Buchsbaumzünsler - ein Schädling erobert Europa
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- Hetty Hase
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1 Buchsbaumzünsler - ein Schädling erobert Europa Der Buchsbaumzünsler (lat. Cydalima perspectalis) ist eine in Europa ursprünglich nicht heimische Kleinschmetterlingsart (Neozoen; Aliens). Der Falter ist in seiner Entwicklung auf Buchsbäume angewiesen und ernährt sich von den Blättern und Zweigen der Buchsbäume. Ursprünglich in Ostasien beheimatet, wurde der Buchsbaum-zünsler erstmals 2006 in Deutschland (Oberrheinregion bei Basel) gemeldet und breitet sich seitdem in rasantem Tempo in ganz Europa aus. Die Art wurde vermutlich durch den internationalen Handel mit Baumschulpflanzen in Europa eingeschleppt. Mittlerweile findet man den Falter in unterschiedlichsten europäischen Staaten wie Schweiz, Niederlande, Belgien, Frankreich, Dänemark, Großbritannien, Öster-reich, Spanien uvm. Da Buchsbaumzünsler in Europa keine natürlichen Feinde haben und z.b. Vögel die Raupen/Schmetterlinge nur vereinzelt fressen, kann sich der Falter fast ungehindert in Europa ausbreiten. Bei Befall eines Buchsbaumes kann dieser durch den Falter so stark geschädigt werden, dass der Buchsbaum abstirbt. Daher ist eine schnelle und gezielte Bekämpfung des Buchsbaumzünslers von großer Bedeutung, auch damit die ungehinderte Ausbreitung der Art in Europa eingedämmt wird. Aussehen des Buchsbaumzünslers und Erkennung des Schadbildes Wichtig für eine erfolgreiche Bekämpfung des Buchsbaumzünslers ist zu allererst die sichere Erkennung des Schädlings. Denn ein nicht erkannter Befall kann schnell unkontrollierbar werden und weitere Buchsbäume in der Umgebung in Mitleidenschaft ziehen.
2 Die folgende Tabelle gibt eine Bestimmungshilfe zum Aussehen des Buchsbaumzünslers und des Schadbildes: Stadium Merkmale Falter Flügelspannweite mm Körper: ca. 25 mm lang, meist weiß bis hellbeige mit zwei braunen Streifen und tw. brauner Hinterleibsspitze (auch dunkel gefärbte Varianten möglich) Flügel weiß mit braunem Außenrand (auch Falter mit braunen Flügeln und weißen Punkten) und markanter brauner Farbausbuchtung in das Mittelfeld des Vorderflügels und halbmondförmiger weißer Umrandung Fühler: grau, Länge entspricht etwa der Körperlänge Raupen mm lang (im Winter deutlich kleiner) Körper: gelb-grün mit zwei schwarz-weißen Längsstreifen und schwarzen Punkten Große, schwarze Kopfkapsel 3 Beinpaare, 4 Bauchbeinpaare, 1 Paar Nachschieber Raupen-Kot Gelb-grüne bis hellbraune, später bräunliche, etwa 2mm große Kotkugeln Kot in den Büschen oft als Haufen im Gespinst hängend Bei starkem Befall am Boden dichte Kotvorkommen Gespinst Feine gräuliche Gespinste, Kokons und Raupenfäden im gesamten Buchsbaum vorzufinden Gespinste/Kokons dienen den Raupen/Puppen als Schutz Überwinterung Überwinterung als junge, kleine Raupe (tw. nur 4 mm lang) eingesponnen in Kokons (Gespinst aus Fäden der Raupen) Überwinterungskokon wird zwischen mehreren zusammengesponnenen Blättern angelegt Kokon bietet den Raupen Schutz vor Witterungseinflüssen Puppen Puppen: ca. 25 mm lang Ovale Form, Kopfende rundlich, Hinterleibsende spitz zulaufend Farbe anfangs den Raupen ähnelnd, mit zunehmender Reife gräulich-braun Verlassene Puppen hellfarbig Aussehen befallenener Buchsbäume Blätter: bei Befall durch Jungraupen wird nur die obere Blattschicht abgefressen, das Blatt erscheint durchsichtig pergamentartig; ältere Raupen fressen das gesamte Blatt bis auf die Blattrippen/den Stiel Zweige: bei Mangel an Blättern wird auch die grüne Rinde der Zweige gefressen, die Zweige sterben ab Buchs: ein stark befallener Buchsbaum sieht hellbeige aus und ist bedeckt mit Raupenfäden und Gespinsten, überall ist Kot zu finden
3 Lebensweise und Auftritt des Buchsbaumzünsler im Jahresverlauf Buchsbaumzünsler überwintern als kleine Jungraupen mit nur ca. 4-7 mm Körperlänge (Larvenstadium L3-L4). Sie schützen sich vor Witterungseinflüssen, indem sich die Raupen zwischen mehreren Buchsblättern einspinnen und einen Kokon bauen. Etwa im März bei ansteigenden Temperaturen beginnen die überwinterten Raupen mit dem Fraß von Buchsblättern und Ästen. Die Raupe durchläuft in 3 bis 10 Wochen (abhängig von der Außentemperatur) 6-7 Häutungen (Larvenstadien L1-L7) bis zum erwachsenen Tier. In diesem Zeitraum kann eine einzige Raupe über 40 Buchsblätter fressen. Zur Verpuppung bauen sich die erwachsenen Raupen aus den Gespinstfäden einen Kokon. Das Puppenstadium dauert im Sommer etwa 1 Woche bis die Falter schlüpfen. Die nachtaktiven Falter leben etwa 8-9 Tage. In dieser Zeit halten sich die Falter nicht in Buchsbäumen auf, nutzen die Buchsbäume aber zur Eiablage. Die Weibchen suchen gezielt nach noch nicht befallenen Buchsbäumen und legen dort etwa Eier an der Unterseite der Blätter. Innerhalb von nur 3 Tagen schlüpfen die neuen Jungraupen aus den Eiern. Während eines Jahres kann dieser Lebenszyklus zwei bis vier Mal durchlaufen werden. Das heißt, es können in einem Jahr bis zu vier Buchsbaumzünsler-Generationen auftreten. Diese Grafik verdeutlicht die Entwicklungsstadien im Jahresverlauf:
4 Bekämpfungsmaßnahmen Buchsbaumzünsler sind wirtschaftlich bedeutende Schädlinge, da sich bisher ihrer Verbreitung in Europa keine natürlichen Gegenspieler in die Wege stellen. Die Ausbreitung dieses Schädlings erfolgt nicht nur durch natürliche Verbreitung der schon etablierten Populationen, sondern häufig auch durch Unwissenheit des Menschen. Leider werden selbst von den grünen Märkten des Öfteren noch befallene Buchsbäume zum Verkauf angeboten. Daher ist eine sichere Erkennung eines Befalls ausschlaggebend, damit man keine weitere Verbreitung forciert und sich der Zünsler in einer Gegend nicht weiter ausbreiten kann. Da Buchsbaumzünsler sehr früh im Jahr schon als Jungraupen das Fressen anfangen und ihr Entwicklungszyklus relativ schnell abläuft, muss bei einem Befall mit der Bekämpfung schon früh im Jahr (ab Auftreten der ersten fressenden Raupen etwa im März) begonnen werden. Mechanische Bekämpfungsmethoden Wenn der Befall noch nicht zu groß ist, dann kann das Absammeln der vorhandenen Raupen und Puppen erfolgsversprechend sein. Das bedeutet jedoch, dass alle Buchsbäume frühzeitig über die ganze Saison (März bis Oktober) wiederholt begutachtet werden müssen. Dieses ist meist unmöglich, wenn große Buchsbestände vorhanden sind; eine ausreichend sichere Begutachtung kann hierbei nicht mehr erfolgen. Alternativ hat sich der Einsatz von z.b. Laubblasgeräten und Hochdruckreinigern als hinreichend erfolgreich gezeigt. Aber auch hier kommt man bei einem großen Bestand und bei 2- bis 4-maligem Einsatz pro Saison schnell an seine Grenzen. Wenn ein Buchsbaum stark befallen ist, dann kann ein Rückschnitt der Pflanze ein Absterben verhindern. Dieses sollte entweder kurz nach der Eiablage erfolgen oder nach einem starken Fraßschaden. Da Jungraupen schon etwa 3 Tage nach der Eiablage schlüpfen, muss man den Befall sehr gut im Auge behalten, um den Rückschnitt nicht schon zu spät durchzuführen. Nach einem Fraßschaden kann ein totaler Rückschnitt erfolgen, die Pflanze wird danach wieder nachwachsen. Wichtig ist aber, die Pflanze vor erneutem Befall zu schützen. Insektizide Meist helfen aber doch nur Insektizide, um einen starken Befall erfolgreich zu bekämpfen. Dabei sollte man jedoch gründlich abwägen, ob eine Behandlung mit chemischen oder biologischen Pflanzenschutzmitteln erfolgen soll. Zudem muss man wissen, wie ein Insektizid wirkt. Fraßgift wirken nur, wenn das Pflanzenschutzmittel von dem Schädling aktiv aufgenommen (also gefressen) wird. Kontaktmittel wirken dem hingegen bei direktem Kontakt des Schädlings mit dem Insektizid. Da Fraßgifte und Kontaktmittel auf die Pflanzen aufgespritzt werden, können diese bei Nässe auch wieder von der Pflanze abgewaschen werden und verlieren somit ihre Wirksamkeit. Systemische Insektizide werden von der Pflanze über den Boden (teilweise auch über die Blätter) aufgenommen und verteilen sich in der gesamten Pflanze. Die Raupen nehmen das Mittel während des Fressens der Blätter und Zweige auf. Der Vorteil ist, dass das Insektizid überall in der Pflanze vorhanden ist und bei Nässe auch nicht abgewaschen wird.
5 Chemische Insektizide Der Einsatz von chemischen Insektiziden gegen den Buchsbaumzünsler ist gut möglich, wenn diese Insektizide für den entsprechenden Einsatz (professioneller Einsatz oder Einsatz im Haus- und Kleingartenbereich) zugelassen sind. Informationen zu den einsetzbaren Insektiziden mit Anwendungsempfehlungen bietet das Pflanzenschutz-Informationssystem ( Biologische Insektizide Alternativ und sehr erfolgreich lässt sich der Buchsbaumzünsler mit biologischen Insektiziden bekämpfen. XenTari ist ein biologisches Insektizid auf Basis von Bacillus thuringiensis subsp. aizawai, das die Selektivität biologischer Bekämpfungsmethoden mit leichter Anwendbarkeit verbindet. Bacillus thuringiensis (Bt) ist ein natürlich vorkommendes Bakterium, welches Insekten befällt und diese abtötet. Es gibt verschiedene Bakterienstämme, die sich durch ihre ausgeprägte Spezifität auszeichnen. So ist der im Produkt XenTari verwendete Bakterienstamm nur gegen freifressende Schmetterlingsraupen und Eulenraupen wirksam. Der Buchsbaumzünsler gehört zu den freifressenden Schmetterlingsraupen und ist somit sehr erfolgreich mit XenTari bekämpfbar. Die Raupen nehmen den Wirkstoff über gefressenen Pflanzenteile (Blätter, Zweige) auf Dadurch infizieren sich die Raupen mit spezifisch und hoch wirksamen Protoxinen Es erfolgt ein sehr schneller Fraßstop und ein Absterben der Raupen nach kürzester Zeit Wichtig ist jedoch, dass XenTari von den Raupen nur über die Nahrung aufgenommen werden kann. Das bedeutet, eine prophylaktische (also vorsorgliche) Behandlung der Buchsbäume mit XenTari (z.b. im Winter) ist nicht sinnvoll. Die Raupen würden XenTari nicht fressen und das Mittel würde entweder abgewaschen oder mit der Zeit seine Wirkung verlieren. Mit der Aufnahme von XenTari hört die Larve innerhalb weniger Minuten zu Fressen auf: 1. Bt-Protoxine (Proteinkristalle) lösen sich im Mitteldarm der Larve auf und werden aktiviert. 2. Die neu entstandenen Bt-Toxine greifen an Rezeptoren der Darmwand an. 3. Dies bedingt eine Zerstörung der Darmwand mit der Folge, dass Bt-Toxine in den Körper vermehrt eindringen. 4. Die Larve stirbt.
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