) Berücksichtigung unterschiedlicher Nutzungsdauer (z. B. OPA 8 Jahre) Berücksichtigung unterschiedlicher jährlicher Unterhaltungskosten
14 4. Schutzzweck Schutzzweck Vermeidung schädlicher Lärmbelastungen auf die Nachbarschaft, d. h. den Menschen Getrennte Betrachtung Zeitbereiche Tag und Nacht Beschreibung durch Schutzfälle (Gebäude / Außenwohnbereiche mit Grenzwertüberschreitung) Definition Schutzfall?! Gebäude Variante 1: Immissionsort pro Fassade und Geschoss Gebäude Variante 2: Wohnung / Wohneinheit Gebäude Variante 3: Wohnhaus Außenwohnbereiche (Balkone, Gärten ) berücksichtigen! Zielstellung: Lösung möglichst vieler Schutzfälle durch Grenzwerteinhaltung
15 5. Lärmschutzkonzept Schritt 1: Ermittlung Vollschutzvariante Vollständige Einhaltung aller Grenzwerte Vollständige Lösung aller Schutzfälle Falls nicht realisierbar und / oder zu teuer Schritt 2: Ermittlung Alternativ-Varianten mit Herstellungs- / Erhaltungs- / Gesamtkosten Kür Pflich ht Anzahl der gelösten Schutzfälle, Häuser, Außenwohnbereiche Kosten je gelöster Schutzfall Anzahl der verbleibenden Schutzfälle Höhe der verbleibenden Grenzwertüberschreitungen Erreichbare Pegelminderungen Lautheitsgewicht (EWS-97) Effektivität - Maß für die Wirksamkeit (Umfang der Zielerreichung) Effizienz - Maß für die Wirtschaftlichkeit (Aufwand für Zielerreichung) Kosten passiver Schallschutzmaßnahmen usw.
16 5. Lärmschutzkonzept Verlauf Effektivität und Effizienz gegensätzlich Einführung Verhältnismäßigkeitswert (Produkt Effektivität * Effizienz) Ermittlung einer möglichst hohen Effektivität bei gerade noch vertretbarer Effizienz Quelle: Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr
17 5. Lärmschutzkonzept Schritt 3: Ermittlung der wirtschaftlichsten Variante Variante mit den besten wirtschaftlichen Kennziffern, z. B. Verhältnismäßigkeitswert Schritt 4: Wahl der optimalen Variante Prüfung der technischen Realisierbarkeit Gibt es andere Varianten mit ähnlich guten Kennwerten? Werden Pegelminderungen 3 db(a) erreicht? Welche Lärmschutzmaßnahmen gibt es bereits im Umfeld? (Gleichbehandlungsgrundsatz) Abwägung mit weiteren Kriterien, beispielsweise Vorbelastungen, Gebietsnutzungen, Landschaftsbild, Städtebau, Naturschutz, Verschattung usw. Schritt 5: Fertig hoffentlich funktioniert das!
18 5. Lärmschutzkonzept Stellschrauben Definition Schutzfall? Berücksichtigung Außenwohnbereiche? Kostenansätze Lärmschutzmaßnahmen? Berücksichtigung Erhaltungskosten? Ermittlung Überstandslänge Lärmschutzwände/-wälle? Berücksichtigung passiver Schallschutz? Ansprüche meist nur nachts Kenntnis Raumnutzungen, Außenbauteile, Schalldämmmaße? Abschätzung Umfang notwendiger Schallschutzfenster / Schalldämmlüfter, Dach-/Wandverstärkungen? Kostenansätze? Teilweise sehr großer Einfluss auf das Ergebnis Bitte gefühlvoll drehen!!!
19 6. Beispiele Lösung Problemfall (1) Einzelnes Wohnhaus im Gewerbegebiet Taggrenzwert eingehalten 3 Schutzfälle Nacht Vollschutz möglich mit LSW l=100 m, h=2,00 m Kosten pro Schutzfall stehen nicht im Verhältnis zum Schutzzweck Gewählte Lösung: Passiver Schallschutz
20 6. Beispiele Lösung Problemfall (2) 262 Schutzfälle Tag (34 Außenwohnbereiche) Schutzfälle Nacht Vollschutz möglich mit LSW l=880 m, h=10,00 m Wirtschaftlichste Variante LSW l=880 m, h=3,00 m Einhaltung Taggrenzwert möglich mit LSW l=880 m, h=2,00 m Gewählte Lösung: LSW l=880 m, h=5,00 m + Passiver Schallschutz (37 Wohnhäuser nachts) usw.
21 7. Fazit / Ausblick Bundesweit einheitliches Bewertungsverfahren nicht in Sicht Vorgehensweise stark abhängig von Projektbedingungen Gutachter Einzelfallbetrachtung Größerer Handlungsspielraum Lösung diskussionswürdig / angreifbar Da bleibt weiterhin nur: Verantwortungsvolles Handeln mit Sachverstand, Ortskenntnis und Fingerspitzengefühl
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