Vor-vor-vor-Bemerkung Harald Klimenta Tobin-Steuer
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- Kerstin Stieber
- vor 8 Jahren
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1 Vor-vor-vor-Bemerkung
2 Politische Entwicklungen der nahen Vergangenheit UN-Entwicklungsprogramm UNDP entdeckt 1996 Tobin- Steuer neu USA droht mit Entzug der Gelder Wichtiger argumentativer Anknüpfungspunkt: Finanzierung der UN-MDGs (Halbierung d. Armut bis 2015, Primärschulbildung, Kinder- u. Müttersterblichkeit senken, Aufbau von Entwicklungspartnerschaften, ) Jeffrey Sachs: Dazu muss ODA auf 135 Mrd. ansteigen mit herkömmlicher Finanzierung nicht zu schaffen BMZ-Studie 2002: Tobin machbar, v.a. erweitert zu CTT (Spahn-Studie)
3 Politische Entwicklungen der nahen Vergangenheit: Belgien beschließt Gesetz zu CTT 2004 Landau-Bericht int. Steuern als logische Konsequenz der Globalisierung Lula-Gruppe legt vor UN-Vollversammlung (September 2004) Bericht vor, der int. Steuern prüft (Rapport Quadripartite) 113 Staaten unterschreiben Resolution auf Basis dieses Berichtes, der u. a. auch Devisenumsatzsteuer zur Entwicklungsfinanzierung vorschlägt
4 Politische Entwicklungen der nahen Vergangenheit 2005 Davos 2005: Schröder spricht von internationalen Steuern IWF-WB-Frühjahrestagung 2005: int. Steuern auf Tagesordnung, AGs machen Vorschläge, um Probleme zu lösen! 2005: Zunehmende Debatte über Flugverkehrsabgabe, Nebelkerze IFF (v. a. G8 in Gleneagles 2005) : Paris: Konferenz zu Internationale Steuern 18 Länder pro Flugticketabgabe: Brasilien, Chile, Elfenbeinküste, Frankreich, Jordanien, Kongo, Luxemburg, Madagaskar, Mauritius, Nikaragua, Norwegen, Zypern. Pilotgruppe für Solidaritätsbeiträge zugunsten von Entwicklung (38 Länder) Frankreich: AG zu CTT, Steuerflucht Juni 2006: Nachfolgekonferenz in Brasilia 2007: Norwegen
5 Das politische Gewicht dieser Entwicklungen Diskurs prinzipiell globalisierungskritisch: Steuerflucht, Steuersenkungswettbewerb und Steuerungsverlust der Nationalstaaten werden als Problem anerkannt und international angegangen Eingeständnis: Neoliberale Gestaltung löst Entwicklungsungleichheiten nicht auf Interessenskonflikte in der G7 werden artikuliert Soziale Bewegungen bekommen mehr Gewicht Es wird zusehends anerkannt, dass Globalisierung einen Rahmen benötigt!
6 Vor-Vor-Bemerkung CO2-Steuer: Instabilitäten erzeugen / nutzen Ende Aktion Flugticketabgabe: Dicke Bretter bohren Breite-Tiefe-Problem
7 Vorbemerkung: Strategien und Erfolgsbedingungen für soziale Bewegungen Quelle: Felix Kolb, Soziale Bewegungen und politischer Wandel. Hrsg: Deutscher Naturschutzring, Kurs Zukunftspiloten, Bonn Nebst Aktionen: Lehren und lernen 2. Nur großer Protest hat durchgreifende Wirkung 3. Nicht verzetteln 4. Fenster der Veränderung nutzen 5. Einen Elitenkonflikt erzeugen 6. Immer wieder neue Aktionsformen ausprobieren 7. Die Bevölkerung als Unterstützer gewinnen 8. Langfristig orientieren 9. Eine verständliche Vision entwickeln
8 Die Besteuerung von Finanzaktivitäten
9 Die Besteuerung von Finanzaktivitäten Aufbau: 1. Überblick zur Besteuerung v. Finanzaktivitäten 2. Die Erweiterung der TT zur CTT (Spahn-Modell) 3. Fakten zu Devisenmärkten und Währungskrisen
10 Die Besteuerung von Finanzaktivitäten: Überblick über diskutierte Steuern Besteuerung des Sekundärhandels mit Aktien u. Wertpapieren Aktienhandel = ca. 210 Mrd. USD /Tag Anleihenhandel = ca. 840 Mrd. USD/Tag Steuersatz von 0,005 % ca. 10 Mrd. USD /Jahr Besteuerung von Finanztransaktionen mit Steueroasen, Offshore- Zentren, Ländern mit Bankgeheimnis, Steuerdumper Neue Wege im Zuge der Globalisierung: Sondergewinnsteuer f. TNCs Harmonisierung v. Steuern (Gewinn, Zins) Besteuerung in Abh. d. Kapitalrenditen: 1 % Kapitalrendite Steuersatz 30 % 10 % Kapitalrendite Steuersatz 100 % Shareholder-Value-Denken passé
11 Die Besteuerung von Finanzaktivitäten: Überblick über diskutierte Steuern Besteuerung von Portfolioinvestitionen Grenzüberschreitende Kurzzeitinvestitionen ohne Anspruch auf Mitsprache Verteuern! 25 % 190 Mrd.? Besteuerung von ADI: Ca. 800 Mrd. jährlich, überwiegend in IL, überwiegend Übernahmen Steuersatz von 10 % 80 Mrd. Steuern der ADI! Bestimmte Bereiche verteuern/ausnehmen ADI in EL Besteuerung von Devisentransaktionen
12 Ein Blick auf Wechselkurssysteme
13 Ergänzung: Das magische Dreieck Fest oder Flexibel? Nicht alle drei Ziele gleichzeitig zu erreichen: Wechselkursstabilität Autonome Geld-/Zinspolitik Kapitalverkehrsfreiheit
14 Probleme mit starren Wechselkursen Mexiko 1994 Die Südostasien-Krise 1997 Russland 1998 Brasilien 1999 Argentinien 2002 Deutschland 1931 Wiedervereinigung 1990 Schlacht um das EWS 1992 Europa? Und: keine eigenständige Zinspolitik
15 Probleme mit flexiblen Wechselkursen Volatilität, Spekulation Abweichen von Fundamentals (nicht ausgeglichene Leistungsbilanzen) Wechselkurssicherung verteuert Handel Geringere Wirksamkeit von Fiskalpolitik Länder des Südens: Verteuert Kapital Erhöht Investitionsunsicherheit Extreme Schwankungen bei einer einzigen größeren Transaktion Eigenständige Zinspolitik theoretisch möglich, aber Monetarismus: Geldwertstabilität als höchstes Ziel
16 Fest oder flexibel? Anpassungen fixierter Wechselkurse = Schwer! Lobbys für Auf- und Abwertungen existieren gleichzeitig Goldene Lösung: Internationals Währungssystem Weitere nationalstaatliche Wege: Kapitalverkehrskontrollen Bardepotpflicht Managed Floating (Bofinger) Trotz systematischer Zentralbankinterventionen relativ eigenständige Zinspolitik d. Länder. Real existierende Praxis CTT: Schritt hin zu internationaler Kooperation
17 ? Probleme? Gleichgewicht und Wachstumswahn in diesem Finanzsystem? Krisenanfälligkeit dieses Finanzsystems Statt CTT: Internationalismus? Bretton Woods II Regulieren oder steuern? Devisenkontrollen
18 Ein Blick auf die Devisenmärkte
19 Devisenmärkte kleine Vertiefung Normalsterblicher tauscht 100 durch 15 Währungen 50 ct Rest Devisenhändler: Keine Gebühren $- -Handelsmarge im Bereich 1 Basispunkt Geld-Brief-Kursschwankung um < 0,01 % führt bereits zu Handelsaktivitäten
20 Devisenmärkte kleine Vertiefung Hauptakteure: wenige Großbanken (ca. 83 % Interbankengeschäfte) 1977: 28.5 % des Devisenhandels für Warenhandel Umsatzwachstum zwischen 1979 und 1994: Devisen %, Waren % Devisenumsatz 2005: ca Mrd. US-$ pro Handelstag ca. 3 % für Warenhandel ca. 20 % Sicherungsgeschäfte, Rest: Liquiditätshandel u. Spekulation
21 Liquidität? Ständig müssen Menschen bereit sein, Währungen zu kaufen oder zu verkaufen. Sonst könnte ein einziges größeres Devisengeschäft den Wechselkurs erheblich verändern market-maker sind notwendig Liquidität verringert Marge und Volatilität und stabilisiert Wechselkurse tendenziell Liquiditätshändler orientieren sich am aktuellen Kurs, sie wollen offene Positionen schließen Banken halten Devisen und wollen Risiken minimieren, deshalb betreiben sie auf Devisenmärkten Kurssicherungsgeschäfte ( Hedging )
22 Devisenmärkte kleine Vertiefung 80 % aller Transaktionen nach 1 Woche abgeschlossen (Hin- u. Rücktausch) Liquiditätshandel: Verringerung Abstand Geld- zu Briefkurs Market-Maker: hot-potato-trading Arbitrage: Risikolose Gewinne z. B. durch Ausnutzen v. Kursänderungen im Dreieck Spekulation
23 Arbitrage Risikolose Gewinnerzielung ist keine Spekulation! Tausche eine Währung über Dritte in andere. Arbitragegewinne nach Wechselkursverschiebungen Unterschiedliche Zinsniveaus in zwei Währungsräumen Termin- und Kassakurs fallen auseinander ( gedeckte Zinsparität )
24 Devisenspekulation Akteure: Kurzfristig: Noise-Trader, Chartisten, Einzelpersonen Mittelfristig: z. B. Hedge-Fonds (LTCM) Langfristig: Rentenfonds, Versicherungen (Variation v. Portfolios in Abhängigkeit der Währungsentwicklung, u.a.) Wesentlich f. Spekulation: Offene Positionen, u. u. Hebelwirkung über Kredite oder geringe Sicherheiten
25 Devisenmärkte kleine Vertiefung Probleme: Noise-Trader, Arbitrageure handeln ohne jeden Bezug zu Fundamentaldaten Geschwindigkeit! Rückbindung der Kurse an Fundamentals wird immer kleiner Reduktion des Devisenumsatzes Größerer Geld-Brief-Kursabstand
26 Die CTT (Currency transaction tax)
27 Die CTT Zwei Teile, die einander ergänzen: 1. : winziger Steuersatz, Wirkung v. a. bei kurzfristigen Währungsgeschäften 2. ERND: Exchange-Rate normalization duty: Steuersatz normalerweise 0, bei hohen Kursausschlägen aber z. B. 100 % Wirkung bei langfristiger Devisenspekulation
28 Die : Eine Erfolgsgeschichte zur Halbzeit Vorschlag 1978, wiederentdeckt 1996 FAZ 1996: Erdumspannender orwellscher Überwachungsstaat Erweitert zur Currency Trasaction Tax (CTT) Belgien: Gesetzt beschlossen Devisenmarktumsätze: Ca Mrd. US-$/Tag winzige Steuersätze, hohe Einnahmen EU: 0,01 % ca. 17 Mrd. Welt: 0,1 % ca. 125 Mrd. Sand im Getriebe? Oder nur Einnahmen für Entwicklungsfinanzierung?
29 Tobin Tax: Ausgangsproblem Noise Trading: Gewinn von 0.01 % in drei Stunden --> entspricht 30 % Jahresrendite auf Kapital Geringste Zinsänderung in einem Land führt sofort zu umfangreichen Kapitalflüssen Problemlösung: Winzige Umsatzsteuer auf Devisentransaktionen
30 Tobin Tax: Wirkung Verteuert jede Devisentransaktion kurzfristiger Devisenhandel wird unrentabler Reduktion der Zahl der Transaktionen...allesmögliche wird besteuert, warum ausgerechnet Devisentransaktionen ausgenommen?
31 ERND: Exchange-Rate Normalization Duty Definition eines Korridors erlaubter Wechselkurse durch Computerprogramm anhand vergangener Kurse Keine großen Sprünge möglich Langsame Veränderung automatisch Wenn Wechselkurs Korridor verläßt: Strafsteuer bis 100 %
32 Devisentransaktionssteuer CTT Zwei Steuersätze: a. niedrig innerhalb des Korridors b. höher bis prohibitiv bei Überschreitung CTT Wechselkurs CTT Qeulle: Peter Wahl, WEED
33 Devisentransaktionssteuer CTT Zweiter Steuersatz 100 % Kurs bleibt im Korridor CTT Wechselkurs CTT Quelle: WEED PeWa, eigene Veränderungen
34 Ziel der CTT Hohe Einnahmen realisieren Wechselkurse stabilisieren Kurzfristige und langfristige Devisenspekulation reduzieren Währungskrisen vermeiden Umverteilung zwischen Real- und Finanzwirtschaft Systemische Veränderungen unserer Auffassung von Globalisierung: Kooperation zwischen Staaten Verringerung der Wahrscheinlichkeit großer und langanhaltender Abweichungen von vernünftigen Wechselkursen Hoffnung auf Zinshoheit etwas mehr bei Zentralbanken Abschöpfen von Spekulationsgewinnen Erhöhung der Möglichkeiten einer unabhängigen Zinspolitik
35 Höhe des Steuersatzes einer CTT Hoher Steuersatz: Beschränkung der Liquidität und Überwälzen der Kosten auf Nicht-Banken Abstand zw. Brief- (Verkaufs-) u. Kassakurs einer Währung (Marge) würde steigen Momentan USD-EUR: 1 Basispunkt = 0,01 % höherer Steuersatz erhöht Marge Erstmal mit niedrigem Steuersatz argumentieren und experimentieren Steuern auf Kassa- und Termingeschäfte (Spahn: bis 1 Monat) Marge nimmt nicht zwangsläufig mit sinkender Liquidität zu! Vertrauen in Währungspolitik Gewisse Zunahme der Marge irrelevant (USD-EUR-Markt auch 1995 ok.)
36 Aufkommen aus einer CTT Selbst bei winzigen Steuersätzen 17 Mrd. allein in Europa Bei den Finanzbehörden der Länder Erst im zweiten Schritt an multilaterale Organisationen Aufkommen hängt aber von Kooperation anderer Länder ab, deshalb Pool wahrscheinlich Implementierung einer CTT Im wesentlichen Software Zunehmende Standardisierung im Währungshandel Berichtspflicht/Besteuerung der Händler und am Handelsplatz möglich
37 Ist die CTT realisierbar? 1. CTT muss nicht weltweit eingeführt werden: Devisenhandel in wenigen Zentren 2. Kleine Steuersätze: Nur große Finanzzentren innerhalb einer Zeitzone 3. Europa: London, Frankfurt, Amsterdam, Paris, Zürich 4. Implementierung: Computerprogramm schreiben und gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen 5. Ferne Utopie? - NEIN! Kanada, Frankreich, Belgien, Schweden, Norwegen, Österreich. Internationale Steuer Warum so wichtig? Kooperation zwischen den Staaten Beenden des neoliberalen Paradigmas Standortwettbewerb Verwendung: Entwicklungszusammenarbeit
38 Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt Lao Tse
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