EBA-Empfehlungen zur Behandlung von CVA Risiko

Transkript

1 Newsletter Handelsbuch - CVA FINANCIAL SERVICES April 2015 EBA-Empfehlungen zur Behandlung von CVA Risiko EBA Opinion, Report und Review von Credit Valuation Adjustment (CVA) Risiko Executive Summary Am veröffentlichte die European Banking Authority (EBA) ihre Empfehlungen an die Europäische Kommission für eine Überarbeitung der Kapitalunterlegung für CVA Risiken. Wie sich mit der Herausgabe dieses Berichts bestätigt hat, strebt die EBA Veränderungen der heutigen Umsetzung der Basel Vorgaben in der EU an. Inhaltlich lassen sich die Empfehlungen der EBA in drei Themenblöcke zusammenfassen: 1. Vereinheitlichung des regulatorischen CVA Risikos und des handelsrechtlichen CVAs, 2. Konsistenz der internationalen Umsetzung der Basel-Vorgaben und 3. Integration der Eigenkapitalunterlegung von CVA Risiken in das Marktrisikoframework. Eine von der EBA durchgeführte Data Collection Exercise, welche auf der freiwilligen Teilnahme von 32 Banken der EU basiert, fand bei der Ausarbeitung der insgesamt 16 Empfehlungen Berücksichtigung. Im Hinblick auf die Annäherung der regulatorischen Betrachtung von CVA an die handelsrechtliche Betrachtung von CVA, spricht sich die EBA für eine höhere Flexibilität bei der Methodenwahl für die Berechnung von Ausfallwahrscheinlichkeiten (PD), Loss Given Default (LGD) und Credit Spread Proxy-Hedges aus. Um eine Harmonisierung der Europäischen Eigenkapitalanforderrungen für CVA Risiken mit den Basel Vorgaben und deren Umsetzung in anderen Jurisdiktionen zu erreichen, schlägt die EBA eine Überarbeitung der europäischen Ausnahmen vor. Als Basis dieses Vorschlags dient eines der Ergebnisse der Data Collection Exercise, welches zeigt, dass von Transkationen mit Kontrahenten, die unter die oben genannten EU Ausnahmen fallen, materielle CVA Risiken ausgehen. Aufgrund dieser Erkenntnisse wird sowohl die generelle Überarbeitung der Ausnahmen vorgeschlagen, als auch ein aufsichtsrechtlicher Überprüfungsprozess für die Übergangszeit eingeleitet. Des Weiteren empfiehlt die EBA die Integration und Verknüpfung der Anforderungen an die Eigenkapitalunterlegung aus CVA Risiken mit den Anforderungen für Marktpreisrisiken gemäß den Ergebnissen des Fundamental Review of the Trading Book (FRTB, BCBS 265 und BCBS 305). Während der Großteil der vorgeschlagenen Maßnahmen erst der Umsetzung durch die Europäische Kommission bedarf oder eine Umsetzung im Rahmen des FRTB angestrebt wird, soll eine Berücksichtigung der materiellen CVA Risiken, welche aus Transaktionen mit nicht berücksichtigten Kontrahenten resultieren, in der Säule 2 bereits im Rahmen des SREP 2016 erfolgen. Weiter soll ein jährliches Monitoring dieser CVA Risiken schon in der Übergangsphase eingeführt werden. Inhalt Executive Summary Seite 1 Zentrale Aspekte der EBA Vorschläge Seite 2 Vereinheitlichung der regulatorischen und handelsrechtlichen CVA Betrachtung Konsistenz der internationalen Umsetzung der Basel-Vorgaben Integration des CVA Risikos in das Marktrisikoframework Ausblick Seite 3 Referenzen EBA Report on CVA, Februar Consultative Document Fundamental review of the trading book: outstanding issues, Basel Committee on Banking Supervision, Dezember 2014 "The standardised approach for measuring counterparty credit risk exposures, Basel Committee on Banking Supervision, März 2014

2 Newsletter CVA / Financial Services / April Zentrale Aspekte des neuen Konsultationspapiers Änderung der Kapitalberechnung im Hinblick auf Ausfallwahrscheinlichkeiten, Verlustquote und Proxymethoden Der Fokus der EBA Empfehlungen liegt auf einer Annährung der regulatorischen Vorschriften an die handelsrechtliche Berücksichtigung von CVA. Insbesondere die vorgeschlagene Flexibilität bei der Berücksichtigung von Single- Name Proxy Spreads von Mutterunternehmen, der Ermittlung von Ausfallwahrscheinlichkeiten und der Berücksichtigung der Seniorität von Netting-Sets bei der Verlustquotenbestimmung, räumt den Banken mehr Spielraum bei der Handhabung von CVA Risiken ein. Weiterer Freiraum soll Banken bei der Auswahl der Proxymethoden zur Ermittlung von Ausfallwahrscheinlichkeiten gegeben werden. Während die bisherige Methode auf Credit Spread Marktdaten von Peers (Bonität, Region und Industrie) des Kontrahenten basiert, sollen in der Zukunft auch alternative Methoden, wie zum Beispiel Ermittlung von Proxy Spreads basierend auf fundamentaleren Analysen des Kreditrisikos des Kontrahenten, die ausreichend begründet und dokumentiert sind, erlaubt werden. Überarbeitung der EU Ausnahmen Eine der wesentlichen Empfehlungen des EBA Reports ist die Aufhebung der EU Ausnahmenregelung, die im Rahmen der europäischen Umsetzung der Basel Vorgaben eingeführt wurden. Die bisher im CVA Risiko nicht berücksichtigten Transaktionen (Non-Financial Companies (NFCs), Central Counterparty Clearing Houses (CCPs), konzerninternen Kontrahenten, Pensionsfunds und Sovereigns) sollen in Zukunft in die Berechnung der Eigenkapitalunterlegung aus CVA Risiken mit eingeschlossen werden. Ergebnisse der EBA Data Collection Exercise zeigen deutlich, dass die Integration der EU Ausnahmen bzw. der nicht berücksichtigten Transaktionen zu materiellen CVA-Risikoänderungen um Faktoren von 2 bis 3 führen kann. Für eine bessere Steuerbarkeit dieser nicht berücksichtigten Risiken hat die EBA die Empfehlung ausgesprochen, zumindest materielle Risiken, welche unter den jetzigen Ausnahmeregelungen unberücksichtigt bleiben würden, in der Zukunft einer zusätzlichen aufsichtsrechtlichen Prüfung zu unterziehen und gegebenenfalls eine Kapitalunterlegung dieser Risiken durch die nationalen Aufsichtsbehörden zu fordern. Während dies zu einer Konsistenz der Behandlung mit anderen Marktteilnehmern, insbesondere aus den USA führt, kann diese Umstellung zu Änderungen in der Preisstellung von Banken durch die Berücksichtigung von erwarteten Kapitalkosten gegenüber den zuvor nicht berücksichtigten Kontrahenten führen. Banken sollten sich aus diesem Grund auf das Monitoring und die zusätzlichen einhergehenden Belastungen des ökonomischen Kapitals einstellen. Weitere Informationen bzgl. der Berücksichtigung der CVA Risiken im SREP Prozess sollen laut EBA im Laufe des Jahres 2015 veröffentlicht werden. Es ist davon auszugehen, dass früher oder später auch eine Änderung der europäischen Vorgaben hinsichtlich der Berücksichtigung der angesprochenen Risiken in Säule 1 erfolgen wird. Im Rahmen der Erstellung des Berichts analysierte die EBA die Behandlung von NFCs mit Sitz außerhalb der EU und zieht daraus den Schluss, dass es keine Gründe für eine unterschiedliche Behandlung von NFCs innerhalb und außerhalb der EU gibt. Demzufolge empfiehlt die EBA eine konsistente Behandlung von NFCs außerhalb und innerhalb der EU.

3 Newsletter CVA / Financial Services / April Integration des CVA Risikos in das Marktrisikoframework Viele Großbanken besitzen einen sogenannten CVA bzw. XVA Desk, der mit der Absicherung des handelsrechtlichen CVA beauftragt ist, d.h. neben Hedging von Credit Spread CVA Risiken wird auch das Exposure gegen Markpreisrisiken abgesichert. In den aktuellen regulatorischen Vorschriften bestehen keine Möglichkeiten, Hedging-Effekte aus Marktrisikohedges des handelsrechtlichen CVA in der Kapitalunterlegung für CVA- bzw. Marktrisiken zu berücksichtigen. Bedingt durch diese Außerachtlassung kann es aus dem Blickwinkel der regulatorischen Marktpreisrisikoberechnung zu der Existenz von ungehedgten Positionen führen, da dem Marktrisikohedge keine Gegenposition gegenübersteht. Um ökonomische Zusammenhänge, insbesondere im Kontext von Marktpreisrisiken, in der regulatorischen Behandlung des CVA Risikos besser zu reflektieren, wird die Definition von CVA Trading als eigenständiger Handelstisch im Rahmen des FRTB und die Integration von CVA Risiken als eine eigenständige Anforderung an die Kapitalunterlegung in das Marktrisikoframework, vorgeschlagen. Weiterhin soll sichergestellt werden, dass die Ergebnisse des FRTB berücksichtigt werden, Marktrisikohedges vereinfacht anerkannt werden, Proxy-hedging erlaubt wird und Institute mit fortgeschrittenem Ansatz ihre internen CVA Bewertungsmodelle bei der Berechnung der CVA Risiko Kapitalunterlegung verwenden dürfen. In der gegenwärtigen europäischen Umsetzung der Basel Vorgaben sind nur Single-Name CDS, die den Kontrahenten als Referenzidentität abbilden, und von den Behörden als geeignet empfundene Index CDS als Hedges für CVA Risiken zugelassen. Während nach den EBA Empfehlungen bei dem Standardansatz in Zukunft nur Single-Name CDS, Credit Linked Notes und Indices als Hedges berücksichtigt werden sollen, erfährt der fortgeschrittene Ansatz eine weitreichendere Änderung in der Definition der zu berücksichtigenden Absicherungsgeschäfte. Hier schlägt die EBA vor, generell Kreditderivate, mit der Ausnahme von Tranched oder Nth-to-Default Credit Default Swaps und Tranched Credit Linked Notes, als Hedges zuzulassen. Insgesamt würden diese Vorschläge das Hedgen des CVA Risikos für viele Banken attraktiver gestalten. Neben der Behandlung von Steuerungsaspekten von CVA Risiken führte die EBA eine Analyse der Stressperiodenwahl für die Stressed Value-at-Risk (SVaR) Komponente der Kapitalunterlegung der CVA Risiken durch. Bei der Analyse der Stressdaten stellte die EBA fest, dass einige Banken in der Stichprobe hauptsächlich durch Auswahl der Stressperiode die Kapitalunterlegung deutlich verringert hatten. Um dies in Zukunft zu verhindern, schlägt die EBA eine Überprüfung vor, die die Berücksichtigung der Daten aus dem Zeitraum Q bis Q sicherstellt. Ist dies nicht geschehen, kann die nationale Aufsichtsbehörde, nach Ermittlung der Auswirkungen, VaR Multiplikatoren größer drei vorschreiben, um eine potentielle Unterschätzung des CVA Risikos zu verhindern. Ausblick Die Vorschläge der EBA greifen zahlreiche Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge der Industrie und Politik bzgl. der europäischen Umsetzung regulatorischer Anforderungen von CVA Risiken auf. Insgesamt ist bei einer Umsetzung der vorgeschlagenen Änderungen auf Grund der künftigen Berücksichtigung bisheriger Ausnahmen mit einer materiellen Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen für Derivategeschäfte zu rechnen. Im

4 Newsletter CVA / Financial Services / April Gegenzug erfolgen eine erhöhte Flexibilität bei der Ermittlung der Eigenkapitalvorschriften und ein größerer Anreiz einer aktiven ökonomischen und regulatorischen Steuerung der CVA Risiken. Details bezüglich der inhaltlichen Umsetzung und des Zeitplans sind jedoch weitgehend offen. Die Ausgestaltung und Konsequenzen einer Integration der CVA Risiken in das Marktrisikoframework durch das FRTB sind abzuwarten. So erfolgte in dem im Dezember 2014 veröffentlichten 3. Konsultationspapier des Baseler Ausschusses Fundamental Review of the Trading Book: Outstanding Issues keine weitere Detaillierung der Behandlung von CVA Risiken. Mit einer Integration in das Marktrisikoframework ist bis zu einer Umsetzung des FRTB 2018 nicht zu rechnen. Hingegen ist bereits 2016 mit der Einführung der Überwachung der durch die Ausnahmen in der Berechnung der Kapitalunterlegung für CVA Risiken verursachten, materiellen Risiken zu rechnen. Eine Änderung in der Eigenkapitalunterlegung in Säule 1 wird voraussichtlich auch erst mit der Umsetzung des FRTB erfolgen. Des Weiteren sind Auswirkungen auf die Kapitalunterlegung aus CVA Risiken durch die Einführung des neuen Standardansatzes für die Ermittlung von Exposure aus Derivatepositionen (SA-CCR, BCBS279), dessen Einsatz das Basel Komitee ab dem 1. Januar 2017 vorsieht, zu erwarten. Eine Einflussnahme auf die Ausgestaltung der von der EBA vorgeschlagenen Änderungen für CVA Risiken ist allerdings unwahrscheinlich.

5 Newsletter CVA / Financial Services / April Impressum / Kontakt KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft THE SQUAIRE Am Flughafen Frankfurt am Main Dr. Daniel Sommer Partner, Financial Services T dsommer@kpmg.com Matthias Peter Partner, Financial Services T matthiaspeter@kpmg.com Janek Gallitschke Manager, Financial Services T jgallitschke@kpmg.com Franz Lorenz Manager, Financial Services T florenz@kpmg.com Die enthaltenen Informationen sind allgemeiner Natur und nicht auf die spezielle Situation einer Einzelperson oder einer juristischen Person ausgerichtet. Obwohl wir uns bemühen, zuverlässige und aktuelle Informationen zu liefern, können wir nicht garantieren, dass diese Informationen so zutreffend sind wie zum Zeitpunkt ihres Eingangs oder dass sie auch in Zukunft so zutreffend sein werden. Niemand sollte aufgrund dieser Informationen handeln ohne geeigneten fachlichen Rat und ohne gründliche Analyse der betreffenden Situation KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KPMG International Cooperative ( KPMG International ), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Rechte vorbehalten. Der Name KPMG, das Logo und cutting through complexity sind eingetragene Markenzeichen von KPMG International.